Gesellschaftsjahr LdN 381

Ich denke auch, dass es für einen Zivildienst Möglichkeiten gäbe, Aufgabe klar zu definieren, für die der Träger nicht bezahlt wird. Ausgenommen müssten natürlich Aufwendungen sein, die mit der Betreuung der Zivis verbunden sind.

Dem Problem, dass damit ungelernten Kräften möglicherweise die Arbeit weggenommen würde, kann man ja auch begegnen. Zum einen könnte ich mir eine Vielzahl von Aufgabe vorstellen, die aktuell garnicht erledigt werden, da sie nicht finanziert werden (z.B. Unterstützung in Kindergärten oder Schulklassen, Nachmittagsangebote etc.). Zum anderen gibt es denke ich wenig Bereiche, die solch große Bedarfes einerseits und solch große Personalengpässe andererseits im Hinblick auf ungelernte Kräfte haben wie der soziale Bereich.
Dass dabei keine „private Bereicherung“ von Trägern entsteht, kann man durch eine Beschränkung teilnehmender Institutionen (Gemeinnützigkeit) sicherlich auch regeln.

Die alten Musterungskriterien sollte man in der Schublade lassen, in der sie seitdem schimmeln.

Geht wohl darum, diesen Kriterienkatalog an aktuelle Bedarfe anzupassen.
Ein Drohnenpilot hat Möglichkeiten je nach Einsatzart geringere körperliche Anforderungen als ein Panzergrenadier oder Aufklärer.

Aber einfach zu wissen, das jemand mit schwerer Diabetes, chronischen Erkrankungen oder kaputter Bandscheibe für bestimmte Sachen eher nachrangig betrachtet wird, wäre ja hilfreich.
Die Anforderungen dürften nicht zu pauschal sein.

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Obwohl das schon abwertend klingt, wenn man sich ansieht was eine Pflegefachkraft in drei Jahren lernen muss, oder eine Erzieherin.
Würde wohl auch jemand behaupten, die Nachfrage an ungelernten Kräften wäre im Banken- oder Versicherungsgewerbe ähnlich hoch?
Sehr grade was eine Physiotherapeutin alles können muss, ist definitiv nicht weniger als ein Orthopäde, nur mit mehr Praxisanteil, aber mindestens gleiche Theorie.

Um diese Tätigkeiten geht es doch gerade nicht. Bufdis im Kindergarten oder in der Schule ersetzen keine Erzieher und Lehrer. Sie entlasten diese vielmehr und bieten ihnen durch Angebote die Möglichkeit, mehr pädagogische Arbeit zu leisten.

Genau hier liegt doch der Unterschied. Wenn eine Bank oder Versicherung eine für sie gewinnbringende Tätigkeit hat, finanziert sie eine Arbeitskraft zu deren Erledigung. Im sozialen Bereich funktioniert das aber nicht, denn es gibt diese Budgets nicht und es lohnt sich auch wirtschaftlich nicht (zumindest nicht für den Träger, aber mglw. für die Kinder oder die Gesellschaft).

Beispiele:
Eine Ganztagsschule hat am Nachmittag eine gewisse (oftmals sehr begrenzte) Anzahl an Aufsichten - vielerorts werden die Kinder eher verwahrt als gefördert. Ein Zivi könnte zusätzliche Angebote machen (Sport-AG etc ). Nachhilfe ist ein weiteres Thema.

Ist zwar ein bisschen off-topic, aber mal ehrlich. Ein Orthopäde hat ein vollständiges Medizinstudium und eine anschließende Facharztausbildung zum Orthopäden hinter sich. Allein die Facharztausbildung (insg. 72 Monate) umfasst mindestens 6 Monate Notaufnahme und 6 Monate Intensivmedizin, dann 12 Monate Chirurgie usw.

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Das mit der Physiotherapeutin war eher sinnbildlich. Aber tatsächlich ist die Messlatte ähnlich hoch.
Meine Lieblingsantwort vonnOrthopäden ist immer „Und was soll ich da jetzt tun?“ :wink:

Worauf ich hinaus wollte: man darf nur nicht den Fehler machen wie bei den erwähnten Schleckerfrauen damals zu sagen, die haben an der Kasse auch mit Kindern zu tun gehabt, also können die auch im Kindergarten arbeiten.

