Gentechnik - Herausforderung und Risiko in der Landwirtschaft

Nicht erlaubt, aber wegen Unkontrollierbarkeit findet das eben statt. Die Meere sind leider viel zu groß für strikte Kontrollen.

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Ja und nein.

Wenn du in einem Gewächshaus Pflanzen ziehst das mit zu erwartendem Wetter simuliert wird, ist es die Natur, die die Lösung findet.

Es dauert halt nur länger, da man vermutlich mehrere Generationen Pflanzen ziehen muss um die Anpassung zu erreichen.

In dem ich aktiv wegschaue.

Das stimmt auch. Aber innerhalb der EU akzeptiert man auch, dass Küstenregionen vor Afrika leer gefischt werden und man dadurch die Nahrungsmittelsicherheit der Menschen vor Ort gefährdet.

Alleine die Diskussion über Subventionen zeigt, wie perfide sich die Industrieländer absichern.

wenn ich das richtig verstanden habe würdest du in diesem Fall nicht groß von außen eingreifen und nur natürliche Mutationen und Kreuzungen zulassen. Praktisch Evolution in einer künstlichen Umgebung = Zielumgebung.
Heutige Züchtungen passieren in der Regel wie folgt: man hat eine recht konkrete Vorstellung, wie das Erbgut der Zielpflanze aussehen soll. Transgen-Veränderungen werden dabei durch Mutationszüchtung erreicht. Man wartet also, bis sich „zufällig“ das Erbgut ändert. Weil das von alleine viel zu lange dauert beschießt man die Pflanzen in.d.R. mit radioaktiver Strahlung. Cis-Gen Veränderung erreicht man durch gezielte Kreuzung. Das ganze ist ein Heidenaufwand, weil man natürlich durch die Mutationen alles mögliche bekommt und ungewünschte Veränderungen aufwändig wieder rauszüchten muss. Nicht jede Züchtung braucht Transgen-Veränderungen aber die berühmte rote Grapefruit ist z.B. so entstanden.
Vielleicht zeigt dieses Beispiel warum hier zwischen Züchtung und Genmanipulation nicht wirklich ein Unterschied ist. In der Praxis erzeugen Unternehmen oft die Zielpflanze durch Gentechnik und züchten sie dann über Jahre nach. Bzgl. Dauer habe ich nichts belastbares, aber in einer Terra X Reportage war die Rede von 2-3 Jahren für Gentechnik und 10-15 Jahren für konventionelle Züchtung.
Für die exakt gleiche Pflanze muss ich aber bei gentechnischer Herstellung ein viel aufwändigeres Zulassungsverfahren durchlaufen als bei Züchtung. Warum? Gute Frage.
Wenn so eine extrem zielgerichtete Züchtung schon >10 Jahre benötigt, kann man sich vielleicht eine Vorstellung machen, wie lange die o.g. „natürliche“ Züchtung dauert.
Ist denn zumindest die natürliche Züchtung ungefährlich? Dazu am besten Mal Punkt 1 des oben verlinkten Leopoldina Textes lesen. Einen wirklich guten Grund dafür, dass diese „natürliche“ Züchtung risikoärmer ist, gibt es demnach nicht. Aber natürlich gibt es hier viele Jahrhunderte Erfahrung. Im Prinzip ist es allerdings auch egal, denn die Option, dass wir jetzt alles auf „natürliche“ Züchtung umstellen ist illusorisch. Hätten wir keine modernen Züchtungsverfahren verwendet, wären wir heute nicht in der Lage die Weltbevölkerung zu ernähren. Und die Zeiten bei dieser Züchtung würden es praktisch unmöglich machen, an den Klimawandel anpassungsfähige Pflanzen rechtzeitig zu züchten, um massiven Ernteausfällen und Hungersnöten in der Zukunft vorzubeugen.

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Wir wollen uns nicht nur ernähren, sondern Nahrung muss unseren viel zu hohen Ansprüchen genügen.

