Ehe und Sorgerecht

@vieuxrenard
Das Thema Unterhalts-, und Sorgerecht, wäre imo eine Sache der Ihr Euch (vielleicht auch von der GFF) allgemein mal annehmen könntet. Da ist in Deutschland imo ECHT viel im Argen:

  • Samenspender können auch Jahre später finanziell belangt werden und sind unterhaltspflichtig gegenüber dem Kind ist (was sich vertraglich nicht ausschließen lässt). Klingt erstmal nachvollziehbar. schlecht für LGBTQ-Pärchen (oder Alleinstehende Frauen) ist aber, dass sich die Spendenbereitschaft hierdurch in Grenzen hält. Das gilt imo auch umgekehrt: Ein Spenderkind ist gegenüber dem leiblichen Vater unterhaltspflichtig

  • Es gibt gravierende Unterschiede, ob ein Paar bei der Geburt verheiratet ist oder nicht. Wenn nicht, sind hier die Rechte des Vaters auch stark eingeschränkt (wenn nicht gemeinsam vor dem Jugendamt die Vaterschaft anerkann wurde)

  • Sorgerechtsurteile bei Trennungen sind auch eine mittlere Katastrophe. Das Aufenthaltsbestimmungsrecht wird per Default immer noch meist den Müttern zugesprochen. Väter kriegen dann oft ihre eigenen Kinder weggenommen und werden dafür noch bestraft, dass sie Unterhalt zahlen müssen. Auch hier auf den ersten Blick gut für die Frauen, entspricht es aber nicht mehr einem aufgeklärten und modernem Familienbild. Außerdem führt das am Ende dazu, dass tendenziell die Frauen in Eltenrzeit sind (mit einem ganzen Rattenschwanz an Folgen: Schlechtere Berufschancen, weniger Renter etc).

lg, Dave

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Das ist ein sehr guter Themenvorschlag. Als geschiedener Vater musste ich oft merken, dass man ziemlich allein im Regen stehen gelassen wird, wenn es um Umgangsrecht und Problemen dabei geht. Wichtig war immer nur, dass der Unterhalt von mir pünktlich gezahlt wird. Warum werden eigentlich die neuen Ehemänner der Ex-Frau nicht mit in die finanzielle Verantwortung für das Kind genommen?

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Wenn die neuen Männer, das Kind adoptieren, werden sie das auch.
Andernfalls wäre das ziemlich sinnfrei.

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Ich weiß nicht ob das Framing des Kindesunterhalts als Bestrafung wirklich sinnvoll ist. Schließlich ist es eine Unterstützung für das eigene Kind, für das man auch die Verantwortung trägt, wenn man es nicht „besitzt“. Trotzdem würde ich dem Mutterbias wohl zustimmen.

Falls du mit Unterhalt den Ausgleich zwischen den ehepartnern meinst, dann verstehe ich das Argument nicht, der ist doch abhängig vom Einkommen der Ehehepartner. Ich kenne auch Männer die nach einer Scheidung Geld bekommen haben, weil die sich um die Kinder gekümmert haben während die Frau Karriere gemacht hat.

Oder meinst du diesen Betreuungsunterhalt der nur direkt nach der geburt gilt? Für mal bitte aus welchen spezifischen Unterhalt du meinst.

Das Elternzeit berufschancen argument greift nicht. Schließlich sollte Elternzeit grundsätzlich kein Nachteil sein. Es geht bei der Debatte ja nicht darum den Nachteil möglichst gleichmäßig zu verteilen sondern, die Elternzeit an sich nicht mehr als Problem zu sehen bzw. Arbeits- und Unterstützungsformen zu finden, die es ermöglichen trotzdem den Anschluss an die Arbeitswelt nicht zu verlieren. Es kling etwas als würdest du hier über das neoliberale Verantwortungs/Incentive Konzept gehen.

