Energiewende: Rein in den beschleunigten Netzausbau

Echt nicht? gut bezahlte Ingenieursarbeitsplätze… irgendein Kreis wird sich schon finden. Im Zweifel derselbe wo schon ein AKW steht. Ist aber eh nur akademisch - solange Bayern zu Deutschland gehört wird das unterbunden.

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subjektiv werden sie sagen für die Lebensqualität der Bayern. Und so wie in ganz Deutschland die Leute dann doch auf einmal kein Windrad sehen wollen klingt das für mich einfach nach einer früheren Ehrlichmachung zwischen Bevölkerung und Politik.

Also: Erstens sollte man erwähnen, dass dieser Bayern-LB-Kredit im Jahr 2004 vergeben wurde. Heutzutage schließt sogar die Bayern LB Investments in Atomkraft explizit aus.

Dann kann man auch bei den Zinsen zumindest einmal kurz recherchieren, bevor man 6% ansetzt: Eine Anfrage der Grünen im Bayerischen Landtag aus dem Jahr 2008 wurde von der Bayerischen Landesregierung zwar damals abgeblockt, aber man findet nach kurzer Suchmaschinen-Recherche mehrfach die Zahl von 2,6%, was schon damals für einen kleinen Skandal sorgte, da derartig günstige Konditionen im Jahr 2004 nicht marktüblich waren. Dass die Bayern LB dann ein paar Jahre später mit viel Geld gerettet werden musste, hatte sicherlich nichts damit zu tun, dass sie teure AKW-Bauten in Finland querfinanziert hat :slight_smile:

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Das wage ich zu bezweifeln. München konnte nicht mal eine dritte Startbahn für den Flughafen bauen und Strauß musste Wackersdorf aufgeben…
Es scheint gewisse Schnittmengen zwischen den AKW-Gegnern und den Leuten, die gegen die Stromtrassen sind, zu geben. Natürlich ist die Situation wieder einmal viel komplexer, als sie auf den ersten Blick scheint (siehe Post weiter unten). Wir müssen als Gesellschaft an einem Strang ziehen, um dieses Riesenproblem der Energieversorgung lösen zu können.

Zum Asset wird der Müll sicher nie. Es bleibt ja immer ein Rest, den man zwar keine 100.000 Jahre verstauen muss, sondern nur 1000, aber das ist immer noch wesentlich länger als praktisch jeder Nationalstaat. Das Problem ist wie immer, dass man irgendwas baut, verbraucht oder erzeugt, ohne vorher zu wissen, wie man mit den Konsequenzen umgeht. Wir können es uns einfach nicht mehr leisten zu hoffen, dass es schon irgendwie wird mit Forschung, die noch nicht fertig ist.
Kernfusion war vor 70 Jahren schon in 20 Jahren soweit, aber noch sehr ich sie nicht und auch ITER wird doch kein Prototyp, sondern ein Forschungsreaktor. (Wobei ich hier Grafiken gesehen habe, die andeuten, dass die Fortschritte in der Kernfusion proportional zur abnehmenden monetären Förderung kleiner wurden. Das könnten wir vielleicht schon haben, wenn man das 40 Jahre so gefördert hätte wie in den ersten 10 Jahren.)

Edit: Zweiten Absatz umgeschrieben.

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Hast Du denn eine Quelle für diese Schnittmengen?

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Danke für den Hinweis!
Nach einiger Recherche muss ich wohl mindestens das „erheblich“ streichen. Es ist einigermaßen schwierig etwas dazu zu finden, aber diese Quelle belegt meine These zumindest zum Teil: Windstrom für den Süden - Braucht die Energiewende die Stromtrassen wirklich? | deutschlandfunkkultur.de
Dort werden aber andere interessante Punkte erläutert, z.B. dass nicht Dunkelflauten das Problem für das Netz sind und sein werden, sondern Szenarien, in denen gleichzeitig viel Windstrom erzeugt wird, während auch die Nachfrage hoch ist.

Weiterhin habe ich diese etwas ältere Quelle aufgetan: Trassen- oder Speicherausbau

Eindeutig „Pro Windkraft“ - ist hier ein Zitat aus Deinem ersten Link: „Diese Stromtrassen haben null Wertschöpfung für die Region“, sagt beispielsweise Harald Hillebrand vom Landkreis Regensburg. „In dem Moment, wo einer Solarzellen baut, wo einer ein Windrad baut vor Ort, ist er gewerbesteuerpflichtig, das heißt, davon profitieren die Kindergärten, die Schulen, die Infrastrukturen, und das fällt halt mit Stromtrassen komplett weg.“
Also geht es offenbar hier um einen Aspekt des komplexen Themas der Energiewende und des Netzausbaus, auch der emmissionsfreien Speicherung, das im Forum sehr intensiv, faktenreich und teils kontrovers diskutiert wird. Halte Dich bitte an Fakten, die Du überprüft hast oder äußere eben Deine Meinung, aber bitte ohne moralische Diskreditierung - so mal eben „vom Hörensagen“.