Sehr viel von dem, was zur Zeit produziert wird, werfen wir weg, nicht weil es verdorben ist, sondern weil es unseren optischen Erwartung des Nahrungsmittels nicht entspricht. Deshalb kommen auch schon vorhandene Varianten von Obst- und Gemüsesorten nicht zum Einsatz, obwohl sie widerstandsfähiger wären.

Warum nicht an dieser Schraube drehen? Das Umdenken hier wäre sofort und ohne Risiko umsetzbar.

Es gibt auch noch die Variante, dass wir uns als Menschheit entschließen, die Bevölkerung der Erde nur auf einen maximalen zu ernährenden Höchstwert anwachsen zu lassen. Dann müssten wir nur eine gerechte Verteilung der produzierten Nahrungsmittel organisieren.

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Auf jeden Fall eine valide Option. Ich bin eben nur fest davon überzeugt, dass wir an weit mehr als einer Schraube drehen müssen. Nur, damit man sich die Dimension mal vor Augen führt: die UN geht davon aus, dass wir die globale Nahrungsmittelproduktion bis 2050 verdoppeln müssen [1]! Da wir nicht mal eben 100% mehr Anbaufläche schaffen können ist das allein schon ein gigantisches Problem. Hinzu kommt, dass unser derzeitiger Anbau alles andere als nachhaltig ist. Wir müssten eigentlich weniger düngen, dürften nicht so viele Pestizide einsetzen. Das alles hat aber auch negative Folgen auf den Ertrag pro Fläche. Und dann kommt der Klimawandel: Ernteausfälle, Dürren Überschwemmungen - genau in den Regionen, wo Nahrung knapp ist.

Ich kann verstehen, wenn wir in der Entwicklung neuer Pflanzenarten Risiken sehen. Nur dann ist die Konsequenz nicht, eine Blockade der Gentechnik (weil diese Technik nicht unsicherer ist, als moderne Züchtungsmethoden), sondern eine Verschärfung der Zulassungsvorrausetzungen (für ALLE neuen Arten). Mal ins unreine gesprochen: das könnten wir uns sogar leisten. Wenn eine gentechnisch veränderte Sorte 2-3 statt 10-15 Jahre braucht, bis sie einsatzbereit ist, dann können wir gerne auch noch ein weiteres Jahr Studien zur Unbedenklichkeit dran hängen. Damit hätten wir dann die Sicherheit neuer Pflanzenarten verbessert UND die Forschungsdauer reduziert.

Die Wissenschaftler fordern in ihrem Apell “Opposition based on emotion and dogma contradicted by data must be stopped”. Wir haben in Deutschland die Situation, dass etwa ein Viertel der Bevölkerung aus irrationalen Gründen eine Corona-Impfung ablehnt und damit eine Krise unnötig verschärft. Bitte lasst uns sowas hier nicht widerholen.

Jetzt einen Schritt weiter. Hier wurden eine Menge gute Ansätze genannt, was noch getan werden kann, um die Ernährungskrise zu bewältigen. Welches sind jetzt die relevanten Hebel und vor allem, wie wirken sie zusammen? Dazu gibt es einen recht interessanten Artikel in Nature [2], den ich noch kurz vorstellen will. Hier werden sieben Aspekte genannt, die man angehen muss:

  1. End hunger and improve diets:
    Ziel ist die Verbreitung von günstiger, nährstoffhaltiger und gesunder Ernährung. Erfolgversprechend haben sich hier z.B.: Bewässerungssysteme auf kleinen Farmen, Reduzierung von Abfällen (durch dezentrale Energieversorgung und recyclebare Verpackungen zur besseren Konservierung) und Schulspeisungen erwiesen.

  2. De-risk food systems
    Hier geht es darum Ernährungssicherheit herzustellen. Risiken sind z.B. Preisspekulationen, aber auch Dürren, etc. Neben politischen Instrumenten zur Absicherung sind hier vor allem Frühwarnsysteme (z.B. Handy-Apps) und auch dezentral mit (Solar-)Energie versorgte Bewässerungssysteme hilfreich.

  3. Protect equality and rights
    Gleichberechtigung im Agrarsektor. Hätten Frauen z.B. dieselben Rechte, wie männliche Farmer in Äthiopien, könnten sie ~40% mehr Output generieren. Ähnlich wichtig ist der Schutz von Grund und Boden kleiner Farmer.

