Hallo zusammen,
nachdem es im Thread zu Folge 267 (https://talk.lagedernation.org/t/ldn267-kann-man-in-zukunft-auf-gaskraftwerke-verzichten/10988) darum ging, ob wir überhaupt Gaskraftwerke brauchen habe ich zur Folge 272 zur Taxonomie zwei weitere Punkte:
- Braucht die EU denn zusätzliche Regelenergie? Bei der Taxonomie geht es ja um Neubau!
- Gaskraftwerke werden „grün“ wenn sie mit grünem Wasserstoff betrieben werden.
Zu 1: Schon heute haben große Stromabnehmer Verträge zur Regelung. Das heißt nicht nur im absoluten Notfall vor dem Blackout sondern auch zur normalen Regelung kann der Energieversorger mit dem Abnehmer mehr oder minder-Abnahmen steuern. Beispiel: Eine mir bekannte Stahl-Gießerei wurde schon vor 10 Jahren vom Koks-Ofen auf Induktions-Ofen umgestellt. Der Strombedarf ist gewaltig und entspricht einer Kleinstadt. Aber wenn zu wenig Strom in Netz ist, kann der Ofen beliebig stundenweise vom Netz genommen werden ohne dass die Schmelze leidet. Umgekehrt können da große Energiemengen reingebuttert werden, wenn zu viel Stom im Netz ist.
Und bei den meisten Industrieabnehmern, die solche großen Energiemengen abnehmen, wird aus dem Strom Wärme gemacht. Es liegt in der Natur solcher großer Anlagen, dass sie träge sind und in einem gewissen Bereich übergangsweise mit mehr oder weniger Energie auskommen.
Und diese Anlagen werden mit der Energiewende ja mehr, das heißt wir haben mehr „abwerfbare Großlasten“ im Netz mit denen sich wunderbar spielen lässt, um ein stabiles Netz zu erhalten.
Da ist es dann schon fast egal, dass auch zukünftige Neu-Stomabnehmer ja auch alle regelbar sind:
- Wärmepumpen sind heutzutage SmartGrid-fähig, das heißt, sie könnten von außen ab- oder auch zu-geschaltet werden, um das Netz zu stabilisieren. Oder sie können heizen, wenn der Strom besonders billig ist.
- Elektroautos über Nacht können bei Windflaute langsamer geladen werden oder auch mal Energie zurückgeben, was die schlafenden Besitzer ja gar nicht merken (Bidirektionales Laden), Hauptsache morgens ist der Wagen voll.
Aber wie gesagt: Die beiden Beispiele könnte man zum Regeln hernehmen, muss man aber nicht, weil es schon reicht, die „großen Fische“ (s.o.) zu regeln.
Zu 2: Gaskraftwerke werden nur theoretisch Grün, weil: Grüner Wasserstoff ist extrem teuer. Man braucht schon gewaltige Ökostom-Mengen, um die ganzen Industrieprozesse (Chemie, Zement,…) von Gas auf Wasserstoff umzustellen, sodass mir schleierhaft ist, wie da noch grüner Wasserstoff „übrig“ sein sollte, um den in Autos, LKW oder Gaskraftwerken vergleichsweise ineffizient zu verfeuern.
Grüner Wasserstoff wird immer ein Luxus bleiben, den man sich nur leisten wird müssen, wenn man technisch keine Lösung finden kann, den Strom direkt zu nutzen. Und wegen Punkt 1 oben, gehören Gaskraftwerke nicht dazu. Dieser Wasserstoffstrom wird so teuer sein, dass er nie ernsthaft Teil des Strommixes sein wird.
Ein Glück, dass unsere Gaskraftwerke die meiste Zeit stillstehen (Bereitstellungsreserve), dann stellt sich die Frage nicht, ob man sie mit Wasserstoff oder Erdgas nicht betreibt.
Grüße!