Hohe Steuern zahlt man, weil man viel verdient. Wenn unterm Strich weniger rauskäme, wäre es ein Argument, so ist es keines.
Und das mit den Abgaben ist einfach Augenwischerei.
Ab 60.000€ Jahreseinkommen steigen die nur noch marginal und hängen schließlich bei unter 50% fest.
Das verstehe ich ehrlich gesagt auch nicht. Der Steuerhaushalt macht Verlust während der Ausbildung des Akdemikers und er macht Gewinn während der Arbeitsphase. In Summe ist es im Schnitt ein Gewinn-Geschäft (s.o.) gegenüber einem Fall ohne Studium.
Der Lohn des Akdemikers ist dazu doch zunächst mal irrelevant, denn er wird - zumindest im Allgemeinen - nicht vom Steuerzahler bezahlt. Hier ist für eine Gesamtgesellschaftliche Kosten/Nutzen Rechnung lediglich die Frage, ob der Lohn (brutto oder netto kann man sich streiten) in einem angemessenen Verhältnis zum gesellschaftlichen Mehrwert steht, den dieser Akademiker durch seine Arbeit erbracht hat.
Dieses Argument fällt spätestens in sich zusammen, wenn der Meister genauso viel verdient, wie der Akademiker, dann wurde dem Akademiker die Ausbildung finanziert, er zahlt aber nicht mehr Steuern als der Meister.
Nein, denn wir sprechen ja vom Schnitt. Es gibt natürlich immer edge-cases, in denen jemand mit Studium weniger verdient als er es ohne dies getan hätte. Spätestens, wenn der Akademiker nach seinem Studium arbeitslos ist. Aber im Mittel profitiert der Staat finanziell [1].
Mal abgesehen davon, dass es überhaupt nicht erklärt, warum @Helmut s Argument nur valide sein soll, wenn am Ende für den Akademiker unterm Strich weniger rauskommt.
Mit Blick auf einige Beiträge hier im Forum finde ich neben der Überschrift folgende Sätze interessant:
„In Bezug auf die gesamte Verteilung von Einkommen und Vermögen in der Gesellschaft – also, ob relativ viele Menschen geringe, mittlere oder hohe Einkommen oder Vermögen haben – haben die meisten Deutschen eine erstaunlich gute und akkurate Wahrnehmung der Realität. “
„Viele scheinen ein hohes Gehalt eher negativ zu sehen und nicht als verdienten Erfolg.“
Was ich hier auch nicht ganz checke: bei dem ganzen Thread geht es doch u.a. darum, dass Akademiker deutlich mehr verdienen als nicht-Akademiker und dass das ungerecht ist. Wenn sie jetzt doch nicht mehr verdienen - wo ist dann das Problem?
Ich glaube, es ging weniger um den akademischen Abschluss an sich.
Eher darum das die Schere zwischen höheren Führungspositionen (meist Akademiker) gegenüber dem „normalen“ Arbeiter oder Angestellten mittlerweile sehr extrem abweicht. In manchen Fällen lässt sich dieser Unterschied nicht ausschließlich durch Mehr Leistung, höhere Qualifikation oder Verantwortung erklären.
So hätte ich das interpretiert
Ja darum geht es definitiv auch, aber auch darum, dass grundsätzlich ein Studium wie ich finde überhöht wird, zumindest in gewissen Bereichen. Ein klassisches Studium wird ja oft immer noch höher bewertet als eine gleichartige berufsbegleitetende lange Weiterbildung, obwohl die Weiterbildung wesentlich mehr Praxis hat.
Oft wird von Seiten der Eltern das Studium als einzig sinnvolle Alternative gesehen. Auch von Seiten der Politik wird eine Qualifizierte Fachkraft oftmals mit einem akademischen Abschluss gleichgesetzt.
Doch mittlerweile haben im Arbeitsalltag ein Akademiker und ein Meister/Techniker einen ähnlich wahrgenommenen Stellenwert, so mein Eindruck.
