EU-Taxonomie: „Greenwashing“ für Atomenergie und Gas

Die haben das AKW an der Isar freigegeben. Auch unter Berücksichtigung der Berichte.

Am viel wärmeren Main war meines Wissens nach nie ein AKW geplant- oder hast du da andere Infos?

Fakt ist doch: Die AKW-Einleitung von warmem Wasser hat in Deutschland nicht zu einem Artensterben geführt. Und die Herunterregelungen der AKWs in Europa aufgrund von hohen Temperaturen waren so lächerlich gering, dass dies beide keine Argumente gegen den Einsatz von Atomstrom in Europa sind.

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Meine Behauptung kommt vom meinem gesunden Menschenverstand. 24°C warmer Fluss im Winter stellt die ganze Flora und Fauna auf den Kopf. Das steht auch in dem von Dir zitierten Gutachten. Dazu steht da auch in Kapitel 7.5:
„Für die Isar gelten gemäß OGewV eine maximale Aufwärmspanne von 2 K sowie maximale Tem-peraturen von 23 °C im Sommer und 10 °C im Winter (vgl. Kap. Fehler! Verweisquelle konnte nicht gefunden werden…).“
Das hört sich auch deutlich vernünftiger an.

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Also entweder verstehe ich euch massiv falsch oder ihr argumentiert hier sehr kleinkariert.
@Matder sprach davon dass man die Flüsse überhitzen würde (bei 24,8°C maximaler Einleittemperatur) und @FlorianR pflichtete bei, dass das zu warm wäre.
Klar, für deutsche Winter und deutsche Flüsse würde (und wurde) das so nicht freigegeben - aber darum ging es doch gar nicht - es ging doch um den Verlust von Leistung durch Herunterregeln. Und das ist ja auch im Winter gar kein Problem.

nee, zum Glück hat da keiner was geplant. Wir sind auch alle froh, dass Grafenrheinfeld vor einem Jahr stillgelegt wurde. Und ja, natürlich wurde da auch Wärmeleistung in den Main eingeleitet.

Verfolge gerade die Pressekonferenz zur Vorstellung der Taxonomie bezüglich Nuklear & Gas (EC AV PORTAL). Deutschland scheint sich durchgesetzt zu haben, Gas ist wohl inkludiert. :confused:

Immerhin haben wir uns bezüglich Nuklear nicht durchsetzen können, ist wohl ebenfalls final drin.

in Habecks FrackinggasTerminal-Planungszentrum hört man leise Korken knallen…

und in der bayerischen Landesbank auch :slight_smile:

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Ääh Nein!

Die Bayern LB hat sich am 16.12.2021 eigene Nachhaltigstandarts verpasst und dabei Investitionen in Atomkraft explizit ausgeschlossen. Investitionen in Kohle und Fracking-Gas übrigens auch.

Da ich auch noch nie von

gehört habe - gibt es da Insiderinfos, die ich noch nicht habe? :slight_smile:

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LNG ist aber nicht zwingend gleich Fracking.

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Das stimmt - genaue Zahlen sind aber schwer zu finden. Angeblich ist rund ein Viertel des aus den USA nach Europa importierten Gases Frackinggas - Tendenz steigend.

Die Idee der öffentlichen Förderung von amerikanischem LNG geht aber wohl auf Olaf Scholz zurück:

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat nun einen bisher geheim gehaltenen Brief veröffentlicht, den Bundesfinanzminister und Vizekanzler Olaf Scholz im August 2020 an seinen damaligen US-amerikanischen Amtskollegen Steven Mnuchin geschrieben hat.

Darin bietet Scholz an, den Import US-amerikanischen Flüssigerdgases (LNG) mit einer Milliarde Euro aus deutschen Steuermitteln zu fördern.

Also setzt Habeck nur um was Scholz angezettelt hat.