  4. Boost bioscience
    Alternative Proteinquellen: z.B. auf pflanzlicher Basis, aber auch Insekten. Stickstoff aus der Luft zum „Düngen“ gewinnen. Gentechnik für Verbesserung der Qualität, Resistenz und Produktivität der Pflanzen. Daten/ Ergebnisse müssen für alle verfügbar sein.

  5. Protect resources
    Die dauerhafte Nutzbarkeit von Anbauflächen muss sichergestellt werden. D.h. automatische Überwachung (z.B. mithilfe von Drohnen mit AI) der Bewässerung, Bodenqualität, Biodiversität etc.

  6. Sustain aquatic foods
    Biodiversität muss sichergestellt werden. Alternative Nahrung kann aus Meeren gewonnen werden (z.B. Algen-basiert). Alternative Futterquellen für Fische erschließen.

  7. Harness digital technology
    IT und Roboter können die Landwirtschaft effektiv unterstützen (wie z.T. schon oben gezeigt), Verschwendung vermeiden und Qualität sichern. Die Produkte müssen aber billiger und verfügbarer werden, damit sie auch für kleine Farmer verwendbar sind. Das könnte z.B. eine Art Uber für Farm-Roboter leisten.

[1]
Food Production Must Double by 2050 to Meet Demand from World’s Growing Population, Innovative Strategies Needed to Combat Hunger, Experts Tell Second Committee | Meetings Coverage and Press Releases
[2]
https://www.nature.com/articles/d41586-021-02331-x

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Solche Papiere lesen sich erst mal ganz gut. Die Probleme kommen dann aber bei der detaillierten Umsetzung vor Ort.
Das größte Hemmnis dafür dass sich eine Bevölkerung erfolgreich selbst ernähren kann ist Krieg, Korruption und instabile politische bzw. gesellschaftliche Verhältnisse. So lange wir diese Probleme nicht in den Griff bekommen wird jeder (Teil-)Erfolg immer wieder zunichte gemacht! Ich glaube dass alleine von der Nutzbarmachung dieser Brachflächen ein riesen Erfolg wäre.

zu 1 Die Bevölkerung weiß ziemlich genau welche Pflanzen in der Region erfolgreich kultiviert werden können und was sie zum Leben braucht. Es macht z.B. keinen Sinn Mais oder Reis (auch wenn er noch so nahrhaft ist) in einer Wüstenregion kultivieren zu wollen. Selbst wenn man anfänglich ein funktionierendes Bewässerungssystem hätte.

Viele der anderen Punkte suchen die Lösung darin dass man Technik darauf wirft. Je höher der technische Aufwand ist desto störungsanfälliger ist das System dann aber auch.
Wer finanziert diesen hohen technischen Aufwand ärmeren Ländern?

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Die Autoren dieses Artikels sind die Vorsitzenden einer wissenschaftlichen Arbeitsgruppe, die von der UN beauftragt wurde, um eine solide wissenschaftliche Grundlagen für den 6. UN food summit zu liefern. Seit Bestehen der UN hat man diesen Aufwand in dieser Form zum ersten mal betrieben, womit dieser Artikel und die im Rahmen der Arbeitsgruppe entstandenen Studien / Reports für mich eine ziemlich relevante und, so gut es geht, unabhängige Quelle darstellen. Dafür wurden hunderte Experten und Beteiligte in den betreffenden Ländern (also z.B. auch die Farmer und die Bevölkerung vor Ort) mit in den Prozess einbezogen. Sprich: hier wurde einiges an Aufwand betrieben, um genau zu vermeiden, dass man auf dem summit theoretisch über Dinge diskutiert, die mit der Praxis nichts zu tun haben. Hier hat man sich also ganz genau angeguckt, welche Agrar-Praktiken sich in welchen Situationen bewährt haben und wo am effektivsten mit welchen Mitteln unterstützt werden könnte.

