So würdest also den HartzIV-Empfänger weiter hinten runter fallen lassen, den AFD-Wähler soll die Politik aber ernst nehmen und gefälligst mitnehmen?
Der AFD-Wähler hat wie jeder Bundesbürger das Recht am politischen Diskurs teilzunehmen. Wenn er sich nicht ernst genommen fühlt, soll er sich fragen ob das an seinen Ansprüchen oder falscher Gewichtung der Politik liegt und nicht bockig rechts wählen. Ich sehe keinen Grund, dieses Verhalten zu belohnen. Damit wird es nur noch reizvoller AFD zu wählen.
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Habe nicht gesagt, dass sich die Politik nicht um Bürgergeldempfänger kümmern soll. Das soll sie selbstverständlich. Hier geht es doch darum zu verstehen wer und warum die AFD gewählt wird. Da habe ich nur gefragt ob Mindestlohnempfänger oder Bürgergeldempfänger als AFD Wähler überrepräsentiert sind. Das erscheint mir wichtig zu wissen um Strategien zu entwickeln wie man mit dem Problem umgeht, oder nicht?
Diese Argumentation ist doch nicht zielführend. Natürlich ist das ungerecht, aber der Staat hat nicht die Aufgabe seine Bürger zu erziehen wie Eltern ihre Kinder. Es geht doch darum zu verhindern, dass nicht der ganze Laden auseinander fällt.
Glauben Sie wirklich, es ist der richtige Weg, über 20 % der wahlberechtigten Bevölkerung einfach im abseits stehen zu lassen? Die Situation mit damit wir noch schlimmer. Da ist der Vorschlag von @Djslimer schon deutlich praktikabler
20% der wahlberechtigten Bevölkerung? Ich glaube, dass es nicht mal 20% der wählenden Bevölkerung sein werden, die letztendlich dort ihr Kreuz machen.
Nein, sind sie bisher nicht, da sie meist so frustriert sind, dass sie gar nicht wählen gehen. Wenn sie es doch tun, kann sich aber jeder ausrechnen, wo sie das Kreuz machen.
Und um das Problem zu adressieren, sollte man sich erst mal anschauen, ob die Forderungen der AFD-Wähler überhaupt realistisch sind und zweitens, ob das beheben sie tatsächlich zurückholen würde. Eine Sau, um die durchs Dorf zu treiben, ist schnell gefunden. Jemand, der einfach gerne unzufrieden ist, wird sich nicht davon abbringen lassen, nur weil du jetzt die Grenzen dicht gemacht hast.
Und wenn es „nur“ 10% sind. Sie verdienen es nicht, ignoriert zu werden, wie @otzenpunk es fordert. Entweder, wir holen diese Leute ab oder das Problem wird sich nur verstärken.
Diese Leute sind Teil unserer Gesellschaft.
Wir hatten bei der letzten Bundestagswahl 61,2 Millionen Wahlberechtigte.
14,3 Millionen haben gar nicht gewählt.
4,1 Millionen haben sonstige Parteien gewählt.
4,8 Millionen haben die AFD gewählt.
Wir haben also 18,4 Millionen, die wir versuchen können, dazu zu gewinnen, dass sie mit ihren Stimmen die AFD im nächten Bundestag marginalisieren oder wir kümmern uns um die 4,8 Millionen von denen die Hälfte als gesichert rechtsextrem gilt.
Ich erinnere auch an den Ostbeauftragten der Bundesregierung der sagte die Hälfte der Bürger im Osten sei für die Demokratie verloren.
Theoretisch kann man ja auch versuchen, 61,2 Millionen Wahlberechtigte dazu zu gewinnen, dass sie mit ihrer Stimme bei der nächsten Bundestagswahl dazu beitragen, die AfD zu marginalisieren. Ich glaube nur nicht, dass solches Wunschdenken weiterhilt.
Nach derzeitigen Umfragen sieht es eher so aus, dass bei der nächsten Bundestagswahl bis zu 10 Millionen Menschen AfD wählen werden. In der aktuellen Wahlkreisprognose von election.de liegt die AfD bei den Erststimmen derzeit in 47 von 49 Wahlkreisen in ostdeutschen Flächenländern vorn. Man kann natürlich hoffen, dass sich das noch ändert, aber mehr als ein Wunsch ist das eben aktuell nicht.
Diese Haltung „das sind gar nicht so viele und X Prozent von denen erreicht man eh nicht“ hat ja schon in der Vergangenheit nicht zum Erfolg geführt. Ich weiß nicht genau, welche Aussage des Ostbeauftragten du meinst, aber wenn es diese hier ist, solltest du vielleicht dazu sagen, dass neben den 42 Prozent im Osten auch nur 49 Prozent der Befragten im Westen zufrieden mit der Demokratie sind. Angesichts solcher Zahlen so zu tun, als könne man diese Leute einfach ignorieren oder gar zu denken, sie seien leicht dazu zu motivieren, eine der etablierten Parteien zu wählen, halte ich für naiv und angesichts der Situation auch für fahrlässig.