Daher nochmal: das muss schon sinnvoll strukturiert sein, das es auch für die jungen Menschen Sinn hat und nicht als billige Hilfskraft wahrgenommen wird.

Wobei es da ja schon wieder anfängt. Kann der mit Kaputter Bandscheibe denn noch einfache Tätigkeiten machen? Weil am Ende kommen wir dann wieder dahin, dass viele sich Tätigkeiten als Unzumutbar attestieren lassen die sie im Alltag und vielleicht sogar im Job völlig ohne Probleme tun.

Quasi wie zu Zeiten der Musterung für den Bund nur auf einem anderen Level.

Wobei gerade bei der Forderung solche Dienste auch noch später in der Karriere zu machen schon die Frage sein dürfte, ob es für die Gesellschaft als Ganzes nicht zielführender wäre Leute da einzusetzen wo sie stark sind. In Zeiten des Fachkräftemangels halte ich es nicht für Zielführend wenn dann der Ingenieur, Koch; Programmierer oder welche Fachkraft auch immer im Pflegeheim den Wagen mit der Wäsche durchs Haus fährt, während wir Schulabgänger haben die keine Stellen finden weil sie mit so wenig Können aus der Schule gehen, dass ihr Einsatzgebiet zumindest Anfangs nicht über solche Hilfstätigkeiten hinaus geht.

Warum also nicht für genau diese Zielgruppe vermehrt Jobs schaffen? Dann müssten die aber auch zumindest in Ordnung entlohnt werden und nicht wie einst im Zivildienst. Und vielleicht wäre das für den ein- oder anderen auch ein Einstieg in eine bessere Qualifizierung.

Leisten wollen ist wohl der richtige Ausdruck. Denn an den Renten der Zukunft soll ja auch von Seiten des Staats gespart werden. Man will also keine weiteren Gelder bewilligen, denn „Pflichtjahr“ oder „Freiwilligendiesnt“ kommt ja größtenteils von den politischen Akteuren, die aktuell (auch in der krise) sparen wollen (Schuldenbremse) oder sogar die „schwarze Null“ fordern. Die tun also so, als wäre das nicht nur Pflicht, sondern auch für lau.

Und wie gesagt geht es hier nicht mal nur um die Bezahlung der Menschen, die das Pflichtjahr leisten müssen, sondern eben auch eine Mehrbelastung der Rentenkasse. Kann man das anders ausgleichen? Sicherlich. Aber so wie ich das kenne zahlen das eben die Ärmsten, die die nicht privat vorsorgen können.

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Da ich gerade ein freiwilliges soziales Jahr hautnah miterleben durfte, bin ich absolut gegen ein verpflichtendes Dienstjahr.

Die Idee sollte ja sein, dass durch den Einsatz der FSJler in der Einrichtung zusätzliche Angebote gemacht werden können und keine regulären Arbeiten bzw. Stellen ersetzt werden. Dafür gibt es bei einer 40 Stundenwoche 390 Euro Taschengeld + eventuell 40 Euro Verpflegungszuschuss - macht einen Stundenlohn von sagenhaften 2,55 Euro.

Die Tätigkeiten sind dann aber nicht nur Zusatzangebote. Man spart sich z.B. die Reinigungskräfte und lässt die FSJler putzen. Sicherlich hat Putzen noch niemandem geschadet. Man ersetzt dann aber Putzkräfte die dafür mehr als 2,55 Euro die Stunde bekommen. Oder lässt Leute nachts und am Wochenende mit den zu betreuenden Menschen allein, weil die Personaldecke es gar nicht hergibt und / oder man sich die Zuschläge spart, die man regulär Beschäftigten zahlen müsste. Etwa die Hälfte der FSJler mit denen ich Kontakt hatte sind einfach ausgebeutet worden. Ist vielleicht auch eine Erfahrung die nicht schadet, gerade im Hinblick auf die weitere berufliche Planung (Achtung Ironie!).

