Hohe Umfragewerte der AfD

Zu den Gründen für den Erfolg in Sonneberg gehört natürlich auch, dass die im Landkreis ansässigen Neonazi-Organisationen massiv für die AfD mobilsiiert haben. Und davon gibt es eine ganze Menge, Sonneberg ist immerhin als Betätigungsgebiet des Thüringer Heimatschutzes, von Blood & Honour, der Europäischen Aktion, mittlerweile auch vom Berliner „Volkslehrer“ Nicolai Nerling, der nun anscheinend auch dort wohnt und wählt, bekannt.

Gleichzeitig ist Sonneberg in den vergangenen Jahren Ziel der völkischen Landnahme geworden. Organisationen wie die gerade unter Beobachtung des Verfassungsschutzes gestellte „Initiative Zusammenrücken“ bewerben den Landkreis als Ansiedlungsgebiet von Rechtsextremen.

Diese Gründe zahlen allerdings leider nicht auf das Märchen von der guten deutschen Mitte ein, die von bösen Neonazis verführt wird.

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Die AFD wählen, weil die Linke pro Putin ist, erscheint doch recht unlogisch.

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Was heißt „gelernt“? Das ist ein Modell und was es abbildet ist unter bestimmten Voraussetzungen plausibel, das Problem ist, was es nicht abbildet. Zwei Punkte, die dabei ignoriert werden, sind die der Wählermobilisierung und die der Verteilung der Wähler über das politische Spektrum. Ein Kurs der nur zur Mitte strebt, wird mit der Zeit die Leute am eigenen äußeren Rand frustrieren und so zu geringerer Wählermobilisierung am Rand führen.

Im „Normalfall“ sind die Wähler in der Mitte zahlenmäßig relevanter, zumal die meisten „doppelt“ zählen (der Randwähler ist weg, der Wähler in der Mitte geht zur anderen Partei). In den USA scheint die Mitte aber implodiert zu sein. Vornehmlich die Republikaner haben ihre Anhänger durch das Targeting bestimmter emotional hoch aufgeladener Themen stark radikalisiert, so dass ein Wechsel eines Republikanerwählers zu den Demokraten heute fast ausgeschlossen ist. Es geht also fast nur noch darum, die eigenen Wähler zu mobilisieren und die des Gegners zu demobilisieren. Mobilisierung erreicht man man eher mit markigen Sprüchen als mit einer moderaten Rhetorik, Demobilisierung erreicht man, indem man mit Dreck wirft.

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Das ist denke ich ein relativ wichtiger Punkt.

Thüringen als Ganzes und der ländliche Bereich im Speziellen ist eben ein Neonazi-Hotspot. Selbst bei der Landtagswahl 2019 war die AfD mit 23,4% in Thüringen schon stärker als SPD (8,2%) und CDU (21,7%), lediglich die Linke war mit 31% noch stärker. Dass in einem Bundesland, in dem Linke und AfD zusammen über eine Mehrheit verfügen, ein massives Potenzial für die AfD besteht, ist kaum zu bestreiten. Und da die Linke seit 2019 massiv eingebrochen ist (nach den letzten Umfragen hat sie in Thüringen fast ein Drittel ihrer Stimmen verloren) ist auch klar, dass die AfD sehr stark wird.

Nach der letztem Umfrage in Thüringen würde die AfD aktuell die Wahl dort klar gewinnen (28%), gefolgt von der Linken (22%), der CDU (21%) und der SPD (11%), Grüne und FDP kämpfen mit der 5%-Hürde. Das ist leider die Realität in Thüringen. Und die Umfrage ist schon über zwei Monate alt, aktuell sieht es wohl wenn überhaupt nur schlechter aus.

Thüringen hat ein Nazi-Problem - und dieses Problem ist im ländlichen Bereich besonders stark ausgeprägt, damit auch in Sonneberg. Die von dir genannten Strukturen verschärfen diese Problematik noch.

Wenn man sich vor Augen führt, dass in Thüringen AfD und Linke zuletzt die dominanten Parteien waren, fällt auf, dass bei der Landratswahl in Sonneberg die Linke mit den Grünen zusammen eine Kandidatin aufgestellt hat und diese gemeinsame Kandidatin nur 4,4% der Stimmen bekommen hat. Das Nicht-Antreten eines profilierten Kandidaten der Linken war hier möglicherweise das größte Problem, da die gemeinsame Kandidatin eine Grüne war. Dass so viele Wähler, die sonst die Linke unterstützen, hier den AfD-Kandidaten unterstützt haben, statt die gemeinsame Kandidatin mit den Grünen, ist tatsächlich ein großes Problem, vor allem für die Linke. Es bestätigt den Verdacht, dass die Linke vor allem aus Protest-Gründen gegen die „West-Parteien“ gewählt wird und die AfD diese Protestwähler abgreifen konnte.

Ich fürchte jedenfalls, dass die AfD in weiten Teilen Thüringens Landratswahlen gewinnen könnte, wenn die Linke nicht antreten würde. Und das ist keine gute Perspektive… Trotzdem sollte man sich im Hinterkopf behalten, dass dieses Problem außerhalb Thüringens nicht in dieser Form besteht. Es ist eher das Phänomen, dass die AfD das Vakuum durch die Schwäche der Linken ausfüllt. In den meisten westdeutschen Bundesländern ist die AfD nur maximal halb so stark wie in Thüringen, das ist zumindest ein kleiner Trost.

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Auch das habe ich nicht geschrieben. Bitte nicht irgendetwas zusammenhangslos behaupten. Das ist doch keine Diskussionskultur. Passiert hier leider im Forum immer öfter gefühlt.