Das heißt nicht, dass es an der Studie nichts zu kritisieren gibt. So wird z.B. angemerkt, dass nicht genügend thematisiert wird, welche Rolle die Marktmacht bestimmter Unternehmen für die zu lösenden Probleme spielt. Was ich hier hingegen auf Basis des Artikels nicht nachvollziehen kann ist die Kritik, dass man hier die Situation vor Ort nicht im Blick, das Wissen der lokalen Bevölkerung nicht berücksichtigt oder die Umsetzbarkeit / Finanzierbarkeit technischer Lösungen (da machen die Autoren ja u.a. sehr konkrete Vorschläge) nicht berücksichtigt hätte.

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Die Autoren mögen ja noch so wichtig sein und mit ihren Aussagen recht haben, aber es ist nur ein „Artikel“ also sozusagen eine Willensbekundung.

Ich möchte an aktuellen Beispielen aufzeigen wie unrealistisch einige Punkte sogar in Deutschland sind.

Zu 1.

dazu brauchen wir uns z.Z. nur die Nachrichten oder die Äcker (auf jeden Fall in Franken) ansehen. Wo soll das Wasser dazu herkommen? Pumpen wir das Grundwasser immer mehr ab? Oder nehmen wir Oberflächenwasser?
Was machen aber Anrainer weiter unten an ehemaligen Flüssen? Gehen die dann leer aus?
Was ist dann mit der Schifffahrt auf den Binnengewässern?

Zu 7

Wie soll das in dem digitalen Entwicklungsland Deutschland gehen?
Gerade im Ländlichen Raum ist die Infrastruktur oft erbärmlich.
Wie viele IT Komponenten werden dazu benötigt um das weiträumig flächendeckend anwenden zu können?
Wo sollen die elektronischen Komponenten herkommen, wenn schon die Autoindustrie einen Mangel hat?

Hier habe ich ziemlichen Mumpitz geschrieben. Durch Mutagenese erreicht man keine Transgen-Veränderungen, sondern auch nur Cis-Gen-Veränderungen. Sprich: durch Genom-Editing mit Cis-Gen-Veränderungen erreicht man dieselben genetischen Veränderungen, wie durch konventionelle Züchtungsverfahren. Transgen-Veränderungen bekommt man durch konventionelle Züchtung aber nicht hin. Auch wenn die EU-Studie gezeigt hat, dass selbst Transgen-veränderte Pflanzen empirisch nicht bedenklicher sind als konventionell gezüchtete, fände ich es denkbar, hier strengere Zulassungsverfahren zu fordern. Transgen-Veränderungen spielen meines Wissens heute eine untergeordnete Rolle. Wichtig wäre eher, dass solche Genom-Editing Verfahren, die dieselben genetischen Änderungen durchführen, wie durch konventionelle Züchtung erreichbar, auch in der Zulassung gleichgestellt werden.
Da das Thema in Brüssel durchaus heiß diskutiert wird und Grüne und FDP sich nicht wirklich einig sind, fände ich es durchaus wert, es mal auf die Tagesordnung zu nehmen. Hier übrigens der Beitrag der Quarks Science Cops zum Thema:

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Die EU-Kommission legt jetzt einen Gesetzesvorschlag auf den Tisch, in dem die Zulassung bestimmter gentechnisch veränderter Pflanzen vereinfacht werden soll. Sie folgt damit der oben bereits behandelten Empfehlung u.a. der Leopoldina, die die bisherige Gesetzeslage als „nicht auf dem Stand der Forschung“ und „rational nicht zu begründen“ bezeichnet hatte [1].

Weiterhin ist die Position der Bundesregierung hierzu unklar. Nach ersten Äußerungen der Abgeordneten Karl Bär (Grüne) und Johannes Vogel (FDP) erscheinen die Position aber zunächst wenig verändert. Die Grünen sind weiterhin dagegen, die FDP dafür.

