E Auto - Zeit für Systemkritik?

Was sind denn diese Extrempositionen?
Ich hab mir mal die Forderungen von der letzten Generation angeguckt, die man ja schon als extremere Aktivisten bezeichnen kann:
Quelle: Forderungen - Letzte Generation 🔥

Wir fordern eine Erklärung des GRÜNEN-Ministers Robert Habeck, dass es keine NEUE fossile Infrastruktur geben wird, insbesondere keine neuen Öl-Bohrungen in der Nordsee.

Also gegen Öl-Platformen und neue Gaspipelines. Halte ich jetzt nicht für eine Extremforderung. Kann man diskutieren, aber ich glaub da findet man auch viele Leute in der Mitte, die dieser Meinung sind.

Umdenken bei der Fortbewegung: Wir brauchen massive Investition in aktive Mobilität und kostenlose öffentliche Verkehrsmittel, damit die Menschen ohne Auto von A nach B kommen können. Arbeitnehmer:innen, deren Arbeitsplätze durch die Schließung der Autoindustrie bedroht sind, müssen beurlaubt werden, bis sie umgeschult und wieder eingestellt worden sind. Wer bei der Bahn arbeitet, darf nicht auf dem Abstellgleis landen – es müssen ordentliche Löhne gezahlt werden.

Also extrem klingt das jetzt auch noch nicht, sie fordern ja weder ein Verbot von Autos noch den Abbau irgendwelcher Straßen.

die Schließung der Autoindustrie

Das kann etwas abschreckend klingen, aber wenn man weniger Autos fordert ist das nunmal eine Konsequenz daraus (wenigstens sind sie ehrlich). Wenn man Kohlekraftwerke abschaltet gibt es in der Branche halt auch weniger Arbeitsplätze.

Und dann nochmal Fridays for Future (UNSERE FORDERUNGEN AN DIE POLITIK | Fridays for Future):

Eine CO2-Steuer auf alle Treibhausgasemissionen. Der Preis für den Ausstoß von Treibhausgasen muss schnell so hoch werden wie die Kosten, die dadurch uns und zukünftigen Generationen entstehen. Laut UBA sind das 180€ pro Tonne CO2

Also das der CO2 Preis steigen muss, sagen hier im Forum sehr viele, das würde ich noch keine Extremforderung nennen und bei den 180€ beziehen sie sich ja zumindest auf eine Studie des UBA und das ist nicht einfach so aus der Luft gegriffen

Etwas extremer wird die Position von FFF Berlin, die bis 2030 keinen Privatverkehr mehr in Berlin fordern. Wäre selbst wenn sich alle drauf einigen vermutlich nur sehr schwer umsetzbar. Aber ich würde auch nicht verstehen, warum sie von dieser Position abrücken sollten, sie sind ja keine Entscheidungsträger und wenn man mit dem Kompromiss anfängt, erreicht man am Ende auch nichts.

Wir sind in dieser Situation, weil seit 30 Jahren keiner an seinen Privilegien rütteln will. Wir sollten nicht so tun als hätten wir noch 1990 und könnten das noch in Ruhe was machen. Wir müssen jetzt nunmal den Preis dafür zahlen, dass wir die letzten 30 Jahre gepennt haben und lieber auf unseren Wohlstand, als auf den Planten geschaut haben.

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Ja, Elektroauto in der Stadt ohne Wallbox ist echt Mist. Ein ähnliches Problem habe ich auch. Mehrfamilienhäuser und Städte sind bisher von der Politik nicht mit Förderungen bedacht worden.

Ich bin im Beirat unserer Wohneigentümergemeinschaft und hole gerade Angebote für die Installation von Ladeboxen in unserer Tiefgarage ein. Zum einen gibt es noch relativ viele verschiedene Möglichkeiten so etwas umzusetzen und zum anderen macht das Lastmanagement und die Kabellängen die Installation richtig teuer.

Während sich Häuslebesitzer für 1000€ eine Wallbox installieren konnten müssen wir hier mit ca. 4000€ pro Stellplatz kalkulieren. Und der organisatorische Aufwand für die WEG, die Angebotserstellungen und Lastgangmessungen ist so groß, dass die Förderungen schon längst ausgelaufen sind und wir noch nichts beschlossen haben.

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Interessant, wie sich das Weltbild unterscheiden mag. Für mich sind die Forderungen existenzbedrohend.

Erstmal die No-Brainer:

Ja, dem stimme ich zu.

Ja, dem stimme ich zu.

