Gemeinsam Emissionsrechte löschen - Beat The System By Using The System

Mega, dass das europäische Emissionshandelssystem in der Lage tiefer erklärt wurde.

Ich bin schon einige Jahre ein großer Fan von diesem Ansatz und unterstütze ForTomorrow dabei genau das zu machen. ForTomorrow ist eine kleine gemeinnützige Organisation und du kannst da ein Klima-Abo abschließen.

Der Ansatz ist: wir können alle versuchen unser Ausstoß zu minimieren, aber es gibt einfach eine Untergrenze, wenn man in Deutschland wohnt. Diesen Rest kann man am besten über Emissionsrechte löschen kompensieren. Wenn jemand der Preis zu hoch findet, oder Bäume einfach cool findet (sind sie auch!), kann auch z.B. über eine Mischung von Emissionsrechte und Bäume kompensieren.

ForTomorrow forstet übrigens nur Neuflächen in Deutschland auf, gerade damit solche Geschichten so wie in der Lage zu afrikanischen (?) Haciendas (?) erzählt wurde, vermieden werden.

Außer Compensators und ForTomorrow kenne ich keine gemeinnützige Organisationen, wobei man Spenden kann, um Emissionsrechte zu löschen. Vielleicht kennt ihr noch welche?

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Ich finde die Idee auch sehr ansprechend.

Danke für deinen Tipp.

Hier Infos zu The Compensators.

https://www.compensators.org/

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Muss die Folge noch zuende hören, hab bei diesen Angeboten und Initiativen aber immer so ein Geschmäckle. Ich habe dann ein Stück Papier (PDF) auf dem steht, dass ich Emissionen gespart habe oder für mich irgendwo ein Baum gepflanzt wurde. Aber passiert das wirklich, bringt es wirklich was? Oder wird der Baum dann in 5 Jahren gefällt und zu Möbeln verarbeitet. Es hat so was von Ablassbrief, so nach dem Motto „ich kann sorgenfrei in den Urlaub fliegen, hab ja alles kompensiert“. Nicht ohne Grund bekommt man mittlerweile bei jeder Bestellung direkt das Angebot, für ein paar Cent die Emissionen auszugleichen, da wird mir dem schlechten Gewissen der Leute Geld verdient.

Ich will jetzt nicht per se sagen, dass das eine schlechte Idee ist: wenn es wirklich einem spürbaren Unterschied macht sollen von mir aus Menschen da auch ein bisschen was dran verdienen, ist ja auch Arbeit. Aber vielleicht könnt ihr mein Gefühl nachvollziehen. Es scheint mir einfach für Scharlatane hier zu einfach zu sein, Unfug zu treiben.

Das kann ich komplett nachvollziehen. Es ist gerade deswegen, dass ForTomorrow gegründet wurde; es gab zu wenige gute Angebote für Menschen, die wirklich was gegen die Bedrohung von Klimakatastrofen machen möchten. ForTomorrow ist eine gemeinnützige GmbH (gGmbH), damit es kein Druck gibt von Investoren, die Gewinne machen wollen. Bei ForTomorrow gibt es nur effektive, hochwertige Kompensationmaßnahmen in der EU.

Das allerschönste vom Emissionshandelsystem wurde meiner Meinung nach in der letzten Folge nicht klar betont. Es ist ein Cap & Trade-System, was heißt, dass die Gesamtmenge von Emissionsrecht und damit der Ausstoß der Industrie vom System gedeckelt wird. Ein hoher Preis für Emissionen ist gut, weil das macht es attraktiver um in nachhaltige Lösungen zu investieren. Der Preis senkt aber nicht zwingend den Gesamtausstoß. Das macht gerade die Deckelung. Mit jedem Recht, was wir stilllegen, zwingen wir die Industrie in der EU eine Tonne weniger auszustoßen.

Weil der Ausstoß seit 2013 (als einen Reform eingeführt wurde) jährlich rund 90% der ausgegeben Emissionsrechte liegt, hat eine Verknappung von verfügbaren Rechten direkt einen guten Effekt.

