Fehlendes wirtschaftliches Grundverständnis?

Liebes Lage Team,

zuerst schätze ich eure Haltung und euren Einsatz für die Demokratie sehr. Ihr zeigt oft interessante Perspektiven auf, die zugegebener Maßen auch außerhalb meiner Bubble liegen, aber oft logisch und kohärent sind. Ich stimme euch teilweise nicht zu, und das ist in meinen Augen auch völlig ok.

So differenziert ihr gesellschaftliche und rechtliche Themen auch aufbereitet, bei wirtschaftlichen Themen gelingt euch das leider allzu oft leider nicht. Hier fallen in letzter Zeit öfter mal polemische Aussagen. Eine davon (und die Folgen) aus der LdN 399 würde ich hier gerne einmal kurz erläutern:

Thema: Flottengrenzwerte

Aussage: Ob das wirklich so schlimm wäre, wenn VW bei 20 Mrd. Gewinn etwa 4-5 Milliarden Strafe zahlen muss, I don’t know

Problem:

  1. Der Gewinn von VW ist 2024 bisher stark rückläufig. Wenn das erste Halbjahr auf das ganze Jahr erweitert wird, kommen wir schon nur noch auf 17 Mrd. (also von Strafe bis zu ~23% des Gewinns auf Strafe bis zu ~30% des Gewinns), was schonmal nochmal eine andere Hausnummer ist

  2. VW hat einiges an Fremdkapital. Es fallen regelmäßige Umschuldungen an. Zu welchen Konditionen entscheidet in nicht unmaßgeblichem Umfang ein Kredit Rating. Dieses wird erstellt von Rating Agenturen. Gerade wenn Unternehmen in der Krise sind, ist es extrem wichtig, dass der sogenannte „Investment Grade“ erhalten bleibt (also die höchste Bewertung). Dadurch sind die Bonds z,B. von vielen Fonds kaufbar, bei denen nur in Wertpapiere investiert werden darf, die diesen top Grade haben.
    Um diesen zu erhalten trifft man sich mit Rating Agenturen und stellt diesen Pläne vor. Die Agentur bewertet diese dann (vereinfacht, ist eine Zahlenschlacht). Die Agentur schaut sich an wie sich die Pläne auf die finanzielle Stabilität auswirken, und wie wahrscheinlich die Erreichung ist. Wenn alles passt gibt es den Investment Grade. Danach muss aber auch geliefert werden. Wer einmal zeigt, dass er die angegeben Planungen nicht erfüllen kann, wird es bei der nächsten Refinanzierung deutlich schwerer haben, und den Grade in einer großen Anzahl der Fälle nicht mehr erreichen. Das führt zu höheren Refinanzierungskosten und letztendlich zu finanziellen Problemen

  3. Punkt 1 und 2 ignorieren den Fakt, dass es Aktionäre gibt. Diese werden darauf drängen, die Profitabilität zu erhöhen (Aktien werden u.a. auch durch technische Analysen oder Multiple bewertet, für die der Gewinn ein entscheidender Faktor ist). Es wird also ein Kurseinbruch folgen, auf den ein Sparprogramm inklusive (massen Entlassungen folgen wird.

Ich könnte sicher noch weiter ins Detail gehen, das soll fürs erste aber reichen.

Ihr müsst nicht in allen Bereichen Expertise haben, aber holt euch doch bitte Experten dazu, wenn ihr so komplexe Themen behandelt und vermeidet polemische Aussagen wie die oben. Die Welt ist leider nicht so einfach. Auch nicht in der BWL.

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Kritisiert du die Aussage an sich - oder die evtl. Flapsichkeit? Und wie siehst du dann den Sachverhalt?

Und da kommt ja dann dazu, dass ein ganz prominenter Aktionär das Land Niedersachsen ist, welches die VW Dividende als Posten im Haushalt führt und darauf pocht, dass die erwartete Dividendenhöhe auch erreicht wird - da hängt ein Teil der öffentlichen Ausgaben des Landes dran. Also auch aus Sicht des Großalktionärs „Land Niedersachsen“ ist sinkende Dividende oder gar Massenentlassung an niedersächsischen Standorten auf Grund von Ratingeinbrüchen oder Strafzahlungen keine Option.
Für 2023 hat das Land immerhin 500 Millionen Euro aus den VW Dividenden in den Haushalt eingestellt gehabt. (Und das sind ja nur die Dividenden. Da sind die Zahlungen der Volkswagenstiftung in gleicher Höhe für den Ausbau der Spitzenforschung in Niedersachen noch nicht mit drin und die Steuern auf die Gehälter der angestellten auch nicht.)