Was Ergas angeht gilt aber auch trotzdem weiterhin, dass selbst Teile der Branche sagen, dass es mit den nun vorliegenden Regelungen weiterhin zu streng ist. Die Taxonomie dürfte da also nicht dafür sorgen, dass aktuelle Gaskraftwerksprojekte plötzlich grün werden.

Vom VKU gibt es dazu u.a. folgendes: „Und dennoch: Leider erschwert die konkrete Ausgestaltung des delegierten Rechtsaktes die Finanzierung notwendiger neuer Kraftwerke: Die vorgeschlagenen Nachhaltigkeitskriterien sind trotz aller Nachbesserungen aus kommunalwirtschaftlicher Sicht zu restriktiv und in der Summe nahezu unerfüllbar.“ (VKU zur EU-Taxonomie: VKU). So auch der BDEW als Dachverband: „Die Anforderungen sind hier jedoch weiterhin sehr ambitioniert, vor allem der vollständige fuel switch zum 01.01.2036 auf erneuerbare und dekarbonisierte Gase als Brennstoff.“ (Wir brauchen wasserstofffähige Gaskraftwerke zur Flankierung eines erfolgreichen Kohleausstiegs | BDEW).

Für das Label dürfte es also weiterhin schwer werden. Was der Staat aber in Richtung Gasinfrastruktur und Gaskraftwerke machen wird ist noch mal etwas ganz anderes. Das LNG-Terminals wieder mehr im Gespräch sind dürfte also eher der aktuellen Gaspreisentwicklung und der Ukraine-Krise zu tun haben.

Mir ist es ein großes Anliegen etwas zu den Ausführungen zur Bezeichnung von Atomkraft als Grün zu sagen.

In der Lage wird als großes Gegenargument genannt, dass Emissionen beim Bau von Atomkraftwerken und auch bei der Förderung von Uran frei werden würden.

Dieses Argument ist insofern hohl, als dass diese Prozesse unter den Bedingungen von postfossiler Energienutzung ebenfalls emissionsfrei wären.

Zudem werden auch für andere „grüne“ Technologien ähnliche Emissionen anfallen Die Rohstoffe für den Bau von Wasserkraft-, Windkraft- und Photovoltaik anlagen fallen auch nicht vom Himmel. Zumal insbesondete Photovoltaik-Anlagen auch noch eine kurze Lebensspanne haben.

Gleiches gilt insbesondere auch für Elektromotoren und die Erzeugung von Wasserstoff.

Die geführte Argumentation führt also in die Irre.

Atomkraft ist aus genau einem Grund nicht als grün anzusehen: Es fällt giftiger/radioaktiver Atommüll an.

Ein Kommentar noch zum gern formulierten Argument der fehlenden Konstanz in der Energieerzeugung. Erneuerbare Energie lässt sich umweltfreundlich in Pumpkraftwerken speichern. Wir haben bei dieser Technologie nur bisher ein Platzproblem.

Die Umwandlung in Wasserstoff ist viel energieineffizienter, da ein viel niedrigerer Wirkungsgrad erreicht wird.

Viele Grüße
Oliver

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So ähnlich würde ich das auch formulieren. Wenn auch etwas netter :slight_smile: . Nach Zahlen der Grünen [1] (die jetzt nicht für ihre Nähe zur Atomkraft bekannt sind) liegen Atomkraft und Photovoltaik beide bei ~100 g/kWh. Das ist für Atomkraft am oberen Ende der Skala von dem was das Umweltbundesamt angibt. Wenn also Atomkraft massive CO2 Emissionen erzeugt, dann Photovoltaik auch. Im Vergleich mit Kohle ist beides mindestens Faktor 10 geringer [2]

Exakt - und die potentielle Verseuchung von Landstrichen könnte man auch in Zusammenhang mit Nachhaltigkeit bringen.

@ Lage - fände es super, wenn ihr das richtig stellen könntet um potentiellen „Schwurblern“ keine Angriffsfläche zu bieten!