Aufforstungsprojekte macht ForTomorrow auch. Vor allem weil Leute Bäume gerne mögen. Ursprünglich haben wir befürchtet, dass es zu schwierig wäre, Aufforstung richtig zu machen. Dann haben wir geschaut, was Leute skeptisch macht über Aufforstung in den Tropen. Dann haben wir eine Menge an Voraussetzungen für Aufforstungsflächen aufgestellt, damit wir die Langfristigkeit unserer Klimawälder garantieren können. Wir machen zum Beispiel nur Projekte in Deutschland und forsten nur neue, klimaresiliente Mischwälder auf. Schaue dir gerne mal diese Seite zur Aufforstung an.

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Da kann ich mich nur anschließen. Ich fand es immer alles andere als trivial das zu verstehen und finde, ihr habt das in der angemessenen Tiefe sehr gut und anschaulich erklärt. Gerne mehr davon.
Der Ansatz CO2 Kompensation durchzuführen, indem man Emissionsrechte löschen lässt war mir persönlich unbekannt. Super Idee.

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Ich finde es komisch das bei ForTomorrow nur 85% der Spenden in den eigentlichen Zweck fließen laut der Homepage. Kommt mir etwas wenig vor für ein gemeinnütziges Projekt auch wenn rechtlich weniger möglich wäre.

Vor allem weil die Personalkosten ja Fixkosten unabhängig der Spenden sein sollten.

Auf die Idee, dass man als Privatperson (oder Firma!) einfach Zertifikate kaufen kann, um sie vom Markt zu nehmen, bin ich selber noch gar nicht gekommen, also vielen Dank an die Lage, dass ihr es erwähnt habt! Danke auch an @KoosL für den Hinweis an ForTomorrow (nehme mal an du bist der „Design Director“ Koos Looijesteijn).

Nachdem ich mir beide Seiten mal angeschaut und finde sowohl Erklärung als auch Transparenz sehr gut. Interessant fand ich auch, dass Dr. Perino scheinbar für beide Vereine eine überprüfende Rolle übernimmt.

Ich möchte klar betonen, dass ich keinerlei Qualifikation im Finanzbereich besitze und alles was unten steht ist meine Laien-Analyse von dem, was ich aus den PDFs entnehmen konnte. Bitte also mit Vorsicht geniessen.

Bei Compensators zahlt man (aktuell) für eine Tonne CO2 86,58 Euro. Sie sagen, dass 100% davon in das Zertifikat gehen. Im Finanzbericht 2022 sieht man, dass bei Compensators die Dimension etwa rund 470,000 Euro für Zertifikate eingenommen wurden (und für etwa 435,000 Euro in dem Jahr gekauft wurde). Alle anderen Kosten sind vergleichsweise Minimal.

Bei ForTomorrow zahlt man (aktuell) für eine Tonne CO2 99 Euro. Sie sagen (unter „Wie bildet ihr den Preis für eure CO2-Kompensation?“), dass 85% für das Zertifikat sind und 15% für Verwaltung, Gehälter usw. 85% von 100 Euro kommen also etwa auf den gleichen Preis beim Zertifikat (was man ja erwarten würde). Bei ForTomorrow gibt es leider nur einen Jahresabschluss 2021, also kann man Zahlen nicht direkt vergleichen. Es sieht aber so aus als wären etwa 220,000 Euro für Zertifikate bezahlt worden. Löhne sind relative gering bei nur 17,000 Euro, dafür sind 34,000 unter „Fremdleistungen + Software“ aufgeführt.

Im Fazit bin ich von der Transparenz beider Organisationen echt beeindruckt und kann mir gut vorstellen bei beiden zu spenden. Ich finde es super, dass Compensators es schafft 100% der Spende direkt an die Zertifikate durchzureichen, aber das bedeutet auch, dass entstehende Kosten anderweitig übernommen werden (zb. durch freiwillige Arbeit und Beiträge der Mitglieder). Es kann schwer sein, so etwas zu skalieren (was ja das Ziel sein sollte wen man einen grossen Impact haben möchte). Hier scheint sich ForTomorrow ganz bewusst anders aufzustellen und gibt das auch ehrlich und transparent wieder.

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Hi Hans, danke für das Feedback. Ich finde es selber auch schwierig, dies gut zu beschreiben. Es fließen wenigstens 85 % der Abospenden in die Kompensationsmaßnahmen. Wenn Geld übrig bleibt, wird es mehr.

Man kann es so oder so sehen. Im Einzelhandel ist es üblich, dass Läden 40–50 % auf dem Einkaufspreis darauf legen. Viele gemeinnützige Organisationen legen sich nicht mal fest auf so eine Zahl.