„Mein“ FSJler hat nach dem Jahr beschlossen auf keinen Fall im Gesundheitswesen zu arbeiten und lieber etwas anderes zu machen. Auf meine Frage, was derjenige von einer Dienstpflicht hält, war die Antwort: „Wenn man noch weniger Menschen im sozialen Bereich haben will, dann sollte man eine Dienstpflicht einführen.“

Die Lage kann ja einmal einen Aufruf starten, dass sich Leute melden sollen, die kürzlich ein FSJ gemacht haben. Dann erzählen nicht nur Leute, bei denen das schon eine Zeit her ist und im Rückblick etwas verklärt, weil man vor allem jung war und einen Teil auch schon vergessen hat . Ich bin überzeugt, dass die Bedingungen heute aufgrund des Personalmangels viel härter sind.

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Soll es nun eine Pflicht sein, oder nicht? Eine Pflicht zu beschließen und dann von intrinsischer Motivation zu sprechen, passt nicht so ganz.

Wie willst du das verhindern? Darauf läuft es doch implizit hinaus.

Das Problem der Menschenrechtswidrigkeit bzw Unvereinbarkeit mit bestehenden Verträgen/Abkommen bleibt in jedem Fall weiterhin, genauso wie die Tatsache, dass parallel zu dieser Diskussion gerade bei Freiwilligendiensten eingespart und die Kapazität heruntergefahren wird.

Das befürchte ich auch. Das hehre Ziele aufgrund von Naivität der Politik und Pragmatismus der im realen Alltag handelnden Personen letztlich in einer gewissen Ausbeutung enden.

Es gibt ca. 5487 Dinge, die man „für die Gemeinschaft“ leisten kann. Vom Klimaaktivisten (bspw. Bäume pflanzen für ein Naturschutzprojekt) über den Sportler (bspw. Rettungsschwimmen) bis hin zum Technikfan (bspw. Wartung des Militärfuhrparks) gibt es ja diverse Themen, die uns allen zu gute kommen. Da kann es schon etwas geben, was man lieber macht, als für die Bundeswehr in der Dackelgarage schlafen.

siehe hier.

Aus meiner Sicht müssen entsprechende Projekte der Gesellschaft dienen, ein Beispiel für die scharfe Abgrenzung wurde vorhin durch jemand anderen gebracht: Gemeinnützigkeit.

Wie gesagt, ein abgeschlossenes Konzept dazu habe ich nicht, halte das aber auch ehrlich gesagt nicht für meine Aufgabe. Dabei sind wir wieder bei den Grundsatzfragen für die Zielsetzung und „was bringt’s“?

Exakt!

Es gibt in Deutschland allein über 30.000 Schulen (2023 über 3 Mio. Grundschüler) und über 60.000 Kitas (mit über 2 Mio. Kindern). Potenzial ohne Ausbeutung und Bereicherung gibt es zweifellos genug.

Sehr guter Punkt. Das könnte zumindest verhindern, das reguläre bezahlte Jobs darunter leiden.

Was man halt noch vermeiden sollte ist die (wohl ungewollte) Behauptung, das Tätigkeiten im sozialen oder Bildungsbereich oder der Pflege derart „niederschwellig“ sind, das man dort problemlos ungelernte Kräfte schnell mal unterbringen kann.
Was ja auch für die Bundeswehr zutrifft.

Und andererseits den Pflichtdienstleistenden nicht unterschwellig das Gefühl zu geben, nur Lückenfüller zu sein.

Wie immer man es macht, sollte zumindest gut durchdacht sein und kein wahltaktisch motivierter politischer Schnellschuss

Dem liegt Deine Annahme zugrunde, dass quasi unbegrenzt Zeit für gesellschaftspolitische Experimente zur Verfügung steht, um auszuprobieren, ob das Ziel der Fähigkeit zum schnellen Aufwuchs unserer Armee auch anders erreicht werden kann, als mit dem nachgewiesen tauglichen Mittel der Verpflichtung.
Deiner Annahme stehen allerdings in Anbetracht des Handelns Russlands, sowie der permanenten Drohungen der russischen Verantwortlichen valide Argumente gegenüber.