[1] Faktencheck: Warum Atomkraft keine klimaneutrale Energieerzeugung ist | Grüne Fraktion Thüringen
[2] LdN 261/274 - Energiewende/ "Atomkraft ist kokolores" - #197 von MarkusS

Der fällt bei der Gewinnung von seltenen Erden in Form von Thorium auch an, siehe die von @MarkusS genannten Themen. Folglich ist bei dieser Argumentation Windkraft dann auch keine grüne Energieform. Von daher würde ich diese Definition so nicht verwenden.

Hallo zusammen,
nachdem es im Thread zu Folge 267 (https://talk.lagedernation.org/t/ldn267-kann-man-in-zukunft-auf-gaskraftwerke-verzichten/10988) darum ging, ob wir überhaupt Gaskraftwerke brauchen habe ich zur Folge 272 zur Taxonomie zwei weitere Punkte:

  1. Braucht die EU denn zusätzliche Regelenergie? Bei der Taxonomie geht es ja um Neubau!
  2. Gaskraftwerke werden „grün“ wenn sie mit grünem Wasserstoff betrieben werden.

Zu 1: Schon heute haben große Stromabnehmer Verträge zur Regelung. Das heißt nicht nur im absoluten Notfall vor dem Blackout sondern auch zur normalen Regelung kann der Energieversorger mit dem Abnehmer mehr oder minder-Abnahmen steuern. Beispiel: Eine mir bekannte Stahl-Gießerei wurde schon vor 10 Jahren vom Koks-Ofen auf Induktions-Ofen umgestellt. Der Strombedarf ist gewaltig und entspricht einer Kleinstadt. Aber wenn zu wenig Strom in Netz ist, kann der Ofen beliebig stundenweise vom Netz genommen werden ohne dass die Schmelze leidet. Umgekehrt können da große Energiemengen reingebuttert werden, wenn zu viel Stom im Netz ist.

Und bei den meisten Industrieabnehmern, die solche großen Energiemengen abnehmen, wird aus dem Strom Wärme gemacht. Es liegt in der Natur solcher großer Anlagen, dass sie träge sind und in einem gewissen Bereich übergangsweise mit mehr oder weniger Energie auskommen.

Und diese Anlagen werden mit der Energiewende ja mehr, das heißt wir haben mehr „abwerfbare Großlasten“ im Netz mit denen sich wunderbar spielen lässt, um ein stabiles Netz zu erhalten.

Da ist es dann schon fast egal, dass auch zukünftige Neu-Stomabnehmer ja auch alle regelbar sind:

  • Wärmepumpen sind heutzutage SmartGrid-fähig, das heißt, sie könnten von außen ab- oder auch zu-geschaltet werden, um das Netz zu stabilisieren. Oder sie können heizen, wenn der Strom besonders billig ist.
  • Elektroautos über Nacht können bei Windflaute langsamer geladen werden oder auch mal Energie zurückgeben, was die schlafenden Besitzer ja gar nicht merken (Bidirektionales Laden), Hauptsache morgens ist der Wagen voll.

Aber wie gesagt: Die beiden Beispiele könnte man zum Regeln hernehmen, muss man aber nicht, weil es schon reicht, die „großen Fische“ (s.o.) zu regeln.

Zu 2: Gaskraftwerke werden nur theoretisch Grün, weil: Grüner Wasserstoff ist extrem teuer. Man braucht schon gewaltige Ökostom-Mengen, um die ganzen Industrieprozesse (Chemie, Zement,…) von Gas auf Wasserstoff umzustellen, sodass mir schleierhaft ist, wie da noch grüner Wasserstoff „übrig“ sein sollte, um den in Autos, LKW oder Gaskraftwerken vergleichsweise ineffizient zu verfeuern.

Grüner Wasserstoff wird immer ein Luxus bleiben, den man sich nur leisten wird müssen, wenn man technisch keine Lösung finden kann, den Strom direkt zu nutzen. Und wegen Punkt 1 oben, gehören Gaskraftwerke nicht dazu. Dieser Wasserstoffstrom wird so teuer sein, dass er nie ernsthaft Teil des Strommixes sein wird.

