Das mag juristisch gelten, aber es gilt auf keinen Fall für den politischen Diskurs. Sonst gäbe es z. B. diesen Thread nicht
Absolut. Aber die Überhöhung von Umfragewerten geht ja mittlerweile schon soweit, dass regierende Minister (Aiwanger) unserer parlamentarischen Demokratie die Legitimität absprechen. Wasser auf die Mühlen der Leute, die bereits den Reichstag gestürmt haben und Lübke erschossen. Da kennen die angeblich „normalen Konservativen“ ja auch keine Freunde mehr.
Statistik Berufe Wikipedia: https://images.app.goo.gl/tpyZhhXhUkhv8j1EA
Marster2020 hat noch diese Quelle angegeben. Ich bin nicht sicher, wie vertrauenswürdig sie ist: https://www.businessinsider.de/karriere/diese-berufe-haben-die-700-abgeordneten-im-deutschen-bundestag/
Berufserfahrung habe ich nicht gefunden, aber eigentlich ist das relativ leicht feststellbar, wenn man Zeit hat. Und zwar in der Bundestagsapp unter MdB und den jeweiligen Angaben. Die App ist übrigens auch nützlich, wenn man mal Debatten oder Petitionsausschüsse verfolgen möchte .
Die APU von Abgeordnetenwatch hat diese Information und auch noch ein paar weitere:
- Occupation
- Education
Beides leider nicht im zeitlichen Verlauf
Dazu sind vielleicht noch die Nebenbeschäftigungen interessant und die Organisatinen wo diese stattfinden. Auchd as lässt sich auf AWatch finden und wenn wir da was genau wissen wollen: ich mache gerne mal eine Auswertung.
Keine Ahnung, wo du da Evidenz siehst. Diese Evidenz gibt es nicht. Deiner Hypothese liegt ein in seiner Simplizität falsches Bild der politischen Realität zugrunde, dass die Menschen halt alle statische politische Meinungen haben, die man dann am besten auf einer politischen X-Achse von links nach rechts visualisieren könnte, und am Wahltag wählen sie dann eben die Partei oder den Politiker, der ihnen darauf am nächsten steht, und wenn Merz nach rechts rückt, dann flippen entsprechend viele AfD-Wähler zur Union.
So ist es aber nicht, und interessanterweise steht sogar im Grundgesetz kurz und knackig warum: Die Parteien wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit.
Wenn also Friedrich Merz in einem x-beliebigen Interview nach Bürokratieabbau gefragt wird, und statt sich mit diesem Thema zu beschäftigen in 3 Minuten ganze 3 mal seinen Talking Point anbringt, dass „unser größtes Problem in Deutschland die Migration“ sei…
https://twitter.com/_FriedrichMerz/status/1699786427922571433
…, und er nebenbei auch bei jeder Gelegenheit konstatiert, dass er den Hauptgegner seiner Partei in den Grünen sieht, während wichtige Parteikollegen von ihm z.B. Tweets des rechten WELT-Kolumnisten/Aktivisten mit dem mafiös-klingenden Namen „Don Alphonso“ retweeten, wo von einer „grünen Todessekte“ fabuliert wird…
https://twitter.com/darioschramm/status/1700088811361845513
…, tja, dann ist es doch nicht völlig unlogisch, wenn jemand, der sich nicht sonderlich für Politik interessiert aber traditionell von der Union erreichbar ist, sich fragt, warum Merz’ CDU denn dann in sechs Bundesländern mit dieser „Todessekte“ koaliert, und ob man nicht besser die Partei wählen sollte, die Grünen- und Migrantenhass wenigstens ernst nimmt.
Interessanterweise sind solche Zusammenhänge Merz meiner Ansicht nach durchaus bewusst, und deswegen verhält er sich bspw. im Hinblick auf das objektiv weit größere Problem als Migration, nämlich den Klimawandel, vollkommen anders. Er weiß genau, wenn er dieses Thema ernst nehmen und konstruktiv an Lösungen mitwirken würde, würde das zumindest zu einem Teil auf das Konto der Grünen einzahlen, und deswegen findet er Klimaschutz „überbewertet“, weil „es nicht so ist, dass morgen die Welt untergeht“.
Ich will ja nicht behaupten, dass Merz oder die CDU jetzt absolut alleine für den Höhenflug der AfD verantwortlich sind, aber Merz ist angetreten und wollte die AfD halbieren. Stattdessen hat diese sich seitdem verdoppelt. Diesen Faktor 4 zwischen seiner selbst aufgelegten Messlatte und der Realität kann er schlecht einfach der Ampel unterschieben, sondern sollte am besten persönliche Konsequenzen ziehen.
In diesem Artikel findet sich eine Karte zu Wohlstand- und Armutsverteilung in Deutschland.
Keine Überraschung: armer Osten, reicher Süden ist gut zu erkebnen.
Nun müsste man eine Karte zur Höhe der Umfrageergebnisse für die AfD daneben legen.
