Also wenn das Ganze mal ein business case wird – und ich bin überzeugt davon, dass das langfristig passiert – und wenn ein Investor das entsprechende Risiko eingeht, dann glaube ich, dass die „nordafrikanischen Bradtkas“ keine Rolle in der Debatte spielen werden.
Sofern in dem Projekt halbwegs faire Konditionen für die nordafrikanische Seite ausgehandelt werden, können die Länder dabei relativ zu ihrer aktuellen Lage nur profitieren. Es gibt kaum eine komfortablere Situation, als einen Rohstoff zu besitzen, der zuverlässig gefördert werden kann, der nie knapp wird und für den es immer einen Abnehmer geben wird (der weltweite Bedarf an erneuerbaren Energien wird in absehbarer Zeit kaum abnehmen).
Wir werden halt als Deutsche nicht die einzigen sein, die an diesem Strom interessiert sind. Da würde ich mich als Marokkaner eher über so einen Bradtka freuen. Was kann mir Besseres passieren, als dass jemand so bekloppt ist und seinen eigenen billigen Windstrom nicht fördern will, damit den Strompreis in die Höhe treibt und mir ein besseres Geschäft beschert.
ich glaube, dass in den Wüstenregionen in Nordafrika eher Sonnenwärmekraftwerke erwogen werden, insbesondere in Form von Parabolrinnenkraftwerken. Möglicherweise hatte auch Herr Bradtka diese, gerade auf Hitze angewiesene Form der Energiegewinnung im Kopf. Ist aber nur eine Vermutung.
Hier zu gibt es eine spannende, wenn auch in guter alter ARTe-Manier etwas melodramatische Doku zu den neokolonialistischen Logiken der Energiewende.
Sehenswert, weil auch der Hoffnungsträger E-Auto heftige Kratzer im Lack abbekommt.
Das erinnert doch stark an die Aussage des Intendanten des ZDF, man müsse Kohlekraftwerke nach Indien verkaufen (erst kürzlich). Hier sind halt plötzlich die Flügel von WKA aus seltenen Erden und ein E-Auto hat eine schlechteren Wirkungsgrad als ein Verbrenner. Es schmerzt wirklich und man braucht sich nicht zu wundern, wenn große Teile der Bevölkerung die einfachsten Zusammenhänge nicht verstehen oder verstehen wollen. Ich finde eine solche Verbreitung sollte unter Strafe stehen.
Das ist einer der Knackpunkte. Wer handelt mit wem was zu welchen Konditionen aus und wer profitiert dann am Ende. Natürlich kann so ein Rohstoff den Ländern einen breitenwirtschaftlichen Aufschwung bereiten. Die Realität sieht doch aber meistens anders aus.
Wie oben schon erwähnt, besteht je nach Land das nicht unerhebliche Risiko, dass das meiste Geld am Ende sowieso bei den westlichen Unternehmen bleibt, die das ganze wahrscheinlich durchführen werden.
Und selbst wenn es das nicht tut, gibt es je nach Land nicht wenige mächtige Hände die sich öffnen werden, bevor das Geld im Land der einfachen Bevölkerung zugute kommt. Wenn die Geldflüsse unabhängig von der Qualität der Lebensbedingungen der Bevölkerung sind, (Öl, Gas, in diesem Fall Solarenergie…) profitieren am Ende oft nur die oberen Prozent und sonst kaum jemand (siehe diverse Diktaturen mit natürlichen Ressourcen). [1]
Das soll kein grundsätzliches Gegenreden gegen Investitionen und wirtschaftliche Zusammenarbeit mit afrikanischen Ländern sein! Es ist nur die Realisierung, dass dies heutzutage in der Regel so passiert, dass der Westen und die lokalen Machthaber profitieren und nicht zwangsläufig auch die Menschen vor Ort. Das ist aber natürlich nicht in Stein gemeißelt.
