EU-Taxonomie: „Greenwashing“ für Atomenergie und Gas

Vor ab liebe Community,

das hier ist ein Wutbeitrag, ich bin wirklich in Rage. Mal ehrlich es geht mir nicht darum, dass man AKWs evtl. länger laufen lässt bis eine stabile regenerative Alternative am Netz ist. Mir geht es auch nicht darum, dass man Gaskraftwerke Stand heute benötigt um die Schwankungen der Stromproduktion zu stabilisieren. Ich bin selbst Ingenieur und kenne die Problematik. Was mich aber dabei so tierisch auf regt, nach Fridays for Futur usw. starten sie eine dermaßen dreiste Greenwashing Aktion, das ich aus allen Wolken falle!

Was bedeutet Nachaltigkeit? Etwas was die Meisten anscheinend nicht wissen. Der Begriff ist in der Volkswirtschaft definiert und beschreibt ein tun, das sowohl ökologisch (#CO2-Bilanz), ökonomisch (#ohneSubstitutionen) nachhaltig ist und das diese auch Sozial Gerecht (#Nachkommen) ist.

Das Gas alle drei Anforderungen reist, ist glaub ich hinweiten bekannt. Ergo eine Technologie die zwar nicht nachhaltig ist aber durch aus bis zum Endziel benötigt wird. Vorteil von Gas ist eine schnelle dynamisches Anschalten der Kraftwerke. (An sich ein sehr moderne Verbrennungstechnolgie welche die der Düsenjets sehr ähnelt.)

Atomenergie ist etwas abstrakter. Atomenergie ist durch den Abbau von Uran, der Anreicherung und der Abreicherung und der ungeklärten Endlagerung definitiv, nicht so nachhhaltig wie es die Beführworter es beschreiben. Und das KO-Kritierium ist einerseits definitiv Wirtschaftlichkeit, da kein Betreiber in der Lage war seine Kraftwerke selbst zu bauen und zu betreiben sondern von anbeginn auf wirtschaftliche Substitutionen angwiesen war und die Endlagerung bleibt auch im wesentlichen auf den Rücken des Steuerzahlers hängen. Darüber hinaus ist es nicht mit meinen Verständnis von sozial Gerecht zu vereinbaren, dass eine Generation profitiert und 100 Generationen nach uns, die Atomendlagerung verantworten müssen. (PS ich glaub nicht mehr das der Mensch mehr als 100 Generationen schaft).
Es gilt das gleiche wie bei Gas, ein Weiterbetrieb ist denkbar, bis die Alternativen geschaffen wurden aber die Technologie ist definitiv nicht nachhaltig.

Folgen des Greenwashings:
Das eigentliche Problem an dieser Greenwashing Aktion ist jedoch, wenn diese Technologien als Regenerativ gelten, konkurieren sie mit den echten nachhaltigen Technologien um die selben Gelder. Das heißt das Länder die Atom oder Gas aussbauen gleichzeitig den Ausbau echter regenerativen Technologien stoppen. (Das ist nachweislich beobachtbar!)
Des weiteren, vergessen die guten Herren/Damen das Windparks in 3-5 Jahren errichtet werden können, jedoch Atomkraftwerke erstmal 5-7 Jahre im Zulassungsverfahren sind und durch Proteste und Bauprobleme, die jedes Gigaprojekt mit sich bringt, sind Bauzeiten von 25-30 keine Seltenheit.
Wie war dasnochmal? 1,5°C bis 2050 und wie oben beschrieben, machen die Länder die auf AKWs setzen nichts anderes als AKWs. D. H. diese Länder verbrennen weiter Kohle bis die AKWs fertig sind, also 25-30 Jahre keine Reduktion sondern weiter so? Aber hauptsache man hat den guten Willen gezeigt :wink: (Die Bauzeiten sind eine Abschätzung vergangener Bauprojekte, siehe Literatur)

Fazit:
Lange Reder kurzer Sinn, Laufzeitverlängerungen werden evtl. benötigt und ein abschalte Routine sollte gut abgewogen sein aber dieses Greenwashing zerstört alle pariser Klimaziele, ist ein Schlag ins Gesichts für jeden Umweltaktivist und ist letzendlich nur eine Nebelkerze für die Energielobby weiter gigantische Gewinne und Fördergelder einzusammeln ohne echte Investitionen in eine saubere Zukunft zu tätigen!