Ah sehr gut dass du das genauer recherchiert hast! Da habe ich wieder was gelernt.
Mir ist aber nicht ganz klar was jetzt genau hieraus an Schlüssen gezogen werden kann.
Meinst du die Landesbanken hätten mit weniger Steuergeld gerettet werden müssen wenn sie teurere Konditionen eingefordert hätten?
Oder vielleicht gar nicht gerettet werden müssen, wenn sie mehr Atomkraftwerkbauten finanziert hätten?
Jedenfalls sehe ich jetzt, dass die Landesbanken keine Atomkraftwerke mehr finanzieren dürfen (nach eigenen Vorgaben). Das führt bislang aber nicht dazu, dass weniger AKWs in der Welt finanziert werden - sondern nur, dass diese dann jetzt von PrivatBanken oder Fonds finanziert werden.
Dem Staat entgeht hier in Form seiner Landesbanken meines Erachtens nach unnötigerweise Geld seitdem sie nicht mehr in Atomkraft in ziviler Form (aber noch in militärischer Form) Kredite vergeben.
Die deutsche Bank hat damals auch die ErdgasPipeline durch die Ukraine finanziert - vielleicht ist die ja ein neuer Finanzier dieser europäischen „grünen“ Atomkraft- und Ergas-Energien und kann den Landesbanken diese lästigen Kredite abnehmen.
Dass die Deutschen besser schlafen wenn Blackrock demnächst die AKWs in (Ost)-Europa finanziert wäre aber verwundernswert.

Sollte sich allerdings herausstellen, dass Atomkraft, wie manche hier im Forum behaupten, gar nicht mehr konkurrenzfähig gebaut werden kann, sondern nur noch mit staatlichen Subventionen, wäre die BayernLB schon mal eine Bank weniger die man retten müsste (im Gegensatz zum letzten mal). Insofern schlafe ich durchaus ruhiger, wenn meine Landesbank sich an nachhaltige sichere bodenständige Investitionen hält.

teuer bauen ist aber besser als gar nicht bauen.
Der Bundesverband Windenergie geht in seiner Ende Dezember 2021 vorgestellten Studie hiervon aus:

1.826 Anlagen mit 2.341 MW, die 2001 in Betrieb genommen wurden, stehen vor der Entscheidung in den ungeförderten Weiterbetrieb zu wechseln oder den Betrieb aufzugeben.
Nicht an jedem Standort ist ein Repowering möglich.

Es könnte also in 2022 dazu kommen dass noch weitere Bundesländer ausser Sachsen einen Netto-Windkraftabbau vorlegen. (Also neu installierte Leistung + Repowering - Stilllegung)

2001 bis 2003 gab es die erste Euphoriewelle der Windkraft - und die fallen nun aus der Förderung. Ob sie noch Weiterbetrieben werden dürfen hängt von Gutachten und Genehmigungen ab. Zumeist ist eine Stilllegung und Weiterverkauf der Turbinen ans Ausland aber die wirtschaftlichere Lösung. Nur 14% wird repowered.

Auch was die Manpower angeht die neuen Windkraftanlagen zu bauen sollten wir pessimistisch sein.
2016 waren es 160.200 Menschen die in Deutschland an der Windenergie gearbeitet haben - heute sind es etwa 90.000 - also fast die Hälfte.

Ein weiterer Punkt ist, dass der Weltmarktführer für Turbinen Siemens Gamesa (auch immerhin 25.000 Mitarbeiter) eine negative Prognose für das Jahr herausgegeben hat: -9%. Vestas hat dieselben Probleme. Würde mich nicht wundern wenn dort auch Personal abgebaut wird.

Also:
Genehmigungen dauern lang und werden gerichtlich über Jahre umkämpft. Aber wenn dann mal etwas genehmigt ist braucht es auch noch die Leute und das Material - und da sieht’s schlecht aus.
Und zwar so schlecht dass der Windenergieverband für einige Jahre ein bis zu 50%iges Unterschreiten der erforderlichen Zubaumenge erwartet.