Auch diese Argumentation greift zu kurz. Erstens sind beispielsweise moderne Panzerabwehrwaffen vergleichweise leicht zu bedienen. Und zweitens zeigt das Beispiel der Ukraine sehr deutlich, dass vor allem auch der massenhafte Zulauf von Freiwilligen zu Beginn der russischen Invasion geholfen hat, das Blatt zu wenden. Je mehr grundlegende Ausbildung hier vorhanden ist (und wenn es nur die Kenntnis von Befehlsstrukturen und Verfahren ist), desto besser.
Ich weiß, dass sich das sehr martialisch anhört, aber Krieg ist für uns nicht mehr undenkbar - das ist bei vielen leider noch nicht angekommen.
In diesem Zusammenhang geht es darum, die gesellschaftliche Gesamtresilienz unseres Landes zu erhöhen. Auch hierbei wird es von entscheidender Bedeutung sein, dass ein signifikanter Anteil unserer Bevölkerung sich mit den Gefahren und Begleiterscheinungen von flächigen Infrastrukturausfällen beschäftigt und sich bis zu einem gewissen Grad auch vorbereitet hat. Und nein: ein Youtube-Video wird hier eher nicht ausreichen.

Diese Logik, auch wenn sie anscheinend viel Zuspruch hier gewinnt, erschließt sich mir nicht.
Du berichtest offensichtlich von einem Arbeitgeber, der FSJler nicht sinnvoll bzw. ausbeuterisch nutzt. Daraus leitest du ab, dass ein verpflichtendes Dienstjahr nicht gut sei.

Mir stellen sich hierzu ein paar Fragen. Zuallererst: Warum haben die ausgebeuteten FSJler das FSJ nicht vorzeitig beendet?

Dieser anekdotischen Evidenz kann ich mit ebenfalls anekdotischer Evidenz begegnen. Sowohl unsere Schule als auch unser ehemaliger Kindergarten hatten immer FSJler oder Bufdis. Die meisten davon haben nach dem Jahr gelegentlich als Springer gearbeitet, haben entsprechende Ausbildungen/ Studium gestartet bzw. sind den Einrichtungen weiterhin verbunden.

Es wurde doch schon des öfteren hier geschrieben, dass die Bedingungen gut sein müssen. Es wäre am auch ein leichtes, Aufgaben mit einzelnen Stellen konkret zu definieren und Aufgaben auszuschließen (Nachtdienste, Putzen etc.)

Vorab: Mir geht es grundsätzlich wie Ulf, ich habe meine eigene Zivi-Zeit als etwas sehr Bereicherndes erlebt und sehe sofort die positiven Effekte, die ein Gesellschaftsjahr haben könnte.

Ich finde es jedoch sehr spannend, dass die Diskussion bislang vor allem utilitaristisch und moralisch geführt wird, aber nie mal jemand wirklich nachrechnet, was die direkten und indirekten Kosten (für den Haushalt und die Volkswirtschaft) wären. Denn auch der Seite der Debatte wird man sich stellen müssen.

Hier mal der Versuch eines Überschlags:

  1. Wir bekommen die nächsten Jahre 1,5 Mio Neuruheständler per annum auf rund 800 Tsd Schulabgänger.

  2. Durch ein Pflichtjahr verkürzen wir effektiv die Lebenserwerbsarbeitszeit dieser 800 Tsd um ein Jahr. Wir entziehen dem Arbeitsmarkt also dauerhaft weitere 800 Tsd Kräfte. (Natürlich jeden nur für ein Jahr, aber eben jedes Jahr 800 Tsd.)

