Geht das zu weit? Aktionen von Letzte Generation u.ä

Und das ist der Grund, warum diese Aktion nicht funktioniert.

Woran es bei der Umsetzung der Energiewende nicht mangelt ist grundsätzliche Aufmerksamkeit. Die Menschen, die diese Aktivisten ansprechen, sind durchaus bereit mehr zu tun. Sie scheitern aber nicht an ihrem Willen, sondern am Widerstand derjenigen, die diese Aktivisten nicht ansprechen.

Die Mammutaufgabe, die es für das Gelingen der Energiewende zu bewältigen gilt, ist es, in bestimmten gesellschaftlichen Gruppen Mehrheiten für diejenigen drastischen Reformen zu finden, die wir so dringend brauchen. Da sind z.B. Anwohner und Umweltschützer, die gegen Stromtrassen und Windkraftanlagen mobil machen.

Die Gruppe derjenigen, die hier aktuell bremst, ist jedenfalls so groß, dass es naiv wäre, zu glauben, man könnte Reformen gegen ihren Widerstand durchsetzen. Oder man könnte diesen Widerstand brechen, wenn man nur laut genug schreit. Das können wir vielleicht bei 10-20% Unbelehrbaren tun, die am Ende übrig bleiben.

Was es also braucht ist mühevolle, oft frustrierende Überzeugungsarbeit. Ich habe unzählige Gespräche mit Menschen aus dem eher konservativen Lager zum Thema Energiewende geführt. Was hier nicht hilft sind Vorwürfe und moralische Überlegenheit. Was hilft, ist hartnäckige, sachliche und vor allem ehrliche Diskussion und gegenseitiges Zuhören. Und das zeigt auch Erfolge, zumindest nach meiner Erfahrung.

Zumindest die Aktion der Aktivisten auf der Autobahn wirkt hier nach meiner Wahrnehmung kontraproduktiv. Sie liefert dem skeptischen Lager genau das (in ihren Augen) Bild der potentiellen Ökodiktatur, das sie als Vorwand nutzen können, um sich aus dem sachlichen Diskurs zurück zu ziehen und auf der richtigen Seite zu wähnen. Damit polarisiert es und macht den so wichtigen Dialog noch schwieriger.

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Diese Leute nehmen doch eh alles mögliche als Vorwand und wissen nicht einmal was ein sachlicher Diskurs überhaupt ist.

Tatsache ist doch, gäbe es Zeitreisen, dann hätten zukünftige Generationen alles Recht, zu uns zu kommen und alle heutigen Industriestaaten mit Krieg zu überziehen um ihr Leben zu verteidigen. Gibt es aber nicht, und die zukünftigen Generationen haben fast alle kein Wahlrecht, aber irgendwelche Letztwähler, die einfach nur die nächsten Jahre noch ein möglichst verschwenderisches Leben abfeiern wollen, sehr wohl. Da stößt das Prinzip der Demokratie hart an seine Grenzen bzw. prallt mit Volltempo auf eine Betonwand.

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Und da wären wir wieder beim Thema der Wahlbenachteiligung. Entweder wählen ab 14 und davor haben die Eltern das Wahlrecht der Kinder oder man nimmt die durchschnittliche Lebenserwartung minus 18 Jahre als Grenze für die letzte Wahl. Ich bin für die erste Variante.

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Können wir ja gerne so betrachten. Dann aber bitte auch ebenso all solche Fälle:

Da möchte ich dann mal all die Gretahasser mit ihren SUVs sehen, wenn Leuten von ihnen Gefängnis droht, weil sie zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort falsch geparkt haben.

Ansonsten sind diese totalitären Rachephantasien der „Konservativen“ im Blätterwald gegen Klimaaktivisten einfach nur erbärmlich.

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Diese können und müssen sich aber in deutlich stärkerem Umfang in politischen Parteien engagieren: „So können sich 30 Prozent der befragten 14- bis 29-Jährigen vorstellen, in einer Partei mitzuarbeiten, aber getan haben dies bisher nur 3 Prozent (Gille 2018, S. 45).Quelle

Wenn junge Menschen sich kaum in Parteien einbringen, woher soll dann der große gesellschaftliche Wandel kommen?
Thomas de Maizière hat das mal gesagt und dem stimme ich voll zu, dass eine Gruppe von 5-10 jungen Menschen so gut wie jeden Kreisverband der Union (oder einer anderen Partei) dominieren kann. Man muss es nur wollen.