Grundsätzlich finde ich die Frage und Definition der Vaterschaft auch interessant. Gerade die Zweischneidigkeit der Biologischen Fixierung. Denn während die biologische Prämisse ein Riesenproblem für nicht hetereonormies ist, würde ich sagen, dass sie wahrscheinlich wichtig ist zur Kompensation mangelnder Männlicher Verantwortung bei Sexual- bzw. Reproduktionsverhalten.

Soweit ich § 1600d Abs. 4 des BGB richtig lese, ist das bei einer Samenspende via Samenbank seit 2018 nicht mehr der Fall oder zumindest eingeschränkt. (Korrigiert mich gerne, wenn ichs falsch verstehe, bin keine Juristin.)

(4) Ist das Kind durch eine ärztlich unterstützte künstliche Befruchtung in einer Einrichtung der medizinischen Versorgung im Sinne von § 1a Nummer 9 des Transplantationsgesetzes unter heterologer Verwendung von Samen gezeugt worden, der vom Spender einer Entnahmeeinrichtung im Sinne von § 2 Absatz 1 Satz 1 des Samenspenderregistergesetzes zur Verfügung gestellt wurde, so kann der Samenspender nicht als Vater dieses Kindes festgestellt werden.

OK, ich sehe das es nicht ganz klar war was ich meinte.
Mit in die Pflicht nehmen meinte ich so:
Ist die Frau allein mit dem Kind oder Kindern sollte der Ex natürlich den vollen Kindesunterhalt bezahlen. Sollte die Frau allerdings neu geheiratet haben z. B. dann sollte der Kindesunterhalt angepasst werden.

Ich meinte das gesammte Konstrukt. Kindesunterhalt, Trennungsunterhalt…

Doch, weil es defacto so ist. In den meisten Fällen bleibt immer noch die Frau zuhause - und wird benachteiligt. Hier muss man imo beide Fronten angehen, zum einen, dass diese Benachteiligung nicht entsteht und zum anderen unterstützen, dass auch Männer mehr als die üblichen zwei Monate Elternzeit nehmen und die Kinder nicht nur von den Frauen betreut werden.

Hmmm… Diese Logik erschließt sich mir nicht ganz. Wieso sollte der neue Partner für Kinder zahlen, die er nicht gezeugt hat?

Da würde mich mal interessieren, wie das im Detail funktionieren soll. Bzw. Ich stelle in Frage, dass das ohne bedeutsame Erweiterung des Elterngeldes erreicht werden kann.

Bei Elterngeldanträgen werden Beispiele für die Elternzeitverteilung der beiden Elternteile angegeben, die vielfach einfach unrealistisch sind. Rein theoretisch können beide Elternteile ganz „fair“ die selbe Anzahl Elterngeldmonate nehmen - das wären 7 Monate pro Elternteil.

Wenn eine Frau andererseits gem. WHO-Empfehlung ihr Kind voll stillen möchte, wären das 12 Monate (Minimum 6, besser 24). Wie soll eine Frau in Vollzeit arbeiten und gleichzeitig mehrmals täglich ihr Kind stillen? Klar, es gibt Kinder, die nach 7 Monaten selbständig abstillen oder nur abends gestillt werden, aber spekuliert man darauf bei der Elternzeitplanung, bevor das Kind überhaupt auf der Welt ist? Voll und bedarfsorientiert stillen mag jetzt zu Corona-Homeoffice-Zeiten gehen; ich glaube, das geben die meisten Jobs sonst aber nicht her.

Das Stillthema mag jetzt als kleinkariertes Detail angesehen werden, ist doch aber nur eins von mehreren grundlegenden Problemen - Kitaplatzverfügbarkeit wäre noch eins.

Wir als gleichgeschlechtliches Elternpaar bekommen es ja schon alleine aufgrund vom Stillthema nicht hin, die Elternzeit fair aufzuteilen und kommen gerade mal so mit der Aufteilung 10 zu 4 Monaten hin. Häufig müssen Männer sich ungerechterweise vorwerfen lassen, dass sie nicht mehr Elternzeit nehmen. Und andersherum werden viele Frauen kritisiert, die ihr Kind „früh“ abstillen, um wieder Arbeiten gehen zu können.