Auch ist natürlich nicht jedes nordafrikanische Land eine Diktatur/Monarchie oder droht eine zu werden. Im Bereich der Sahara und der Sahel-Zone sind es aber leider mit Ausnahme von Tunesien (Demokratie) und Senegal, Gambia und Marokko (hybride Regime) die meisten. Das muss man also auch berücksichtigen[2]
Ich kann @Marius_Schmidt hier nur beipflichten. Wenn Länder des globalen Südens mal wieder für den maßlosen Konsum und Verbrauch des globalen Nordens Ressourcen und Energie liefern sollen, dann ist das - vor allem in der Form, die Herr Bradtka anscheinend ins Feld führt - koloniale Ausbeutung. Vielleicht gibt es theoretische Szenarien, in denen so etwas auf Augenhöhe und beidseitigem Vorteil passieren könnte, ist aber im Kontext der Machtverhältnisse und Wirtschaftordnung mehr als unrealistisch. Diese kolonialen Kontinuitäten müssen finde ich erst einmal komplett unabhängig von der Frage der praktischen Umsetzbarkeit benannt werden. Sicher sind damit erst mal nicht viele Stimmen zu gewinnen oder Windkraftgegner:innen zu überzeugen, aber es geht ja auch darum, diese Strukturen zu erkennen und sichtbar zu machen (diesen Anspruch habe ich auch an die LdN, ein Kommentar wäre da schon sehr angebracht gewesen).
Zum Thema Marokko: das Land wurde ja als Beispiel angeführt, wo eine solche Energieproduktion für Europa (jedenfalls von den Eliten) gewollt ist. Richtig ist, dass Marokko ein ambitioniertes Programm für Erneuerbare Energien am Laufen hat und langfristig auch Energie nach Europa exportieren will (zur Zeit sind sie sehr abhängig von Gasleiferungen, größtenteils via Spanien, Algerien hat den Hahn gerade zugedreht und Marokko keine LPG Terminals). Aber genau dort ist die angesprochene neokoloniale Dimension unübersehbar: ein Großteil der Erneuerbaren Energie, die das Königreich erzeugt bzw. geplant hat, befindet sich gar nicht auf dem Staatsgebiet Marokkos, sondern in der völkerrechtswidrig besetzten Westsahara. Die Westsahara wurde nie entkolonialisiert, und die Ausbeutung ihrer Ressourcen (auch Wind und Sonne) verfestigen dort die illegale Besatzung und die damit einhergehenden, massiven Menschenrechtsverletzungen. Profitieren tut dort in erster Linie der marokkanische König (Betreiber der Wind- und Solarparks ist Nareva, Privatfirma größtenteils in Besitz des Königshauses), und internationale Konzerne, allen voran Siemens Energy.
Also ich fand die Idee, afrikanischen Solarstrom zu kaufen, noch eine der intelligentesten, die der Bradka von sich gegeben hat . Klar „wir bauen in Afrika Solarkraftwerke“ ist etwas unglücklich ausgedrückt . Trotzdem würde ich keine Denkverbote für solche Ideen verhängen. Ich bin nämlich nach wie vor der Überzeugung, dass es für so ein Unternehmen eine Win-Win-Win (Stromkunden, lokale Bevölkerung und Regierung) Situation geben kann unter der Voraussetzung, dass es sich technisch und wirtschaftlich lohnt und dass ein Investor das Risiko eingeht.
Selbst wenn der marokkanische König alle Gewinne selbst einstreicht, entstehen in der Region zumindest dauerhaft neue Arbeitsplätze. Dass das Ganze kein Selbstläufer ist, versteht sich von selbst. Wie viel Bedingungen man an die Regierung (z.B. bzgl. Beteiligung der Bevölkerung) stellen kann ist allerdings fraglich, da es ja neben Europa sicher auch andere Kunden gibt, die da weniger Bedenken hätten. Übrigens zieht China im Dialog mit Afrika sehr gerne die Kolonialismus-Karte, um sich gegenüber Europa in ein besseres Licht zu setzen. Ohne das vollständig bewerten zu können, bin ich mir nicht sicher, ob das die Dinge zum Besseren wendet.