Was meint ihr? Haltet ihr dieses Greenwashing für notwendig und wenn ja wieso?

MFG Ric

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Ich halte deinen Beitrag für ein Beispiel der Infantilität, mit der die Energiewende in Deutschland oftmals diskutiert wird. Da ist jede Menge Gefühl dabei und nahezu null Verständnis für die Herausforderung, die dieses Projekt bedeutet.

Ich mache es ganz kurz:

  • Erdgas
    Deutschland fördert die Konvertierung von Kohle- zu (Erd)Gaskraftwerken mit bis zu 50% der Neubaukosten. Da an bestehenden Kraftwerksstandorten schon einiges an Infrastruktur vorhanden ist, die weiter genutzt werden kann, liegt die effektive Förderquote also noch höher. Gleichzeitig nehmen wir gerade eine neue Erdgaspipeline in Betrieb.
    Allein aufgrund dieser Faktenlage wäre es für eine deutsche Regierung lachhaft, sich auf EU-Ebene gegen die Förderung von Erdgas als „Brückentechnologie“ auszusprechen. Ebensogut könnte ein am Tresen sitzender Betrunkener die vor der Kneipe Vorbeigehenden zur Abstinenz auffordern.

  • Kernkraft
    Von allen Methoden der Energiegewinnung ist die Kernkraft zusammen mit großen Wasserkraftwerken die „nachhaltigste“ Technolgie. Schlicht weil der Fußabdruck an Ressourcenverbrauch (Material, Flächen, etc.) am geringsten ist. Da kann man hundertmal Zeder und Mordio schreien - die Physik ändert sich dadurch nicht. Das große Problem der Kernkraft ist das Risiko der Freisetzung von radioaktivem Material - aber nicht der Ressourcenverbrauch. Außerdem setzt mit Frankreich das neben Deutschland wichtigste EU-Mitglied weiterhin auf Kernkraft.
    Es gibt daher weder eine naturwissenschaftlich noch politisch begründbare Basis, um die Förderung der Kernkraft auf EU-Ebene zu blockieren. Damit würde lediglich wertvolles politisches Kapital in einem aussichtlosen Kampf verschwendet, der null Vorteile für unser Land einbringt. Während diese Diskussion läuft, arbeitet die polnische Regierung offen daran, den CO2-Zertifikatehandel in der EU zu torpedieren (siehe dazu den Gastbeitrag des polnischen Ministerpräsidenten in der FAZ). Sich darum zu kümmern, wäre viel, viel, viel, viel wichtiger, als gegen die Förderung irgendwelcher Kernkraftprojekte, aus denen in den nächsten 10 bis 15 Jahren eh nix wird, zu wettern.

Die deutsche Umweltbewegung muss dringend erwachsen werden.

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Also infantil ist meine Argumentation nicht. Außerdem verfehlt deine Argumentation das Ziel/die Fragestellung. Es geht um die Frage nachhaltig Dieser Begriff ist in der Naturwissenschaft und Ingenieurswissenschaft klar definiert und leitet sich aus der Definition der Volkswirtschaft ab. Technologien lassen sich objektiv auf diese Kriterien bewerten, das einzigste schwer zu benenne Aspekt ist der der sozialen Gerechtigkeit. Ok aber die Argumente oben sind valide und können von jeden nachgeprüft werden. Ergo diese Technologien erfüllen die Anforderungen des Labels Nachhaltigkeit nicht.
Wie gesagt es geht nicht um den verfrühten Atomaustieg in DE, der definitiv auf den Blick der CO2-Bilanz falsch war/ist, sondern die Bewertung der Nachhaltigkeit. Und sorry die Begründung Atom ist besser als Kohle, macht Atom trotz besserer Umweltbilanz nicht nachhaltig.

Was die EU macht ist zu sagen, wir schaffen Alkohol ab aber damit der Umstieg nicht so hart ist, gelten Bier und Sekt als Softdrinks. - Frau Lang
Das ist faktisch falsch und darüber geht die Diskussion, das man sich im Trumpstil die Welt so mahlt wie sie einem gefällt.