Ich wüsste nicht, wie hierfür ein faires System aussehen soll, wäre aber sehr interessiert an Vorschlägen.

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Die Begründung warum sich der Kindesunterhalt nicht verändert, unabhängig vom Einkommen des neuen Partners, ist das der neue Partner keine finanzielle Verantwortung für das Kind hat.
Diesen Grundsatz sehe ich als falsch an. Natürlich habe ich auch da eine Verantwortung wenn ich mir als Mann eine Frau mit Kind nehme.
Ich als Vater habe ja auch noch mehr Kosten für mein Kind als nur den Unterhalt. Ich muss meinem Kind z. B. auch ein eigenes Zimmer zur Verfügung stellen, wenn es bei mir schlafen möchte.

Im Sinne der Verantwortung für das eigene Reproduktionsverhalten, sehe ich das schon als sinnvoll an. Schließlich hängt die Verantwortung ja nicht nur daran ob du das Kind bei dir ist/lebt/etc… Zu mal sich hier die Frage stellt, ob die Frau, dann jedes mal, wenn sie den Partner wechselt das mit diesem neu verhandeln soll. Das mag bei einer Kopplung an eine neue Ehe weniger oft auftreten bleibt aber trotzdem so eine Sache. Rechtliche Ansprüche in engen sozialen Beziehungen mehrfach durchzusetzen ist so eine Sache. Gerade auch bei einer Trennung, muss dann die Frau sich wieder an ihren Exmann, wenden um den Beitrag wieder zu erhöhen?

In diesem Fall wird ja nur die Verantwortung verschoben von einem Mann auf einen „unbeteiligten“ Mann. Dabei hat dieser ja maximal ein eingeschränktes Sorgerecht für das Kind und dass auch nur wenn die eigentlichen Eltern kein geteiltes Sorgerecht haben. Natürlich sollte der neue Ehemann aus Solidarität mit seiner Frau auch Verantwortung übernehmen. Das bezieht sich allerdings auf die grundsätzliche Frage von Arbeitsteilung in einer Beziehung. Der Mann übernimmt ja nicht das Kind von dir.

Ich sehe ehrlich gesagt weder praktisch noch im Bezug auf die Verantwortung im Geschlechterverhältnis einen Vorteil.

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Wieso entspricht ein finanzieller Ausgleich für die fast alleinige Übernahme der Reproduktionarbeit nicht einem modernen Familienbild. Schließlich gehts hier ja um eine doppelte Vergesellschaftung oder zumindest unbezahlte care arbeit. Finanzieller Nachteilsausgleich ist doch keine Bevormundung.

Die alternative wäre ja, wie ellen bereits meinte eine stärkere oder vielleicht sogar reine Bezahlung durch Staat/Gesellschaft als Anerkennung gesellschaftlich unbezahlter aber wichtiger Reproduktionsarbeit. Frage bleibt hier trotzdem ob die Erzeuger damit nicht zu unrecht entlastet werden.

Korrigiere mich, wenn ich falsch liege aber ich hab immer noch das Gefühl dein Argument ist, wenn Menschen keinen Unterhalt bekommen, dann führt das dazu, dass die Elternzeit besser aufgeteilt wird, weil die Person mit dem Kind dann arbeiten muss ?

