Diese Korrelation zwischen Leistung und Gehalt finde ich schwierig. Die Leistung ist beim Gehalt nur ein Faktor. Im Endeffekt bildet sich das Gehalt am Arbeitsmarkt grob so wie der Preis an jedem anderen Markt. Hier korreliert der Preis des Produktes auch nicht nur mit seiner Qualität, sondern auch mit seiner Knappheit. So ist es auch mit verschiedenen Fachkräften. Wenn bestimmte Fähigkeiten besonders gebraucht werden, zahlt man diesen Fachkräften mehr - deswegen leisten sie aber nicht mehr. Genauso wie die Qualität von Erdgas im Ukraine Krieg sich nicht erhöht hat, obwohl der Preis sich vervielfacht hat.
Ich würde sogar so weit gehen, dass Leistung beim Gehalt überhaupt keinen Faktor spielt.
Das Gehalt spiegelt nur wieder, was der Markt bereit ist dafür zu zahlen.
Zählt die Leistung eines Managers, der drei Excel-Tabellen bearbeitet, mehr als die Leistung des Pflege Mitarbeiters, der drei Personen wäscht und ankleidet oder ihnen das Essen reicht? Haben beide nicht ausreichend Leistung erbracht für die Gesellschaft.
Beide arbeiten ihre Stunden, beide leisten in ihrem Bereich vielleicht außergewöhnliches.
Nach dieser Einteilung wäre ein Manager mit einem Gehalt von 500.000 leistungsschwächer als ein Manager mit einer Million Euro Gehalt im Jahr. In diesem Preiskategorien macht es meiner Meinung nach gar nichts mehr aus, sondern es ist nur noch was der Markt bereit ist zu zahlen. Ein VW Vorstand mit 12 Millionen Euro im Jahr hat auch nicht mehr Tage und Nächte zur Verfügung als jeder andere.
Das ist natürlich eine wunderbare zirkuläre Logik - Menschen, die ein hohes Gehalt haben, sind Leistungsträger, weil Leistungsträger ein hohes Gehalt bekommen!
Genau und ob ein Unternehmen diesen Preis zahlt, hängt davon ab, ob es sich davon einen entsprechenden Gegenwert verspricht und damit eine positive Rendite erzielen kann.
Das hier mit dem ziemlich willkürlichen Begriff „Leistung“ zu vermengen bringt uns nicht wirklich weiter. Fakt ist aber, das diese Menschen einen großen Beitrag zu den Steuereinnahmen leisten.
Ja. Nicht moralisch und es macht den Manager nicht zu einem besseren oder wertvolleren Menschen (Abgesehen davon, dass das Bild des drei Excel bearbeitenden Managers = Nichtsnutz arg populistisch ist). Aber ganz offensichtlich zahlen viele Wirtschaftsunternehmen für die Organisation und Führung mehrerer / vieler Mitarbeiter mehr Geld als für die eher ausführende Tätigkeit der Mitarbeiter. Daher ist die Leistung wirtschaftlich höher zu bemessen.
Wenn ich die letzten Beiträge lese, frage ich mich, ob diejenigen die sagen, dass Leistung nichts mit Gehalt (= Preis für die Arbeit) zu tun hat, im Supermarkt den gleichen Preis für frische Äpfel zahlen, wie für bereits angegammelte Äpfel. Müsste dann ja so sein, wenn Preis und Leistung nicht grundsätzlich gekoppelt sind.
Damit sagen ich ausdrücklich nicht, dass jeder der höheres Gehalt bekommt auch höheres Gehalt verdient. Da gibt es durchaus Unterschiede, egal ob im Tarif oder außerhalb.
Ich gehe mal davon aus, dass du nicht den Vergleich zwischen faulen Äpfeln und Pflegekräften ziehen wolltest…
Was du bei deiner Argumentation völlig vergisst, ist, dass insbesondere im sozialen Bereich viele Menschen arbeiten, die eine soziale Einstellung haben. Diese würden ihre Arbeit nicht einfach hinwerfen und ihre Kunden/Kundinnen im Stich lassen, wenn sie mehr Lohn wollen/brauchen. Soweit ich weiß, gibt es zu dem Thema sogar Studien.
Aus meiner Sicht ist deine Argumentation neoliberal geprägt und vergisst andere Aspekte des Berufslebens. Zum Beispiel die Frage, ob viele Arbeitnehmer:innen wirklich danach bezahlt werden, wie sehr sie gebraucht werden.
Der Markt funktioniert an dieser Stelle nicht nach Angebot und Nachfrage oder nach Wert der Leistung, sondern danach, wer sich am besten verkaufen kann und am stärksten die Ellenbogen benutzt, überspitzt ausgedrückt.