  3. Direkte Kosten: mind. 1500€ pro Monat pro Kopf für Sold, Kost+Logis, KV, behördliche Infrastruktur, Durchsetzungsmaßnahmen, …
    1–2 Mrd €/a

  4. Direkte Mindereinnahmen: 50T€ (Durchschnittsbrutto), davon 40%
    Abgaben ergibt Mindereinnahmen bei Steuern und SV
    16 Mrd €/a

  5. Volkswirtschaftliche Kosten: Wir haben Arbeitskräftemangel. Wie stark sich das hier auswirkt kann ich schwer abschätzen. Das BIP pro Arbeitsstunde entspricht in Deutschland 75€. Bei 800 Tsd. Vollzeitkräften a 1.500 Arbeitsstunden pro Jahr käme man auf 90 Mrd €. Aber natürlich tragen Zivis und Co auch zum BIP bei, keine Ahnung wie man das gegenrechnet. Völlig unklar sind mir auch die Folgekosten durch den Arbeitskräftemangel, die ja mehr sind als die reine Arbeitsleistung der fehlenden Arbeitskraft. Es wird sicherlich ein höherer zweistelliger Milliardenbetrag sein. Laut Eurostat ist die Steuer- und Abgabenquote im Verhältnis zum BIP in Deutschland gut 40 Prozent, so dass ich auch die Mindereinahmen des Staates aufgrund der volkswirtschaftlichen Kosten auf einen mittleren zweistelligen Milliardenbetrag schätzen würden.
    20–40 Mrd €/a

In Summe würde uns ein Gesellschaftsjahr nach dieser – zugegebenermaßen nur überschlägigen – Rechnung also 40–60 Mrd €/a kosten. Dieses Geld muss irgendwo her kommen.

Ich bin gespannt, wie sich die Diskussionen verändern, wenn klar wird, welche Steuern oder Sozialabgaben dafür erhöht werden oder wo das Geld sonst herkommen soll.

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Ich finde die Diskussion etwas schizophren. In anderen Threads wurde sich in der Vergangenheit darüber echauffiert, dass Wirtschaft und einige FDPler eine längere Wochenarbeitszeit fordern und eine längere Lebensarbeitszeit fordern.

Ein zusätzliches Gesellschaftsjahr, völlig egal ob parallel zum Arbeitsleben, vor der Ausbildung oder vor der Rente, ist aber genau das.

Nachteilig sehe ich dabei, dass viele möglicherweise auch nicht dort eingesetzt würden, wo sie am effektivsten wären, einfach weil der akute Bedarf in Bereichen gesellschaftlichen Nutzens in anderen Bereichen größer ist oder die Motivation für ein teilfreiwilliges/quasi-verpflichtendes soziales Jahr gering ist. In Zeiten des Fachkräftemangels ist das gesamtgesellschaftlich gesehen völlig widersinnig.

Aus meiner Sicht müssen wir dafür Sorge tragen, jeden solange dort einzusetzen, wo er am effektivsten ist und soziales Engagement darüber hinaus zu belohnen, nicht einzufordern. Eine Option könnte sein zusätzliche Rentenpunkte zu vergeben oder staatliche Vergünstigungen (besondere KfW-Programme, günstigerer Museumseintritt, besseren Zugang bei Bedarf staatlicher Hilfe, einen garantierten Platz im Doomsday-Bunker :wink:) an soziales Engagement zu knüpfen.

Noch ein Aspekt lässt mich an dieser Diskussion zweifeln. Mich erinnert das sehr an Chinas Social Credit System, nach dem es ein als gesellschaftlich dienlich definiertes, Leben gibt und Abweichung direkt oder indirekt bestraft wird. Das muss doch anders gehen.

Vielleicht haben wir nur eine falsche Aufteilung von Arbeitskräften? Zu viele in Bullshitjobs (Marketing, Influencer), viele in Kultur und nicht essentieller Dienstleistung (Gastronomie, Veranstaltungen, Juristei und Bürokratie) und zu wenige in essentiellen Themen (Gesundheit, Bildung, Industrie). Wobei es natürlich auch in letzteren Fehlallokationen (absehbar Verbrenner-PKW) geben kann.