Leider stimmt es nicht, dass die Personalkosten unabhängig der Spenden sind. Die Aufforstungsprojekte brauchen immer neue Koordination und das Finden von geeigneten Flächen und Aufforstungspartnern ist nicht immer einfach. Insgesamt sind die Kosten für Aufforstung höher als 15 %. Die Kosten für das Stilllegen von Emissionsrechten sind natürlich niedriger und gleichen das aus. Um genauen Kompensationsimpact versprechen zu können, kauft ForTomorrow Emissionsrechte im voraus. Weil die Marktpreise stark schwanken, nimmt ForTomorrow da ein Risiko auf sich. Es kann sein, dass der Preis nur weiter runter geht und es nur wenige Leute gibt, die für den Preis kompensieren möchten. Ein bisschen Puffer im Preis hilft auch dabei für längere Zeit den Preis festsetzen zu können, damit die Abopreise nicht monatlich angepasst werden müssen.

Danke auch für dein Feedback, Flozza! Freut mich, dass du die Transparenz wertschätzt (obwohl ich angeblich transparenter gewesen sein könnte über meine Verbindung zu ForTomorrow (ich fand es vom Anfang an eine tolle Idee, habe dann ehrenamtlich unterstützt und bin da seit etwa zwei Jahre in Teilzeit angestellt)).

Du hast Recht: ForTomorrow möchte möglichst viel fürs Klima tun und dazu gehört, möglichst viele Spender:innen erreichen und zu überzeugen. Obwohl wir immer mehr ehrenamtliche Unterstützung bekommen, gibt es auch immer mehr Aufgaben, die wir diese tolle Leute nicht machen lassen wollen oder können. Für zum Beispiel das Ausstellen von Spendenbescheinigungen, Betreuung von geschäftlichen Anfragen und bestimmten Marketingaktivitäten brauchen ein kleines Team, was wir mit den Daten von Spender:innen vertrauen können und was in einer Arbeitswoche ausreichend die Zeit hat, um schnell Projekte voran zu treiben.

Wie oft passiert es denn, dass es mal ein Jahr gibt, in dem das Zertifikat-Kontingent nicht ausgeschöpft wird, also die Badewanne nicht voll wird?
Ich finde das nämlich interessant, CO2-Zertifikate zum löschen zu kaufen. Aber das macht doch nur Sinn, wenn in irgendeinem (hoffentlich nicht all zu entfernten) Jahr die Badewanne mal nicht voll ist. Oder?

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Hi Waulpie, das stimmt nicht ganz, weil obwohl jährlich neue Emissionsrechte versteigert werden, behalten sie ihren Wert bis zum Ende vom System. Genau so wie man ein bisschen Geld auf dem Sparkonto als Rücklage behalten kann, kann man auch EU-Emissionsrechte über die Jahre behalten. Es gibt auch Händler, die mit den Emissionsrechten spekulieren.

Nichtsdestotrotz korreliert die Senkung der Emissionen der Industrien im EU-ETS mit dem Cap. Das ETS macht halt Ausstoß teuer, damit es für Emittenten wirtschaftlich attraktiv wird, für klimafreundliche Lösungen zu bezahlen. Vor allem Kraftwerke haben nur sehr kleine Gewinnmargen. Kohlekraftwerke werden nicht eingeschaltet, wenn der Strompreis zu niedrig ist, um damit Gewinn zu machen. Ein hoher Preis für Emissionsrechte kann dabei gerade die Unterschied machen. Und wenn ein Kohlekraftwerk nicht regelmäßig genutzt wird, wird es zugemacht. Da es unterschiedliche Gründe dafür geben kann, warum ein Werk zumacht, kann man es nicht immer sauber auf dem Preis für Emissionsrechte herleiten. Aber Vattenfall hat wegen des hohen Emissionspreises, das Werk in Moorburg vom Netz genommen. Es wird jetzt umgerüstet, um nachhaltig Wasserstoff zu produzieren.

Diese Graphik von Statista zeigt wie die Mengen an Emissionen und versteigerte Rechten korrelieren:

Der EU-Emissionshandel hat bei Kraftwerken, Industriebetrieben und für Flüge den CO2-Ausstoß bereits halbiert.