Und genau das regt mich auf und nicht das akw xy noch 30 Jahre am Netz ist …

PS sie ist erwachsen geworden, für diverse Radikale kann ich aber nichts :v:t3:

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Und an welcher Stelle drehst du da der Kernkraft nun einen Strick draus? Der Materialeinsatz pro bereitgestellter Energieinheit ist weitaus geringer als bei Photovoltaik und Windkraft. Und spaltbares Material ist keine Mangelware. Was ist also das naturwissenschaftliche/ingenieurstechnische Kriterium, um die Nachhhaltigkeit abzusprechen? Etwa die Endlagerung des Abfalls? Das wäre doch lachhaft. Denn das ist allein eine Frage des politischen Willens nicht der technischen Machbarkeit.

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Klingt für mich hier schon anders:

Given these projections, the uranium resource base described in the Red Book is more than adequate to meet low and high case uranium demand through 2040 and beyond. Meeting high case demand requirements through 2040 would consume about 28% of the total 2019 identified resource base recoverable at a cost of < USD 130/kgU (USD 50/lb U3O8) and 87% of identified resources available at a cost of < USD 80/kgU (equivalent USD 30/lb U3O8). Future supplies would benefit from timely research and innovation efforts to further improve uranium exploration and develop new, more cost-effective extraction techniques. Strong market conditions will be instrumental in achieving the required industry investment to develop and deploy new technologies.

https://www.iaea.org/newscenter/pressreleases/worlds-uranium-resources-enough-for-the-foreseeable-future-say-nea-and-iaea-in-new-report

Bis 2040, das ist ja jetzt nicht gerade weit in die Zukunft. Und das kommt von einer der Atomkraft zugewandten Organisation. Ich hatte da eher mit Zahlen 2100+ gerechnet.

Und ich denke es ging @Mad-Ric ohnehin mehr um Gas als „grüne“ Energiuequelle, was einfach ein schlechter Scherz ist.

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Dazu hätte ich gerne eine Quelle :slight_smile:

Dies beiseite: Ich denke, dass wir als Gesellschaft der Atomkraft (oft zu Unrecht) immer noch quasi magische Eigenschaften angedeihen lassen. Vor einigen Tagen bin ich in einer Diskussion auf das schöne Zitat von Naoimi Klein gestoßen:

Our culture’s most intoxicating narrative: the belief that technology is going to save us from the effects of our actions. Our faith in techno wizardry persists, embedded into the superhero narrative that at the very last minute our best and brightest are going to save us from disaster.

In ungefährer deutscher Übersetzung:

Die verführerischte Erzählung unserer Kultur: der Glaube, dass Technologie uns vor den Auswirkungen unseres Handeln retten wird. Unser Vertrauen in Technologie-Zauberei lebt fort, eingebunden in die Superhelden-Geschichte, dass unsere Besten und Schlausten uns im allerletzten Moment vor der Katastrophe retten werden.

Viele von uns schreiben der Atomkraft seit über einem halben Jahrhundert immer wieder gerne Eigenschaften wie unerschöpflich, mächtig, geringster Ressourcenverbrauch, günstig, etc. zu, die bei genauerer Betrachtung meistens wegbrechen oder nur mit einer Flottille an relativierenden Fußnoten überleben.

Allerdings gelange ich neige auch mehr und mehr zu der Ansicht, dass im Kern der aktuellen Atomkraft-gegen-Erneuerbare-Debatte ein weiter zu fassender Richtungsstreit über unsere Rolle als Menschheit steht und so lange man diese Frage nicht diskutiert, ist eine Debatte pro und gegen Atomkraft nicht mehr als ein müssiger Stellvertreterkampf.

Die aus meiner Sicht letztendlich zentrale Frage ist: Wollen wir als Menschheit uns die Natur mit Technologie untertan machen (ich umschreibe das im Folgenden als pro Technologie) oder wollen wir flexibler werden, der Natur Raum geben und uns anpassen (ich umschreibe diese Position im Folgenden als pro Natur). Die Position bei dieser Frage korelliert in etwa mit einer links-rechts-Position auf dem politischen Spektrum und durch diese Linse lassen sich auch viele andere politische Debatten im Kontext von Natur- und Umweltschutz verstehen:

