Die Zeit, als Mutationszüchtungen im großen Stil eingeführt wurden, war so um 1960 (erste Versuche gab es schon vor dem zweiten Weltkrieg). Im Endeffekt Zeit des Atom-Hypes. Schätze also nicht, dass man da heimlich vorgegangen ist. Und da es in den letzten 60 Jahren keine großen Skandale mit der Methode gab, hat die sich wohl „etabliert“. Meines Wissens ist diese lange Erfahrung auch der Grund für die offizielle Ausnahme aus den Zulassungsvorschriften für Gentechnisch veränderte Pflanzen.
Das Problem daran ist ja aber weniger, dass irgendetwas verstrahlt wird (betrifft ja ohnehin nur Pflanzen in irgendeinem Zwischenstadium im Labor), sondern, dass völlig zufällige Mutationen entstehen, die auch potentiell schädlich sein können. Diese Methode durch eine deutlich präzisere Genschere abzulösen wäre aus meiner Sicht eigentlich etwas Gutes.
Das sind aber doch Folgen aus zu wenig Bewegung kombiniert mit dem falschen Essen.
Das ist doch kein Argument gegen Gentechnik.
Überhaupt sind sich quasi alle seriösen Wissenschaftler bei der Risikoabschätzung einig.
Warum ist wissenschaftlicher Konsens beim einen Thema gut und am liebsten würde man das direkt als Gesetz haben und bei anderen Themen wird ein vergleichbarer Konsens plötzlich in Frage gestellt. Welche seriösen wissenschaftlichen Erkenntnisse sollen da angefügt werden, die ein solches Risiko als problematisch dastehen lassen?
Zuallererst, danke dir für deine ehrliche Wortmeldung. Ich schätze das wirklich wert. Und das folgende sollen wirklich ernsthafte Fragen sein. Nimm sie bitte nicht als Angriff wahr, sondern nur als Versuch die Position zu verstehen. Und lass dir gesagt sein, ich stimme vollkommen überein, dass weniger Fleischkonsum ein wichtiger Schritt sein muss.
Nun, im Kontext deiner Wortmeldungen in anderen Themen klingt das ein wenig wie
Follow the science - außer bei Gentechnik
Hattest du ähnliche Bauchschmerzen bei den mRNA Impfstoffen gegen COVID? Wenn nicht, warum nicht? Und wenn doch, wie hast du sie überwunden?
Die erste CRISPR Cas Anwendung ist zwar etwa 10 Jahre jünger als die ersten mRNA Impfstoffstudien, aber dafür war die wissenschaftliche Community um CRISPR Cas viel aktiver, während mRNA Impfstoffe bis zu COVID eher Nischenlösungen waren. Der (Erfahrungs-)Stand der Forschung ist also mindestens vergleichbar mit der mRNA Forschung zum Zeitpunkt von SpikeVax und Co., vermutlich sogar noch höher. Das belegt implizit auch der Nobelpreis, den die führenden Köpfe hinter der Anwendung von CRISPR Cas schon im Jahr 2020 gewannen.
Spannend wäre, was müsste aus deiner Sicht passieren damit du die Bauchschmerzen verlierst?
Reine Risikoabwägung. Ich versuche es lieber mit der Impfung als mit der Krankheit.
Mich eingehender mit dem Thema beschäftigen, Interviews mit unterschiedlichen Wissenschaftlern hören. Ich hatte dazu noch keine Zeit. Es macht ehrlich gesagt auch skeptisch, wenn bestimmte Personen als Erstes „verteufelt“ werden, von denen ich eher viel halte, wie Frau Morgan oder Frau Kemfert.
Nee, es liegt auch an den vielen ungesunden "Innovationen " der Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie.
Zucker, Salz, Fett im Übermaß, Geschmacksverstärker…
Antibiotika in Schwein oder Geflügel (ist wohl mittlerweile weniger geworden).
Pestizide …
Aber das müssen wir hier jetzt nicht diskutieren.
Ich denke nur, dass wir strukturell oft erhebliche Risiken eingehen, indem zu viel erlaubt wird.
Werde mich hier jetzt aber nicht weiter reinhängen, da ich euch gar nicht überzeugen will.
Du hast eine ganze Menge neue Punkte in die Debatte eingebracht die spannend wären zu diskutieren. Daher würde ich den Thread entweder gerne noch offen lassen oder ggf. einen zweiten eröffnen.
Würde empfehlen dich beim Wissenschaftsformat deines Vertrauens zu informieren. Persönlich kann ich die betreffende Mai-ThinkX Folge empfehlen [1]. Die geht eigentlich auf alle deine Punkte ein.
