Interessantes Interview mit Peter Neumann zu seinem neuen Buch über Rechtsextremismus.
Er sieht Angst und Überforderung als Hauptgründe für die Zunahme und den Erfolg der AFD.
„Weil sie anspricht, was viele Leute empfinden. Es gibt eine große Verunsicherung, wegen der vielen Krisen: Migration, Klima, Corona, Ukraine-Krieg. Wenn die AfD dann verspricht, wir stellen ein Deutschland wieder her, wie ihr es als Kinder in den 1980ern erlebt habt, dann ist das illusorisch, aber es verfängt. So hat auch Donald Trumps „Make America great again“ funktioniert: Suche dir einen Zeitpunkt aus, in dem dir Amerika gut gefallen hat und da gehen wir wieder hin.“
Überfordern Politik und Medien viele Menschen und spielt das Rechtspopulisten und Rechtsextremen in die Karten?
Neumann: Ich glaube, ja. Zwar passt einigen vieles einfach nicht – vom Gendern bis zum Klimaschutz. Vielen geht es aber schlicht zu schnell, sie fühlen sich nicht mitgenommen. Nehmen Sie einen ostdeutschen Autofahrer, der keiner Minderheit angehört und kein Cannabis raucht. Der fragt sich: Was hat die Politik mir eigentlich anzubieten? Leider sprechen gerade weder die Ampel-Parteien noch die Union diese Leute an. Und dann wird nicht aus Überzeugung, sondern als Denkzettel die AfD gewählt. Aber auch andere Parteien profitieren davon, etwa in Bayern.
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„Wir sprechen aber zu wenig davon, wie man die Zahl derer, bei denen extremistisches Gedankengut auf fruchtbaren Boden fällt, verkleinern kann.“
Wie kann das gelingen?
Neumann: Das ist eine politische Frage. Nehmen wir das Heizungsgesetz. Das hat viel Verunsicherung ausgelöst. Nicht weil man gesagt hat, wir müssen den Klimawandel bekämpfen, sondern weil man gesagt hat, bis zu einem bestimmten Zeitpunkt müssen Hausbesitzer für Zehntausende Euro eine neue Heizung einbauen. Man muss bei jeder politischen Initiative darüber nachdenken, wie erreichen wir die Ziele und wie nehmen wir möglichst viele Menschen mit.