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s. dazu auch

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Ich glaube hier sind wir an einem wichtigen Punkt. „Diese Leute“ machen einen großen Teil der Bevölkerung aus. Wäre es nicht so, dann hätten wir keine Probleme, Mehrheiten für Reformen zu organisieren. Wenn ich jetzt ernsthaft der Meinung bin, dass man mit ihnen nicht weiter diskutieren kann, dann stellt sich unweigerlich die Frage: wie bekomme ich dann meine Mehrheit? Was ich stark bezweifle ist, dass die Gruppe, die wir hier thematisieren, nicht mit sich reden lässt, aber dadurch überzeugt wird, dass Menschen Autobahnen blockieren.

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Auch wenn das vom Topic abweicht - mich wundert das nicht, dass nur wenig junge Menschen sich in Parteien engagieren.
Für Parteien gilt das gleiche wie für Vereine, wenn man nicht schon in jungen Jahren durch bestehende Strukturen und Verbindungen in die Netzwerke integriert ist, ist es schwierig und langwierig (wenn auch nicht unmöglich) sich mit abweichender Meinung ein Standing zu erarbeiten.
Das ist meine persönlichen Erfahrungswerte aus dem ländlichen Bereich, und gerade hier sind viele konservativen Menschen dem Narrativ verfallen, dass die Grünen und Klimaschützer unser Land ruinieren.

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Weil die jungen Leute in Parteien wie der CDU desillusioniert werden. Dort herrschen Strukturen, die von alten weißen Männern gemacht wurden und werden. Man muss sich doch nur Kuban von der jungen Union anschauen, der ist vieles, aber kein Vertreter der Jugend.

Ich glaube es passt eigentlich ganz gut ins Thema:

Das entspricht total meiner Erfahrung und dem, was ich von Bekannten aus solchen Regionen mitbekomme.

Die Organisation der FFF Bewegung, war daher z.B. viel effektiver, als es die Organisation in einer Partei hätte sein können, wenn es darum geht schnell viele Leute zu erreichen. Das Problem ist nur, dass sie nur ein bestimmtes Publikum erreichen und dazu zählen u.a. nicht die o.g. Ortsverbände.

Das ist das große Problem und die Klimabewegung hat aktuell keine Methoden, das zu ändern. Man kann sich jetzt aus der eigenen Bubble heraus auf den Standpunkt stellen, dass diese Gruppen halt alle Idioten sind. Ich habe aber oben schon ausgeführt, dass ich es für essentiell halte, auch solche Menschen zu überzeugen, wenn wir Reformen im Sinne der Energiewende demokratisch umsetzen wollen.

Die FFF Bewegung hat nicht genug Reichweite in diese Gruppierungen hinein. Die Aktionen der Klimaaktivisten haben schon fast sowas wie negative Reichweite – sie festigen also eher die Anti-Standpunkte in diesen Lagern.

Was wir m.E. bräuchten, sind Maßnahmen, um die Reichweite der Klimabewegung in diese konservativen Kreise hinein zu stärken. Dass die Klimabewegung historisch gewachsen ein tendenziell linkes Publikum bedient ist nachvollziehbar und das mache ich ihr gar nicht zum Vorwurf. Aber ich denke sie kann ihren Erfolg nur steigern, wenn sie auch Narrative für ein politisch konservatives Lager entwirft. Dass es hier ein Potential gibt zeigt z.B. die politische Entwicklung in Bayern. Hier haben nicht nur die Grünen zugelegt, sondern auch Söder hat das Thema für sich entdeckt. Hier bräuchte es einen politischen Gegenentwurf zum Söder’schen Schein-Klimaschutz. Also eine traditionell konservative politische Bewegung, die sich ernsthaften Klimaschutz auf die Fahnen schreibt und die trotz unvermeidbarer Differenzen den Respekt einer „linken“ Klimabewegung hat.

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Meine Vermutung ist, dass diese Ablehnung speziell von zu extremen Ansichten aus städtischen Bubblen kommen. Diese sind leider oft nicht in der Lage, zwischen Stadt und Land zu trennen und stellen oft ländliche Bewohner als rücksichtslos dar. Dort treffen leider zu absolute Ansichten auf die Landbevölkerung. Das fällt schon hier im Forum oft auf. Wenn man mal etwas versöhnlicher wäre, könnte man sicher viele Landbewohner mitnehmen. Ich lebe selbst auf dem Land und mein soziales Umfeld leugnet absolut nicht den Klimawandel und tut was es kann. Wir sind aber alle recht genervt, wenn man prinzipiell als die ahnungslose und ablehnende Landbevölkerung dargestellt wird.

