Der Sinn einer Diskussion ist doch gerade das, was hier passiert.
Jemand hat eine nur sehr geringfügig wirksame Stellschraube benannt („Lohnsteuer“), Geringverdiener in unliebsamen Jobs zu entlasten und du hast aufgezeigt, dass sich mit der Lohnsteuer bei Geringverdienern wenig tun lässt, weil der Steuersatz hier schon sehr niedrig ist (eine Reduzierung auf Null wäre aber natürlich auch hier denkbar, 8% mehr Lohn sind auch nicht zu verachten).
Darauf habe ich eine andere, wirkungsvollere Stellschraube benannt. Darauf basierend könntest du die Diskussion nun konstruktiv weiterführen - oder du kannst halt sagen „AbEr IcH hAtTe DoCh ReChT“ und und gar nicht auf die weiterführenden Argumente eingehen…
Stattdessen siehst du in meiner Weiterführung des Themas scheinbar einen Angriff auf deinen Post. Warum nicht einfach mal akzeptieren, dass dein Punkt angekommen ist und darauf konstruktiv weitergearbeitet wird?
Ich verstehe diese Fixierung auf’s Einkommen nicht - vor allem in einem Land, wo Steuern und Abgaben im internationalen Vergleich hoch sind - mit entsprechenden Folgen für die Konkurrenzfähigkeit. Auch wenn es natürlich Sinn macht, höhere Einkommen pauschal stärker zu besteuern als geringe, lässt sich bei einem Einkommen - wie wir nicht zuletzt in dieser Diskussion sehen - gar nicht so einfach und eindeutig sagen, ob dies jetzt verdient so hoch ausfällt oder nicht. Bei Erbschaften ist das deutlich einfacher - das ist schlicht leistungsloses Einkommen, was Stand heute gerade bei großen Summen aber nur verhältnismäßig gering besteuert wird. Wenn wir also Geld suchen, um geringe Einkommen zu entlasten, dann wäre eine Erbschaftssteuer-Reform nicht nur fairer, sondern auch weniger belastend für die Lohnnebenkosten.
Bei einer Zusammenführung des Systems der privaten und Gesetzlichen Krankenkassen ist übrigens selbst seitens Fratzscher als Forscher zur Ungleichheit ziemlich umstritten, ob das unserem Gesundheitssystem so gut tun würde.
Eine Erbschaftssteuer alleine entlastet aber noch niemanden, wenn das zusätzliche Geld dann für irgendetwas anderes ausgegeben wird, bspw. neue Autobahnen zu bauen oder Firmen wie Tesla oder Intel zu bestechen ihre Firmen doch bitte in Ostdeutschland zu errichten und nicht dort, wo es Sinn macht.
Intel ist wirklich übel, da diese Fabrik wohl der armen (Achtung Ironie) Autoindustrie nichts bringt. Dort werden nur Teile für Apple und Co gefertigt (die Zulieferteile kommen weiterhin aus Asien), subventioniert mit deutschen Milliarden die der Kindergrundsicherung fehlen.
Das gilt ebenso wie die höhere Besteuerung von Einkommen. Mir persönlich kommt die Fixierung aufs Einkommen wie eine Neiddiskussion vor. Man sieht quasi monatlich, dass andere mehr bekommen und fordert daher einen Ausgleich. Das einmalige Millionenerbe des Nachbarn wird dagegen gottgegeben hingenommen. Das wird vermutlich als einmaliges Glück wahrgenommen, ähnlich einem Lottogewinn.
Jetzt wirds spannend. Wo ergibt es denn aus deiner Sicht Sinn? Zufällig in der Region Deutschlands, in der du wohnst?
Die Intelansiedelung, die aus meiner Sicht viel zu teuer ist, soll wohl vor allem Chips für die Automobilindustrie bereitstellen. Da liegt Magdeburg direkt mittig zwischen Wolfsburg (VW) und Berlin (Tesla Giga Factory) mit guter Verbindung ans Schienen-, aber auch Autobahnnetz in beide Richtungen.
Zusätzlich gibst du mit der Factory der Region eine Perspektive und hegst damit hoffentlich die Unzufriedenheit einiger Abgehängter dort ein.
Was hättest du gern mehr? Der Standort scheint mir logisch gewählt.
Wie kommst du darauf? In Autos werden etliche Computerchips verbaut. Gut möglich, dass die bisher keine 7nm brauchen, aber man muss ja nur zu Chinas E-Autos schauen. Das sind in erster Linie Smartphones mit Rädern. Wenn die deutsche Industrie da mithalten will, muss sie beim Entertainment im Auto mithalten können.