Zu beachten ist auch, dass man hier nicht davon sprechen kann, dass die Industrienationen Marokko den Wüstenstrom „wegnehmen“, wie man das z.B. mit Weideflächen machen könnte. Marokko hätte deutlich mehr Potential für Solarstrom, als es selbst zur Versorgung der eigenen Bevölkerung braucht. Das kann man entweder nutzen, oder „versanden“ lassen. Wenn man schlau ist, verkauft man es an den Meistbietenden.
In der Züricher Zeitung ist zu dem Thema ein aus meiner Sicht interessanter Artikel erschienen.
Als problematisch sehe ich allerdings, dass man sich wieder mal in die Abhängigkeit von instabilen oder undemokratischen Staaten begibt. Und am wichtigsten, wir brauchen es einfach nicht.
Es muss nicht unbedingt aus afrikanischem Solarstrom kommen, aber dass Deutschland auf Strom- oder Wasserstoffimporte angewiesen sein wird, halte ich für ein realistisches Szenario.
Die Fraunhofer Studie geht von rund 300 – 1000 TWh pro Jahr aus. Quaschning geht von rund 100 – 300 TWh aus. In der Agora Studie sind es rund 200 TWh, wenn ich das richtig lese. Das DIW nimmt dagegen an, dass wir ohne Importe außerhalb von Europa auskommen.
Denke daher schon, dass es Sinn macht, sich mit dem Szenario zu beschäftigen.
Wie soll es denn sonst werden? Wenn Deutschland neben seinem Industrieexporten auch noch Energieexporteuer wird- dann ist das aus volkswirtschaftlicher Sicht absurd! Die ganze Welt kann nicht von Deutschland Nettoimporteur sein, bleiben oder werden.
Es braucht Anreize für Staaten eigene Energieindustrien aufzubauen und für den Export zu betreiben- insbesondere an Sonnen- und Windreichen Standorten. Dass trotz GIZ Förderung die Solarparks in Noor/Marokko nicht profitabel sind UND nicht genug nach Europa exportiert werden kann ist ein Armutszeugnis europäischer Energieimportpolitik.
Deutschland (oder Europa) hätte schon längst langfristige Wasserstoffimportverträge aus Süden und Osten schließen können- nicht nur um den eigenen Energiebedarf zu befriedigen sondern auch um vor Ort eine Nachfrage zu schaffen, die Investitionen anschiebt.
Der Energieautarkiewunsch Europas ist auf vielen Ebenen ein Irrweg. Wenn in Afrika und Nahost nichts mehr produziert wird was Europa verkauft werden kann werden die Menschen dort zurecht keine Perspektive mehr sehen.
Ich finde auf einer Meta-Ebene die hier entstehende Diskussion ganz spannend.
So wie ich den ursprünglichen Kommentar lese, hat @Marius_Schmidt weniger die Frage der Umsetzbarkeit debattieren wollen, sondern wollte auf das das Framing und die neokolonialen Denkmuster eingehen, die wir alle noch ein wenig im Kopf haben und die bei ungehemmteren Persönlichkeiten, wie Herrn B. umso deutlicher zu Tage treten. Dass nun die Diskussion nun in Richtung „Technik-Dudes zählen Terawattstunden“ driftet, ist ein wenig amüsant.
Ich glaube, es wäre auch total spannend, hier gemachte Äußerungen mit Zeitungskommentaren zwischen 1871 und 1914 zu vergleichen. Die Argumente gleichen sich doch sehr:
Wenn wir es nicht machen, dann machen es die Chinesen [die Franzosen und Briten]. Das können wir doch nicht ernsthaft wollen!
Wo sollen wir denn sonst grünen Wasserstoff [Elfenbein,Tee,Kaffee] herbekommen? Erklären Sie das mal!