Ist ein schwieriges Argument. Eine Technologie wegen ungeklärten Langzeitfolgen zu verbieten ist nur dann valide, wenn es dafür einen begründeten Verdacht gibt. Sonst könntest du trivialerweise jede neue Technologie damit blockieren. Markus Söder könnte z.B. Windräder verbieten wegen ungeklärten Langzeitfolgen auf Vogelbrutverhalten. Genau dieser Verdacht ist aber für NGT1 Pflanzen gegenüber konventioneller Züchtung inzwischen analytisch (Details z.B. in der MaiThinkX Folge) und empirisch (EU Studie) nicht mehr zu begründen.
Da kann ich mich meinen Vorrednern nur anschließen. Die genannten Punkte haben nichts mit Gentechnik zu tun.
Der Vergleich hinkt, denn es gibt hier kein entweder-Oder sondern ein UND. Gentechnik steht nicht in Konkurrenz zu anderen sinnvollen Maßnahmen.
Selbst wenn uns das im großen Stil gelingt würden wir immernoch die Gentechnik brauchen, wenn wir die aufkommenden im Thread genannten Krisen halbwegs in den Griff bekommen wollen. Das ist der Grund für den eindringlichen Apell aus der Wissenschaft.
Die Frage, die ich abschließend nur noch mal wiederholen kann ist folgende:
Z.B. Glyphosat: Eingeführt, sicherlich als tolle Innovation angesehen. Mittlerweile unter Verdacht, krebserregend zu sein.
Antibiotika wurden erheblich verabreicht, weil sie wegen der schlechten Haltungsbedingungen von Schweinen notwendig waren. Verstärkt den Resistenzeffekt.
Riesige Felder durch Flurbereinigung, tolle Innovation, riesige Maschinen möglich, mehr Ertrag. Ergebnis: Weniger Biodiversität, verdichtete, kaputte Böden
Ich spreche von der Meta-Ebene.
Aber das geht jetzt hier zu weit. Lass bitte gut sein. Ich sagte doch: Muss mich mal näher damit beschäftigen. Taz-Artikel, Mai Thi Video etc. Zeit reicht gerade nicht. Mach ich noch.
Ich denke hier muss deutlich unterschieden werden zwischen Glyphosat für den Konsumenten und Glyphosat für den Bauern. Für den Bauern besteht bei unsachgemäßer Anwendung des hochdosierten konzentrats tatsächlich eine Krebsgefahr, siehe die Rechtsstreitigkeiten in den USA. Dort wird meines Wissens überwiegend darüber diskutiert, ob Monsanto damals ausreichend auf die Gefahren hingewiesen hat. Haben sie aus deutscher Sicht, aber in den USA wurden ja auch schon Firmen verurteilt, weil sie nicht darauf hin wiesen, dass ihr Kaffee heiß sei.
Für den Endkunden ist Glyphosat allerdings nicht ansatzweise hoch genug in der Frucht konzentriert als dass es für den Kunden gefährlich wäre.
Da hat der BUND behauptet Pflanzenschutzmittel in Erdbeeren gefunden zu haben. Dem war auch so, aber in solch niedriger Konzentration, dass es völlig unbedenklich war. Die Klarstellung Tage später durch das BfR wurde leider kaum noch wahrgenommen, aber Hauptsache der BUND hatte ne geile Headline.
Meiner Meinung nach, weil es keine offene öffentliche Auseinandersetzung zu dem Thema gibt.
Ein paar Leute haben eine tolle Idee, haben beschlossen, dass sie großartig ist und das auch eingehend prüfen lassen. Die Fachwelt ist begeistert, man wirft es auf den Markt und stellt fest: die Leute sind skeptisch. Aber das kann doch nicht sein, wir haben doch alles geprüft. Wiher diese habe Skepsis?
Warum keine Talkshows zu dem Thema, warum keine Podiumsdiskussionen, warum keine Titelgeschichte im Spiegel zu „wie wir unser Essen revolutionieren“ und Vergleichstests in Ökotest.
Danke für die Aufklärung.
Wäre vermutlich eine gangbare Lösung. Wichtig, das sah man auch jetzt bei der Berichterstattung über die Bauern, ist es nur, die Kleinen zu schützen, die nicht alles mitmachen wollen. Wenn ich mich aus der Masse nicht hervorheben kann, werde ich in der Lebensmittelproduktion gezwungen mit der Masse zu schwimmen.
In meinen Augen wurde hier jedenfalls durch Lobbyismus eine Chance vertan, mal eine Diskussion anzustoßen, wie die Ernährung der Zukunft aussehen soll.