Bei Fachkräften mit Kammerabschluss hängt es wohl eher von Zusatzqualifikationen und Berufserfahrung ab.
Wie Unternehmen das allerdings honorieren, ist offenbar sehr unterschiedlich.
Zudem es auch eine Vielzahl akademischer Abschlüsse gibt, die extrem unterschiedlich honoriert werden.
Das ist genau der Punkt. Ich bin geprüfter Wirtschaftsfachwirt, also vom Stand Herr Bachelor. Nur im Gegensatz zum Bachelor BWL arbeite ich mittlerweile schon 7 Jahre in dem Bereich. Das bedeutet ich habe wesentlich mehr Praxis und kann die Theorie so auch wirklich direkter einsetzen. Leider wird das oft (zum Glück nicht mehr immer) als weniger wertvoll betrachtet.
Grundsätzlich geht es in Deutschland schon stark danach, was für ein Zertifikat ich vorzeigen kann, unabhängig von den tatsächlichen Kompetenzen und Fähigkeiten. Es zählt nicht so sehr was jemand kann oder an Erfahrung mitbringt. Nicht pauschal, aber häufig festzustellen.
Ist wie beim Schulzeugnis, die Noten darauf sagen nur bedingt etwas über die Talente des Schülers aus.
Offenbar gibt uns in Deutschland Papier ein Gefühl von Sicherheit…
Als jemand, der die Schule und sein Studium mit 1,0 abgeschlossen hat und Jahrgangsbester in der Fortbildung zum geprüften Bilanzbuchhalter in meiner IHK war musste ich trotzdem die Erfahrung machen, dass ich wegen mangelnder Berufserfahrung unmöglich an irgendeine halbwegs attraktive Bilanzbuchhalter-Position kam, sodass nur die (für notorisch schlechte Bedingungen bekannte) Steuerberatung in Frage kam, weil dort der Personalmangel so hoch war, dass man dort jeden nimmt
Ich habe keine Normal-Biografie und meine Erfahrung ist, dass Personaler meinen Lebenslauf sehen und die Bewerbung wegwerfen, bevor sie überhaupt bei den 1,0-Zeugnissen ankommen. Nach dem Motto „Wer so einen Lebenslauf hat, wird nur Stress machen, weg damit!“… Ich habe eher das Gefühl, dass Personaler nach „Normalität“ mehr als nach allem anderen streben. Alles, was aus der Norm fällt, ist suspekt und verdient keine Chance. Und dazu gehören auch „zu gute“ Zeugnisse.
Aber vielleicht bin ich auch einfach nur an die falschen Personaler geraten. Aber in Anbetracht der Zahl der negativen Erfahrungen kann ich das eigentlich ausschließen…
Das ist definitiv so. Zur Ehrenrettung von Personalern und FK muss man dazu aber auch sagen, dass über ein Zeugnis, ein Zertifikat, eine Teilnahmeurkunde zumindest der theoretische Nachweis über eine mögliche Qualifikation halt erbracht ist. Zertifikat über xy-Seminar heißt ja nicht, dass man es inhaltlich wiedergeben oder anwenden kann. Aber zumindest, dass man anwesend war. Wenn jemand im Anschreiben was schreibt, ist das ja nur schwer prüfbar.
Ich arbeite in der IT und habe zu Beginn meiner beruflichen Laufbahn viele Jahre Projektmanagement gemacht mit Verantwortung für Projekte im 7- bis Anfang 8-stelligen Bereich. Mein Chef sagte damals, dass ich die Seminare dazu nicht brauche, weil ich es doch schon kann. Er meinte das gar nicht böse. Aber bei meiner ersten größeren beruflichen Veränderung hat mir es schon gefehlt, dass ich keinen Beleg zu passender Weiterbildung hatte, obwohl es sogar im Zeugnis als besondere Kenntnis / Fähigkeit ausdrücklich erwähnt wurde. Ich habe die Zertifizierung dann später privat nachgeholt.