Weil sie sich mit solchen Extrempositionen unwählbar machen. Ich meine, wtf? Was wollen die, dass alle Menschen in ihrer Wohnung sitzen und ihr Haus nur zu Geschäftszwecken verlassen? Geht’s noch?!?!

WTF?!??! Wie kann man so etwas nicht als Extremposition sehen? Ca. 800.0000 Menschen [statista] leben in Deutschland direkt vom Bau von Autos und da hängen ja dann noch viele Zulieferer, Bäckereien, Restaurants und Häuslebauer noch dran. Laut Wirtschafts-Woche sind es insgesamt 1.800.000 Arbeitsplätze und diese 4% der arbeitenden Bevölkerung erwirtschaften 7,7% des Deutschen BIP.

Und diese Erwerbsschwächlinge[1] wollen alle diese Menschen „beurlauben“ und so lange „umschulen“ bis sie irgendwer wieder eingestellt hat?? Und die ganzen Köche, Bäcker und Handwerker, was wird mit denen???

Gerade solche Fanatiker führen gerade dazu, dass die Grünen bei Wahlen schlecht abschneiden. Ich weiß, dass wir mit dem CO2 Ausstoßen aufhören müssen, aber nicht zu dem Preis, dass wir alle arbeitslos werden.

Die deutsche Autoindustrie muss aus diesem Transformationsprozess hin zur CO2 Neutralität gestärkt hervorgehen. Wenn wir dabei Pleite gehen, dann wird uns niemand in der Welt folgen.

[1] Diese Menschen fordern das Ende meiner wirtschaftlichen Existenz, daher werde ich beleidigend.

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Jetzt verfällt du aber in’s andere Extrem und hast noch ein paar Fehler dabei:

Welche wählbare Partei hat den eine solche Forderung?

Nach meinem Wissen keine, sondern es ist ein Aktionsbündnis was gar nicht zu irgendwelchen Parlamentswahlen antritt.

Stimmt, in’s Kino, Restaurant, Freibad, Stadion, kommt man nur mit dem eigenen PKW ^^

Nicht zu Ende gedacht vor lauter Blutdruck.

Weil es die logische Konsequenz des Umbaus der Individualmobilität ist.
Sowohl die Autoindustrie als auch die Zulieferer stehen vor einem tiefgreifenden Wandel der mit deutlich weniger Arbeitsplätzen einhergeht.

Ah, wenn du nicht mehr beim Daimler schraubst brauchst du auch kein Brot mehr?

Nur das diese „Fanatiker“ nicht das grüne Programm schreiben.
Nicht jedes Klimaaktivistenbündnis kann man mit den Grünen als Partei gleichsetzen.

Schwerwiegender Argumentationsfehler.

Das wird aber nicht ohne Arbeitsplatzverlust abgehen.

Soviel Realitätserkenntnis muss schon sein.

Und es werden soviele Arbeitsplätze sein dass manche Werke schließen werden, also ist es nur gut wenn man schonmal anfängt darüber nachzudenken was man mit dem Personal in Zukunft machen will.

Momentan sieht es eher danach aus, als wenn die deutsche Autoindustrie mit ihrem zwanghaften Festhalten am Verbrenner ihren eigenen Sarg gebaut hat und nun einen Schuldigen für ihr eigenes Versagen sucht.

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…verfolge mit grosser Interesse dieses Thema und insbesondere die Gedanken über Gestaltung des Individualverkehrs in der Zukunft… Hierbei möchte ich gerne die nach meiner Meinung sehr spannende Vision NEOM teilen. Diese ist ohne Individualverkehr.

Und nicht nur das. Da entsteht eine eigene nachhaltige Welt, inclusive. Industrie. Und das schöne dabei, man muss es nur konsequent tun.

Stimmt, du hast vollkommen recht. Mein Fehler ich hatte den Satz falsch gelesen. Ich hatte irgendwie gedacht sie würden von Schließungen in der Autoindustrie sprechen und nicht die Schließung der Autoindustrie fordern. Zweiteres ist definitiv eine Extremposition, da bin ich bei dir.

Aber diese „Fanatiker“ stehen doch gar nicht für die Grünen. Das sind doch überhaupt nicht Forderungen der Grünen. Die Grünen deswegen nicht zu wählen, ist als ob man die CDU nicht wählt, weil in der AFD extreme Positionen vertreten werden und beide irgendwie konservativ sind. Oder die SPD nicht zu wählen, weil einem die Linken zu extrem sind.