Diese Verquickung von Wirtschaft und Land ist ja bei VW immer nochmal ein eigener problematischer Punkt, aber man muss insbesondere bei VW immer bedenken: Nicht alle Aktionäre sind irgendwelche Aktionäre, die dann weniger Geld in der Tasche haben. In diesem Fall ist es ein sehr interessierter öffentlicher Akteur.
Dieser interessierte öffentliche Akteur, also das Land Niedersachsen, sitzt übrigens auch im Aufsichtsrat. Das heißt bspw. auch, dass sich die niedersächsische Landesregierung überlegen muss, ob sie ernsthafte Bemühungen im Klimaschutz für sich reklamieren kann, wenn sie mit ihren beiden Mitgliedern im VW Aufsichtsrat - Ministerpräsident Stephan Weil und seine stellvertredente Ministerpräsidentin Julia Willie Hamburg - die von euch skizzierte Strategie „scheiß auf Grenzwerte wir zahlen die Strafe“ abnickt. Das ist sicherlich auch an diser Stelle vielschichtiger als eine reine wirtschaftliche Kosten-Nutzen Analyse hinsichtlich der Strafzahlung.

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Ich kritisiere beides. Die Begründung für die Kritik habe ich oben bereits aufgeführt. An der Formulierung stört mich, dass sonst so differenziert vorgegangen wird und populistische Verkürzungen anderer kritisiert werden, hier kommen sie aber vom Lage Team selbst.

Wie ich inhaltlich dazu stehe tut eigentlich nichts zur Sache, da ich gefragt wurde: Der Notstand sollte nicht ausgerufen werden, das wäre in meinen Augen ein Missbrauch des Paragraphen. Es gibt andere Möglichkeiten, z.B. eine massive Erhöhung der Subventionen für private Käufe.

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Volle Zustimmung @beelar
In Deutschland ist jeder Bundestrainer und auch BWLer und VWLer
Sehe auch eine Notwendigkeit für eine seriösere Betrachtung. Im Podcast klingt manchmal der Tenor „Geld kommt aus der Steckdose“ mit.
Hinterlässt beim Zuhören zuweilen einen etwas „entrückten“ Eindruck.

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Ob VW damit ein wirkliches Problem hat, sollte eigentlich eine eher untergeordnete Rolle spielen. Es gibt ein Gesetz mit der CO2-Vorgabe, das VW seit Jahren kennt und auf das VW sich nicht vorbereitet hat.

Wir können Gesetze nicht einfach ändern nur weil VW die letzten Jahre notwendige Reformen der Produktpalette, mutmaßlich zu Gunsten seiner Aktionäre, nicht umgesetzt hat und z.B. zu wenig günstige E-Autos im Angebot hat.

Die Absatzschwäche in China beweist wie ökonomisch kurzsichtig die Verbrenner-Strategie von VW war. Das sollte nicht belohnt werden.

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VW ist eigentlich kein klassisch privates Unternehmen, auch wenn es als AG firmiert.
Siehe auch VW-Gesetz – Wikipedia

Demnach kann VW auch nicht „gänzlich“ handeln, wie ein privates Unternehmen.
Der Staat bzw. Niedersachsen ist zu Teilen in der Verantwortung/Mithaftung.

Die Erwartungshaltung im Markt setzt Toyota (übrigens fast keine eAutos).
In '23 etwa 290Mrd Umsatz, 44MRD EBIT, 11.5Mio Autos, 376.971 Mitarbeiter.

Und ausserdem ist VW Sponsor der Fussball Nationalmannschaft :wink:

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Und auch hier: Das soll nicht das Thema sein. VW ist kontrovers, hier geht es um die Verkürzungen die die Lage bei betriebswirtschaftlichen Themen immer wieder vornimmt.

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Und genau das soll hier nicht das Thema sein. Es geht darum, dass (allgemein) bei betriebswirtschaftlichen Themen nicht genug in die Tiefe gegangen wird, sondern einfach Aussagen in den Raum geworfen werden, die bei näherer Betrachtung nicht halten.

Wir können das gerne diskutieren (und ich würde dir da auch in teilen massiv widersprechen), aber dann mach dafür doch bitte ein neues Thema auf.