Möchte mich Ellen hier ausdrücklich anschließen - aus eigener Erfahrung. Wenn die Mutter im nächtlichen 2h Rhythmus stillt (für vollgestillte Babys oder nach Beikoststart in den Monaten 7-12 keine Seltenheit), dann halte ich es tatsächlich auch für sehr realitätsfern, dass sie dann am nächsten Tag übernächtigt neben dem Tagesstillen auch noch arbeiten geht, um dem Vater (dem nicht stillenden Elternteil) den Elterngeldbezug in Elternzeit zu ermöglichen und hier für vermeintliche „Gleichberechtigung“ zu sorgen. Hier gibt es in puncto Ernährung eines Babys schlicht eine biologische Ungleichheit, die Berücksichtigung finden sollte. Ich meine mich zu erinnern, dass politisch bereits ein Vorstoß diskutiert wurde, der eine anteilig gleiche Elterngeldbezugszeit zur Norm erklären wollte. Aus meiner Sicht wäre das ein fatales Signal der Gleichmacherei, das sicherlich häufig dazu führen dürfte, dass Mütter früher abstillen. Obwohl die WHO in puncto Vorteile des Stillens sehr klar ist, auch über die Mindestesempfehlung von 6 Monaten (Vollstillen) hinaus. Den Mutterschutz zur Rekonvaleszenz nach der Geburt erwähne ich nur am Rande.

Selbstverständlich ist mir bewusst, dass sich viele Mütter aus verschiedenen Gründen dazu entschließen nicht oder kürzer zu stillen - auch das ist natürlich in Ordnung und hier spricht sicherlich nichts gegen eine ausgeglichenere Aufteilung der Elterngeldmonate. Mütter sollten aber die Möglichkeit haben 12 Monate Erziehungszeit für sich und das Kind im 1. Lebensjahr zu beanspruchen. D.h. allerdings nicht, dass sie davon vollumfänglich Gebrauch machen müssen oder diesen Anspruch auf eigenen Wunsch nicht teilen können.

Vielleicht sollte der andere Elternteil für sich genommen, einen unabhängigen Anspruch geltend machen können. 5 Monate zur freien Verfügung?

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Ein Aspekt fällt in der Debatte und auch in dem Block der Lage hinten runter: Es gibt m.E. kein Recht auf Elternschaft und auf Kinder, wie es aus Hollywood und von den Promis leider immer mehr rüberschwappt. Das Kind wird zum Recht der Erwachsenen und per PND und Leihmutterschaften zum selbst gestalteten Projekt der Eltern. Übel.

Ein Kind als Geschenk an zwei Eltern, das einen eigenen unendlichen Wert hat, so wie es ist, das tritt teilweise zurück. Habe heute einen Artikel von einer entsetzten Mutter gelesen, die bei der Geburt ihres dritten Sohnes mehr Mitleid als Glückwünsche erfuhr. Kinder müssen in ein Raster passen, noch immer oder wieder mehr.

Als glückliche Adoptiveltern, die die ganze Reproduktionsmedizin weitgehend ablehnen, haben wir uns sehr viel mit dem Thema beschäftigt. Adoption ist nicht unser Anspruch auf Elternschaft, sondern die Ermöglichung des geborgenen Aufwachsens für ein Kind, das leider nicht bei den leiblichen Eltern bleiben konnte, welche aber für die eigene Identität des Kindes jetzt schon enorm wichtig sind. Aus dieser Perspektive ein paar Punkte noch:

  • Ein Kind hat ein Recht darauf, seine Abstammung zu kennen und zu erfahren. Wer sich einmal etwas mit der Suche von Adoptierten nach Ihren leiblichen Eltern auseinander gesetzt hat, weiß, welche enorme Bedeutung das haben kann, ist aber nicht bei allen so. Wer ist mein Vater, meine Mutter, gibt es noch Geschwister? Das wollen viele wissen. Deswegen: Bei all den Überlegungen zu neuen Familienformen ist es extrem wichtig, dass dieses Wissen zugänglich bleibt. Anonyme Samenspende oder gar die Babyklappe (Wer legt hier eigentlich die Kinder rein?) sind hier ganz kritisch.

  • Leider spielt das Kindeswohl insgesamt in der Debatte nur eingeschränkt eine Rolle. Kinder brauchen stabile, dauerhafte und verlässliche Beziehungen. Deswegen braucht es schnell eine Lösung, wie die beiden sozialen Eltern die volle Verantwortung als rechtliche Eltern bekommen. Die aktuellen Unwuchten bei der Adoption in gleichgeschlechtlichen Paaren sind auch für die Kinder ein Unding - nicht nur für die Eltern.

