https://projekte.uni-erfurt.de/cosmo2020/web/summary/36/
Eine gering eingeschätzte Effektivität hängt mit einem generell negativen Gefühl gegenüber dem Impfstoff zusammen. Dies kann zu einem „Halo-Effekt“ führen, den wir auch beobachten: ein negatives Gefühl zu einem Impfstoff überschattet die Bewertung verschiedenster Eigenschaften eines Impfstoffs. Dies beobachten wir am Beispiel des AstraZenca Impfstoffs. Im Vergleich mit dem BioNTech-Impfstoff schneidet AstraZeneca auf allen Dimensionen (außer Knappheit) schlechter ab und wird als weniger sicher und weniger effektiv wahrgenommen. Die Impfbereitschaft für eine Impfung mit dem BioNTech-Impfstoff ist deutlich höher (64% vs. 39% für AstraZeneca). Wer überzeugt ist, dass ein Impfstoff sicher und ausreichend auf Sicherheit überprüft worden ist, ist eher impfbereit; dies gilt bei beiden Impfstoffen. Die Befragten unterscheiden beim AstraZeneca-Impfstoff nicht, ob die Krankheit oder schwere Verläufe verhindert werden, beides wird weniger angenommen als beim BioNTech-Impfstoff.
Befunde: 66% derjenigen, die sich prinzipiell impfen lassen würden, ist es (eher) wichtig, den Impfstoff auswählen zu können. Wahlfreiheit ist vor allem älteren Menschen wichtig. In einem Survey-Experiment wurde untersucht, wie sich eine eingeschränkte Wahlfreiheit auf die Impfbereitschaft auswirken könnte. Dabei wurde verglichen, ob die Einschränkung der Wahlfreiheit durch einen Lieferengpass bei eigentlich bestehender Wahlfreiheit zustande kam oder prinzipiell fehlender Wahlfreiheit und durch die Zuweisung durch Behörden. Auch wenn Personen sich ärgerten, wenn ihre Wahlfreiheit eingeschränkt wurde, blieb die Impfbereitschaft stabil. Aus welchem Grund die Wahlfreiheit eingeschränkt wurde wirkte sich nicht auf den Ärger oder die Impfbereitschaft aus. Wie wichtig es den Personen war, frei zu entscheiden, hatte ebenfalls keinen Einfluss.
https://projekte.uni-erfurt.de/cosmo2020/web/summary/39/
Jedoch ist das Vertrauen in die Sicherheit des AstraZeneca Impfstoffs geringer als das Vertrauen in COVID-Impfstoffe allgemein; das Vertrauen in die Sicherheit von AstraZeneca ist auch nochmal gesunken: 39% haben vollstes Vertrauen in die Sicherheit der AstraZeneca Impfung; 47% stimmen dem nicht zu. Es herrscht große Unsicherheit über die Wahrscheinlichkeit schwerer Impfnebenwirkungen: 40% hält sie für gering, 42% für hoch. Im Vergleich zum Jahresende 2020 ist jedoch die generelle Bereitschaft gestiegen, sich mit AstraZeneca impfen zu lassen, insbesondere bei Älteren und bei Männern.
https://projekte.uni-erfurt.de/cosmo2020/web/summary/40/
Befunde: Die Impfbereitschaft ist stabil bei ca. zwei Drittel geblieben. Auch an der Impfstoff-Präferenz hat sich über die letzten 4 Wochen nichts Wesentliches geändert: AstraZeneca wird von 1.4% der Befragten bevorzugt, etwa einem Viertel ist der Impfstoff egal, 51% bevorzugen BioNTech. Wenn die Corona-Impfung vom Hausarzt empfohlen wird, ist die Impfbereitschaft größer. Werden auch nur geringe Zweifel bei der Hausärzt/in wahrgenommen, ist die Impfbereitschaft deutlich geringer.
Mein Fazit: Aufklärungsarbeit zu AZ gescheitert.
https://projekte.uni-erfurt.de/cosmo2020/web/summary/41/
Ein weiteres Experiment hat eine Verbesserung der Risikokommunikation zum Vorkommen von Hirnvenenthrombosen nach einer AstraZeneca-Impfung untersucht. Die Befragten erhielten entweder keine Risikoinformation oder eine Grafik, die Intensivfälle durch COVID-19 in verschiedenen Altersstufen mit dem Auftreten von Hirnvenenthrombosen nach einer Impfung vergleicht. (siehe Abbildung ). Die Infografiken führten zu einer Verringerung des wahrgenommenen Risikos, das mit der AstraZeneca Impfung verbunden ist. Ob man die Grafiken gesehen hatte oder nicht wirkte sich jedoch nicht direkt auf die Impfbereitschaft aus. Allerdings waren Personen mit einer geringeren Risikowahrnehmung auch eher impfbereit.
Stehen mehrere Impfstoffe für eine Alters- und Vorerkrankungsgruppe zur Verfügung, werden diese bis zur ihrer jeweiligen maximalen Impfbereitschaft verimpft. Ist die Impfbereitschaft für einen Impfstoff erschöpft, kann in dieser Gruppe nur noch ein Impfstoff mit einer höheren Akzeptanz verimpft werden.
Das ist im Hinblick auf den Schutz der U60er immernoch effektiver, als sie in Prio 3 zu impfen.
Allerdings entsteht ein Gleichbehandlungsproblem zwischen AZ-Ablehnern, die in Prio 5 kämen, und AZ-Ablehnern, die einfach warten.
Ich verstehe, dass man es als Lust an Bestrafung von Blödheit auffassen kann. Ich sehe es aber als Prävention, Gefahrenvorsorge.
Beispiel: Brandschutz gibt es nicht, um Leute zu ärgern, die so blöd sind, ihn nicht zu wollen. Brandschutz gibt es, um Gefahren zu verringern.
Das ist ein Problem. Aber die Leute haben mit AZ doch ein vorbehaltslos zumutbares Impfangebot. Im besten Fall kommt es gar nicht dazu, dass die Person AZ ablehnt.
edit: Auch im schlechtesten Fall ist die Präventionsregel gerechtfertigt, weil die entscheidende Abwägung zugunsten der Interessen Thromboseprävention und Impffortschritt ausfällt.
Den Leuten wird eigentlich nicht die Prio genommen, sondern nur die (ziemlich willkürliche) Auswahl an Prio-Impfstoffen. Es bleibt ein Impfstoff, der für sie sehr, sehr gut ist.