Hohe Umfragewerte der AfD

Zum einen finde ich, dass Vergleiche zur Weimarer Republik massiv hinken, weil die Voraussetzungen und Gegebenheiten grundverschieden sind.

Zum anderen denke ich, dass das „vage bleiben“ von Söder & Merz vermutlich hauptsächlich an deren Rolle als Opposition liegt. Dabei sollen sie ja die Politik und Entscheidungen der Ampel kritisch hinterfragen & Missstände aufzeigen, die es ja genug gibt.
Das da jetzt keine großen Konzepte kommen, nachdem man 16 Jahre lang regiert hat, ist deswegen für mich auch nicht sonderlich verwunderlich.

Aber genau das ist das Paradoxe. Sie hätten von einer AFD Politik keinen Vorteil. Ich glaube tatsächlich, dass diesen Wählern eine wirtschaftlich links und kulturpolitisch rechts orientierte Partei fehlt.
Würde auch den theoretischen Erfolg von Frau Wagenknecht erklären.

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Ich schrieb ja oben, dass es für das Individuum nur um den Eindruck und dessen Angst geht, nicht darum ob das tatsächlich berechtigt ist.

Aber wenn du ein Beispiel willst. Friseure schauen meines Wissens besorgt auf die Eröffnung von immer mehr Barbieren, da die den Haarschnitt wesentlich günstiger anbieten.

Keine Frage. Das die Opposition, die vieles vom heutigen Sachstand mit zu verantworten hat, keine neuen Lösungen hat, ist erwartbar.
Was mich eher besorgt, ist das gleiche Schema, wie es auch die AfD nutzt.
Viel Kritik an der Regierung und am Status (oft sicher berechtigt), aber auf eine sehr populistische Weise, ohne konkrete Ansätze. Dabei ein Rückbesinnen auf eine sehr konservative Linie, einschließlich Sprachgebrauch.
Da möchte man schon sehen, ob die Brandmauer aus Ziegelsteinen oder Rigips besteht

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Die sind mir auch eingefallen. Dann gibt es noch Bratwurst vs Dönerbuden.
Aber dann…?

Wie gesagt, ich wollte nicht ausdrücken, dass diese Besorgnis berechtigt ist. In dieser Frage haben wir sicher keinen Dissens.

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Man sollte als Opposition aber schon sagen, wie man die Missstände zu beheben gedenkt. Anna-Lena Baerbock hat da als Kanzlerkandidatin zum Beispiel klare Ansagen gemacht.

ja, war zu undifferenziert, jedoch ist diese Gruppe innehalb der AfD durchaus bedeutend. „Gefestigt rechtsextrem“ ist an sich und notwendig eine ungenaue Zuschreibung, innerhalb derer es zahllose Untergruppen und Mischformen gibt. Auch Rechtsextreme sind Individuen.

Welche Hauptgruppe füllt dann die Lücke zwischen neuerdings Politisierten, die um ihren Wohlstand Angst haben (also eher gutsituiert), und den tatsächlich Rechtsextremen? Vielleicht die, denen

Das ist eine interessante Charakterisierung. Läuft das aber nicht auf national und sozialistisch hinaus? Das gibt es, von ganz milde bis kernig. Im Kleinen sind das „Gruppen-Egoisten“, solidarisch innerhalb der Gruppe, gegenüber Aussenstehenden gleichgültig bis feindselig. Die gibt es in allen möglichen Zusammenhängen, auch in Gewerkschaften ganz deutlich, und selbst in der SPD schauen doch sehr viele auf „ihre“ Arbeitsplätze und der Rest der Welt ist ihnen ziemlich egal. „Wirtschaftlich links“ heisst dann vielleicht Umverteilung von oben nach unten, aber nur innerhalb der Grenzen und die draussen sollen sehen wo sie bleiben, können es ja genau so machen (neokoloniale Strukturen? Ausreden! Ende!) Wohlstand muss bleiben.

Ist das nicht die Gruppe, an die ich zuerst nicht gedacht habe?

Vergleiche hinken von Hause aus. Muss man sie unerwähnt lassen, wenn bei allen verschiedenen Voraussetzungen sich Assoziationen stark aufdrängen? Es ist ja nur ein Gedanke als Anregung zum Weiternachdenken, keine Behauptung.

Kennst du das schon: DIW Berlin: Das AfD-Paradox: Die Hauptleidtragenden der AfD-Politik wären ihre eigenen Wähler*innen

Das klingt bei Merz immer so, als wären alle Probleme, von Bürokratie bis marode Infrastruktur oder die Probleme bei der Migration erst Anfang 2022 mit der Ampelregierung aufgeploppt, während vorher 16 Jahre alles perfekt war. Ist irritierend und spielt der AfD in die Karten.
Was will Merz damit erreichen, zumal er keine wirklichen eigenen Lösungsansätze bietet? (… Wie die AfD ja auch…)

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Zurück in die Vergangenheit wäre da noch beschönigend…

Glaubt tatsächlich jemand, daß die AfD Lösungen hat?

Das genaue Gegenteil…

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https://x.com/wahlen_de/status/1697296116746719571?s=61&t=DIl0_lDM-4ansnlHKDqHfQ

Jetzt kommen wir so langsam in einen Umfragebereich, der wirklich Angst macht. Wenn FDP und Grüne nicht über die 5% Hürde kommen, ist der Weg zur absoluten Mehrheit für die AFD nicht mehr weit.

Zwar speziell Sachsen, aber ja, sowas macht einem Sorgen.