  • Die Blockade des aktuellen Gesetzes um die Neuregelung des Sorgerechtes ist ein Desaster. Hat aber verständliche Hintergründe. Väterverbände sind z.B. entsetzt, wie hier weiter alles getan wird, ein faires Miteinander für alle nach schwierigen Situationen zu verhindern. Studien werden vom Familienministerium seit 5 Jahren blockiert, weil die Ergebnisse nicht in die Politik passen. Gerade von feministischer Seite wird massiv blockiert, was in vielen Ländern Standard ist: Das Wechselmodell als Regel, und ggf. gibt es das Residenzmodell. In Deutschland ist es umgedreht mit dem entsprechenden Streit: Wer zahlt? Wer bekommt das Kind? und Wehe es sind beim Wechselmodell nicht exakt 50 zu 50 Prozent. Unfassbar, dass diese Regelungen in Deutschland noch so gelten. Kinder wollen doch oft stabilen Kontakt zu beiden Eltern. In Deutschland wird das gesetzlich nicht gewollt. Eine( r ) erzieht, eine( r ) zahlt. Leider ist nicht im Blick: Was sorgt am besten dafür, dass es um Kinder ein möglichst förderliches stabiles konfliktarmes Umfeld gibt. Ich habe immer den Eindruck es geht zuerst darum: Welche Eltern haben welche Rechte. Bitter.

Und wenn es einen Ort in Deutschland gibt, wo wir auch für Akzeptanz der so tiefgreifenden individuellen Entscheidungen zwischen Müttern und Vätern dringend Geschlechterparität bräuchten, dann wären es Jugendämter und Familiengerichte. Aber das fordert m.E. keine einzige demokratische Partei in Deutschland.

Noch eine persönliche Erfahrung zu einer Anmerkung von Ulf und dem komplizieten Adoptionsverfahren:

  • Wir haben in Sachsen ein Kind adoptiert und können die geschilderten Erfahrungen aus der Folge zum Thema Adoption nicht teilen. Die Begleitung zur Adoption war dort ausgesprochen zugewandt, gut und hilfreich. Ja, man muss dort sehr ausführliche Anträge ausfüllen, Reflexionen und Schulungen durchlaufen und auch wirtschaftlich auf soliden Beinen stehen. Da bei vielen Adoptivkindern aber deutlich heftigere Schwierigkeiten in der Entwicklung zu erwarten sind, weil sie oft aus belasteten Verhältnissen kommen, ist das auch verständlich und sinnvoll. Das sollten belastbare Paare sein, die so ein Kind aufnehmen. Das erste Paar, das aus unserer Gruppe ein Kind bekam, waren übrigens zwei Männer.
    Als wir einen zweiten Antrag in einem anderen Bundesland stellten, war das Auftreten der Mitarbeiterin vom Jugendamt doch sehr herabwürdigend und passte eher zum Berliner Bild. Schade.
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Gerade die anonyme Samenspende ist aufgrund des Samenspenderregistergesetzes 2018 wesentlich genauer zurückzuverfolgen als die private. Anonym heißt aktuell nur, dass der Spender für die werdenden Eltern anonym ist, das Kind hat ab 16 Jahren das Recht den Kontakt abzufragen. Ich kann verstehen, dass viele Spenderkinder extrem darunter leiden, ihre Wurzeln nicht zu kennen, aber in der aktuellen Debatte um Reformen im Abstammungsrecht hat die anonyme Samenspende via Samenbank einen an dieser Stelle unberechtigt schlechten Ruf.

Da habe ich auch Verständnis für, allerdings sollten, finde ich, bei der Stiefkindadoption andere Maßstäbe gelten bzw bei einer anonymen Samenspende keine Stiefkindadoption erforderlich sein, nur weil der zweite Elternteil eine Frau ist.