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Wenn du hier wirklich nur den Stil des Podcasts bei wirtschaftlichen Themen kritisieren willst und nicht die inhaltlichen Aussagen, wieso

  1. schreibst du dann oben so ausführlich, was alles alles inhaltlich falsch war und
  2. wieso sagst in dem Nebensatz „Aussagen […], die bei näherer Betrachtung nicht halten.“ dann auch noch, dass dich die Aussagen aus dem Podcast inhaltlich stören.

Tut mir leid, aber es wirkt auf mich ein bisschen so, als würdest du hier Gegenrede pauschal abwiegeln wollen.

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Es ging @beelar doch um folgende Aussage

Die ist nicht nur betriebswirtschaftlich, sagen wir mal, „un-fundiert“ - ohne jede Frage wird eine 5-Mrd.-Strafe Volkswagen und seine Aktionäre massiv schaden - , sondern ist auch in anderen Aspekten fragwürdig:

Das angemessene Argument ist doch vielmehr: „It‘s the law - stupid!“. Warum soll Volkswagen auf einmal (durch staatliche Hilfen oder Revision der Flottengrenzwerte) von etwas verschont werden, was für alle anderen Hersteller in Europa ja auch gilt? Warum soll die Gesellschaft (= der Staat) in Unternehmen für massive Managementfehler und -fehleinschätzungen zahlen?

Umgekehrt kann es der Gesellschaft nicht egal sein, wenn ein so großer Arbeitgeber ins Straucheln gerät …

Zudem spiegelt diese Aussage eine eher ideologisch anmutende „Wer viel Geld verdient, kann ruhig auch mal was zahlen“-Attitüde wieder, die nicht zu der ansonsten sehr differenzierten Haltung passt.

Aber, man muss mal ehrlich bleiben: Das ist eine aus dem Kontext herausgegriffene, unglückliche Aussage. Ingesamt ist die Darstellung und Einordnung der Hosts auch zu diesem Thema sehr differenziert und kommt zum Ergebnis, dass die Branche und auch nicht VW nicht von den geplanten Flottengrenzwerten entlastet werden sollte.

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17 Beiträge wurden in ein existierendes Thema verschoben: Krise bei VW

Da kann ich dir nicht folgen. Ja, es stimmt, dass die Expertise in Wirtschaftsfragen weniger hoch ist als in Bereichen wie Gesetzgebung und Gesellschaft, aber immer noch hoch. Jetzt eine Aussage rauszugreifen und den Hosts hier Kompetenz abzusprechen ist mindestens fragwürdig. Ich empfinde die Aussage ehr als genervte Resignation von too big too fail Unternehmen wie VW, die bewusst Fehlentscheidungen treffen um kurzfristig mehr Geld zu machen und später dann die Verluste wieder zu sozialisieren. VW gehört nämlich zu den Unternehmen, die sehr an der staatlichen Nadel hängen und diese als Teil Ihres Geschäftsmodells verstehen. Da kann ich solche verkürzten Ausbrüche mehr als nachvollziehen und haben mit Frust und nichts mit mangelnder Kompetenz zu tun.

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Die Frage ist, wie die Wirtschaftspolitik darauf reagieren soll. Auch massive Subventionen geben („Industriepolitik“) und in einen Subventionswettlauf durchzustarten? Dann gewinnt, wer mehr Schulden und/oder Inflation machen kann.

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Ich dachte, das Thema hier wäre die wirtschaftliche Kompetenz im Podcast.

@Daniel_K, @Margarete : Sollte man die Diskussion über die Autoindustrie nicht in einen getrennten Thread verlagern?

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Ich verstehe den Eingangsbeitrag so, dass es um VW in der Krise und die Einschätzung dazu geht.
Weiß jetzt nicht wirklich, an welcher Stelle man das aufteilen sollte.

Ich verstehe das so, dass eine oft fehlende wirtschaftliche Kompetenz und in wirtschaftlichen Fragen polemische Aussagen bemängelt wird und das wird anhand eines Beispiels erläutert:

Der Diskurs hier ist in Richtung e-Autostrategie von Volkswagen und e-Mobilität im Generellen derailed

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Ab welchem Beitrag?

Würde eher die Frage stellen, ob es hier überhaupt noch Redebedarf gibt zum Thema „fehlendes wirtschaftliches Grundverständnis“ in der Lage der Nation. Oder werden nun Theorien diskutiert und die Wirtschaft an sich wie im speziellen bei VW.

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Vermutlich 13 mir der passenden Einleitung

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