Die AfD möchte irgendwie Deutschland zurück ins Jahr 1970 bringen, die Union eher ins Jahr 2010, und nötig wäre ja eine Transformation in die Zukunft.
Sind wir in Deutschland tatsächlich so in Panik vor Veränderung?

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Also die Leute die ich kenne, die die AFD wählen sind reine Protestwähler ohne Interesse oder Zugang zur Politik. Da ist es keine Panik vor Veränderungen, sondern das Sie sich von der aktuellen Politik nicht mitgenommen fühlen. Für Menschen die am gefühlten Existenzminimum Leben sind Diskussionen um neue Heizungen und das der Sozialstaat nicht ausgeweitet werden darf eher nicht so ansprechend. Das die AFD eine FDP/CSU auf Speed ist, ist denen nicht bewusst und eigentlich auch egal. Wie gesagt, zählt nur für die, die ich kenne, aber das sind weder Nazis noch Leute die keine Veränderungen wollen.

Ich finde diese Einschätzung etwas merkwürdig. Es mag ja sein, dass diese Menschen sich selbst als „unpolitisch“ und als „reine Protestwähler“ verstehen und dass ihnen vieles nicht bewusst ist. Aber was heißt das aus der Beobachtungsperspektive? Ich glaube aber nicht, dass irgendjemand die AfD wählt, der nicht zumindest im Grundsatz mit den Positionen der Partei übereinstimmt (Alles soll am besten so sein wie in den 1980ern; Energiewende, Klimaschutz, Gendern und Ausländer brauchen wir alles nicht) oder auf die „wir kämpfen wir die kleinen Leute gegen die da oben“-Rhetorik reinfällt. Zudem ist die AfD ja integraler Teil der „aktuellen“ Politik, sowohl in dem was sie selber tut, als auch in dem, wie andere Parteien auf sie reagieren.
Nochmal: Ich denke durchaus, dass viele AfD-Wähler:innen sich selbst so sehen, aber ihre Selbstbeschreibung als „unpolitisch“ und „Protest“ unhinterfragt zu übernehmen, halte ich für entpolitisierend und gefährlich.

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Ich möchte das nicht ausschließen. Aber deutet doch auf ein recht unreflektiertes Verhalten hin. Es ist ja nicht so, dass die Bürger in der Vergangenheit mitgenommen wurden und nun plötzlich zurückgelassen werden. Vielmehr wurde ein Märchen vom Lummerland erzählt, dass alles ok sei, was es halt damals schon nicht war. Nun müssen Veränderungen her, weil die Lüge nicht mehr aufrecht gehalten werden kann. Im Endeffekt ist es also durchaus eine Reaktion auf nötige und kommende Veränderungen. Nur fehlt die Selbstreflektion sich das einzugestehen.

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Früher hat man halt grün/links gewählt oder halt einfach gar nicht. Jetzt ist halt die AFD Ihre Wahl des Protest. Und ja, die haben Null Ahnung wer oder was die AFD wirklich ist. Interessiert die auch nicht. Die Frage ist da nun halt, wie kommt man an diese Menschen ran und ich hab keine Ahnung. Und das sind halt wie gesagt auch nur Menschen die ich kenne. Das es auch Nazis, alte CSU Wähler usw. gibt die jetzt AFD wählen aus Überzeugung glaube ich gerne.

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Die sogenannten Altparteien werden es vermutlich nicht richten können. Deren Ruf und Vertrauen ist scheinbar für viele aufgebraucht.
Man kann im Osten eigentlich nur auf Wagenknecht hoffen, um die AFD zumindest unter 20% zu halten.

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Aber ist das nicht genau anders? Von „Verblendung“ wird im oben zitierten DIW Report gesprochen.

Der Kurzschluss ist hochemotional: Ampelfrust (das Wort bringt es vermutlich zum Unwort des Jahres), führt- mindestens in einer Umfrage- zur Antwort „AfD“.
In der Situation der Umfrage wird der Angerufene zum ersten Mal gefragt, was er/sie will. Niemand sonst fragt. Und dann wird Frust - in der Tat „unpolitisch“ - in die Statistik eingeführt: wie verpasse ich denen, die mich nicht fragen, was ich will, einen Denkzettel. Und man freut sich auf den Katzenjammer, den man dann in Talkshows sehen wird.
Man kann „AfD“ durch irgendetwas ersetzen, ganz gleich was, solange man „denen da oben“ mal zeigt, wo der Hammer hängt (oder zeigen kann, was die „schweigende Mehrheit“ denkt).
Verblendung, eben. Die „da oben“ sollen „endlich mal was tun“. Und die Aussage „Politik ändert eh nichts“ gehört da auch hinein, denn dann ist es ja auch egal, wen man wählt.

Vermutlich unterliege ich hier dem Trugschluss und der völlig unberechtigten Hoffnung, dass die Wahlstatistik den Bias durch den Ampelfrust falsch einschätzt und doch kein ernsthafte politische Willensbekundung bei den Wahlen in dieser Weise zustande kommt. (Fast thinking/slow thinking).
Aber vermutlich sind identitäre Argumente heute viel wichtiger als ich mir vorstellen kann - trotz der Trump-Wahl, die mich eines besseren belehrt haben sollte. Es gibt womöglich ganz viel „fast voting“ und kaum noch „slow voting“.

Also: Liste vom DIW durchgehen, die Empfänger und Empfängerinnen des Mindestlohns fragen, ob sie wirklich mit der Kürzung des Mindestlohns auf 9,86 Euro einverstanden sind. Politische Kärrnerarbeit.

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Ich hoffe ja auch noch, daß Umfrageergebnisse und Wahlergebnisse noch zweierlei sind

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