Gerade unsere europäische Geschichte mit dem grausamen Erbe des Kolonialismus im 19 Jahrhundert [mit dem grausamen Erbe des Sklavenhandels im 17. und 18. Jahrhundert] und unsere demokratischeren Strukturen [unsere aufgeklärtere christliche Kultur] verpflichtet uns, dort zur Entwicklung des Landes und der Gesellschaft beizutragen. Deshalb müssen wir nun beim Aufbau einer Solar-Wasserstoffindustrie Hilfe leisten [Siedler schicken, die das Land aufbauen]. Davon profitieren ja nicht nur wir, sondern auch die Einheimischen.
Das Szenario einer „win-win-win-Situation“ für alle ist allzu oft leider einfach nur ein Märchen, dass sich der Westen erzählt, um sich die Ausbeutung afrikanischer Ressourcen schönzureden. Es ist natürlich möglich, aber aus einer gewinnmaximierenden Zusammenarbeit europäischer Unternehmen mit afrikanischen Monarchen folgt noch lange keine automatische Verbesserung der Lebenssituation der allgemeinen Bevölkerung.
Das steht sogar mehr oder weniger direkt in dem von @LeoWom verlinkten Artikel:
Allein das solarthermische Kraftwerk Noor in Ouarzazate [verursacht] jährliche Verluste in der Höhe von 75 Millionen Euro. Diese werden von den marokkanischen Steuerzahlern getragen. Die Betreiberfirmen haben hingegen feste Abnahmeverträge und können Gewinne einfahren. Besonders brisant ist das, weil die Königsfamilie via ihre Holding Nareva am Konsortium beteiligt ist, das die Anlage betreibt. […] Die Defizite, die zurzeit von den Steuerpflichtigen getragen werden, beinhalten sozialen Sprengstoff.
Steuerzahler zahlen drauf, Unternehmen fahren Gewinne ein
Und auch das hier erinnert an bereits genannte Schwierigkeiten:
Ein Faktor war auch der Umstand, dass die politische Stabilität der Länder zu wenig berücksichtigt worden war. […] Mehrere grosse Firmen – so etwa Siemens – zogen sich in der Folge [von Aufständen] zurück. Nach dieser Krise wurde die Geschäftsstelle von München nach Dubai verlegt.
Wie gut, dass man im worst case immer noch eine stabile autoritäre Monarchie in der Umgebung hat, in die man seinen Sitz verlagern kann.
Selbst der ehemalige Geschäftsführer spricht von einem „neokolonialistischen Beigeschmack“.
Gelingt ein Durchbruch der erneuerbaren Energien im Maghreb, könnte dies auf das Alltagsleben von Millionen von Menschen spürbare Auswirkungen haben.
Das stimmt natürlich auch. Wenn die Bevölkerung dann an den Gewinnen beteiligt wird, wenn Geld zB in Ausbildung und Infrastruktur investiert wird und Gewinne dann allen zugutekommen, hat das ein großes Potential! Ich würde es den Menschen dort auf jeden Fall wünschen. Im schlimmsten Fall finanziert man aber wieder nur die Monarchen und eine kleine elitäre Oberschicht.
Nur um es besser zu verstehen: wie würde denn eine wie auch immer geartete Beziehung nach Afrika aussehen, die nicht in neokolonial eingruppiert wird? Und was bedeutet das in Konsequenz für die Bevölkerung, wenn das nicht geht?
Ziemlich simpel: sie machen selber, zu ihren Bedingungen.
Es spricht ja nichts dagegen, dass sie dafür Expertise oder Material kaufen. Aber es muss zuallererst ihr eigener Wille sein, sie selbst entscheiden ob, was und wieviel sie produzieren/exportieren.
Bis dato sind es doch europäische Projekte zum Nutzen der Europäer, bei dem vielleicht was für die jeweilige Bevölkerung des Landes abfällt.
Wird es ein Projekt des jeweiligen afrikanischen Landes, bei dem vielleicht was für die Europäer abfällt, dann kann man es nicht mehr als irgendwie kolonial auffassen.