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Das ist jetzt ganz dünnes Eis meinerseits, aber die Extremvarianten politischer Parteien sind meiner Ansicht nach schon beachtenswert:

  • Zum Beispiel würde ich mir mehr Umverteilung und höhere Löhne in Care-Berufen wünschen. Die Partei „Die Linke“ würde das wohl am ehesten umsetzen, aber deren Nähe zu Russland hat sie für mich schon immer unwählbar gemacht.
  • Ich bin auch der Ansicht, dass wir wirtschaftlich mit dem Euro schlechter dastehen, als wir mit der D-Mark würden. Die AfD ist die einzige Partei, die mir die DM zurückgeben könnte, aber auch sie stehen Russland zu nah und verfolgen auch noch eine abstruse „Rassenlehre“.
  • Zur CDU/CSU, FDP oder SPD fallen mir jetzt keine Extrembewegungen ein, höchstens vielleicht Kirchen oder Gewerkschaften. Trotzdem sind sie für mich nicht wählbar, weil sie Politik zum Geldverdienen betreiben und nicht für uns.
  • Und jetzt eben die Grünen. Eigentlich meine Lieblingspartei, wenn da nicht die Autohasser mit drin wären. Die machen für mich das Kreuzchensetzen immer zu einer Überwindung der Angst vor Arbeitslosigkeit und Massenverkehrsmitteln.

Der Arbeitslosigkeit soll ja entgegen getreten werden beim Umbau.

Und Massenverkehrsmittel heißt doch nicht Ölsardine.

Ein gemütliches Zugabteil mit 6 Sitzen ist auch Teil des Massenverkehrsmittels Zug.

Du solltest dringend mal überdenken ob du dich komplett auf die Maximalforderungen fixierst oder aber überlegst wie ein möglicher Kompromiss aussehen könnte.

Wenn du allerdings schon mit dem möglichen Kompromiss zur Wahl/Verhandlung antritts kriegst du am Ende gar nichts.

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Mir ging es jetzt nicht darum dir eine Wahlempfehlung zu geben, ich wollte eher drauf hinweisen, dass das ein Strohmann der Grünen ist, den du hier beschreibst. Was man im Wahlprogramm 2021 der Grünen findet:

Mehr Angebote an klima- und umweltfreundlichen Verkehrsmitteln, zum Beispiel Rufbussen oder Carsharing, erleichtern zu pendeln und befördern ein gutes Leben auf dem Land.

Der Weg in die Klimaneutralität bietet riesige Chancen auf mehr Lebensqualität: Städte mit weniger Staus und Abgasen, mit Platz, um sicher Rad zu fahren und zu Fuß zu gehen, zu spielen und zu leben. Dörfer, die endlich angebunden sind an den öffentlichen Nahverkehr.

Für die Bereiche Verkehr und Wärme wurde in Deutschland auf Druck der Klimabewegung und von uns Grünen zudem ein CO2-Preis eingeführt, dessen Lenkungswirkung aber weiter sozial gerecht verbessert werden muss. Wir wollen die Erhöhung des CO2-Preises auf 60 Euro auf das Jahr 2023 vorziehen.

Mit einem Bundesmobilitätsgesetz wollen wir eine neue Grundlage für die Verkehrspolitik und -gesetzgebung schaffen. Statt eines Verkehrsmittels, des Autos, stellen wir den Menschen und seine vielfältigsten Bedürfnisse in den Mittelpunkt, vor allem die der Verletzlichsten in unserer Gesellschaft, also der Kinder, Jugendlichen, Senior*innen und Menschen mit Handicaps.

Statt wie seit Jahrzehnten einen Verkehrsträger einseitig zu bevorzugen, sorgen wir für eine faire Balance – mit einer starken Bahn, einem modernen ÖPNV und besten Bedingungen für Radfahrerinnen und Fußgängerinnen.

Die Trassenpreise wollen wir deutlich senken, um Anreize für Verkehrsverlagerungen auf die Schiene zu verstärken.

Busse und Bahnen sind für alle da, bieten preiswerte Mobilität und verringern den Autoverkehr

Der Automobilverkehr muss in den nächsten zehn Jahren endlich einen starken Beitrag zum Klimaschutz leisten. Bisher sind dort die Emissionen immer weiter gestiegen, es braucht jetzt die Trendwende. Zum Erreichen der Klimaneutralität muss der Autoverkehr abnehmen und gleichzeitig emissionsfrei werden. Wir werden dafür sorgen, dass dank besserer Züge, Busse, Rad- und Fußwege und flankierender Maßnahmen bis 2030 mehr als die Hälfte der Wege im Umweltverbund zurückgelegt werden. Das Auto wird aber für viele weiterhin wichtig sein. Die Autos müssen in der Summe im Sinne der Lebensqualität aller digitaler, leiser, kleiner und leichter sowie klimaneutral und besser recycelbar sein.

