Elternrechte LdN 377

Lieber Ulf, lieber Philipp,
ich bin etwas erstaunt, dass eurer Bericht nebst Einordnung bei diesem komplexen Thema doch recht übersprungssartig und unterkomplex ausgefallen ist. Es stehen viele Behauptungen (Wohl des Kindes erhöht sich, dank dreier Unterhalt zahlender Eltern) und auch gleich ein paar fixe Ableitungen im Raum (3er Modell beste Option), die ich gern mit wissenschaftlichen Fakten unterlegt bekommen hätte.

Interessant wäre u.a. auch die Fallhäufigkeit (Unterbinden von Kontakten mit leiblichem Vater) die hier Frauen unterstellt wird. Ein paar Zahlen hätten sicherlich nicht geschadet.

Mich stört die Leichtigkeit mit der eine 3-Elternschaft direkt, als für die Kinder vorteilhaft eingeordnet wird. Das Kindeswohl eignet sich in dieserart Diskussionen jeder sofort an. Es fehlt eine essentielle Abwägung der Vor- und Nachteile aus Sicht (auch) der Kinder, trotzdem wird eine etwaige Lösung direkt positiv hervorgehoben. Obwohl sich jeder ausmalen kann, dass das 3-Eltern-Modell womöglich ein Fass ohne Deckel wäre. Wenn es drei Eltern geben kann (als Normalfall), dann ist es nicht weit bis zu vier Eltern ff. und ehrlicherweise wäre alles andere auch inkonsistent und schwer zu verargumentieren. Im Streitfall (auch ein Familiengericht und Familienberatungen hätten sicherlich Expertise einbringen können) gibt es dann drei Personen oder mehr, die Umgangs- und/oder übergeordnete Mitbestimmungsrechte haben? Nicht zu vergessen, die vielen Großeltern, die ihrerseits Umgangsrechte einfordern könnten. Der Rattenschwanz einer solchen Öffnung ist immens.

Ein Wechselmodell zu Dritt? Diskussionen zur Schule zu dritt oder zu viert? Eine Freude für die Kinder, die dann damit beschäftigt sind, hin und her zu wechseln und zwischen allen Stühlen zu sitzen. Mitspracherechte von Kindern setzen ein gewisses Alter voraus und mal ehrlich, wie frei ist eine Entscheidung zwischen Eltern zu denen man eine emotionale Bindung hat? Soweit mir bekannt, gibt es bereits Untersuchungen zum Wechselmodell (fair für die Eltern, aber für die Kinder?), trotzdem hoffe ich auf weitere Studien die Auswirkungen und Teilbereiche weiter beleuchten. Und wenn das Kind z.B. nicht im Wechselmodell leben will, welches Rechtsinteresse wiegt dann mehr? Der Grat ist schmal und dem Bericht hätten weitere analytische Ausführungen gut getan.

Eine Neuregelung dieser Themen muss sich aus meiner Sicht immer an Umsetzbarkeiten im Streitfall messen lassen. Ich erlebe um mich herum diverse Elternstreitigkeiten, die schon zu zweit erheblich eskalieren und vor Gericht landen bzw. stetig Alltagsprobleme schaffen. Die Kinder baden es nicht selten aus.

Viele Grüße
Marie

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Einerseits kann ich verstehen, dass dieses emotionale Thema eine solch lange, intensive, sich aber auch wiederholende Diskussion auslöst.

Der Thread ist aber jetzt so lang, dass niemand mehr die Beiträge von Anfang lesen wird, was dazu führt, dass alle Argumente mehrfach wiederholt werden und sich die Debatte im Kreis dreht.

Aus diesem Grund werde ich diesen Thread demnächst schließen. Selbstverständlich können neue Threads eröffnet werden, am besten ohne die Argumente aus diesem hier zu wiederholen und differenziert nach Einzeltheme: Unterschiedliche Familienmodelle, schwierige Situation Alleinerziehender, schwierige Situation des anderen Elternteils … wie auch immer.