Ein Glück, dass unsere Gaskraftwerke die meiste Zeit stillstehen (Bereitstellungsreserve), dann stellt sich die Frage nicht, ob man sie mit Wasserstoff oder Erdgas nicht betreibt.

Grüße!

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Das stimmt so pauschal nicht. Der größte Stromverbraucher im Industriebereich ist die Chemie und da ist das meines Wissens häufig nicht möglich, den Stromverbrauch auf die Art zu regeln.

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Was du aufzählst, das sind alles „kleine Fische“ im Vergleich zum landesweiten Strombedarf. Sicherlich ist es sinnvoller, die Nachfrage zu flexibilisieren, als Kraftwerke zu unterhalten, die dann nur wenige Stunden im Jahr genutzt werden.

Aber ohne Kohle und Kernkraft fehlen uns nicht „ein paar“ Kraftwerke, sondern so ca. 30 bis 40 GW zur Deckung der Spitzenlast. Sprich: ungefähr 50 Großkraftwerke.

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Den Aspekt Nachfrage-Flexibilisierung, Smart-grid, E-Auto-Akkus als Speicher finde ich durchaus interessant. Ich habe allerdings noch keine seriösen Schätzungen gesehen, wie viel man damit tatsächlich an Spitzenlast sparen kann. Wenn jemand da mehr weiß, würde es mich auch interessieren.

Bzgl. Gaskraftwerken und Wasserstoff: das erneuerbare Stromnetz wird grob aus erneuerbaren Energiequellen (primär Wind und Solar) und Speichern (primär Batterien und Gas) bestehen. Die Kette Elektrolyse (in Wasserstoff oder Methan), Gasspeicher und Elektrifizierung im Gaskraftwerk ist also vor allem als Speicher zu verstehen. Diese Form der Energieerzeugung ist natürlich teurer / schlechter als der Direktverbrauch von Erneuerbaren Energien – die Notwendigkeit ergibt sich in erster Linie durch die Lastkurve. In wieweit Batterien oder Gaskraftwerke sinnvoller sind hängt auch von der Kopplung des Wärme + Strombedarfs ab.

Nach meinem Kenntnisstand geht das Gros der Experten von der Notwendigkeit eines massiven Zubaus von Gaskraftwerken aus. Wir haben das in diesem Thread schon diskutiert. Ich hatte dazu drei Studien verlinkt (u.a. von Claudia Kemfert, die ja auch in der Lage häufig zitiert wird). Der Übersicht halber liste ich die hier auch mal auf [1], [2], [3].
[1]

[2]

[3]

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Du hast Recht, was den Primärenergiebedarf betrifft: Branchenabhängiger Energieverbrauch des verarbeitenden Gewerbes | Umweltbundesamt
Hast Du bezüglich des Bedarfs an elektrischer Energie Zahlenwerte? Und wie viel oder wie wenig der chemischen Prozesse elektrifiziert werden kann?

Ja, freilich müssen die erneuerbaren Energien ausgebaut werden, da sind wir uns hoffentlich einig. Und zwar nicht nur so weit, dass regelmäßig die Grundlast aus Ökostrom decken, sondern dass es auch bei zukünftigem erhöhtem Strombedarf fast immer reicht. Und bei (europaweiter!) Dunkelflaute muss die Spitenlast weggeregelt werden, was zukünftig leichter wird, wenn mehr träge Großverbraucher von Primärenergie elektrifiziert wurden.

Und natürlich haben wir ja auch schon Gaskraftwerke als Reserve. Es wäre natürlich Unsinn, die jetzt einfach abzubauen, weil wir grüne Wiese schön finden. Aber wenn sie nur eine stundenweise Reserve sind, dann spielt der Brennstoff keine wesentliche Rolle.