Faktencheck: Arbeit muss sich wieder lohnen (2)

Das würde bedeuten, dass du Merkel als konservsativ einschätzt?
Das tue ich zB. nicht. Ganz im Gegenteil.
Jede große Entscheidung von Merkel war alles andere als konservativ.

In den Ländern sieht man ganz klar wie sehr eher linkere Regierungen beim Thema Bildung versagen.
Man kann das ganze Drama gut in BW sehen. Es geht bergab und bergab seit Grün hier am Ruder ist.
Freilich mit Unterstützung durch die CDU.

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Im Prinzip erstmal ein Plädoyer für die Vermögenssteuer.

Im Allgemeinen gibt es das Problem - ja. Mindestens bei der Besteuerung von Grund und Boden wäre das aber Recht gut umsetzbar, da letzteres nicht so einfach das Land verlassen kann. Gibt einige interessante Ausführungen dazu von Marcel Fratzscher.

Das Grundproblem: wenn du Druck ausübst trifft der tendenziell nicht nur die, die arbeiten können aber nicht wollen, sondern auch die, die aus diversen guten Gründen nicht arbeiten können. Um das zu vermeiden versucht man über entsprechende Betreuer diese Bedürftigkeit irgendwie festzustellen, was natürlich nur mehr schlecht als Recht funktioniert. Denn zum einen kann man nicht eindeutig diagnostizieren, ob jemand aus psychischen oder körperlichen Gründen arbeitsunfähig ist. Zum anderen findet jemand, der wirklich nicht arbeiten will immer einen Weg an Sozialleistungen zu kommen wenn er clever ist.
Mögliche Auswege:
Einmal das schon angesprochene BLG. Das ist zwar nicht besonders gerecht aber sehr pragmatisch.
Auf der anderen Seite könnte man sich angucken ob es mit dem aktuellen System aus Fördern und Fordern überhaupt so viel Missbrauch gibt. Denn genau wie man in der Bahn nur Stichprobenartig die Tickets kontrolliert, weil das ökonomisch am sinnvollsten ist, braucht man auch nicht jeden Arno Dübel Deutschlands zum Arbeiten zu bewegen, wenn es nicht zu viele sind.
Hier bleibt das Grundproblem, dass es dazu meines Wissens jenseits anekdotischer Evidenz wenig belastbare Zahlen gibt und vielleicht aus den o.g. Gründen auch gar nicht geben kann. Im Prinzip müsste es aber Indikationen aus empirischen Studien geben, wie z.B. Reaktionen von Arbeitsmarkt und Sozialhilfeempfängern auf die Veränderung bestimmter Sozialleistungen ausgefallen ist. Glaube in die Richtung ging auch die Intention des (ursprünglichen) Thread Erstellers. Je mehr Fakten es hier bekannt würden, desto weniger Populismus über den „faulen Harzer“ hätte eine Chance.

Das kann ich ehrlich gesagt nicht nachvollziehen. Gerade wenn du eine Familie hättest, wäre es dir da nicht wichtig, ihnen einen akzeptablen/besseren Lebensstandard zu ermöglichen?
Ich glaube, gerade als „sehr gut verdienende“ Person ist es vllt nicht unbedingt nachvollziehbar, was für einen Unterschied diese paar hundert Euro machen können.

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Warum bringst du den Spitzensteuersatz wenn es um Arbeitslose geht? Glaubst du ernsthaft dass der Spitzensteuersatz sie vom arbeiten abhält? Oder die geringe Kapitalsteuer - sind Arbeitslose arbeitslos weil sie so gut von ihren Aktieninvestitionen leben können? Ist schon klar worum es dir geht, aber in diesem Thema komplett verkehrt :roll_eyes:

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Bevor wir hier abdriften: wann lohnt sich Arbeit? Also finanziell und ideell?

Finanziell dann wenn die erbrachte Arbeitsleistung im Vergleich zu ähnlichen Tätigkeiten angemessen entlohnt wird. Dafûr sollen ja u.a Tarifverträge sorgen. Wir sehen hier aber noch Ungleichgewicht von Ost nach West oder zwischen den Geschlechtern. Wäre ein Handlungsfeld.
Zudem muss die Entlohnung so bemessen sein, das man damit im lokalen Lebensumfeld seinen Lebensunterhalt problemlos bestreiten kann, ausgehend von Vollzeit. Also Miete oder Raten fürs Eigenheim, Nebenkosten, Lebensmittel, Kleidung, plus Reserve. Das bezieht auch die Abzüge vom Lohn ein.

