Die Grundannahme des Beitrags, ein Drittel der Bevölkerung sind Impfgegner und seien damit unsolidarisch, ist falsch. Dazu unten mehr.
Ich finde außerdem, der Druck und die Stigmatisierung von Ungeimpften ist zu hoch. Das zeigt schon die Aufregung, mit in der Öffentlichkeit über die persönliche Impfentscheidung eines einzelnen Profisportlers diskutiert wurde. Hat der Präsident des PEI nichts besseres zu tun?
Mit der Impfung schützt man sich vor allem selbst und andere nur sehr wenig, Menschen die z.B. als Pflegende mit vulnerablen Gruppen zu tun haben, mal außen vor. Wer sich entscheidet, sich hier ins Risiko zu stellen, kann das tun und muss dann mit den Konsequenzen leben. Wer (wie ich) Angst hat, sich im Büro mit Corona anzustecken, kann sich selbst über die Impfung schützen.
Die Gesellschaft ist schon derart gespalten, dass wir nicht mehr Zwang brauchen, sondern mehr Verständnis für andere Meinungen. Sonst radikalisieren sich die Impfkritiker am Ende noch mehr. Ich finde es falsch, andere Menschen, die anderer Meinung sind, als dumm zu bezeichnen. Wir sind doch alle erwachsene Menschen, die unterschiedliche Erfahrungen gemacht haben und andere Ängste haben. Statistisch gesehen ist eine Flugreise viel sicherer als mit dem Auto. Trotzdem fürchten sich mehr Menschen vor dem Fliegen als vor dem Auto fahren.
Laut impfdashboard.de sind aktuell 77.3% der über 18-Jährigen geimpft.
Hinzu kommt eine Meldelücke von ca. 2-3 Prozent, macht rund 80% geimpfte Erwachsene, bleiben 20% potenzielle Impfgegner-
Von diesen haben ein paar Prozent die Krankheit schon durchgemacht. Leider kenne ich keine Statistik, wie viele Menschen genesen, aber nicht geimpft sind. Allerdings, bei wem das weniger als 6 Monate her ist, wird die Impfung nicht empfohlen. Für einige Menschen gibt es aus medizinischen Gründen keine Impfempfehlung, z. B. Schwangere bis zu 12. SSW, Allergien etc.
Beides zusammen in einer Größenordnung von 5%, bleiben also 15% „Impfgegner“.
Dann gibt es Menschen, die tatsächlich in einem zeitlichen Zusammenhang mit der Erstimpfung medizinische Probleme hatten und nun Angst vor der zweiten Spritze haben, ob begründet oder nicht sei mal dahingestellt. Ist für mich ein Grenzbereich, würde sie aber auch nicht als radikale Impfgegner und Verschwörungs-Erzähler einordnen. Immerhin haben sie sich ja für die erste Impfung entschieden
Dann gibt es Menschen, die sich prinzipiell impfen lassen wollen aber auf „Totimpfstoffe“ warten. Sehe ich anders, vor allem, weil noch nicht absehbar ist, wann diese verfügbar sind, halte sie aber auch nicht für radikale Impfgegner.
Am Ende bleibt ein harter Kern von 5%-10% wirklicher Impfgegner, Verschwörungsgläubigen usw. Diese, aber auch nur diese kann man als unsolidarisch bezeichnen. Aber wenn man sich das Wahlergebnis der AfD anschaut, ist die Nachricht, das 10% der Bevölkerung irgendwie radikal ist, auch nichts neues.
Bewusst ausgeklammert habe ich die Kinder und Jugendlichen. Zum einen, weil bei diesen nur ab 12 Jahren überhaupt eine Impfung möglich ist, zum anderen weil sie nicht selbst über die Impfung entscheiden. Das Risikoprofil Impfung vs. Coronainfektion ist außerdem ein ganz anderes, laut Stiko-Bericht vom 19.08.2021 gab es von Anfang der Pandemie bis Ende Juni nur 2 Todesfälle in Zusammenhang mit Covid-19 bei Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren und hier wäre dann auch noch die Frage zu stellen, ob überhaupt einen kausalen Zusammenhang gab.
Anstatt immer über die niedrige Impfquote zu wettern, sollten wir dankbar sein, wirksame Impfstoffe zu haben und uns freuen, dass sich 80% der Erwachsenen trotz aller Schwurbler haben impfen lassen und zwar mit Impfstoffen, für die noch immer nur eine Notfallzulassung bzw. bedingte Zulassung vorliegt.