Ich denke, da gibt es einen Zusammenhang.
https://www.noz.de/deutschland-welt/politik/artikel/armut-und-wohlstand-in-deutschland-karte-zeigt-schere-45457592
Die AfD hat aber auch in BaWü (20%) und Bayern (14%) hohe Umfragewerte.
Stimmt. Einfache Erklärungen gibt es eben nie.
Zumindest in Bayern ist es auch vor allem der Osten in dem die AFD stark ist, also eine Region, die sich von München immer vernachlässigt fühlt.
https://www.bundestagswahl2021.bayern.de/ergebnis_bayern_zweitstimmen_wahlkreis_wahlvorschlag_aktuell_3_990.html#anker
Auch die Erklärung, die ich mir immer zurecht gelegt hatte, funktioniert nicht wirklich. Nämlich die, dass der ländliche Raum für die hohen Werte der AfD verantwortlich sind. Danach müsste es in Schlesweig-Holstein und Niedersachsen auch sehr hohe Werte geben.
Monokausal geht es nicht.
Hinter dem Link von @Margarete liegt eine Detailstudie der Friedrich Ebert Stiftung.
Dort sieht man die regionalen Verteilungen von Parametern wie Altersarmut, Kinderarmut und Angaben zum Einkommen. Man sieht auch die Höhe der mittleren Rücklagen pro Region.
Erstens ist Geduld immer etwas, das man sich leisten können muss. Also werden Menschen mit geringen Rücklagen ungeduldig Veränderungen ihrer Lebensqualität einfordern. Ungeduld führt zur Wahl schneller und vermeintlich einfachen Lösungen.
Zweitens scheint mir klar, dass Menschen in prekären Arbeitssituationen eher besorgt sind, abzusteigen als das sie eine Perspektive sehen. Nach dem Job folgt Altersarmut und nicht einmal den Kindern geht es besser, denn es beginnt mit Kinderarmut, die das Leben und den Bildungsweg prägt.
Wo diese Regionen sind, ist die AfD stärker.
Das habe ich hier nicht statistisch belegt. Vermutlich findet man solche Zusammenhänge aber. Ich fände dies plausibel.
Da ich selbst in einer Stadt mit „strukturellen Herausforderungen“ lebe, ist ein Besuch in, sagen wir, Düsseldorf beispielsweise immer mit dem Wunsch verbunden, auch mal eine Innenstadt ohne Leerstand haben zu wollen, auch mal etwas anderes als 1-Euro Läden haben zu wollen…nur, um dann einsehen zu müssen, dass ich es mir eh nicht leisten könnte, dort einzukaufen.
Die kleinen lila Kleckse auf der Karte, das will ich deutlich machen, bedeuten etwas und machen etwas mit einem.
Wenn man beobachtet, dass die Kinder in eine Schule gehen, in der der Putz von den Wänden fällt, an der der Unterricht über eine ganze Dekade ohne jegliche Besserung ausfällt, eben weil die Kommune arm und überschuldet ist und das Land schlicht beim Lehrpersonal spart…wie soll da Optimismus entstehen, der national-autoritären völkischen Parteien den Boden entzieht?
Selbstverständlich sind all diese Beobachtungen niemals Rechtfertigung AfD zu wählen. Sich politisch aktiv und demokratisch einbringen, würde viel besser sein. Doch dazu braucht es eine kleine Dosis Optimismus…
Ich meine, Bertelsmann, aber letztlich egal.
Die Wiedervereinigung hat schmerzhafte Probleme hinterlassen. Diese kann man durchaus in den Entwicklungen erkennen.
Hier der Link , den ich meinte
Man kann nicht nach 30 Jahren immer noch alles auf die Wiedervereinigung schieben. Wir haben Bewegungsfreiheit und niemand ist gezwungen, für immer im Osten oder Westen zu wohnen. Und die Gebildeten und Erfolgreichen stimmen eben längst mit den Füßen ab und haben tendenziell eher weniger Lust im Nazipark zu leben, während „nationale Patrioten“ dort teilweise auch aus dem Westen hinziehen um am „Aufbauprojekt“ mitzuwirken.
Wenn man das sich so anhört (und der Moderator ist doch recht forsch unterwegs), kommt man immer wieder zum Ergebnis, das die AfD viel Kritik kann, aber konkreten Antworten stets ausweicht mit den Worten „Wir haben da ganz tolle Lösungen“ bzw nur mit ganz vagen Ideen um sich wirft („Entlastungen, vieles abschaffen,…“).
Ist sowas tatsächlich überzeugend? Oder reicht vielen schon das ihre persönliche Kritik bestätigt wird, sie sich verstanden fühlen, aber eigentlich auch keine Lösungen erwarten? Weil es keine einfachen Lösungen gibt?
Die AfD will Regierungsverantwortung, aber weiss sie was das heisst? Das sie dann liefern muss?
Korrekt. Genau das.