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Jain, man könnte das als eigens Thema diskutieren, warum die Aktivisten sich überhaupt zu solchen Maßnahmen gezwungen fühlen.

Ich stimme dir auch bei deinen anderen Punkten zu, bei der Aussage triffst du mMn den Kern des Problems, dass die Botschaft der Klimabewegung hauptsächlich ihr eignes Klientel erreicht und die, die man überzeugen müsste in der Masse wohl eher davon abgestoßen werden.
Die Ursache sehe ich vor allem in den unterschiedlichen Motiven.
Wenn wir bei Verallgemeinerung bleiben, dann sehe ich bei konservativen Menschen eher das Ich im Fokus des eigene Handelns, sprich wie kann ich jetzt und in mittelbare Zukunft den eigene Vorteil und Zugewinn verbessern.
Aktive Klimaschutz-Politik bedeutet dagegen eher kurzfristig starke Veränderungen, auf der einen Seite Verzicht (was ja Söder auf dem Parteitag aus seiner Sicht veranschaulicht hat, was die Grünen alles verbieten und wegnehmen wollen) und gleichzeitig hohen Investitionen in neue Technologien.
Beides steht im Widerspruch zu wir machen weiter wie bisher um auch Kosten anderen möglichst hohen Gewinn zu erzielen.
Das umweltfreundliche Technologien für alle Beteiligten ein langfristiger Gewinn sind, dass können wohl viele Menschen immer noch nicht greifen, vor allem wenn sich der positive Effekt erst lange nach ihrem eigen Ablebend einstellt.

Es freut mich für dich, dass es so ist wie du es beschreibst. Ich hab leider total andere Erfahrungen gemacht, auch mit Menschen mit denen man auf Grund von Vereinen etc verbunden ist und die man eigentlich als Mensch schätz - geht es dann um das Themas Klimaschutz, die Grünen und Aktivisten dann wir gehetzt, gelogen was das Zeug hält.
Für diese Klientel ist Klimaschutz solange in Ordnung, solang er so betrieben wird, wie in die CDU/CSU die letzten 30 Jahre betrieben hat - sprich der persönliche Alltag darf davon nicht berührt werden.

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Um den Bogen etwas zurück zum Thema zu spannen:

Ob die Autobahn-Aktion jetzt aus strafrechtlicher Perspektive zu weit ging oder nicht, da gibt es offensichtlich unterschiedliche (auch professionelle) Einschätzungen. Das halte ich aber auch ehrlich gesagt gar nicht für die wichtigste Frage – schließlich sprechen wir hier noch nicht von einem Massenphänomen.

Offensichtlich ist dagegen: in den Augen derjenigen, die diese Aktion sinnvollerweise erreichen sollte, ging die Aktion klar zu weit. In meiner Wahrnehmung schadet das am Ende sogar der Klimabewegung, was unter anderem im kommunalpolitischen Bereich ärgerlich für diejenigen ist, die dort Klimaschutz vorantreiben wollen und jetzt noch mehr Gegenwind bekommen.

Gut lässt sich diese polarisierende Wirkung auch hier im Thread beobachten: meistens führt die Diskussion des Themas dazu, dass Feindbilder aufgebaut werden, an denen man sich dann abreagieren kann.

Vielleicht wäre es konstruktiver hierzu einen Spin-Off-Thread zu machen:

Und insbesondere dazu, wie man das ändern kann.

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Wenn die Informationen der SZ stimmen, dann hatte beides schlicht nichts miteinander zu tun. Die Notärztin hat sich unabhängig vom Eintreffen des Rettungsgerätes dazu entschieden, es nicht zu benutzen.

Nahezu alle relevanten Politiker:innen - inklusive des großen Schweigers im Kanzleramt - haben sich in der Folge des Unfalls und seiner medialen Aufbereitung geäußert und dabei die Aktivisten verurteilt und nach der strafrechtlichen Überprüfung des Vorfalls gerufen. Dagegen gab es kaum jemanden (niemanden?), der die Einführung von Abbiegeassistenten angemahnt, die städtebauliche Gleichstellung des Fahrradverkehrs mit dem Autoverkehr gefordert oder zumindest die Überfüllung der Straßen mit Autos problematisiert hätte. Vermutlich wurden sie von Journalist:innen aber auch nicht danach gefragt.