Bei einer Technik, die (im Bereich der hier diskutierten Zulassungs-Veränderungen) wissenschaftlich so eindeutig bewertet ist und so ein großes Potenzial für den Kampf gegen Klimawandel und Klimawandel-Folgen hat, tue ich mir mit einer Position, wie von Karl Bär im verlinkte Artikel kommuniziert sehr schwer. Konkret spricht er davon, dass diese Regelung das Aus für den ökologischen Landbau bedeuten könnte und lässt dabei völlig unter den Tisch fallen, dass genau solche Öko-Landwirte große Hoffnungen in solche gentechnisch veränderten Pflanzen setzen, die potenziell ohne Pestizide auskommen könnten, wie z.B. die im Artikel verlinkte Terra-X Reportage zeigt.

Um es kurz zu machen: ich rege nochmal dazu an, dieses Thema anzusprechen. Wenn wir hier ein EU-Gesetz wegen gesellschaftlicher Uninformiertheit blockieren, wäre das schon armselig.

[1]

Gentechnik in Lebensmitteln: EU-Kommission plant Lockerung - ZDFheute.

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Danke für den durchaus wichtigen Einwurf. GVO sind wichtig, um die Landwirtschaft auch für die nächsten Jahrzehnte unter sich verändernden klimatischen Bedingungen, zukunftssicher aufzustellen.

Einen wichtigen Punkt aus dem Artikel möchte ich herausheben.

Konkret bedeuten die geplanten Regeln, dass etwa Verfahren wie die Crispr/Cas-Genschere keinen EU-Gentechnikregeln unterliegen, wenn die dadurch entstandene Sorten auch durch Verfahren wie Kreuzung oder Auslese hätten entstehen können.

Solche Züchtungen würden den Plänen zufolge unter die sogenannte Kategorie 1 der durch neue Techniken (NGT) gezüchteten Pflanzen fallen.

Karl Bär lehnt also im Grunde die Vereinfachung für Pflanzen ab, die so in der ökologischen Landwirtschaft und auch auf dem freien Feld ganz natürlich entstehen können und statistisch wohl auch würden (und sich dann lediglich nicht gegen die wesentlich etabliertere Mutterpflanze durchsetzen).

Ich weiß nicht wie ernst seine Sorge gegenüber dem Verbraucher tatsächlich ist. Mir scheint, er scheint zuviele Freunde aus der Öko-Landwirtschaft zu haben und zu wenig selbst zu denken. Denn die Lösung für die Ökolandwirtschaft ist simpel. Man könnte einfach Pflanzen der Kategorie 1 im Ökolandbau zulassen, schließlich entstehen die auch natürlich.

Dann wären alle happy. Wir hätten die Chance auf weniger Pestizide, resistentere Pflanzen und die Chance auf fixere Anpassung der Landwirtschaft an den Klimawandel.

Nur die technikaverse und wissenschaftsselektive Basis der Grünen wird wohl schäumen und zur Beruhigung ein paar Globuli mit Baldriantee runterspülen.

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Gut, Bär ist auf seiner Homepage mit dem Satz zu zitieren:
„Im Bundestag setze ich mich für eine ökologische Landwirtschaft ein, die ohne Gift und Gentechnik, sondern mit der Natur arbeitet.“ Das lasse ich mal so stehen.
Ich glaube tatsächlich nicht, dass das Hauptproblem in einer grünen Basis liegt, die das Thema ideologisch ablehnt. Das ist zwar in Teilen der Fall, aber diese Teile werden kleiner. Der Kern des Problems liegt m.E. in einer inzwischen gestärkten Lobby für das Qualitätskriterium „ohne Gentechnik“, das durch die neue Gesetzgebung seine Glaubwürdigkeit verlieren würde. Deshalb laufen nicht nur Teile des Öko-Landbaus sondern auch Discounter und Einzelhandel gegen dieses Gesetz Sturm.
Im Endeffekt ist das eine ähnliche Situation, wie wenn Teile von fossiler Industrie-Lobby versuchen, Maßnahmen gegen den Klimawandel zu verhindern, weil sie ihr Geschäftsmodell in Gefahr sehen.
Während ich diesen Selbsterhaltungstrieb grundsätzlich verstehen kann halte ich ihn für ähnlich fehlgeleitet, wie die lange Blockade der Autoindustrie gegen die E-Mobilität. Dass die Transformation notwendig ist, muss allen Beteiligten klar sein. Und je früher man damit anfängt, desto weniger abgehängt ist man später.