Woran das Problem liegt, sieht man doch daran, dass die, die die Gehälter festsetzen, am besten verdienen. Das Büro ist nicht wichtiger als die Produktion, es hat nur einen besseren Draht zur Geschäftsführung.
Schönes Beispiel. Ganz so eindimensional ist es glaube ich nicht. Die Mechanismen zu verstehen wäre sicher interessant. Einen Anhalt geben schon mal die Tarifgehälter und deren Aufgabenprofil.
Wenn ein Elternpaar, wie bisher, über 300.000 € Einkommen im Jahr verfügt!!!
Brauchen die noch Elterngeld??
Nun soll die Grenze bei 150.000 € liegen, netto👍
Ansonsten bin ich bei dir,
10 € im Monat für Kinder einkommensschwacher Eltern zur Teilhabe an Kultur, Verein usw., ein Witz und die Kinder, Eltern müssen sich noch outen👎
Aus dieser Sichtweise gebe ich Dir sogar recht.
Mal bewusst überspitzt formuliert (ausdrücklich ohne Dir da was in den Mund legen zu wollen):
Leistung definiert sich aus dieser wirtschaftsorientierten Sicht danach, wieviel unmittelbaren Umsatz (monetär) jemand generiert, welcher der Gesellschaft ebenso unmittelbar in Form von Steuern, Dividenden oder Gewinnen zur Verfügung steht. Je mehr Umsatz jemand generiert, desto höher demnach (und logischerweise) sein/ihr Gehalt.
Damit hätte Leistung einen direkten Bezug zum erwirtschafteten monetären Wert. Soweit klar.
Würde aber, ebenso überspitzt, bedeuten, das zum Beispiel Lehrer, Polizisten, Pflegekräfte etc. quasi keinen unmittelbaren Umsatz generieren, sondern bestenfalls Kosten, somit also wirtschaftlich gesehen keine Leistung erbringen.
Was wäre die Konsequenz (die wir ja auch teilweise schon merken): Eltern müssten ihre Kinder dazu drängen, nur noch Berufe zu ergreifen, die unmittelbaren Umsatz generieren, damit sie eine Leistung für die Gesellschaft erbringen und auch genug Gehalt verdienen. Soziale oder ähnlich unproduktive Berufe wären dann quasi gesellschaftlich nicht mehr tragbar.
Böse Frage am Schluß: Was ist mit Menschen, die aus gesundheitlichen oder sonstigen Gründen keine produktive Leistung für die Gesellschaft mehr erbringen können?
Daher habe ich immer noch Schwierigkeiten mit der rein wirtschaftlichen Betrachtung von Leistung….
Ich verstehe deine Antwort nicht. Was verstehst du unter Leistung in diesem Zusammenhang?
Beispielhaft könnten wir hier die steigenden Gehälter der Vorstände der Deutschen Bahn anführen, deren Anstieg sich durch was rechtfertigt? Ist das ein mehr ein Leistung?
Ich stimme dir in deiner Argumentation zu.
Aber das ist in unserer Gesellschaft weit verbreitet, dass kein Gewinn und in diesem Sinne privatwirtschaftlicher Gewinn, nicht anerkannt wird. Nicht umsonst behauptet ja der Bund der steuerzahler dass bis Anfang Juli nur für den Staat gearbeitet wurde. Erst danach für die eigene Tasche. Darf ich jetzt die Straße, die Schule, das öffentliche Schwimmbad, das Amt, die Polizei nicht mehr nutzen? Es gehört mir ja schließlich nicht, es gehört ja dem Staat.
Nachdem es aber um die Elterngeld streichen mit diesem Forum geht sollten wir das Thema leistungsgerechte Gehälter an dieser Stelle beenden.
Das wäre mir zu sehr aus volkswirtschaftlicher Sicht betrachtet. Ich würde es erstmal aus Sicht des Unternehmens sehen und sagen, dass es sich u.a. am Wertbeitrag zur Erzeugung der Produkte / Dienstleistungen des Unternehmens bemisst und daran wie leicht / schwer diese Leistung (Wissen, Erfahrung, bisherige Leistungen, eher geistige statt physische Leistungskriterien) am Arbeitsmarkt zu bekommen ist.
Wo habe ich das? Nirgends. Mir das in den Mund zu legen, nur weil es nicht Deiner Meinung entspricht…. Schade.
Der Vergleich bezog sich darauf, dass -entgegen mehrerer Behauptungen in Beiträgen zuvor, Gehalt / Preis und Leistung in einem Zusammenhang stehen.
Es hat auch nichts mit Wichtigkeit zu tun, sondern u.a. auch Qualifikation und Wissen. Staplerfahrer im Versand wird genauso gebraucht, wie der Fachexperte in Forschung und Entwicklung.