Dies hier noch als kurzes Beispiel, wie - und von wem - in Berlin mit lebendigen und toten Fahrradfahrer:innen umgegangen wird, wenn parallel keine Klimaaktionen laufen, die man für Unfälle verantwortlich machen kann:

https://twitter.com/TeknoPunk/status/1403030566937706504?ref_src=twsrc^tfw|twcamp^tweetembed|twterm^1403030566937706504|twgr^2974d9bc697e9fb9c1e1b4557c3408a0d4a42880|twcon^s1_&ref_url=https%3A%2F%2Fwww.tagesspiegel.de%2Fberlin%2Fstreifenwagen-auf-radweg-sorgt-fur-emporung--polizei-pruft-vorfall-4256260.html

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Das ist m.E. der eigentliche Hintergrund. Alle, die den Klimawandel nicht leugnen, wissen, dass wir unsere Art zu leben drastisch ändern müssen. Daran möchte man ungern erinnert werden, denn dann müsste man sich den eigenen Widersprüchen und der eigenen Bequemlichkeit stellen. Da ist es einfacher, diejenigen, die einen unübersehbar darauf hinweisen, zu diskreditieren.

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Sieht so aus, als wäre das tatsächlich der Fall. Strafrechtlich dürfte den Aktivisten dann kaum etwas drohen, da für die Fahrlässigkeitsdelikte die Kausalität fehlt und für die sonstigen Delikte der Vorsatz (ich bleibe dabei, dass man den Aktivisten hier keinen bedingten Vorsatz unterstellen kann, sonders es sich allenfalls um bewusste Fahrlässigkeit handelt… das ist quasi ein Lehrbuch-Fall von „bewusster Fahrlässigkeit“…).

Ich finde es etwas schade, dass diese Information in der Berichterstattung kaum vorkommt. Daher kann ich die Kritik der Aktivisten an der Medienberichterstattung definitiv verstehen.

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Diese Pauschalkritik, dass die hier diskutierten Proteste der Klimabewegung eher schaden als nützen erfreut sich ja gerade einer recht großen Beliebtheit. Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, woher diese Überzeugung kommt. Ein paar Punkte dazu:

  • Dass die Bevölkerung die Art des Protestes mehrheitlich ablehnt bedeutet nicht automatisch, dass die Zustimmungsraten zu Klimaschutzmaßnahmen, die Bereitschaft sich für diese einzusetzen oder das Dringlichkeitsempfinden ebenso abnehmen würden. Ebenso sehe ich keinen Beleg, dass sie die Überzeugungsbereitschaft von noch zu überzeugenden Personen verringern würden. All dies scheint mit zum jetzigen Zeitpunkt Spekulation zu sein.

  • Selbst wenn man - darauf deuten einige Daten ja hin - annimmt, dass Klimaschutz bei der Problempriorisierung der Bevölkerung abnimmt, welchen Anteil daran misst man den Protestformen zu? Mit dem russischen Krieg, der Rohstoffknappheit, der Angst vor einem kalten Winter, etc. liegen Probleme vor, die sinnvolle Kandidaten für diesen Effekt sind. Es gilt auch anders herum: Man kann nicht aufgrund von fallenden Zustimmungsraten für die Klimabewegung darauf schließen, dass die Protestformen verantwortlich dafür sind.

  • Dass es ‚nur‘ der Schaffung von Mehrheiten bedarf, halte ich für eine unvollständige Sichtweise. Einzelne Maßnahmen aus dem Katalog der Klimabewegung sind rasend populär: Ausbau des Nah- und Fernverkehrs, Abschaffung des Dienstwagenprivilegs, Tempolimit, Ausbau erneuerbarer Energien, etc. Werden diese Forderungen deshalb umgesetzt oder entsprechend priorisiert? Ich denke nicht. Gesellschaftliche Mehrheiten schlagen nicht ohne Weiteres auf politisches Handeln durch. Deshalb richten sich die Aktionen ja auch nicht primär an die Bevölkerung, sondern an die Regierungsparteien.

Was ich sagen will: Ich wäre da in meinem Urteil, ob diese Arten des Protests nun produktiv, kontraproduktiv oder schlicht irrelevant sind, viel zurückhaltender.

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Effektive Klimapolitik bedeutet fundamentale Veränderung. Diese dann konservativ zu framen ist mit Blick auf die Mehrheiten in Deutschland wahrscheinlich notwendig, aber gar nicht so einfach. Die von dir @MarkusS geforderte Bewegung, müsste also einen ziemlichen Spagat hinbekommen, von dem ich nicht weiß, wie realistisch er ist.

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Stimmt definitiv. Aber ich habe da zumindest Hoffnung. Fundamentale Änderungen sind ja nicht grundsätzlich ein No-Go bei traditionell konservativen Parteien. Siehe z.B. Thema Digitalisierung.