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Bitte hier keine Feindbilder reproduzieren. Feminismus ist eine diverse Szene und radikal feministinnen bzw. Differenzfeministinnen sind nicht in der Mehrheit. Zu mal man sich hier Fragen sollte, wie stark der feministische Einfluss hier tatsächlich ist. In den meisten anderen Bereichen ist er doch sehr eingeschränkt. Zu mal konservative sicherlich wenig Probleme haben mit einer weiblichen konnotation des Sorgerechts. Das ist dann wohl eher eine querfront ^^

Ich will dir nichts unterstellen. Ich mich aber ziemlich in diese ganze Männerechtsbewegung etc eingelesen und werde da schnell getriggert :grin:

Was das Kinderbild angeht, Kinder waren immer Besitz der Eltern alles in Bildung, Gesetz und Gesellschaft zeigr dass an. Früher waren Kinder halt arbeitskraft, altersvorsorge oder dienst an Volk/Gesellschaft. Heute sind sie halt Teil der selbstoptimierung des Individuums . Beides hat seine Probleme und mittlerweile werden ja Kinder immerhin als individuen anerkannt, wenn auch als unvollständig. Der neoliberale Backlash der das Kind zur Verlängerung der eigenen Persönlichkeit macht ist scheiße aber sicherlich nichts neues.

Gibt viele Stellschrauben

  • Bessere Bezahlung von Frauen (dass Männer kaum Elternzeit nehmen liegt meist daran, dass die Frau zu schlecht verdient und das finanziell nicht anders möglich ist)
  • Stillen ließe sich zum Beispiel durch ein Recht auf Home Office besser organisieren
  • Bürokratieabbau: Jedes Paar kreigt für ein Kind einen Fixbetrag (z.B. 20.000 Euro) und kann sich - ohne komplizierte Gehaltsberechnungen - selber einteilen wer wie freinimmt.

100% fair wird es niemals geben, solange Männer keine Kinder austragen können. FairER aber schon.

Sorry, aber das ist ziemlich sinnfrei. Das würde nur zu einem führen: Dass alleinerziehende Personen NOCH mehr benachteiligt werden.
Es ist so schon schwer als alleinerziehender einen Partner zu finden, aber wenn ein potanzieller neuer Partner dann auch noch für die Kinder aufkommen müsste, wäre das desaströs.

Und wie machst Du das dann bei bunt zusammen gewürfelten Patchworkfamilien, was ist mit wechselnen Partnern?

Nee, das ist schon ganz gut so: Wer die Kinder gezeugt hat, soll gefälligst auch dafür zahlen. Es darf eben nur nicht so sein, dass da erstmal per default davon ausgeganen wird, dass die Kinder bei der Frau leben.
Männer die kein Bock auf die Verantwortung für ihre Kinder haben, können meiner Meinung nach gerne auch dafür zahlen.
Es geht ja nur darum, dass diejenigen, die ihre Kinder gerne mitbetreuen wollen, das nicht dürfen und dann zusätzlich noch zahlen müssen - also doppelt bestraft werden…

Meintest Du mich damit? (Zitatfunktion oder erwähnung des Namens hilft hier ungemein)
Was meinst Du mit Reproduktionsarbeit?
Ich rede nicht von Vätern die kein Bock auf das Kind haben und die Erziehung gerne der Mutter überlassen, sondern von Vätern die Ihr Kind gerne betreuen würden, das aber nicht können, weil die Mutter das Sorgerecht (bzw. korrekter Aufenthaltsbestimmungsrecht) zugesprochen bekommt. Die sind dann doppelt bestraft.

Nein, die Alternative wäre erstmal von einem Wechselmodell auszugehen. BEIDE tragen die finanzielle Verantwortung und BEIDE tragen die tatsächliche Verantwortung.

Und es geht ja nicht nur um die Stillzeit… Wobei ich es grundsätzlich auch wichtiger finde, dass ein Kind eine Beziehung zu seinem Vater aufbaut, als dass hier bis ultimo gestillt wird.