Ich weiß nicht ganz, wie ich das jetzt einordnen soll. Nein natürlich bringt jede Form von zusätzlichen Einnahmen nichts, wenn man diese dann anschließend verschwendet. Wofür das Geld verwendet werden soll, wurde hier ja aber recht klar definiert.
Leistungsloses Einkommen zu besteuern, um Geringverdiener gezielt zu entlasten ist m.E. eine Maßnahme, die sowohl verhältnismäßig fair als auch Konjunktur-fördernd ist.
Wurde in der letzten Folge des Politikpodcasts des DLF besprochen.
Selbst wenn die Chips doch benötigt werden von der Autoindustrie, dann soll diese doch bitte selbst Geld reinstecken, als Joint Venture zum Beispiel. Ist ja nicht so als wäre diese Branche am verarmen.
Ich habe jetzt das Zitat nur als Aufhänger genommen. Vielleicht sollte man in einem anderen Diskursstrang darüber diskutieren, ob eine Subvention nur dann vergeben werden darf wenn zeitgleich Anteile am Unternehmen erworben werden. Quasi eine Kapitalerhöhung für das Unternehmen. Das würde sicherstellen, dass die Subvention gegebenenfalls wieder zurückfließen kann man kann ja in Erwerb der Anteile an gewisse Bedingungen knüpfen.
Zur Diskussion der Einkommensunterschiede möchte ich nur beitragen, dass der Staat durch den Mindestlohn eine Untergrenze bestimmen sollte, und durch die steuerliche Absetzbarkeit von Lohnzahlungen bis zu einer gewissen Höhe sinngemäß die Obergrenze setzt.
Um nochmal auf die „hohen“ Sozialabgaben zurückzukommen: Beim Mindestlöhner sind das 436€ oder 20% vom Brutto bei 1504€ Nettogehalt. Ich gehe mit, das ist nicht viel Geld zum Leben, aber für 20% Abgaben für u.A. Kranken- und Pflegeversicherung, Arbeitslosenversicherung und Beitrag zur Rente finde ich irgendwie in Ordnung. Daher bin ich eher für einen höheren Mindestlohn, als mit den Sozialabgaben zu hantieren.
Ich sehe vor allem das Problem, dass die Arbeitslosenversicherung bei dem Gehalt nicht mehr als Bürgergeld bringt und später die Rente aufgestockt werden muss.
Das würde ich von den makroökonomischen Folgen einer Mindestlohn-Erhöhung abhängig machen, die sich realistisch betrachtet nur experimentell bestimmen lassen. Sprich: wenn man bei der schrittweisen Erhöhung des Mindestlohns irgendwann z.B. auf signifikant steigende Arbeitslosigkeit trifft, dann ist es ggf. klüger die Abgabenlast zu reduzieren als den Lohn weiter zu erhöhen. So vermeidet man einerseits, dass das Beschäftigungsverhältnis unwirtschaftlich wird und kann andererseits das gewünschte Netto-Lohnniveau absichern, ohne dass der Betroffene zum Amt muss.
Der Begriff Neiddiskussion/Neiddebatte ist eine der schlimmsten Verunglimpfungen, die sich in der deutschen Debattenkultur finden lassen. Da werden Menschen mit Forderungen nach mehr Gerechtigkeit konfrontiert, und alles, was ihnen einfällt, ist, der Gegenseite niedere Instinkte zu unterstellen.
Zum Einen würde ich erwarten, dass auch viele von denen, die hier für höhere Bsteuerung von Einkommen pläderien, selbst eher auf der gutverdienenden Seite sind. Aber auch wenn nicht - was tut es zur Sache, über die Motivation zu spekulieren? In einer politischen Diskussion sollte es um die vorgebrachten Argumente gehen.
Ich könnte jetzt auch unterstellen, dass hier von Seite der Besserverdiendenden eine Gierdebatte geführt wird. Hilft uns das dann weiter?
und meine damit, dass kaum über die Besteuerung von Vermögen diskutiert wird.
Ich kann mir das nur so erklären, dass viele hier wohl irgendwann auf ein höheres Erbe hoffen oder selbst ein gewisses Vermögen angehäuft haben und daher vor hohen Steuern darauf Angst hätten. Denn schließlich hat man sich dieses vom Munde abgespart und es soll ja mal an die nächste Generation weitergegeben werden.
Unglücklicherweise macht eine hohe Einkommensbesteuerung für die junge Generation überhaupt keinen Sinn. Denn so erschwert man ihr eher den Start, in einer Zeit, in der man meist niedrigere Löhne hat und höhere Fixkosten. Von den Erbschaften hat jedoch vor allem die Altersgruppe mit 50-70 Lenzen etwas, deren Fixausgaben geringer und die Löhne in aller Regel deutlich höher sind.