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Wie kommen sie darauf? Gibt es hierfür Quellen?

Ja, wie im Text oben erwähnt wird das in der im Artikel verlinkten Terra-X Reportage behandelt.

Gibt es hierzu Belege? Ich bin davon nicht überzeugt. Aus meiner Sicht führen GVO zwangsläufig zu größeren Betrieben und Feldgrößen, die dem Wetter schutzlos ausgeliefert sind. Ich weiß, dass es hitzebeständige Reis etc. geben soll und glaube auch, dass dies hilfreich sein könnte.

Dahingegen wird kleinteilige Landwirtschaft (personalintensiv) mit Hecken, Weidehaltung und ggf. Agroforst insbesondere in von Klimawandel bedrohten Gebieten, aber auch hier, sicherlich die bessere, nachhaltigere Alternative sein.

Weiterhin erzeugen Kleinbauern die meiste Nahrungsmittel, 75% weltweit.

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Ja der hitzebeständige Reis ist sicher ein Beleg. Es gibt auch GVOs die weniger Pestizide benötigen oder weniger Wasser. Auch an GVOs mit einer verbesserten Nährstoffzusammensetzung wird gearbeitet. Die enthalten dann zum Beispiel mehr Vitamine.

Warum meinst du, das? Ist das belegt oder eher der typisch deutsche Technik- und Zukunftspessimismus. Ich sehe keine Gründe, die zwingend zu deinem Szenario führen.

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Häufig wird die Argumentation auch genau anders herum geführt. Der Saatgut-Markt wird aktuell dominiert von großen Unternehmen, weil die sich die teuren jahrelangen Zuchtverfahren leisten können. Mit der heute sehr einfach zu „verwendenden“ Genschere sind Erfolge in deutlich kürzeren Zeiten und mit weniger Kapitalaufwand möglich, was auch kleineren Unternehmen Zugang ermöglicht.

Dazu vielleicht noch eine Stellungnahme der Leopoldina zu dem Vorwurf: „Grüne Gentechnik dient dem Profitinteresse der Agrarindustrie“ [1]:

„Die Grundlagenforschung zur Grünen Gentechnik findet zu großen Teilen an Hochschulen und unabhängigen Forschungseinrichtungen statt, die hierbei kein finanzielles Interesse verfolgen. Aber auch Saatgut-Firmen investieren in die Forschung. Um Produkte der Grünen Gentechnik vermarkten zu können, müssen diese zunächst ein Zulassungsverfahren durchlaufen, das etwa in der EU relativ streng geregelt ist. Nicht die Technologie an sich, sondern die rechtliche Regulierung trägt dabei zur Monopolisierung der Agrarindustrie bei. Denn die Zulassungsverfahren für genetisch veränderte Pflanzen und Produkte dauern in der Regel lange und sind sehr teuer. Das hat bewirkt, dass im Bereich der Grünen Gentechnik bisher vor allem große multinationale Konzerne involviert sind. Mit den neuen Verfahren der Genomeditierung, die weniger kostenintensiv sind, könnte sich die Situation ändern. Würden sie, wie vonseiten der Wissenschaft empfohlen, weniger streng reguliert, hätten künftig auch kleine und mittlere Unternehmen Chancen, genetisch veränderte Sorten beziehungsweise deren Saatgut zu entwickeln und zu vermarkten.“

[1]

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Ein Unterschied ist aber: nämlich in der Geschwindigkeit, in der neue Pflanzen zur Verfügung stehen. Konventionelle Züchtung hat so lange Zeiträume, in denen die Wirkung auf das Ökosystem beobachtet werden kann. In dieser Zeit könnten schon mehrere gentechnische Veränderungsschritte gegangen worden sein, eventuell mit Überkreuzwirkungen im System, dadurch eine unbeabsichtigte Dynamik in Gang setzend, die ausser Kontrolle geraten könnte. Man darf ja auch den Wettbewerb nicht vergessen, der das hohe Tempo noch mehr treibt, also noch höhere Wahrscherinlichkeit von unerwünschten Effekten.

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