Genau das. 80% sind nicht rechtsradikal, aber trotzdem wird permanent versucht Politik für die 20% zu machen, damit die vielleicht etwas weniger rechtsradikal werden, im Osten 35%. Je mehr man denen zugesteht, umso mehr steigt deren Selbstwirksamkeitsgefühl. Wenn alle anderen denen klarmachen würden, dass wir sie alle für verachtenswert halten, würde sich das Problem recht schnell erledigen.
Ich kenne sie nicht. Das beschämt mich. Was sind denn diese Forderungen? Gibt es die? Ich meine jenseits von Parolen und billigem Populismus?
Ich habe bislang nie ernsthaft unterstellt, dass es Forderungen an die Politik gäbe , jenseits von Frustration und Psychologie.
Ich meine Substanz, jenseits von „Das Migrationsproblem muss weg“. Lösungsansätze. Bitte im Rahmen der Menschenrechte und ohne Versenken von Flüchtlingsbooten und ohne Rückführungsfantasien, die jeglicher Rechtstaatlichkeit entbehren. Gibt es diese Forderungen? Oder gibt es doch nur Frustration? Was ist der Gestaltungsauftrag unter der Beachtung der Würde des Menschen?
Das wäre die richtige Frage an @ChristianB75
Wie holen wir sie aus dem Abseits, wie holen wir sie ab ohne uns und unsere Werte zu verraten?
Und ohne dass sie trotzdem oder jetzt erst recht bei der nächsten Wahl die AFD wählen?
Das Problem ist, dass sie wichtig nehmen momentan auch nicht hilft, sondern eher dazu führt, dass die Bedeutung, die der AFD damit zugemessen wird, sie noch interessanter für Wähler macht. „AFD wirkt.“
Wir hatten heute Wahlstandtag und ich bin mit ein paar freien Wählern ins Gespräch gekommen. Unsere Kandidatin einer Kleinstpartei hat in der PNP (der größten Regionalzeitung Niederbayerns und sehr schwarz) gute Erwähnung gefunden. „Das hat mich sehr gefreut, bis ich am nächsten Tag gesehen habe, daß die Kandidatin der freien Wähler eine ganze Seite bekommen hat“
Worauf mich die freien Wähler aufklärten, wie schwer es für sie ist, dass mal ihre Kandidaten zu Wort kommen, sofern sie nicht Aiwanger heißen. Und das ist immerhin eine Regierungspartei. Es ist also nicht nur so, dass die Wähler (und Nichtwähler) unzufrieden mit der Politik sind. Es macht sich auch zunehmend unter Politikern Unzufriedenheit über die Medien und ihre Arbeit breit und ein gewisser Frust den Wählern gegenüber, weil man eh schon versucht, auf sie einzugehen und eigentlich gar nichts mehr richtig verfängt.
Die AFD in Bayern ist übrigens schwer zerstritten und in zwei Lager gespalten. Nicht, dass das irgendeinen ihrer Wähler interessieren würde.
Vielleicht sind wir nicht präzise genug und meinen dann doch ungefähr das Gleiche.
Es ist einfacher, Menschen anzusprechen, die sich noch nicht radikalisiert haben und noch überlegen, ob sie eine verfassungsfeindliche Partei wählen wollen.
Verfassungsfeindlich zu sein, bedeutet nicht etwa, hie und da die Verfassung zu verbessern: es heißt, die Verfassung in Gänze zu ersetzen. Die Alternative für Demokratie ist Willkürherrschaft. Will man das?
Dies herauszuarbeiten, kann Unentschlossene womöglich schon leiten.
Dann gibt es Mitglieder der AfD: in der Regel sind Hopfen und Malz verloren.
Und irgendwo dazwischen sind die, die ihre Genugtuung durch die mediale Aufmerksamkeit erhalten, weil auch sie die Verfassungsfeinde gewählt haben.
Es ist unendlich anstrengend und zeitraubend, hier eine Kommunikation aufzubauen. Dem Einzelnen geht die Zeit dann aus, unsere Demokratie lösungsorientiert mitzugestalten, weil man sich in sinnlosen Diskussionen verheddert. Man muss umso mehr aufpassen, als das genau das die Absicht der Verfassungsfeinde ist.
Da gute Politik aber allen hilft, sollte sie im Vordergrund stehen. Und dazu gehört immer wieder Kommunikation.
Warum möchte man etwas ändern und wie und welche anderen Lösungen gibt es: der respektvolle Diskurs muss her.