  • „Grüne Gentechnik“ - Ja (pro Technologie) oder nein (pro Natur)?
  • Verkehrswende durch mehr Fuß und Rad (pro Natur) oder durch 3d-gedruckte blockchainbetriebene Eiermilchflugtaxis (pro Technologie)?
  • Sollen wir als Menschen den Mars besiedeln (pro Technologie - Musk, Besos und Gates sind prominente Verfechter) oder davon ablassen, bevor wir nicht unseren Planeten in Ordnung gebracht haben (pro Natur)?
  • Sollen wir Nahrungsmittel in Zukunft durch mehr Technologie wie innovative Pestizide, KI-gesteuerte Schweinefarmen, schädlingsverjagende Drohnen und resistentere Hybridsorten (pro Technologie) produzieren oder dadurch, dass wir uns alle vegetarisch ernähren und ökologischen Landbau betreiben (pro Natur)?
  • Klimawandel angehen durch technologischen Fortschritt und im Zweifelsfall Geoengineering (pro Technologie) oder durch gesellschaftlichen Wandel und einen nachhaltigeren Lebensstil aller (pro Natur)?
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aus https://unece.org/sites/default/files/2021-10/LCA-2.pdf

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Diese Detailfrage wäre in einer der Kernkraft-Diskussionsstränge besser aufgehoben. Aber als Hinweis: Die Brennstoffkosten spielen bei der Kernkraft kaum eine Rolle. Daher kann der Preis pro kg abgebautem Uran deutlich steigen, ohne dass es für das Endprodukt Strom eine Rolle spielt. (Insbesondere wenn wir uns anschauen, in welche luftigen Höhen sich der Preis für Stromerzeugung aus fossilen Energiequellen gerade hinbewegt.)

Bei der Öl- und Erdgasförderung hat man schon gesehen, wie erfindnungsreich und effizient der Mensch beim Abbau von Ressourcen werden kann. Beim Erdöl sind wir z. B. schon lange über den Förderpeak der „konventionellen“ Öllagerstätten hinaus und behelfen uns nun mit „unkonventionellen“ Fördermethoden. Dennoch ist der Preis erschwinglich geblieben. Billig genug, dass wir unser Klima ruinieren können, lange bevor die fossilen Brennstoffe uns ausgehen.

Beim Uran haben wir die einfachsten Lagerstätten erst angekratzt und sind weit davon entfernt, die Reserven zu erschöpfen.

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Nicht böse gemeint, aber das ist reinste Traumtänzerei. Bei 8 Mrd Menschen bleibt „der Natur“ natürlich kein Raum mehr. Da müsste die Anpassungsleistung der Menschheit schon in einem Massensterben bestehen.

Was mit Ach und Krach machbar sein könnte, ist die Reduzierung unseres Fußabdrucks auf ein Niveau, das nicht innerhalb weniger Jahrzehnte die Reproduktionsfähigkeit und Reserven des Planeten erschöpft. Das ist das Ziel der Nachhaltigkeit. Aber auch in einer solchen Welt wird man die Natur bis in den letzten Winkel „nutzen“ müssen, um die Menschheit dauerhaft mit den für ein anständiges Leben notwendigen Gütern und Dienstleistungen zu versorgen.

Bitte das hier einmal sacken lassen: https://i0.wp.com/wildbeimwild.com/wp-content/uploads/2015/08/biomasse.png?ssl=1

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da würde ich mich @Guenter anschließen. Wir sind seit langem von der Technologie vollständig abhängig. Selbst an „ökologischem“ Landbau ist nichts mehr natürlich. Um es salopp zu sagen: Die Natur bringt nicht den Mist der domestizierten Tiere auf ihrer Monokultur aus und vergräbt mit Mist gefüllt Kuhhörnchen. Das „natürlich“-Märchen ist einfach Teil der Verkaufsstrategie.

Die Frage ist finde ich eher was sinnvoll ist und was nicht, da finde ich es auch unfair alle Technologien in einen Topf zu werfen.

z.B. aus meiner Perspektive: Pflanzen die ihre Dünger in genau der richtigen Konzentration selbst herstellen, sodass weder Sch**** noch künstliche Dünger ins Grundwasser sickern? Oder ein Vitamin aus der Karotte in den Reis einbringen um zu verhindern dass tausende Kinder an Mangel aus Vitamin A erblinden? Finde ich sinnvoll. Und ganz ehrlich - mit den dogmatischen Aktionen dagegen weil es die Gentechnik gut dastehen lassen würde mit diesen Menschen als Kollateralschäden hat sich z.B. Greenpeace sämtliche Sympathien die ich mal für diese Organisation hatte vollkommen verspielt.