Soweit so fair. Die erste Frage, die man klären müsste, wäre: Wer ist „sie“? Eine Institution, die von sich aus sowas initiieren könnte wäre vmtl. nur das marokkanische Königshaus. Hier wurde ja bereits besprochen, dass das nicht zwingend im Sinne seiner Bevölkerung handeln muss.
Die nächste Frage wäre, ob im Land die Expertise und die Mittel vorhanden sind, um so einen Projektvorschlag auszuarbeiten. Das Geld müsste ohnehin zu einem Großteil von extern kommen. Realistischer würde ich es finden, wenn sich die – wie auch immer geartete – Vertretung des afrikanischen Landes unterschiedliche Angebote von Investoren anhört und sich für das beste entscheidet, oder ablehnt, oder Änderungswünsche äußert.
Wenn man so ein Angebot macht, gäbe es immerhin die Möglichkeit, sowas auch mit (zusätzlicher) Entwicklungshilfe zu verbinden (z.B. in Form von Förderung des dauerhaften Know-How Aufbaus etc.). Setzt voraus, dass da auch Politiker federführend mitverhandeln und nicht nur Unternehmen. Das ist natürlich dann eine gewisse Form der Bevormundung mit dem Risiko, dass man nicht im Sinne der Bevölkerung handelt. Und man sollte sich keine Illusionen darüber machen, wie viel am Ende wirklich da ankommt wo es hin soll.
Insbesondere könnte man sagen, dass auch hier wieder von außen entscheiden wird, was für die lokale Bevölkerung das Beste ist. Es setzt voraus, dass wir als Europäer mit begrenztem Einblick in das Land uns in der Lage fühlen, besser im Sinne der Bevölkerung zu entscheiden, als die Regierung dieses Landes. Nicht einfach - allerdings fällt mir kaum eine bessere Möglichkeit ein. Über den Kopf des Regimes hinweg wird es keine Zusammenarbeit geben und ein autokratisches Regime die Bedingungen uneingeschränkt diktieren lassen … siehe oben. Insofern: ganz so „simpel“ finde ich es nicht.
Einfach gesagt, wäre es das. In der Realität ist es aufgrund diverser Einschränkungen leider nicht so simpel. @MarkusS wendet zurecht ein, dass das für Investitionen und Weiterentwicklungen notwendige Geld momentan noch aus dem Westen kommen müsste, einfach weil viele Länder finanziell dazu sonst nicht in der Lage wären.
Dieses Dilemma ist in der Debatte zum Thema Neokolonialismus nichts neues :
An dieser Stelle offenbart sich ein Dilemma: Einerseits würden die betreffenden Regierungen und Unternehmen zu Recht einwenden, dass Bestrebungen zur Kontrolle der Ressourcen und Märkte zu ihrer Überlebenssicherung notwendig und in einem kapitalistischen beziehungsweise nationalstaatlichen System üblich und somit legitim seien. Andererseits ist die faktische Kontrolle der Wirtschaft durch ausländische Akteure schwerlich mit den Vorstellungen nachkolonialer Unabhängigkeit in Einklang zu bringen.
Keine schlechte Idee, in der Vergangenheit war bisher das Problem, dass unter verschiedenen afrikanischen Ländern so ein Wettbewerb entstand, wer die niedrigsten Hürden und Ansprüche an Umweltschutz, Menschenrechte, usw stellt.
Das Problem ist, dass es ein klares Abhängigkeitsverhältnis zwischen afrikanischen Staaten und westlichem Kapital gibt und Einschränkungen, von der die afrikanische Seite profitieren würde, auf der europäischen Seite Gewinne schmälern. Und auch von Seiten der Politik wurden schon groß angekündigte Projekte, von denen explizit beide Seiten profitieren sollten, wieder eingestellt, weil sie nicht lukrativ / zu teuer wurden.