Aber willst Du jetzt ernsthaft behaupten, dass beide die gleiche Qualifikation und Ausbildung dafür benötigen und es keine Grund für Gehaltsunterschiede gibt?
Eben gerade nicht.
Die Erklärung mit den Äpfeln ist halt etwas bizarr.
Bei uns stehen Leute zwar am Fließband, sind aber durchweg gelernte Schlosser.
Das Problem ist, dass die Leute am Schreibtisch oft gar keine Ahnung von deren Welt haben.
Da gibt es in der Theorie(!) zwei gangbare Wege:
Entweder jeder bekommt auch schon während der Ausbildung und des Studiums das gleiche Gehalt, dann würde die Rechtfertigung für ein höheres Gehalt des „Studierten“ wegfallen.
Oder die Gehälter für besonders lange Bildungswege werden verhältnismäßig höher angelegt, dh. wer z.B. 10% seiner arbeitsfähigen Zeit studiert, verdient hinterher auch entsprechend mehr.
Aktuell ist das System aber eher:
Wer das „wirtschaftlich verwertbare“ studiert, verdient danach im sechsstelligen Bereich, wer das „sozial notwendige“ studiert, verdient oft nicht besser als jemand, der eine „wirtschaftlich verwertbare“ Ausbildung gemacht hat.
Der grundsätzliche Gedanke, dass man für ein Studium mit höheren Gehältern belohnt werden sollte, ist schon fragwürdig - ich gehe mal davon aus, dass die meisten der Diskutanten hier studiert haben: Empfindet ihr die Studienzeit wirklich als „Belastung“, für die ihr einen „Ausgleich“ verdient? Ich empfinde meine Studienzeit eher als ein Privileg, eine Zeit maximaler Freiheiten. Warum sollte der, der in der glücklichen Situation ist, 5 Jahre studieren zu dürfen, finanziell auch noch besser gestellt werden als derjenige, der nach dem Hauptschulabschluss direkt harte, undankbare körperliche Arbeit erledigen musste?
Wir haben hier als gesamte Gesellschaft eine merkwürdige Sicht darauf, welche Erwerbsbiografie eine besondere finanzielle Belohnung verdient hat…
Interessant ist auch, das Pflegekräfte, die über eine Zeitarbeitsfirmen in die Krankenhäuser kommen, mehr verdienen können, als festangestellte Ärzte (Fall aus meinem Bekanntenkreis).
Edit: und das ist kein Einzelfall: https://www.tagesschau.de/inland/regional/nordrheinwestfalen/wdr-7000-euro-monatsgehalt-zeitarbeit-in-der-pflege-boomt-100.html
Das sind Ausnahmefälle, hervorgerufen durch eine akute Personalnot.
Das ist nicht der Normalzustand und wird wohl auch nicht der Dauerzustand sein.
Die Realität zeigt, dass daran leider mehr wahr ist, als dir (und mir) lieb ist. Sowohl Einkommen als auch Arbeitsbedingungen bzw. Lebensqualität von einer Auszubildenden als Bankkauffrau ist deutlich besser als von einem Auszubildenden im Krankenhaus im Schichtdienst mit Wochenendbelastung und körperlich anstrengender Arbeit. Selbes Spiel auch bei Akademikern. Homeofficemöglichkeiten vs. unterbesetzter Schichtdienst mit veralteter Technik (Faxgerät wohin man schaut, keine elektronische Befundübermittlung etc). Ich werde meinen Kindern stark von der Arbeit in einem unterfinanzierten Bereich, welcher ständigem Spardruck unterworfen ist, abraten. Ist deutlich einfacher als darauf zu hoffen dass ein seit mind 20 Jahres dysfunktionales System sich spontan verbessert.
Kommt halt darauf an was man als relevantes Vermögen betrachtet.
Sind zum einen erst dieses Jahr bei dem Gehalt angekommen, da jetzt Schichtdienst mit hoher Wochenendbelastung und mind 50h+ Wochenstunden. Dann wurden in den letzten 3 Jahren außerdem Studienkredite zurückbezahlt. Was bleibt ist ein mittlerer fünfstelliger Betrag. Ich habe nie behauptet dass es uns schlecht geht. Auch wenn einige das nicht wahrhaben wollen, das Elterngeld ist keine Sozialleistungen für die Bedürftigkeit nachgewiesen werden muss. Ich wollte hier nur dem Bild widersprechen, dass ein paar mit 180.000€ Jahreseinkommen den Wegfall des Elterngelds überhaupt nicht merkt, insbesondere wenn das Einkommen sich nach Geburt des Kindes erstmal halbiert.