Im Kontrast dazu: Statt die Umwelt hier mit ein bisschen Aufwand zu schützen auf einen Planeten ohne Atmosphäre oder Magnetfeld zu ziehen wo wir nur unter der Oberfläche in Habitaten leben könnten? Finde ich unsinnvoll - das können wir hier auch machen.

Und was Energie angeht ist es immer dreckig und hat Nachteile - egal mit welcher Technlogie. Die Frage ist wieder, was am Sinnvollsten und Umweltschonendsten ist. Da gehen scheinbar Meinungen stark auseinander. So klar wie es manchmal in der deutschen Debatte dargestellt wird ist es aber einfach nicht. Wir haben uns z.B. gegen Atomkraft entschieden und finden seitdem jede Menge Beweise für deren Schädlichkeit aber das ist in der EU eine klare Minderheitsmeinung und das müssen und werden wir als Teil der Gemeinschaft auch akzeptieren. Denn für eine erfolgreiche Klage fehlt einfach die Unterstützung. Ist eben auch Teil der Demokratie - wenn auch nicht der der sonderlich Spaß macht. :wink:

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Richtig, Christian mir geht es mehr um diesen idiotischen Populismus

Günter, steht oben.
Neben der nachweislichen Unwirtschaftlichkeit, die Gefahren eines GAUs für Umwelt und Mensch, sowie soziale Aspekte.

Das bedeutet:
Von wo kommt das Uran? Warum verschleiert die Industrie die Herkunft? Ist rhetorisch, die Verschleierung verzerrt die LCA (keine Förderwege keine klare Herkunft, usw.) und verschleiert die menschenunwürdigen Uranabbau, dem der des Braunkohlen Abbau in gar nicht so viel nach steht und die Bergleute vor Ort verstrahlt. Langsam über Jahre aber Natururan ist nicht so harmlos wie die Lobby es darstellt. Das kann man nicht weg wischen nur weil es für Europa irrelevant ist. Auch werden das drum herum immer vernachlässigt. Da wird mit 2 Maß gemessen. (Z.B. im Kfz rechnet man beim Verbrennungsmotor immer von der Zapfsäule aber das E-Auto wird immer als komplette LCA dargstellt.)

Und wenn sie so gerne über Atom diskutieren (war jetzt weniger meine Intuition der Diskussion aber sie lenken es ja aktiv dahin), dann gehen wir mal etwas „off-topic“

Probleme der Atomenergie die noch nicht geklärt sind bzw. noch gelöst werden müssen, für die sich aber niemand interessiert.

Versagensrisiko:
Es sind bei 4 von etwas über 400 Reaktoren das Szenario GAU eingetreten. Das heißt in knapp 60 Jahren sind knapp unter 1% der Reaktoren abgeraucht. Das ist katastrophal. Als Vergleich in der Luftfahrt bekommt ein Flugzeug erst eine Zulassung wenn bei Test eine Ausfallwahrscheinlichkeit der Klasse Catastrophic nachgewiesen wurde. Das bedeutet einen Ausfall mit 10^-9 eintreten darf und es muss ein Multiversagen stattfinden. (Und ja menschliches Versagen wird in den 10^-9 mit eingerechnet und gilt nicht als Ausrede für einen Unfall!)
Man kann einen GAU nicht versichern.
Ergo schließlich ich daraus dass die Industrie nicht in der Lage war diese Sicherheit zu gewährleisten. Was tut die Industrie für mehr Sicherheit, richtig gar nichts. Neckarwestheim 2 steht in einer Vertiefung auf zerklüften Kalkstein, damit man das Kraftwerk nicht sieht. Regt mich tierisch auf! Absolut unnötig.

Und ja Endlagerung ist ein Problem, das man nicht runterschaukeln sollte. Niemand, mir eingeschlossen will das Zeug unter dem eigenen Garten. Also wohin damit? Beschließen sie es dann einfach am anderen Ende von DE zu verbuddeln, wie Gorleben. Treu den Motto wen interessieren die Osis. Ist auch nicht Gerecht.

