Hallo, ich kann @Lukas a nur zustimmen.
Die vom Wirtschaftsminister als großer Wurf für die Energiewende vorgestellte EEG-Novelle wird das Gegenteil bewirken und den Ausbau der erneuerbaren Energien massiv verhindern.
Das Problem besteht darin, dass Herr Altmeier von Personen beraten wird, die das Thema Stromversorgung in Deutschland mit dem Stand von vor 20 Jahren betrachten - mit der Devise: „Der Strom muss Großteils aus einem zentralen Kraftwerk durch die großen Energieversorger bereitgestellt werden. PV- und Windstrom sind fluktuierend und belasten eigentlich nur die Netze.“ Aber wir leben nicht mehr in dieser Zeit - viele der heutigen Modelle der regenerativen Energieversorgung sind sogar netzentlastend.
Das Beispiel aus dem Monitor-Beitrag zeigt: ein wirtschaftlich agierender Mittelständler (vermeintliche Zielgruppe der CDU) hat festgestellt, dass PV-Strom heute die günstigste Variante ist, seinen Betrieb mit Strom zu versorgen. Tagsüber, wenn der Strom benötigt wird, wird er maßgeblich von der PV-Anlage selbst erzeugt und geliefert. Das Netz wird entlastet, da es hier um mehrere hundert Kilowatt geht. Das ist Energiewende. Da das Unterhemen nun aber nach dem Vorschlag zur EEG-Novelle den selbsterzeugten Strom in einem Ausschreibungsverfahren verkaufen muss und den eigenen Bedarf für teures Geld einkaufen muss, wäre ein derartiges Konzept nicht mehr wirtschaftlich und der Beitrag zur Energiewende würde entfallen.
Ein anderes Beispiel: Kürzlich wurde der E-Auto-Ladepark am Kreuz Hilden eröffnet. Die 21 Ladeplätze dort werden hauptsächlich aus der großen PV-Anlage auf dem Dach und den Carports gespeist. Nachts wird in einem Batteriespeicher zwischengespeichert. Das ist ein perfektes Konzept im Sinne der Nutzung und wirtschaftlichen Vermarktung des eigen-erzeugten Ökostroms. Das Netz wird durch diesen E-Auto-Ladeparks nicht belastet. Das war immer ein großes Argument von Kritikern der Elektromobilität – nach dem Motto: „Da muss man ein Gaskraftwerk gleich neben an zum Ladepark bauen.“ Nein – muss man nicht. Es gibt so etwas wie technologischen Fortschritt. Das Wissen davon scheint aber leider noch nicht im Wirtschaftsministerium angekommen zu sein.
Im Übrigen stammen viele der innovativen Speicherlösungen, die solche Konzepte erst ermöglichen, von deutschen Firmen. Diese innovativen Firmen wären nach den PV-Installateuren die ersten Opfer, die einer EEG-Novelle nach diesem Vorschlage zum Opfer fallen würden.
2012 hat eine EEG-Novelle (auch unter CDU Führung) bereits die zu diesem Zeitpunkt weltweit führende PV-Industrie in Deutschland zu Grunde gerichtet. Etwa 100.000 Jobs gingen dadurch verloren. Der Weltmarkt wird nun durch Chinesische Firmen dominiert. Mit dem aktuellen Vorschlag ist eine ähnliche Entwicklung zu befürchten, unter der Wind-, PV- und Speicherindustrie massiv zu leiden haben wird. Hauptsache, die 20.000 Braunkohlearbeitsplätze werden subventioniert und künstlich am Leben gehalten.
Auch die in den letzten Jahren erfolgreiche Nutzung von PV-Strom im privaten Bereich in Kombination mit Batterie-Speichern entlastet die Netze. Technisch ist das kein Wunderwerk mehr, sondern Standard. Wirtschaftlich und Ökologisch ist es auch. Eine Einspeise-Förderung bräuchte man da gar nicht mehr, da der erzeugte Strom dezentral vor Ort auch verbraucht wird. Die EEG-Umlage hätte somit künftig sogar sinken können. Strom-Speicher sind im Entwurf aber überhaupt nicht vorgesehen. Da aber die größten Stromverbraucher in Deutschland keine EEG-Umlage zahlen, sondern nur die kleinen Kunden, hat das Thema keine Lobby.
Solange man sich aber im Wirtschaftsministerium nicht mit dem aktuellen Stand der Technik auseinandersetzt und sich stattdessen für die Lobbyarbeit der großen Energieversorger empfänglich zeigt, braucht es uns nicht zu wundern, weshalb wir den Kohleausstieg unnötig bis 2038 fördern oder eine Gaspipeline bauen, die nach noch nicht einmal der Hälfte ihrer eigentlichen Lebensdauer eingestampft werden müsste, wenn die Bundesregierung bei ihren Klimazielen bleiben möchte. Herrn Altmeier kann man wahrscheinlich noch nicht einmal einen Vorwurf machen – er wurde einfach falsch beraten und denkt tatsächlich, etwas Gutes auf den Weg zu bringen. Also wird wohl weiterhin die Energiewende kaputt reguliert werden. Wer mal versucht hat, den vorgeschlagenen Gesetzestext zu lesen und zu verstehen, weiß wovon ich rede.
Die Juristen unter euch können sich ja mal dran versuchen…