Für diejenigen, die sich noch eine Meinung bilden wollen, empfehle ich auch die Stellungnahme der Leopoldina. Halte ich für die erste Anlaufstelle bzgl. unabhängiger wissenschaftlicher Information:
Ja, der Ansatz ist richtig. Dazu muss allerdings auch journalistisches Interesse vorhanden sein. Daher unter anderem auch der Themenvorschlag für die Lage. Das öffentlich rechtliche hat sich dem Thema übrigens in den letzten Jahren durchaus gewidmet. Neben der Mai-Think X Folge, gibt es mehrere Terra-X Folgen und die Quarks Science Cops haben eine Folge gemacht. Viele Formate scheuen sich allerdings auch Zuschauer mit einer solchen „unliebsamen“ Thematik zu vergraulen. Bei einem Thema, dass eine große Mehrheit der Bevölkerung ablehnt kann man sich den anschließenden Shitstorm vorstellen, wenn in der Doku dann gesagt wird, die Wissenschaft sieht das aber anders.
Das ist für mich Teil des Themas. Denn der Verweis auf Glyphosat und Ähnliches ist ja häufig Hauptbestandteil der Argumentation gegen Gentechnik.
Wenn man dann aber eben genauer schaut und sieht, dass auch Glyphosat schon viel negativer gesehen wird als es objektiv sein sollte, dann bleibt nur noch weniger Substantielles.
Ich muss dazu sagen, dass ich auch lange gegen Gentechnik war. Der Grund war aber ganz einfach, dass ich gar kein genaues Bild von der Sache hatte. Ich hatte das Bild von Saatgutentwicklung durch Selektion vs. Verrückten Professor im Labor bei dem man nicht weis was er im Schilde führt.
Aber so sieht ja auch Gentechnik nicht aus. Als ich ein realistisches Bild von Gentechnik wie auch von Status Quo hatte blieben mir einfach keine Argumente mehr.
Wer soll da diskutieren? Precht mit Wagenknecht und Lang? Publikumswirksam aber wenig substantiell?
Oder Leute aus dem Bereich Gentechnik vs. BUND und Greenpeace?
So eine Diskussion müssten doch echte Fachleute führen. Die hätten dann eine recht einheitliche Meinung und niemand würde sich die Diskussion ansehen.
Eigentlich ist das was du wahrscheinlich willst genau eine solche Diskussion die wir bei anderen Themen (Corona, Klimaschutz, etc.) als false Balance kritisieren.
Wer sich informieren will findet in den Medien doch genug dazu. Gerade auch beim ÖRR in den entsprechenden wissenschaftlichen Formaten. Im Radio habe ich auch schon Sendungen darüber gehört (so änderte ich meine Meinung).
Es reicht schon, einen Biobauern und einen konventionellen Bauern an einen Tisch zu setzen, man kann in der Situation auch über Maden, Käfer und gedrucktes Essen reden. Die werden von den Medien auch tatsächlich aufgegriffen. Warum? Weil die Vertreiber das so wollen? Die Einstellung, die du hier skizzierst ist Teil des Problems.
Hast Du schon mal geschaut, was Arte und BR2 für Quoten haben? Wer die Bevölkerung erreichen will, muss in die Mainstream-Medien. Nun sind Wissenschaftler selten gute Selbstdarsteller und die wenigen wie Harald Lesch und Ranga Yogeshwar können sich vor Aufträgen nicht retten, dennoch muss man hier ansetzen. Wer gute Ideen hat, darf sich nicht damit zufrieden geben, einen No-Brainer entdeckt zu haben, er muss das nicht nur an die Wirtschaft, sondern auch an den Kunden verkaufen. Wer die Meinung vertritt, das führen wir ein und der Kunde frisst es schon, braucht sich nicht wundern, wenn er auf Skepsis und Zweifel trifft. Wenn ich mich über alles im Selbststudium informieren würde, das mich interessiert, müsste ich außerdem meinen Job aufgeben.
Und was haben die an wissenschaftlichen background zu Gentechnik?
Dann wird ja doch wieder nur mit Halbwissen gegen Falschinformationen diskutiert.
Das ist vieles aber sicher keine Aufklärung.
BR2 hat meine Einstellung zu Gentechnik verändert. Das hatte so einen aha Effekt, dass ich sogar noch den Autobahnabschnitt sagen kann wo ich es gehört habe.
(Edit: wenn ich mich richtig erinnere war dabei der Grundton nicht mal pro Gentechnik, aber die einzelnen Aspekte waren gut aufgeschlüsselt)
Da es viele der Sendungen auch auf YouTube und co. gibt sind sie für alle leicht zugänglich. Würde es darum gehen dem Bürger etwas gefährliches schmackhaft zu machen weil man hier Risiken gegeneinander abwägen musste würde ich dir recht geben, aber in diesem Fall darf sich einfach niemand beschweren weil jeder die Möglichkeit hat sich zu informieren und selbst in der Tageszeitung grundlegendes Wissen verbreitet wird.
Man muss Bürgern Informationen nicht hinterhertragen.