Bauzeiten:
Ein Thema was auch nichts mit Nachhaltigkeit zu tun hat sind Bauzeiten. Bis 2050 muss das 1,5 Grad Ziel erreicht sein. Selbst wenn wir jetzt mit den Genehmigungen für neue AKWs beginnen kommen sich erst Mitte der 40iger ans Netz, bis dahin machen Länder erfahrungsgemäß nichts für den Umweltschutz. Ergo werden wir damit die Pariser Ziele weit verfehlen.

Wenn Leute in meiner Branche wieder einen Atomreaktor auf den Mars oder zur Venus schiessen, ist die Gefahr nach dem Start weg. Zurück kommen sie nicht mehr aber terrestrisch braucht es mehr Demut und Verantwortung!

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Vielen Dank für die Quelle. Dass in Atomkraftwerken weniger Silizium verbaut wird, als in Photovolatikzellen, ist wohl verständlich. Und der Verbrauch an Nickel, Molybdän, Mangan, Kobalt, etc. in Windturbinen ist im Wesentlichen ein Resultat der vielen noch in Betrieb befindlichen kleinen Turbinen alter Technologie. Die Metrik g Sb eq. ausgewählter Materialien finde ich aber etwas irreführend. Wieso nicht die Metrik CO2-Äquivalente aus demselben Dokument? Das Dokument basiert zwar auf dem (inzwischen veralteteten) IPCC 2013-Report und IPCC 2021 stellt die CO2-Äquivalente aber schon damals im Wesentlichen in gleicher Größenordnung dar. In IPCC 2021 sieht das noch etwas günstiger für die Erneuerbaren aus.

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Ich bin ganz Deiner Meinung Ric und sehe das auch so. Subventionen und Investitionsanreize für Atom- und Gaskraftwerke halte ich für falsch und kontraproduktiv. Nachhaltig ist das aus meiner Sicht nicht.

Problematisch finde ich, den aus meiner Sicht oberflächlichen Umgang mit den Begrifflichkeiten in der öffentlichen Berichterstattung.
Bei tagesschau.de z.B. kommt alles in einem Beitrag vor:
Gas- und Atomkraft sollen demnach von der EU mal als „klimafreundlich“, mal als „nachhaltig“ und mal als „grün“ eingestuft werden. (Zu jeder Kategorie hätte ich unterschiedliche Bewertungen.)

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Ich finde es gut, dass wir uns jetzt ein wenig dem Kern des Problems nähern! Meiner Meinung nach sind aber beide Extrempositionen Traumtänzerei: Sowohl die Forderung, dass wir alle in Laubhütten leben und Brombeeren essen sollen als auch die Mär vom ewigen Wachstum, des Verlagerns von Problemen in die Zukunft und das Hoffen auf neue technologische Wunder. Ich selbst verorte mich ja eher links der Mitte und tendiere zu einem Ansatz von degrowth (nachhaltiger wirtschaften, überlegen, was unser Leben besser macht und nicht, wie wir unsere Reserven und Fähigkeiten als Menschheit erweitern können), aber da kann man gerne streiten :slight_smile:

Die Graphik ist schon beeindruckend, aber Folgende fasst den Sachverhalt meiner Meinung nach noch etwas schöner zusammen: xkcd: Land Mammals

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Du unterschätzt vermutlich die gigantische Menge an PV- und Windkraftanlagen, die notwendigen sind, um einen relevanten Teil, gar den Großteil, des globalen Energiebedarfs zu decken.

Mal eine Hausnummer: In den 2030er Jahren würde die hochfahrende PV-Industrie bereits die gesamte heutige Produktion an Glas benötigen. Alles Glas der Welt
Gleiches gilt für den Bedarf an Silber.

Nun bezweifle ich nicht, dass man sowohl die globale Produktion von Glas und Silber deutlich ausweiten könnte, als auch bei der PV noch deutliche Materialeinsparungen möglich sind. Aber allein dieser Datenpunkt bezüglich des Materialbedarfs sollte deutlich machen, warum eine Technolgie, die pro Quadratmeter wenige Watt bereitstellt (Photovoltaik), gegenüber einer, die ungefähr vier Größenordnung darüber liegt (Kernkraft), grundsätzlich den größeren Ressourcenfußabdruck hat.