Leider gibt es auch den umgekehrten Fall: Wo Frauenverbände den getrennten Müttern empfohlen haben, möglichst lange zu stillen, weil es dadurch dem Vater nicht so leicht möglich ist, Zeit alleine mit dem Kind verbringen zu können.

Lieber Dave,
ehrlich gesagt, kenne ich aus dem privaten Umfeld Trennungspaare, die genau dieses Konfliktfeld „Stilldauer“ für sich entdeckt haben. Plötzlich wurden Absprachen in puncto Stilldauer heranzitiert und die Unterstellungen wuchsen und wuchsen. Da ich grundsätzlich glaube, dass das Stillen für Säuglinge eine ideale Ernährungsquelle darstellt und mich durch die WHO Empfehlungen belegt sehe (sowie die Studien, die die gesundheitlichen Vorteile belegen), finde ich gerade bei diesem Thema, dass es absolut nicht Teil einer Verhandlungsmasse im Streit zwischen Eltern zu sein hat. Analog zu Bens Kommentar sollte hier doch das Kind im Vordergrund stehen und dem dürfte das Stillen (was nebenbei auch andere Bedürfnisse des Kindes befriedigt) bis weit über das 2. Lebensjahr eher gut tun. Wenn dem nicht so ist, wird es das Stillen deutlich verweigern. Jedes Land hat, gesellschaftlich und ökonomisch geprägt, so seine Realitäten, wie lange das Stillen akzeptiert wird - in Deutschland liegt die typische Stilldauer oft unterhalb der Empfehlungen der WHO. Mich ärgert dieser Druck gegenüber Müttern und Kindern, der ganz bestimmt nicht die individuelle und selbstverständlich sehr wichtige Stillbeziehung von Säugling und Mutter im Fokus hat. Mir ist bewusst, dass hier Alternativen/Kompromisse in funktionierenden Paarbeziehungen möglich sind (Fläschchen angepumter Milch durch Vater geben usw), aber das sollten eben aus meiner Sicht keine (juristisch) erzwingbaren Umstände sein. Also zB das ein Familiengericht verfügen kann, dass ein Säugling mit 8 Monaten abzustillen ist, um die nächtliche Betreuung durch den Vater per Fläschchen möglich zu machen etc. Das kann nicht der juristische Umkehrschluss Deines Einwandes sein. Ich verstehe die Problematik hinter dieser Situation für Väter, insbesondere weil damit eine enorme Co-Abhängigkeit zur Mutter besteht, aber die Bedürfnisse des Kindes haben aus meiner Sicht schlicht Vorrang vor denen des Vaters. Unabhängig davon kann man, soweit ich weiss, auch die Zeiten zwischen dem Stillen durchaus für den effektiven Bindungaufbau nutzen und irgendwann erledigt sich das Thema dann ja auch von selbst.

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Für wen soll das die (bessere) Alternative sein? Für die Eltern oder für das Kind? Wechselmodell heisst eben auch, dass das Kind in welchem Rhythmus auch immer, hin und her ziehen muss. Eine schöne Konstruktion für getrennte Eltern, aber mal ehrlich die Last der Konstellation liegt hier doch insbesondere beim Kind. Auch psychologisch, denn selbst wenn es an der Situation etwas ändern wollen würde und sich artikulieren könnte, natürlich ist Kindern bewusst, dass sie einen Elternteil damit ggf sehr verletzen. Das ist nicht ohne Grund ein sehr umstrittenes Forschungsgebiet.

Man muss hier klar trennen zwischen dem Kindsunterhalt und dem nachehelichen Unterhalt für den Gatten/Gattin.

Ich wüsste nicht, warum ein neuer Partner meiner Exfrau verpflichtet sein sollte, meinen Sohn zu unterhalten, solange ich sein Erziehungsberechtigter bin.

Wesentlich schwieriger (weil individueller) scheint mir die Frage des Unterhalts der ehemaligen Gatten, zumal, wenn diese ein angemessenes Einkommen selbst bestreiten können.

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