Und so würde eine Vermögens/Erbschaftssteuer sogar für noch mehr Gerechtigkeit sorgen, denn hohe Steuern aufs Einkommen behindern sozialen Aufstieg. Es bleibt schlicht weniger brutto vom netto.
Demgegenüber haben wir so geringe Steuern auf Vermögen und Kapitalerträge, dass man in Deutschland auf Arbeit verzichten kann und stattdessen von der „Arbeit“ seines Vermögens (Mieteinnahmen, Dividenden, Spekulationsgewinne) allein leben kann.
Die Logik dessen, dass hohe Einkommen böse (Steuern drastisch erhöhen) und hohe Vermögen gut (Erbschaftssteuer, Vermögenssteuer sind egal, lässt uns Einkommen besteuern) sind, muss mir so erstmal jemand glaubhaft erklären. Zumal fast alle OECD Länder erfolgreich Einkommen niedriger besteuern und dafür bei Vermögen und Erbschaft zugreifen.
Ich wollte hier mehr einen generellen Punkt einbringen. Aber ich sehe nicht, warum man sich zwischen Einkommensbesteuerung und Vermögen-/Erbschaftsbesteuerung entscheiden müsste; idealerweise passiert beides.
Es zieht sich hier seit Monaten durchs Forum. Wir können gern mal zählen, wie viele Beiträge im Forum das Thema hoher Einkommen betrifft und wieviele Vermögenssteuer. Ich bin mir sicher, dass es da ein Missverhältnis gibt.
Zumal ja auch die Wissenschaft nicht für eine höhere Belastung der Einkommen plädiert, sondern für Vermögen.
Fratzscher: Für mich ist es sinnvoll, die Belastung von Arbeitseinkommen auf Vermögen zu verschieben – erstens, weil das international absolut üblich ist, zweitens, weil es uns helfen würde, viele der Potenziale Deutschlands zu heben. Wir haben viele Menschen, die wenig arbeiten oder gar nicht arbeiten. Gerade Menschen mit geringen und mittleren Einkommen werden steuerlich sehr stark belastet. Ein Steuersystem muss so gestaltet werden, dass es diese Potenziale heben hilft, und das bedeutet nun mal, dass es aus einer wirtschaftlichen Perspektive sehr viel Sinn macht, Arbeitseinkommen, Menschen, die arbeiten, zu entlasten, und vor allem die, die geringe Einkommen haben. Das wäre eigentlich eine kluge Wirtschaftspolitik, wenn man so gesehen diese Belastung, diese steuerliche Belastung stärker auf Vermögen und weniger auf Arbeit hat.
Es stellt sich also die Frage, warum man sich hier so auf die Einkommen versteift.
Die Einkommen lassen sich mit verhältnismäßig wenig Aufwand höher besteuern. Eine grundgesetzkonforme Vermögenssteuer hingegen erfordert massiven Erhebungsaufwand. Tatsächlich wäre die Erbschaft weiterhin der Punkt, der am einfachsten höher besteuert werden könnte, aber die BILD-Schlagzeilen beim letzten Reformversuch („DIE REGIERUNG WILL IHNEN IHR HAUS WEGNEHMEN!!!“) zeigen ganz gut, dass das ganz schnell zum neuen Heizungsgesetz werden könnte.
Dass eine Vermögenssteuer generell sinnvoller wäre als höhere Einkommensteuern ist glaube ich fast unbestritten. Aber die Realisierung ist halt ungleich schwieriger, da Vermögen zu erfassen - gerade zu Zeiten des Datenschutzes - nicht ganz unproblematisch ist.
Absolut einverstanden. Es geht aber um das Verhältnis und wir haben einen Status quo mit hohen Abgaben auf Einkommen und geringen auf Vermögen. Wenn ich jetzt mehr Geld suche, sollte ich das erstmal bei letzterem tun.
Formal hast du Recht. Wenn aber natürlich für den Ausgleich höherer Einkommen nur höhere Abgaben für höhere Einkommen genannt werden, ist der Hinweis auf nicht genannte Vermögensabgaben m.E. schon sehr berechtigt.
Nichts für ungut @Daniel_K, aber ich nehme hier schon einige so, dass sie einen Fokus auf die Besteuerung von Einkommen legen möchten.
Mir ist klar, dass die Besteuerung von beweglichem Vermögen schwieriger ist, aber sie ist machbar. Und Deutschland hat es ja gut 70 Jahre erfolgreich hinbekommen.
Zumal bei den meisten Normalbürgern der Hauptteil des Vermögens (sofern vorhanden) in Immobilien steckt und somit gut abschätzbar ist. Meinst du nicht, Deutschland macht es sich hier wieder schwerer als nötig weil man die 100% Lösung sucht?