How much glass is needed for terawatt-scale PV? – pv magazine International
Technological learning for resource efficient terawatt scale photovoltaics - Energy & Environmental Science (RSC Publishing)

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Die Studie enthält als Annex auch einen META-Vergleich aller Studien -auch mit der co2-äquivalenten-rechnung.

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Das schient ja ein weiterer Austausch über Atomenergie zu werden. Eventuell wäre es doch sinnvoll sich über das „deutsche“ Problem auszutauschen und sich über den vermeintlichen Kuhhandel Atomenergie für „grünes“ Erdgas zu unterhalten. Da ist es nämlich ziemlich heuchlerisch was die neue Bundesregierung veranstaltet.

Wie schon von Vorrednerinnen geschrieben, ist die deutsche Position gegen Atomenergie in Europa wenig aussichtsreich und was jetzt durch die Presse geht war genau genommen auch schon länger bekannt. Aber gegen die deutsche Position zu Erdgas hat sich niemand gestellt. Auch die Grünen haben das nie groß erwähnt oder zum Thema gemacht. Dabei hätte man zum Zeitpunkt der Koalitionsverhandlungen wohl in Europa dagegen noch etwas machen bzw. sich als Bundesregierung neu positionieren können bevor das von der Kommission offiziell gemacht wird.

Was die Atomenergie betrifft halte ich sie für nicht notwendig und aus genug Gründen auch nicht für vertretbar. Aber auch da macht die Ökonomie das ganze eventuell einfach unattraktiv, weil es einfach zu teuer ist. Das kann man an aktuellen Projekten ja sehen (What price nuclear power? The final hurdle for Hinkley - BBC News). Hier sehe ich nicht, dass die Taxonomie dann einen wirklichen Vorteil für Atomstrom bringen würde. Das Ganze läuft nur mit staatlichen Subventionen. Die würden aber in Ländern wie Frankreich ohnehin politisch durchgesetzt werden. Da müsste man an ganz anderen Stellschrauben drehen un dhätte viel früher anfangen müssen andere europäische Partnerinnen davon zu überzeugen, dass es einen anderen Weg als mit Atomenergie gibt.

Was bleibt aktuell aber: In Deutschland schreiben alle über die Atomenergie und keiner regt sich wirklich über Gas auf. Bleibt aber zu hoffen, dass dort die Emissionswerte noch so niedrig werden, dass das Problem sich darüber regelt. Ähnliches eventuell bei der Atomenergie, dass man ein Endlager vorweisen müsste und dafür ausreichend Finanzierungssicherheiten nachweisen kann. Dann würde das eventuell auch noch in der praktischen Umsetzung zu größeren Problemen führen.

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Hmm… dieser Thread scheint sich in ein Atomkraft ja, nein Thema zu entwickeln. Diese gibt es aber in diesem Forum schon zu Hauf.

Ich möchte aber gerne wieder zurück zu dem Punkt kommen, den Mad-Ric losgetreten hat. Was hier als vermeintlich nachhaltig besprochen wird, sind nicht irgendwelche volkswirtschaftlichen Definitionen, sondern ist „relativ“ klar in der EU-Taxonomie-Verordnung geregelt. Und genau um die geht es auch.
Danach werden Investitionen als ökologisch nachhaltig bewertet, wenn sie einen Beitrag zu mindestens eines der 6 Umweltziele leisten und keinem anderen Ziel schaden („do no significant harm“).

Die sechs Umweltziele sind:

  1. Klimaschutz
  2. Anpassung an den Klimawandel
  3. Nachhaltige Nutzung und Schutz der Wasser- und Meeresressourcen
  4. Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft
  5. Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung
  6. Schutz und Wiederherstellung der biologischen Vielfalt und der Ökosysteme.

Danach findet eine Evaluation in die folgende Gruppierung statt, je nachdem welche Schwellenwerte eingehalten werden:

  • „Green“ – per se umweltfreundliche Aktivität (Beispiel: Wiederaufforstung);

  • „Transition“ – Übergangsaktivität, die zwar nicht im Einklang mit einer klimaneutralen Welt steht, aber dennoch temporär einen signifikanten Beitrag zum Klimaschutz leistet und für die es keine technisch und/oder wirtschaftlich darstellbare kohlenstoffärmere Alternative gibt (Beispiel: effiziente Verbrennungsmotoren);

  • „Enabling“ – ermöglichende Aktivität, die per se keine umweltfreundliche Tätigkeit ist, aber eine „Green“- oder „Transition“- Aktivität ermöglicht (Beispiel: Herstellung eines Windrads).