Ab 2024 wird die Windenergie richtig schlecht aussehen - weil 2022-2024 zu wenig neugebaut wird und die 2001-2003 erbauten Windräder vom Netz gehen. Die Energiearmutsklippe zieht in Zeitlupe an Deutschland heran - und wir können nichts dagegen tuen. (Außer vielleicht im Ausland Energieüberfluss zu finanzieren).

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Ich stimme zu. Es ist massiv viel zu tun. Viele der Probleme beim immer wieder stotternden Ausbau von Wind (und auch Solar) wurden bereits seit 2011 von Umweltschutzverbänden kritisiert und haben sich in der letzten Legislaturperiode auch durch Blockade aus dem Wirtschaftsministerium und einigen Ländern noch einmal verschärft. Aus meiner Sicht zeigt das aber auch, wie überfällig der Personalwechsel in der Bundesregierung war.

Wer die letzten drei Monate nicht in einem Castorbehälter verbracht hat, der wird mitbekommen haben, dass die Themen vereinfachte Planungsverfahren für WEA, mehr Flächen und vereinfachtes Repowering gerade im Wirtschaftsministerium ganz oben auf der Agenda stehen.

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das Problem ist doch: Es liegt nicht am Bund. Die Bremser der Windenergie saßen eher außerhalb des BMWi als innerhalb.
Sprich: Es ist einfach nicht glaubwürdig, dass die Genehmigungen jetzt durchgepeitscht werden - insbesondere von einer derart auf Bürgerbeteiligung erpichten Partei wie den Grünen oder der SPD.

Und wenn es nicht glaubwürdig ist - oder man seine Millionenschwere Firma nicht darauf verwetten möchte dass es wirklich so kommt - dann stellt man jetzt kein Personal ein oder baut keine Turbinen auf Vorrat. Schlimmstenfalls kommt es also zu einem Strohfeuer: auf einmal werden hunderte WKA genehmigt - aber keiner kann sie bauen und eine neue Turbine hat zwei Jahre Lieferzeit - so wie es auch 2016 schonmal war.
Also: Niemand hat Bock Prokon 2.0 zu werden und wird lieber ein paar Monate/Jahre warten bis die Genehmigungen wirklich da sind. Später die Windkraftanlagen zu bauen geht immer - so groß ist die Konkurrenz unter den WKA-Projektierern nicht mehr.

Ja Sachsen hatte 2021 laut der Studie (oben bei @lib) einen Netto-Rückbau und zwar dadurch, dass quasi nichts neu gebaut wurde, genauer:

  • Sachsen:
    – Brutto-Zubau: 1 MW
    – Repowering: 0 MW
    – Rückbau: 8 MW

In ganz Deutschland sah es dagegen viel entspannter aus:

  • Brutto-Zubau 1.925 MW 484 WEA
  • davon Repowering 244 MW 64 WEA
  • Stilllegung 233 MW 230 WEA
  • Netto-Zubau 1.692 MW 254 WEA

Es sind also 200+ Anlagen mit 1 MW stillgelegt worden aber fast 500 Anlagen mit 4 MW gebaut worden.

Die Studie selbst dazu:

Der Brutto-Zubau befindet sich nach wie vor auf einem niedrigen Niveau, erholt sich jedoch das zweite Jahr in Folge langsam vom Zubaueinbruch im Jahr 2019 und liegt 35% über dem Brutto-Zubau des Vorjahres.

und noch wichtiger:

Dennoch blieb eine große, durch das Ende der EEG-Förderung der Altanlagen bedingte Rückbau-welle bisher aus. 4.339 WEA mit 3.286 MW die im Jahr 2000 oder davor installiert wurden, sind Ende 2021 noch in Betrieb.

Also keine Panik, die Energiewende wird nicht an alten oder unrentablen Windrädern scheitern. Alles in allem eine sehr optimistisch stimmende Studie :slight_smile:

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Auch bei Solar meinte ein Hersteller vor der Bundestagswahl, dass sie in den Startlöchern stehen und Deutschlands Hersteller schnell skalieren könnten.
Probleme freilich sah auch er bei den Handwerkern, die das dann installieren müssen. Hier plädierte er für Schnellkurse, um Spezialisten auszubilden, die dann nur noch Solar installieren. Die bräuchten aber dann Planungssicherheit.

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Möchte hier noch einen hilfreichen Videopodcast-Vortrag zum Windkraftausbau (1. Teil) und dem Infrastrukturausbau für die Energiewende (2. Teil) teilen:

Ein Beitrag wurde in ein neues Thema verschoben: Welche Netze müssen für die Energiewende ausgebaut werden? Eine differenzierte Betrachtung