Und,ja, man wird
Und das speist sich aus der Beobachtung, das Politik gar nichts bewirken kann. Womöglich eben auch nichts bewirken will. In so einer Welt sind Mächte am Spiel, die Lösungen ja verhindern. Diese Mächte verhindern jegliche Lösungen und können durch Politik nicht überwunden werden. Also ist es sinnlos, von Politik überhaupt Lösungen zu erwarten.
AfD zu wählen wird mit der diebischen Freunde belohnt, dass sich alle über das Ergebnis aufregen. Selbstwirksamkeit kann man so eben noch erlangen.
Die „Mächte“ sind dabei die üblichen Institutionen: EU, Internationaler Währungsfond, Weltbank, IPCC,…
Daraus kann man sich wieder wunderbar konkrete Gruppen zurechtbasteln, die zum Sündenbock werden.
Wie ich in einem früheren Post versuchte aufzuzeigen, nährt sich die These von einer Politik, die Interessen des Volkes nicht vertritt, durch die Beobachtung, dass „nichts“ getan wird. Ich nahm den Zustand von Schulen und den Lehrer- bzw Lehrerinnenmangel als Beispiel.
Gern auch: alle sprechen vom ÖPNV. Aber der Bus kommt nicht mehr. Oder man möchte in der Kommune ein leerstehendes Gebäude für eine Bibliothek nutzen, stellt fest, dass das Gebäude einem Hedgefond gehört, der auf Anfragen nicht reagiert. Dann beginnen Sätze mit „Es kann doch nicht so schwierig sein,…“ oder „Man muss das doch bloß machen,…“ - und erwidert man das mit einer Erklärung, was in einer Demokratie nun mal zu beachten ist, ist ein weiterer Beleg für die ausländischen Mächte geliefert, die am Werk sind.
Es ist rkkecht schwierig, Menschen aus dieser Welt zurück in die Realität zu holen.
Aber ich muss diese Probleme lösen, nicht auch in gleichen Ton thematisieren.
Grundsätzlich fehlt den Kommunen Geld, die Kommunen sind das Gesicht des Staates, wenn es dort funktioniert, funktioniert der Staat. Was macht die Regierung - streicht Mittel, kümmert sich nicht.
Lösung wäre z.B. eine Reform der Gewerbesteuer, damit Kommunen eine gleichmäßige Finanzierung haben. Außerdem dem Kommunen für Bundesaufgaben mehr Geld geben.
Auf jeden Fall, um zurück zum Thema zu kommen, Probleme lösen, nicht nachplappern.
Vielleicht sollte man das mehr kommunizieren
Tatsächlich habe ich gestern lineares Fernsehen konsumiert: bei „hart aber fair“ gab es auch eine Liste zur Halbzeitbilanz der Ampel.
Ich fürchte nur, dass das wenig hilft, da andere Probleme viel größer scheinen und die Liste beinahe den Verdacht schürt, die Ampel sei völlig aus der Welt gefallen. Politik ist schon ein undankbares Geschäft.
Bei künftigen Vorhaben scheint entweder ein Logikmodul zu fehlen oder die Wette scheint zu waghalsig.
Beispiele (und ich führe sie nur auf, um mein Argument zu verdeutlichen):
Migration. Die Wette ist, dass Drittstaaten Migrations- bzw Rückführungsabkommen unterzeichnen wollen. Und wenn sie es tun, sich an Regeln halten.
Allein schon Wortungetüme wie „sichere Drittstaaten“ oder „Einreisefiktion“ helfen nicht wirklich. Dagegen steht „Grenzen dicht machen“. Das klingt viel einleuchtender und irgendwie logisch. Bloß klappt es nicht wirklich. Und es hilft auch nicht.
Zusätzlich lässt ja nicht einmal Frankreich Rückführungen aus Großbritannien zu. Das wäre immerhin ein zulässiger Pushback. Danach wird niemand mehr über den Ärmelkanal schippern.
In Summe: „Das klappt nie. Die hatten 8 Jahre Zeit. Jetzt wähle ich AfD. Und, wenn die es auch nicht können, dann haben sie es wenigstens versucht .“
AKW: selbstverständlich kann man mit einem starken Netz im europäischen Stromverbund EE basierte Energien prima verteilen. Zwischendurch ein paar Gaskraftwerke, die H2-Ready sind. Klar geht das. Bloß: der Baustart von Südlink hatte zig Jahre Verspätung und das Bauende wird sich eh verzögern, oder?
Und es gibt diese Gaskraftwerke nicht, der EE Zuwachs ist zu langsam. „Weiß doch jeder.“
Und dann kommen wieder die AKW, weil das so einfach ist. Aus irgend einem Grund fällt gar nicht auf, dass nur noch drei da sind und 30 fehlen. Und es fällt nicht auf, dass wir auch bisher Gaskraftwerke hatten,. Die sind nun mal prima für Lastspitzen und die fahren kurzfristig hoch.
Wäre die Grundstimmung in Deutschland nicht so gereizt, würde man sich sagen, dass man die da oben mal machen lässt, es ging ja bisher auch gut.
Immerhin sind Menschen in Deutschland sehr politisiert. Das ist ein guter Anfang.
Und, ja, Kommunikation.