In der Diskussion, so wie ich es bisher verfolgt habe, geht es nun darum, dass Kernkraft 1. als taxonomie-konform eingestuft wird und damit in der Eingruppierung „green“ landet.

Eine gute Zusammenfassung über die Taxonomie kann man hier finden:

Dazu ein paar Gedanken von mir:

  1. Da es derzeitig noch keine funktionierende Lösung zu der Atommüll-Problematik gibt, widerspricht eine Investition in Kernkraft dem 4. und 5. Umweltziel - Kreislaufwirtschaft und Verminderung der Umweltverschmutzung. Wenn das Problem in 50 Jahren gelöst sein wird, kann dann ja gerne eine Einstufung als Taxonomie-konform erfolgen.

  2. Die Eingruppierung in „grün“ ist fraglich. Da hier ja auch eine extra Eingruppierung in „transition“ oder „enabling“ möglich ist, die für Übergangsaktivitäten vorgesehen ist, verstehe ich die Einordnung in „grün“ nicht.

  3. Das Argument von @Guenter, dass Spaltbares Material keine Mangelware ist, zieht m.E. nicht. Der Verbrauch von Uran ist höher als die Widergewinnung. Zumindest noch im Moment, da funktionierende Brüter-Reaktoren noch die Ausnahme sind. Mit deiner Argumentation wäre Kohle-Verstromung vor 300 Jahren auch nachhaltig gewesen, weil es da keine Mangelware war und die wahrscheinlich die „klimafreundlichste“ Energiequelle.

Vielleicht ist ja jemand hier, der sich noch etwas genauer mit der EU-Taxonomie auskennt und uns ein wenig aufklären kann. Ich hatte das Gefühl @vieuxrenard und @philipbanse wussten auch nur sehr oberflächliche Punkte über das Thema.

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Vor 300 Jahren gab es noch keine Verstromung.
Aber für die Anfänge der Verstromung würde ich da zustimmen -
Kohle war 1880 eine der klimafreundlichsten erfundenen global verfügbaren Energiequellen zur Stromerzeugung. Die einzige alternative war ja ernsthaft auch nur direktes Verbrennen von Holz.
ab 1895 gab es dann ja erst Gaskraftwerke.
Die Frage ist, ob man Gaskraftwerke damals direkt auch schon 1880 als grüner als Kohlekraftwerke hätte einstufen sollen, obwohl die Technik noch in den Kinderschuhen steckte. Ich denke ja - und deshalb sollte man auch schon jetzt AKWs als grüner als Gas einstufen, auch wenn die Brüter-Reaktortechnik noch nicht ausentwickelt ist.

Das ist ja nur der eine Teil. In der Taxomonie in Paragraph 13 wird die Kreislaufwirtschaft noch mal genauer definiert (EUR-Lex - 32020R0852 - EN - EUR-Lex). Das wird da schon recht weit gefasst.

Genau da wird es dann nämlich doch möglich, da Kernenergie mit rein zu definieren. Beispielsweise die Aufbereitung als Möglichkeit der verbesserten Ressourceneffizienz wäre etwas, was zutreffen dürfte. Ähnlich ist es bei effizienteren Gaskraftwerken.

Aktuell geht es ja um die technische Ausführungsbestimmungen. Also um die konkreten Kriterien, anhand derer am Ende das Urteil gefällt wird. Bei Kernenergie bin ich nicht ganz informiert.

Was Gas angeht muss es wohl in 2030 so sein, dass mindestens 55% erneuerbares Gas verbrannt wird. Das könnte der Knackpunkt sein, wieso das eventuell und auch hoffentlich das Scheitern für das Label bedeutet. Quasi ähnlich wie bei den Koalitionsplänen mit den Heizungen ab 2050. Einfach eine Quote setzen, die so hoch ist, dass sie defacto, das Aus bedeutet. Da können die Grünen ja vielleicht noch etwas ambitioniertere Vorgaben rausschlagen.

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