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Was ich noch eine spannende Frage finde, speziell wenn es um die Bundeswehr und deren schnell nötigen Aufwuchs gibt:

Wie lange dauert es (und kostet es angesichts der Schuldenbremse) die nötigen Strukturen und Infrastruktur aufzubauen, Ausbildungsmaterial zu beschaffen und dann die Wehrpflichtigen ausreichend auszubilden?

Nach 12 Jahren als Panzergrenadier ist mir auch hängengeblieben, das es selten ausreicht ein Gewehr nur in die richtige Richtung zu halten und abzudrücken. Zumindest wenn man nicht Kanonenfutter sein will wie bei den Russen grade.

Aber auch anekdotisch…

Es waren mehrere Arbeitgeber. Die FSJler waren in einer Austauschgruppe mit insgesamt 12 Leuten, alle bei anderen Arbeitgebern.

Ein Teil hat das gemacht, ein Teil nicht weil er eine Verpflichtung gefühlt hat und Patienten und/oder Kollegen nicht hängen lassen wollte - und es trotzdem Tätigkeiten gab, die als sinnvoll oder auch bereichernd empfunden wurden.

Alles war ausgeschlossen, aber es hat eben nicht interessiert bzw. die Personalnot war so groß, dass man sich nicht anders zu helfen gewusst hat. Es ist sicherlich ein Unterschied, ob man in einer Schule arbeitet, die ja irgendwann schließt oder in einer Institution die rund um die Uhr in Betrieb ist.

Wenn junge Leute sich schon bei einem freiwilligen Dienstjahr schwer tun, sich gegen unmögliche Arbeitsbedingungen zu wehren, wie soll das denn dann bei einer Dienstpflicht funktionieren?
Richten wir eine Aufsichtsbehörde ein? Kann der- oder diejenige die Stelle einfach wechseln oder muss durchgehalten werden wenn sich keine andere Stelle finden lässt? Was macht man mit jungen Leuten, denen das Taschengeld zum Leben nicht reicht, weil die Eltern sie nicht unterstützen können? Müssen diejenigen, die eine Lehre gemacht haben, nach dem Abschluss ins Dienstjahr wenn sie dann volljährig sind? Für ein Taschengeld? Oder wird Verdienstausfall gezahlt? Muss jemand der bei der Bundeswehr ausgemustert wird trotzdem ein Dienstjahr machen? Können

Dann funktioniert das im Bildungsbereich besser. Im Gesundheitswesen bzw. im Pflegebereich scheint das oft nicht so gut zu laufen.

Ich finde, dass die junge Generation genug umgehängt bekommt - kaputte Infrastruktur, Reformstau, Rentenproblem, Klimakrise und aufgrund der Demographie immer weniger Möglichkeiten Themen durchzusetzen, die für junge Menschen wichtig sind.
Der Bund hat gerade die Mittel für das FSJ zusammengestrichen, so dass nach meiner Kenntnis aktuell gar nicht alle die es wollen ein freiwilliges soziales Jahr machen können. Ehe man eine Pflicht einführt, sollte man es erst einmal denen ermöglichen, die es freiwillig machen wollen.

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Mittelfristig wird das Gegenteil der Fall sein, weil viele der Aufgaben, die eine ungelernte Kraft hier machen kann, von KI übernommen werden können, ggf. sogar besser.

Was eine Ki nicht übernehmen werden kann - zumindest nicht so schnell - ist menschliche Interaktion, oder dass sich für Menschen im Altenheim über die Aufgaben des Pflegepersonals hinaus mit ihnen beschäftigt wird. Klingt vielleicht blöd, aber mit einer alten Dame Mühle zu spielen braucht keine Ausbildung, bringt aber Value in der Leistung des Altenheims. Eine voll ausgebildete Pflegekraft ist ggf. zu teuer und mit zu vielen anderen Dingen beschäftigt, um so etwas 3h nachmittags zu machen, oder sehe ich das falsch? Auch die Abschaffung von Routine-Jobs in der Verwaltung könnte dazu beitragen, dass wir mehr Kräfte für soziale Dinge bekommen. Und wer darüber sogar Spaß daran findet, kann sich immer noch weiterbilden.