Danke @KoosL, dass du dir die Zeit für die Beantwortung der Fragen nimmst!
Wie gesagt finde ich das erstmal eine gute Idee und wünsche mir, dass das in den nächten Jahren noch Zulauf gewinnt.
Was ich mich noch frage ist wir das ganze Konstrukt rechtlich aufgehängt ist.
Beispiel Deutschland: wir haben ja auch eine CO2-Steuer, konnten dann aber sehen, wie dieser bei einem Preisschock durch eine staatliche Maßnahme (Gaspreisbremse) konterkariert wurde.

Können wir auf staatlicher und EU-Ebene darauf vertrauen, dass wenn es mal ernst wird (also die Ausstoßrechte tatsächlich knapp und der Preis teuer wird) nicht eine Regierung oder EU-Kommission mit einem Hinweis auf die arme Wirtschaft, die man ja jetzt grade nicht überlasten dürfe (was irgendwie immer der Fall ist), die Regeln aussetzt?
Dafür müsste das ganze Verfassungsrang bekommen, oder?

Gerne @thunfischtoast!

Die Menge an Ausstoßrechten ist im wirtschaftlichen Sinne schon knapp. Ob der Preis hoch, ist natürlich eine Meinung, aber Fakt ist, dass in den letzten Jahren der Preis pro Emissionsrecht viel höher geworden ist als am Anfang. Klimaschädliche Industrieanlagen werden runtergefahren und geschloßen; es ist schon ernst.

Einzelne Staaten können das EU-ETS nicht verlassen. Das UK hat nach dem Brexit ihr eigenes ETS aufgebaut, ähnlich zum EU-ETS. Aber selbst wenn die EU das ETS abschaffen würde, dann hat es trotzdem Emissionen gesunken. Jede Tonne weniger in die Atmosphäre schwächt Klimakatastrofen ab. Die Emissionsrechte die wir stilllegen, sorgen sofort dafür, dass die Gesamtmenge der Emissionen bis zum Ende des ETS kleiner wird - egal wann oder wie.

Für mich wäre so ein Eingreifen im System nur ein theoretisches Risiko. Das EU-ETS ist das Hauptinstrument der EU um Emissionen zu senken. Ziel ist um die Emissionen der Industriesektoren im ETS bis 2040 auf null zu zwingen und eine nachhaltige Industrie aufzubauen. (Was aus unser Sicht viel zu lange dauert - wir sind schon fast bei 1,5°C!) Das ETS wird ständig erweitert mit neuen Industriesektoren und wird verbessert mit Maßnahmen, wie neulich, das CBAM.

Obwohl unbekannt, ist das System beliebt, auch bei liberalen und konservativen Politikern. Weil das ETS wirkt nicht über Steuer oder Subventionen und überlässt den Markt zu entscheiden, welche klimafreundliche Lösungen angeboten werden sollen.

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Was ich auch spannend finde, ist die zusätzliche Aufforstung. Dazu sind aber die Infos, die ich auf Anhieb auf der Homepage gefunden habe, etwas spärlich. Mich interessiert, ob wirklich nachhaltig aufgeforstet wird und aktuelle wissenschaftliche Ergebnisse einfließen: https://www.senckenberg.de/de/pressemeldungen/was-das-insekt-nicht-kennt-das-frisst-es-nicht-einheimische-gehoelze-fuer-etwa-ein-drittel-der-insekten-in-deutschland-unverzichtbar

Denn grundsätzlich ist es ja nach aktueller Gesetzeslage so, dass die Waldbesitzer (privat oder öffentlich) immer für die Wiederaufforstung zuständig und verantwortlich sind. Sie haben auch die Kosten zu tragen. Logisch, denn den Gewinn fahren sie ja auch ein (und klar: das wirtschaftliche Risiko tragen sie auch).
Und sind Forstbehörden auch involviert? Das würde ich als kritisch ansehen. Da gibt es noch viel zu viele konservative Beamte, die immer noch gerne ernten (abholzen) und wieder Fichten pflanzen. Wer begleitet die Pflanzaktionen wissenschaftlich?

Hi @TPG, freut mich, dass du Aufforstung kritisch betrachtest. Es hat ja nicht umsonst einen schlechten Ruf bekommen—bei zu vielen Projekten in vor allem Südamerika gab es einfach nicht die notwendige Zusätzlichkeit, um sie als seriöse Klimaschutzmaßnahmen betrachten zu können.

