Findest du nicht, dass solche Spitzen etwas unnötig sind?
Ich hinterfrage lediglich, ob das gegenwärtige System gerecht ist - oder ob wir es nicht nur deshalb praktizieren, weil wir es halt so kennen. Du gehst auch mit keinen Argumenten auf meine Punkte ein.
Daher nochmal:
Die meisten Akademiker empfinden ihre Studienzeit als eine sehr schöne Zeit. Studieren ist zudem leider weiterhin ein Privileg, von dem ärmere Bevölkerungsschichten strukturell ausgeschlossen werden. Mit einem Studienabschluss hat man in der Regel Zugang zu wesentlich angenehmeren Jobs (auch ohne Berücksichtigung der Bezahlung). Studiert zu haben ist daher in mehrfacher Hinsicht ein Privileg.
Gleichzeitig knüpfen wir an dieses Privileg das Recht auf höhere Bezahlung, was eine weitere Privilegierung der ohnehin schon privilegierten bedeutet. Hier muss man doch fragen: In welcher Welt ist das fair? Warum soll derjenige, der ein paar Jahre angenehm studieren durfte und danach einen angenehmen Job bekommt, mehr verdienen, als derjenige, der direkt nach der Schule die unangenehmen Jobs machen musste und bis zum Rest seinen Lebens machen muss?
Das kann man über Marktmechanismen rechtfertigen, aber man kann - wie immer, wenn Marktmechanismen etwas regeln - auch hinterfragen, ob das Ergebnis dieser Regelung durch Marktmechanismen sozial gerecht ist. Meines Erachtens ist es das hier nicht.
Die höchste Bezahlung hätten eigentlich - auch, wenn die Marktmechanismen richtig funktionieren würden - die Jobs verdient, die am Unangenehmsten sind, also die Jobs, die niemand freiwillig machen würde, die aber dennoch dringend notwendig sind. Ebenso hätten die Jobs die höchste Bezahlung verdient, die zum größten physischen und psychischen Verschleiß führen.
Der Grund, warum die Marktmechanismen hier mMn nicht funktionieren, ist tatsächlich ein negativer staatlicher Eingriff: Menschen ohne Qualifikation werden von den Jobcentern unter Androhung des Entzugs der Lebensgrundlagen bzw. von der Gesellschaft mit Stigmatisierung gezwungen, diese unangenehmen Jobs trotz ungerecht niedriger Bezahlung anzunehmen.
Und das ist ja auch die Befürchtung der Konservativen im Hinblick auf ein bedingungsloses Grundeinkommen - wenn die Leute plötzlich nicht mehr darauf angewiesen sind, unangenehme Jobs trotz schlechter Bezahlung anzunehmen, müsste man unangenehme Jobs möglicherweise tatsächlich fair entlohnen, damit sich die Arbeitskräfte dafür finden. Und das ist natürlich ein Horrorszenario für den konservativen Bildungsbürger mit seinem gemütlichen 9-to-5-Job.