Ideell sollte Arbeit in gewisser Form erfüllend sein, sinnstiftend, oder zumindest etwas Spaß machen.
Zudem sollten die Arbeitsbedingungen angemessen (oder mehr) sein. Arbeitsschutz, Arbeitsmittel, BGM, BEM, etc.
Wie gesagt, ideell, also eher on top.

Dann lohnt sich Arbeit aus meiner Sicht immer mehr als mit weniger Geld und ggf eingeschränkten Sozialkontakten ohne Aufgabe zuhause zu sitzen.
Ausnahmen bestätigen die Regel.

Jetzt habe ich in dem Lage-Interview mit Kerstin Bruckmeier doch noch eine interessante Zahl aus empirischen Studien gefunden. Nämlich: selbst bei extremen finanziellen Anreizen (vor allem negativen - also z.B. Bürgergeld Reduzierung, die ja bzgl. Existenzminimum gar nicht so einfach möglich ist) würde man schätzen, dass man gerade mal eine Größenordnung von 100.000 Menschen mehr in Arbeit bringen könnte.
Das ist zwar nicht vernachlässigbar, aber wenn man das mal überschlägt kann das nicht viel mehr als 1 Mrd im Jahr sein* bei einem Bundeshaushalt von 400 Mrd Euro also kein so großer Posten, wie uns manche glauben machen wollen.

*. mal überschlagen mit 1000€/ Monat pro Person für Regelbedarf + Wohnkosten, was eher eine Abschätzung nach oben sein dürfte

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Bitte gib Quellen an zu deinen Behauptungen.

Sehr interessant, ich behaupte nämlich, dass wir die letzten 40 Jahre (Kohl, Schröder & Merkel) konservativ regiert wurden. Demzufolge haben in meinem Weltbild die Konservativen unser Land zugrunde gerichtet.

Vielleicht ist das ein Beispiel für die „Ganz Große Koalition“ aus dem Lage-Buch.

Zurück zum Thema:

Ich teile diese Postion, aber wer A sagt muss auch B sagen.
Wenn wir mit dem „Umverteilen“ aufhören wollen, dann muss der niedrigste Lohn für ein auskömmliches Leben und eine auskömmliche Rente reichen.

Momentan braucht man für € 1.000,- Rente einen arbeitslebenlangen Durchschnittsverdienst von ca. € 2050,- pro Monat. Wir haben also zum ersten Mal einen Mindestlohn, der zu einer „halbwegs vertretbaren“ Rente führt.
Daran sollten sich meiner Ansicht nach Löhne orientieren. Der Mindestlohn sollte so hoch sein, dass er zu einer Rente führt, mit der man im Alter keinen Anspruch auf Leistungen hat.

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So ganz unattraktiv scheint Erwerbsarbeit nicht zu sein, weder für inländische Arbeitnehmer:innen noch für Zugewanderte.

Bürgergeldbezug scheint die Menschen nicht signifikant von der Arbeit abzuhalten. Was Herr Merz dazu wohl sagen würde?

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https://talk.lagedernation.org/t/korrekte-zahlen-vergleich-buergergeld-ger-einkommen-mittl-einkommen/22544?u=margarete

Es gab dazu vor ein paar Tagen auch einen sehr interessanten SWR Wissen Podcast [1].
Demnach gibt es Aussagen vieler Arbeitgeber im Niedriglohn-Bereich (z.B. Putzfirmen), die von Kündigungswellen ihrer Mitarbeiter berichten, mit dem Ziel jetzt Bürgergeld zu beziehen. In den Statistiken der Bundesagentur für Arbeit ließ sich das aber nicht nachvollziehen. Außerdem zeigte eine Umfrage in den Chefetagen der Jobcenter, dass etwa 70% dort Sanktionen weiter für notwendig halten. Entsprechende Studien konnten die Wirkung aber bisher nicht nachweisen.
Vielleicht hängt die Verbreitung der hier diskutieren Narrative und die Reproduzierung in der Politik eben auch damit zusammen, dass solche Menschen, die grundsätzlich sehr nah am Geschehen sind, sich so äußern. Was nicht hinterfragt wird sind neben den verfügbaren Fakten die Interessen, die diese Gruppen an dem entsprechenden Narrativ haben könnten.