Ich habe deinen Punkt so verstanden dass die AFD Zuspruch erfährt weil die vermögensungerechtigkeit zu hoch ist und keine Partei außer der Linken die Verteilungsgerechtigkeit verbessern möchte diese aber wegen ihres Putin Kurses unwählbar sei. Wenn du das nicht gemeint hast, Was dann?

Genau das habe ich gesagt aber nicht AfD wird gewählt weil die Linke zu nah an Putin ist.

Folgender aktueller Beitrag bestätigt vieler der Aussagen hier:

Da verstehe ich ehrlich gesagt den Unterschied nicht.

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Einfach, aber verständlich:

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Dann sollte man es nicht kommentieren.

Warum nun in die Metaebene fliehen? Diskussionskultur?

Was genau willst Du denn zum Ausdruck bringen, wenn Du in einen Thread über hohe Umfragewerte der AfD schreibst:

später dann:

Mich würde nach wie vor interessieren ob und in welchem Zusammenhang die Putin Anhänglichkeit der Linken mit dem Höhenflug der AfD steht.

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Manchmal sagt ein Bild mehr als 1000 Worte.

Ich fand aber das Video von @Mike sehr hilfreich. Dass die AFD eben vor allem Nichtwähler mobilisieren kann.
Wer sich bisher in der politischen Landschaft nicht abgebildet fühlte, hat das Gefühl, die AFD würde ihm diese Stimme geben. Und das war ja auch eine Klientel, die die Linke versucht hat, anzusprechen. Das sind auch keine Leute, die sich Wahlprogramme durchlesen. Damit greift das Rechts-Links-Denken bei denen möglicherweise nicht in dem Maße.
Die regierenden Parteien haben in deren Sicht bewiesen, dass sie es nicht können (da gehört die Linke in Thüringen dazu). Zeit, jemand neuen die Chance zu geben.
Da sehe ich auch eine Gefahr für die 10% Kleinstparteienwähler. Wenn der Frust zu groß ist bleibt nur die AFD, wenn man ein Zeichen setzen will.

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Ich stimme dir grundsätzlich zu, was die politische Lage in Thüringen angeht, würde im Hinblick auf die kommunalen Wahlaussichten allerdings etwas ergänzen. Landratswahlen bzw. kommunale Wahlen insgesamt sind für die Linke generell ein schwieriges Pflaster. Die Linke stellt seit der letzten Landratswahl 2018 in den 22 Thüringer Landkreisen/Städten ja gerade mal drei Landräte/Landrätinnen, zwei davon wurden gemeinsam mit der SPD aufgestellt.

Immerhin: Einer dieser zwei mit der SPD aufgestellten Kandidaten gewann den Landratsposten im Landkreis Sonneberg. Allerdings ist Sonneberg tatsächlich eher CDU-Territorium. Die CDU stellte von 2006-2018 die Landrätin; alle Direktkandidatinnen für den Landtag seit 1990 kamen aus der CDU (fast immer mit über 40% gewählt); im Kreistag von Sonneberg dominiert seit 1999 die CDU (mit jeweils ca. 40% der Stimmen). Man sieht hier auch ganz gut den Unterschied zwischen Landes- und Kreisebene. Bei der Landtagswahl 2019 haben im Landkreis Sonneberg 30% für die Linke und 26% für die CDU gestimmt. Bei den gleichzeitig stattfindenden Kreistagswahlen bekam die CDU 37%, die Linke nur 20%. (Die Dominanz der Linken bei der Landtagswahl fiel ja auch deshalb so hoch aus, weil die in Umfragen stärkste Partei noch einen Boost bekommen hat, damit auf keinen Fall die AfD stärkste Partei wird.)

Eigentlich ist Sonneberg also ein politisches Umfeld, in dem die CDU bei lokalen Wahlen favorisiert sein müsste. Zumal dann, wenn ihr Kandidat in der Stichwahl von allen anderen Parteien unterstützt wird. Dieser Kandidat hat allerdings im Wahlkampf auch gesagt, er würde im Falle eines AfD-Siegs ganz normal mit dieser Partei zusammenarbeiten. Er hat auch einige Aussagen getätigt, die durchaus AfD-Narrative aufnehmen und damit etwa seinen Parteichef Mario Voigt gespiegelt, der von der „Heizungs-Stasi“ gesprochen hat. Und natürlich versuchen Teile der CDU in Thüringen schon länger, in Richtung der AfD zu drängen. Die Junge Union Sonneberg hat zum Wahlsieg der AfD gratuliert und gute sachliche Zusammenarbeit angemahnt. Der Sieg des AfD-Kandidaten ist auch ein Ausweis der Schwäche der CDU.

Das ist der Amtsbonus von Ramelow. Sobald Ramelow weg ist, schmiert die Linke in Thüringen auch auf Landesebene genauso ab wie mittlerweile auch in allen anderen ostdeutschen Bundesländern.

Aktuelle Studie dazu:

Intetessant, das die AfD nicht Motor Rechter Einstellungen ist, sondern eher Nutzniesser.

Oder auch das:

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Der arbeitet derweil schon an einer Karriere als elections analyst:

Und bitte nicht wieder Nazi-Verharmlosung wie mit der CSU:

Passend dazu:

https://wrint.de/2023/07/02/wr1503-reden-ueber-ostdeutschland/

Was meinst du?

Ich hatte darauf schon geantwortet, aber mein Beitrag wurde nicht genehmigt.
Die CSU mit der AFD zu vergleichen ist echt sportlich.