Auf der Homepage von ForTomorrow gibt es nur einen einleitenden Text, aber es gibt diese Seite für mehr Infos. So forstet ForTomorrow nur neue Flächen auf—gerade weil die Gesetzlage die Waldbesitzenden verpflichtet ihre Flächen zu pflegen und eingegangene Bäume zu ersetzen. Wegen Käfern und Dürren gibt es bei den leider häufig Geldmangel und dauert es manchmal lange, bis sie ihre Verpflichtungen erfüllen. Es wäre einfach und auch sinnvoll solche Flächen zu wiederbepflanzen. Das macht ForTomorrow aber nicht! Für Klimaschutz ist Zusätzlichkeit der Maßnahmen essenziell - also wie gesagt: bei uns gibt es nur Neuaufforstungen in Deutschland.

Um Szenarien wie du beschrieben hast zu vermeiden, schließen wir Verträgen ab mit den Flächenbesitzenden und Aufforstungspartnern. Führend dabei ist unser Pflanzkodex.

Aufforstung richtig machen ist oft komplex und immer aufwändig. Pro Tonne kostet es etwas weniger als Kompensation über Emissionsrechte, aber billig ist es nicht. Wegen der Komplexität hat ForTomorrow eine Person für Forest Ecosystem Management angestellt. Er hat einen Bachelor und bald einen Master in dem Bereich und kann ggf. tiefere Fragen auch beantworten. Da es dann nicht mehr vom Emissionsrechtethema handelt, kannst du uns auch gerne direkt über die Webseite kontaktieren.

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Ich sehe Neuaufforstung, genau wie Waldumbau als extrem wichtig an. Aber CO2-Kompensation ist es aus meiner Sicht nicht. Das CO2 wird jetzt ausgestoßen, der Baum braucht aber etliche Jahrzehnte, um zu wachsen. Ein großer Teil des CO2 in einem natürlichen Wald ist auch im Boden gespeichert und bis das soweit ist braucht es sogar mehrere Generationen an Bäumen. Ihr geht in der Berechnung auch von 80 Jahren aus, was ein aus meiner Sicht sinnvoller Wert ist. Heißt aber im Endeffekt auch, dass der Flug der jetzt getätigt wird, erst im Jahr 2100 kompensiert ist. Das ist kein guter Deal für das Klima.
Dabei wird auch ein weiteres Problem deutlich: Welchen Baum muss man denn jetzt pflanzen, der auf das Klima im Jahr 2100 angepasst ist? Kakteen weil es so heiß wird oder besser sibirische Fichten weil die Transatlantikströmung kippt und es kalt wird? Und das ist ein grundlegendes Problem das ganz Deutschland betrifft. Heißt auch, dass nicht nur die Kompensation extrem weit in der Zunkunft erfolgt, sondern es gibt bei Bäumen auch ein extrem großes Risiko eines Totalverlustes. Die Wälder in Deutschland sind in einen schlechten Zustand. Das sind sehr schlechte Voraussetzungen für Setzlinge, um zu überleben. Die angenommenen Überlebensraten halte ich daher für deutlich zu hoch. Ein Dürresommer direkt nach der Pflanzung und die Zahl der Setzlinge ist bereits kleiner als die der angenommenen Bäume. Oder anders gesagt: Bäume als CO2 Speicher sind eine sehr riskante Anlage, weil je mehr das Klima kippt, desto mehr Anlagen verliert man.

Von daher halte ich von CO2 Kompensation durch Bäume pflanzen nicht viel. Da sind die Zertifikate deutlich besser. Wichtig ist mir zu betonen, dass Bäume pflanzen trotzdem wichtig ist und ich es auch gut finde, dass Ihr pflanzt und auch das Konzept sieht auf den ersten Blick ganz gut aus. Wir haben deutlich mehr verschiedene Sorten gepflanzt, auch Sträucher, um die Chancen zu erhöhen, dass irgendwas von dem was gepflanzt wurde, dann auch zum Klima passt. Das wäre evtl. noch eine Idee, hängt aber von den jeweiligen Gegebenheiten, z. B. Boden und lokalem Klima ab.

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Als Ergänzung hier noch die gerade erschiene Waldzustandserhebung: BMEL - Wald in Deutschland - Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2023

Nur 20% aller Bäume sind gesund.