Dito auch weitere Zertifizierungen zu Themen wie ITIL oder Testmanagement. Nimm ITIL, dass schreibt jeder und ist auch einfach für Personaler danach zu suchen. Aber man muss schon fairerweise sagen, dass einfach bissi ITIL angeblich in Firma gemacht zu haben, meistens deutlich weniger ist, als ein Grundlagenseminar dazu mit vollständigem Überblick.
In meiner Wahrnehmung kommt dies aber auch stückweit durch z.B. Tarifmodelle, wo theoretische Kenntnisse Dich schneller eine Stufe höher bringen, als die zugehörige praktische Erfahrung ohne theoretische Grundlage. Die Steigerung über maximal lange berufliche Erfahrung bringt in einigen Tarifmodellen weniger viel wie 1-2-3 theoretische Weiterbildungen. Aber es hat auch nicht jeder nach 15 Jahren Berufserfahrung die gleichen Erfahrungen gesammelt oder bringt die PS auf die Straße
Insbesondere den Personalern, die einstellen. Wenn die jemanden mit hervorragenden Zeugnissen einstellen, und der erweist sich dann aus irgendwelchen Gründen als komplett unfähig oder baut irgendwelchen Mist, kann da niemand was dafür, weil konnte ja keiner ahnen. Wenn ein Personaler allerdings einen Quereinsteiger, Autodidakten o.ä. einstellt, weil er von seinen Fähigkeiten überzeugt ist, und der erweist sich dann als Luftnummer, wird er sich u.U. im Nachhinein für diese Entscheidung rechtfertigen müssen.
Wie immer gibt es Ausnahmen. Es existieren Konzerne, da moderiert der Personaler mehr und berät. Vorauswahl wird von der FK gemacht. Gespräche und Entscheidungen gemeinsam getroffen.
Verantwortlich ist am Ende immer die FK.
Quereinsteiger kommen glaube ich eher über Praktika oder ähnliches in die Firmen.
Ein Gedankenexperiment: In einer fiktiven Gesellschaft sei gleicher Stundenlohn für Akademiker wie Ungelernte festgelegt. Ich denke, die Berufswahl würde sehr ähnlich zu der in unserer derzeitigen Gesellschaft ausfallen - weil die Jobs für Ungelernte einfach nicht angenehm sind. Wer also die Fähigkeiten und Mögllichkeiten für ein Studium hat, würde die längere und stressigere Ausbildung gern auf sich nehmen, um den harten, schmutzigen, wenig geachteten Jobs für den Rest des Lebens zu entgehen.
Meiner Meinung nach sollte die Qualifikation nicht die überrragende Bewertungskategorie sein, vielmehr sollte es die schiere Arbeitszeit sein, so dass die reine Maloche der wenig Qualifizierten die längere Ausbildung der gut Qualifizierten im Grunde aufwiegt. 8 Stunden jeden Werktag zu arbeiten, ist einfach das dicke Ding, das entlohnt werden muss. So gesehen sind die herrschenden Lohnunterschiede doch abwegig.
Warum so viele Leute die Drecksarbeit zu einem schlechten Lohn „freiwillig“ machen: weil sie keine andere Wahl haben (es sei denn, sie nehmen das Risiko, eine zumutbare Arbeit aufgebrummt zu bekommen) , und sie stecken darin fest, weil sie keine Lobby haben (Gewerkschaft). Auch die Textilarbeiter in England wurden nicht gezwungen, zu unmenschlichen Bedingungen in die Fabriken zu gehen, aber sie wären einfach verhungert wenn nicht. Diese Rationalität des Marktes wurde allerdings gelenkt von den Profiteuren, so wie heute auch, in einer milderen Form. Zu den Profiteuren zählen dabei nicht nur die Arbeitgeber, sondern die Gut- und Mittelverdiener, die weniger zahlen müssen für Lebensmittel, Paketzustellungen, und alle Güter, in deren Entstehung schlechtbezahlte Arbeit steckt.