Ich habe keine Lösung für dieses Problem parat, ein erster Schritt wäre es aber wohl, Investitionen und Entwicklungszusammenarbeit an verbindliche Regeln zu knüpfen, die sich die westlichen Staaten selbst auferlegen. Nur so kann verhindert werden, dass sich afrikanische Länder aus Abhängigkeit von westlichem Geld selbst unterbieten und schaden. Wir westlichen Länder hatten nur bis jetzt selbst keine Lust, dadurch auf mögliche Gewinnne zu verzichten.
Das Problem in Marokko ist ein anderes, dort hat die Investition in Solarenergie ja grundsätzlich funktioniert. Das Problem dort ist eher die wirtschaftliche Verbindung zwischen dem Königshaus und den betreibenden Untenehmen, sodass Verluste auf die Bevölerung ausgelagert werden.
Und ganz grundsätzlich:
Solange Afrikabeauftragte der (letzten) Bundesregierung davon reden, afrikanische Staaten sollten am besten „ein Stück territoriale Hoheit abgeben“, damit Europa dort „mit klaren Regeln und Strukturen“ abgeschobene Migrantinnen und Migranten ansiedeln könne und dass die europäische Kolonisierung dazu beigetragen habe, „den afrikanischen Kontinent aus archaischen Strukturen zu lösen“ [1],
solange europäische Fischflotten den Menschen in Westafrika die Lebensgrundlage weg- und die Ökosysteme kaputtfischen[2],
solange die EU mit subventionierten Lebensmitteln wissentlich die afrikanischen Märkte überschwemmt[3]
solange also die vom System profitierenden Menschen nicht einsehen, dass sie nach wie vor aktiv zu den aktuellen Problemen mit beitragen, solange werden diese auch nicht gelöst werden.
Lesetipp dazu: Weltarmut und Menschenrechte (APuZ - bpb)
Vielen Dank für die Quellen. Interessant. Am ehesten authentisch ist halt der Afrikabeauftragte. Wenn man selber nie in Afrika war, dann muss man sich irgendwo dran orientieren. Menschen die selber viel erlebt haben mögen das vielleicht anders beurteilen als man selbst.
Wenn die Geschichten um die Zollthemen und dem Subventionieren von irgendwelchen EU Agrarabfällen so stimmt, dann ist das schon krass. Da die Bauern bei uns ja auch dafür Geld bekommen, damit sie das Grundwasser verseuchen spricht natürlich dafür.
Um auf das Thema wieder zurückzukommen. Glaube nicht, dass wirklich jemand vorhat dort Land zu okkupieren um PV Anlagen drauf zu bauen. Da keiner dieser Staaten das auch nur irgendwie selber auf die Kette bringen wird, hat es auch praktisch 0 Aussicht auf Erfolg. Für mich ein weiterer Beleg, dass man das einfach vergessen sollte.
Einen interessanten Punkt, den er allerdings aufbringt ist, dass es natürlich auch eine Idee wäre, energieintensive Industrien direkt in Afrika anzusiedeln.
Das wäre ja aus mehreren Gründen sinnvoll: es wäre sicherlich energieeffizienter, als den Strom zu Wasserstoff zu verarbeiten und nach Europa zu verschiffen. Es würde deutlich mehr und besser bezahlte Arbeitsplätze bringen als der Energieexport und es würde die industrielle Unabhängigkeit der Region verbessern.
Realistisch betrachtet braucht es dazu natürlich einen engagierten Entwicklungshilfe-Partner und etwas weniger Korruption im Land, um sowas (vmtl. In einem Jahrzehntelangen Prozess) auf die Beine zu stellen. Ob ein Aluminium- oder Stahlwerk dann allein aufgrund der günstigen Energieerzeugung das Potential hat, international wettbewerbsfähig zu werden ist die Frage, aber für den Eigenbedarf sollte es in jedem Fall reichen.
Sobald man Energie übrig hat, kann man die ja trotzdem exportieren.