Das Thema wurde interessant aufbereitet von der Lage. Zwei ganz entscheidende Punkte fehlen jedoch komplett. Erstens: die Rechte des Kindes. Kinder haben ein Anrecht beide Elternteile zu sehen. Sogar wenn ein Elternteil massive Gewalt (z.b gegen das andere Elternteil) ausgeübt haben können Kontakte im Rahmen von sogenannten"betreuten umgängen"durchgeführt werden. Die Stärkung der kinderrechte haben erst in den letzten Jahren Aufwind erfahren (Bundeskinderschutzgesetz 2012, Kinder- und Jugendstärkungsgesetz2021). Ich finde man sollte in dieser Debatte nicht vergessen an das Kindeswohl zu denken und in erster Linie aus Sicht des Kindes zu argumentieren. D.h. in der Regel möchten Kinder alle ihre Erzeuger kennenlernen, welche bezugspersonen dann am Ende am wichtigsten sind wird sich im Verlauf ergeben. Von vornherein ein leibliches Elternteil als Bezugsperson für das Kind auszuschließen ist nicht mehr zeitgemäß und muss dringend verändert werden! An dieser Stelle bin ich absolut eurer Meinung.
Der zweite Punkt der mir aufgefallen ist: ihr sprecht die ganze Zeit von drei Elternteilen. Dabei fällt komplett die zweite Mutter / Stiefmutter (also z.b die neue Partnerin des leiblichen Vaters) raus aus der Debatte. Ihr geht von der klassischen Situation aus: das Kind bleibt nach der Trennung bei der Mutter. (Und die leibliche Mutter trägt den löwenanteil der Betreuung und Erziehung) aber das ist nicht die Regel. Es gibt Väter die diesen Teil übernehmen und spätestens dann wird die neue PartnerIn das leiblichen Vaters sehr wichtig. Oder eben bei einer Aufteilung der Verantwortlichkeit von 50-50 sind es in der Regel vier Erwachsene die potentielle primäre bezugspersonen für das Kind darstellen. So war es z.b bei mir. Da meine leibliche Mutter hat für einige Jahre vom Gericht das Sorgerecht entzogen bekommen und ich bin mit verschiedenen „Elternteilen“ groß geworden. Am Ende waren wichtig für mich: meine leiblichen Eltern (auch weil sie mich genetisch stark geprägt haben), aber auch mein Stiefvater, der mich den größten Teil meiner Kindheit und jugend begleitet hat (und dann leider früh verstorben ist) sowie die zweite Partnerin meines Vaters, die für mich heute eine gleichwertige Mutter ist. Es war alles schwierig, aber hätte eines meiner Elternteile den Kontakt zu einem anderen Elternteil komplett unterbunden (mit Unterstützung durch staatliche Hilfe, jugendamt und Gerichte) dann wäre ich an dieser schwierigen Situation vermutlich vollständig zerbrochen. Und jetzt wo ich erwachsen bin kann ich mich kritisch mit allen bezugspersonen auseinandersetzen. Hätte ich einen davon nicht kennengelernt dann wäre da immer ein Loch geblieben.

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Jetzt hören wir erstmal die neue Lage, die das Thema nochmal aufgreift.
Bitte neue Threads dazu möglichst differenziert öffnen und vor eigenen Beiträge immer erst alle lesen, damit nicht slle fopprlt und dreifach vorkommen. Der oder die neuen Threads sollten nicht zu lang werden. Danke

Nachdem ich den Beitrag nocheinmal gehört, mit meiner Recherche verglichen und auf die Abfolge der „kausalen“ Zusammenhänge geachtet habe, (die Wortwahl war ja schon beim ersten mal offensichtlich) verstehe ich wirklich nicht wie so viele Leute hier im Forum diesen Beitrag positiv bewerten können.

Losgelöst von dem Sachverhalt das es eine (mMn winzige) Lücke bei der Anerkennung von Vätern gibt. (Winzig deswegen, weil sie sehr selten vorkommt).

Das die Relevanz dieser Lücke schwer zu bewerten, sehe ich auch. Ich stütze mich bei meiner Bewertung vor allem auf persönliche Erfahrungen, Erzählungen von Müttern und einer Sozialarbeiterin.
Dazu kommt, das ich rein logisch absolut kein Problem darin erkennen kann in dem häufig vorkommenden Fall einer Mann+Frau → Kind, die Vaterschaft anzuerkennen. (Schon vor der Schwangerschaft durchführbar).

Das ändert nichts daran, dass es okay ist etwas an dem Gesetz zu machen. Meiner Meinung nach wäre das aber viel dringender nötig um Queere Menschen mit Kinderwunsch abzubilden. Die haben es nämlich sehr viel schwerer!

Dafür jedoch grundsätzliches zum Abschluss. Gebärende tragen die Hauptlast während der Schwangerschaft und der Geburt! Manche empfinden das als privileg, manche grundsätzlich als Last, anstrengend und Raumnehmend ist es allemal. Was sicher ist: Man kann es nicht ändern. Und man kann auch nicht ändern das man sie zweifelsfrei als Elternteil erkennt auch nicht. Das wir Männer zum Amt gehen und dafür sorgen müssen ein angemessenes Verhältnis zu der Mutter zu pflegen ist eine der absoluten Ausnahmen bei denen wir mal nicht privilegiert sind. Die These der rachsüchtigen Mutter, die nicht an das Wohl des Kindes denkt, halte ich für den viel selteneren fall/würde ich gerne mal bewiesen sehen.

Mein Fazit bleibt, dass Ihr beide sehr arg aus Eurer Perspektive, ausführlich über einen Fall berichtet habt mit dem Ihr Euch identifizieren konntet. Das wurde zwar an manchen stellen erwähnt, jedoch unter dem Kontext: „die lage der welt und in deutschland“ verortet.
… (edit. Mod.)

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