Die Widersprüche zwischen den Interessen der AfD-Wählerinnen und den Positionen der AfD könnten kaum größer sein.[…] Würde sich die AfD-Politik durchsetzen, käme es zu einer Umverteilung von Einkommen und sozialen Leistungen von AfD-Wählerinnen hin zu den Wählerinnen anderer Parteien.[…] Die individuelle Fehleinschätzung liegt darin, dass viele AfD-Wählerinnen nicht realisieren, dass eine Politik der Diskriminierung und Ausgrenzung sie selbst stark negativ betreffen würde. Denn sie selbst gehören häufig zum unteren Rand der Einkommensverteilung, genießen seltener Privilegien und haben weniger Chancen als andere und sind stärker auf finanzielle Leistungen des Staates angewiesen.
Nicht wenige AfD-Wähler*innen sind überzeugt, dass eine Rückabwicklung der Globalisierung, ein erstarkender Nationalismus sowie eine neoliberale Wirtschafts-, Finanz- und Sozialpolitik ihnen persönlich bessere Arbeitsplätze, mehr Sicherheit und bessere Chancen verschaffen würden. Dabei würde genau das Gegenteil passieren.
Wenn sich Menschen derart in ihre idealisierte Traumwelt geflüchtet haben
Hierbei geht es im besten Falle um eine verzerrte Wahrnehmung der Realität und im schlimmsten Falle um irre Verschwörungstheorien, bei denen sich AfD-Wähler*innen als Opfer von Politik und Gesellschaft darstellen und sich selbst als Mehrheit beschreiben.
kann man den anderen Parteien höchstens eine Teilschuld geben. Der Staat kann nur Rahmenbedingungen schaffen. Was der einzelne daraus macht, das ist eine individuelle und keine staatliche Geschichte, inklusive aller individueller Schicksalsschläge und glücklicher Fügungen, die aber auch nur sehr begrenzt im politischen Einflussbereich liegen.
„Ansatzpunkte genug. Mühsam: ja. Aber ein Leben ohne Demokratie ist noch viel mühsamer.“
Interesanter Ansatzpunkt aber leider nicht wahr. Für viele Menschen war die DDR oder ist ein Staat wie Nord Korea kein Widerspruch zu einem guten Leben. Vollbeschäftigung ohne Verantwortung für das eigene Leben zu haben reicht manchen Leuten aus und diese sind mit einer Freiheit ihrer Entscheidungen regelrecht überfordert.
Da ist was dran. Bequemlichkeit und berechenbare Konstanz ist einigen Menschen attraktiver als Freiheit und Gestaltungsspielraum.
Nur welche der beiden „Fraktionen“ sollte über die jeweils andere bestimmen dürfen? Wenn ein Nebeneinander offenbar unmöglich zu sein scheint?
Ein Leben ohne Demokratie ist mühsamer, weil ich immerzu meinen freien Willen kontrollieren muss, weil ich immerzu meine Meinung unterdrücken muss, weil ich meine Freiheit immer nur träumen aber niemals leben darf.
Nicht beim Diktator liegt die Mühe - sie liegt beim Volk.
Das ist mir schon klar und das was auch nicht die Intention meiner Aussage. Es ging lediglich um die Einordnung der Aussage von Drops, das diese so nicht für alle richtig ist.
Um nochmal auf den Beitrag von Jan oder besser von Antje Schrupp vor 6 Tagen zurückzukommen:
„Es reicht, die öffentliche Meinung und den Mainstream weit genug nach rechts zu verschieben - mit demokratischen, rechtsstaatlichen Mitteln - um dann mit der „Volksmeinung“ im Rücken faschistische Gesetze zu machen.“
Die Union („Partei der Mitte“, „letzte Volkspartei“) als Steigbügelhalter?
Mich wundert, dass folgendes Zitat von Friedrich Merz nicht mehr Aufmersamkeit bekommt:
„Wir richten uns nicht danach, wer zustimmt, sondern wir richten uns danach, was wir in der Sache für richtig halten, und dabei bleibt es“, sagte Merz in einem Interview mit den Sendern ProSieben und Sat1.
Für richtig hält Merz seine Kanzlerkandidatur.
Er richtet sich nicht danach, welche Mehrheiten notwendig sind, um Kanzler zu werden und die Politik der Union umsetzen zu können?!
Auf kommunaler Ebene soll die Arbeit mit der AfD ja zukünftig je nach Stimmenanteil konstruktiv verlaufen, hier ist eine Normalisierung der Zusammenarbeit auf Landesebene (ein erster Schritt ist ja schon getan) nicht mehr allzu weit entfernt.
Interpretiere ich da zuviel hinein oder ist da der nächste oder übernächste Schritt zu einer Koalition mit der AfD nicht mehr allzu groß (Salamitaktik, herumlavieren)?
Das ist der Großvater von Friedrich Merz. Es gibt offenbar nur wenige Quellen, die sagen, wie sich Friedrich Merz sich zu „Sauvigny“ bzw. zu seinem „Großvater“ geäußert haben soll, hauptsächlich die TAZ:
Wenn das stimmt, hat Merz offenbar ein wenig differenziertes Verhältnis zur Nazi-Vergangenheit seines Großvaters