[1]

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Herr Merz wird sich einfach die schlechten Nachrichten rauspicken, zum Beispiel:

Obwohl nach wie vor viele Jobs entstehen, gab es 2023 deutlich mehr Arbeitslose. Da wird gestritten, ob das Bürgergeld die Probleme verschärft und schon genug geflüchtete Ukrainer arbeiten. (…) 2023 waren im Schnitt 2,6 Millionen Bürger arbeitslos, knapp 200.000 mehr, meldet am Mittwoch die Bundesagentur für Arbeit.
[Süddeutsche]

Hier mal die Primärquelle dazu:

https://www.die-gebaeudedienstleister.de/presse/aktuelle-presseinformationen/detail/herbst-konjunkturumfrage-2023

Laut Umfrage spüren viele Unternehmen bereits jetzt erste Auswirkungen des Bürgergelds, welches 2024 um mehr als 12 % steigen soll: 28,4 % der befragten Unternehmen geben an, dass bereits mehrere Beschäftigte mit konkretem Verweis auf das Bürgergeld gekündigt bzw. eine Kündigung in Aussicht gestellt haben. Weitere 40 % bestätigen diesen Trend, sprechen aber noch von Einzelfällen. 31,6 % können einen Negativeinfluss des Bürgergeldes auf die Personalsituation bisher nicht bestätigen.

Zur Einordnung ist es natürlich wichtig zu sagen, dass es sich hier um einen Arbeitgeberverband handelt.
Was mich irgendwie stutzig macht: Die Erhöhung des Bürgergeld ist ja keine Wohltat, sondern eine gesetzliche Vorgabe. Außerdem gleicht dieser Erhöhung nur einen realen Verlust in der Vergangenheit aus, de facto können sich die Bezieherinnen und Bezieher also nicht mehr leisten als vor 2-3 Jahren.
Heißt das nicht, dass die jetzige Erhöhung einfach den Status von vor 2-3 Jahren wiederherstellt und die Situation zwischenzeitlich einfach so schlimm geworden ist, dass sich viele zu einem zusätzlichen Job gezwungen waren?

Hier müsste man mal Zahlen vergleichen, z.B. die Anzahl der Beschäftigten, die ich leider hier nur bis 2021 finde: Gebäudereinigung: Anzahl der Beschäftigten in Deutschland | Statista

Der Umsatz im Gebäudereinigungs-Handwerk ist in Deutschland seit 2010 jedes Jahr nominell gestiegen, hier wäre ein Einberechnung der Inflation hilfreich: Gebäudereinigung: Umsatz in Deutschland bis 2023 | Statista

Edit: ich merke grade, dass die Links oben zugangsbeschränkt sind. Hier ist die Primärquelle (über alle Gebäudedienstleister): Daten und Fakten / Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks
Ich schaue morgen, ob ich die Daten exportieren kann.

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Die Zahlen finde ich schon etwas absurd. Selbst wenn man unterstellt, dass kündigen und dann Bürgergeld beziehen eine realistische Option ist, soll ich dann glauben, dass die Leute das auch massenhaft ihrem Arbeitgeber kommunizieren?

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Durchaus neheliegend ist, dass sie mit Verweis auf das Bürgergeld eine Gehaltserhöhung oder bessere Arbeitsbedingungen aushandeln wollten.
Interessant wäre also wieviele von denen, nachdem sie die nicht bekommen haben, ins Bürgergeld gegangen sind.

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So recht glaubwürdig wirkt das ganze nicht. Und selbst wenn, wäre eigentlich die richtige Frage:

Wenn dies scheinbar ein Problem in eurer Branche ist, wieso bezahlt ihr dann nicht angemessener damit euch die Mitarbeiter nicht weglaufen?

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Das würde ich auch als eine mögliche Erklärung sehen. Eine weitere wäre, dass die Arbeitgeber etwas übertrieben haben, da ein niedriges Bürgergeld im Interesse derer ist, die niedrige Löhne zahlen.
Eine andere Möglichkeit wäre, dass tatsächlich gekündigt wurde. Weniger aus einer rationalen Entscheidung heraus (das hat @thunfischtoast ja schon gut begründet) sondern vielleicht eher aus einer emotionalen. Es hat ja vielleicht nicht jeder das genau durchgerechnet sondern vielleicht nur die Regelleistungserhöhung mitbekommen, die passenden Narrative dazu gehört und vom eigenen Leiden am Arbeitsplatz genug gehabt. Interessanter Gedanke, dass das viele Reden von „Arbeit lohnt sich nicht mehr“ vielleicht wirklich dazu führen könnte, dass viele denken, Arbeit lohnt sich nicht mehr und dann kündigen.

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Eine interessante Zusammenfassung über das Bürgergeld gibt es hier:

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Es wird ggf. auch schwieriger, die Kosten an die Kundschaft weiterzugeben. Beim meiner Friseurin bezahle ich mittlerweile 42 Euro für einen Herrenschnitt (etwa eine halbe Stunde, wenige Haare). Ich denke, ab 60 Euro kaufe ich mir einen Haarschneider und trimme nur noch. Will sagen, da gibt es eben auch noch einen andere Seite, die da Grenzen setzt.

42€?

Bei uns werden 20€ mittlerweile schon als hoch empfunden.
Wo ist das denn?