Wir werden es ihnen erleichtern, den Raum Straße vielfältig nutzbar zu machen, attraktive Rad- und Fußwege anzulegen, verkehrsberuhigte oder autofreie Innenstädte und Stadtviertel voranzutreiben und mehr Grünflächen auch durch Entsiegelung zu schaffen.

Gibt natürlich noch einiges mehr, aber ich hoffe worauf ich hinaus will wird klar. Ja, wenn man Fan der Autoindustrie ist und dort gerne nochmal großes Wachstum in den nächsten Jahren haben möchte, sollte man die Grünen vielleicht nicht wählen. Und ja die Grünen versuchen anderen Verkehrsmitteln mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Und ein paar mehr Radwege wird es dann wohl auch geben. Aber Massenarbeitslosigkeit in der Autoindustrie oder das alle gezwungen sind sich in Züge zu quätschen wird es mit den Grünen wohl auch nicht geben. Und das Wahlprogramm deutet ja häufig schon die Extremposition einer Partei an. Ich glaube es ist selten der Fall, dass eine Partei an die Macht kommt und auf einmal radikaler als das eigene Wahlprogramm wird.

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Manchmal ist das so. :slight_smile:

Ich bin ja nicht so wie die Karikatur einer Auto-Familie, die der Bayrische Rundfunk im fränkischen Wald gefunden hat [1]. Ich will ja nur nicht dass das Auto ohne geilere Alternative verboten wird. E-Auto zum Beispiel ist eine geilere Alternative als Verbrenner, daher kann man die Dinger langsam aussterben lassen.

Aber Fahrradfahren ist keine Alternative und wenn der ÖPNV die Strecke nicht in höchstens 15 Minuten langsamer schafft dann auch nicht.

Überlegt mal, 30 Minuten am Tag, die man mit seinen Kindern oder bei seinen Hobby ist. Aber auch klar, durch die Pandemie relativiert sich das nun für sehr viele Arbeitnehmer. Wwenn ich nur zwei Mal im Monat on site muss, dann ist die Wegzeit und ein eigenes Auto nicht mehr so wichtig.

[1] Kontrovers, die Leute sind echt krass:

  • Papa F150 Pickup,
  • Mama ein Opel Mokka SUV und
  • Sohnemann 'nen 3er BMW.

Papa verkackt das Bahnfahren, weil er 5 Minuten zu spät vom Geschäft kommt und dann erst mal 55 Minuten warten muss. Mama fährt mit einem Top E-Bike und vollausgestatteter Radkleidung 20 statt 8 Minuten zur Arbeit aber meint, das ist Ihr zu doof und Sohnemann weigert sich 500m in die Arbeit zu laufen und nimmt statt dessen das Auto.

Aber ja, solche Leute gibt es halt dann doch auch…

Tschuldigung für’s reingrätschen, aber es geht doch nicht darum das Auto zu verbieten, sondern schlicht die Vorrangstellung für das Auto abzuschaffen.

Warum deine 15 Minuten und für welche Strecke?

Und wenn die Vorrangstellung für das Auto gefallen ist könnte es durchaus passieren, dass der ÖPNV schneller ist.

Zurück zu meiner Zeit in Berlin:
Ich bin während der Ausbildung mit den Öffis gefahren, trotz Auto vor der Tür.
Schlicht weil der S-Bahnring relativ unabhängig vom Stoßverkehr auf der Stadtautobahn gefahren ist.
Ja es hat mehr als 15 Minuten länger gedauert, aber dafür war es planbar. Mitauszubildende die mit dem PKW gekommen sind haben jeden Tag Lotto gespielt dass auf der Autobahn nichts passiert.
Und es reichte schon ein liegengebliebenes Auto an den neuralgischen Punkten der Stadtautobahn um den Berliner Berufsverkehr aus dem Takt und damit zu Verspätungen zu bringen.

Überleg mal, 30 Minuten am Tag die du ohne Stress und Fluchen auf andere und ohne zwanghafte Aufmerksamkeit und Überforderung verbringen kannst …

Ja die gibt es, davon kriegt man aber auch die Meisten wenn die Vorrangstellung des Autos abgeschafft ist.

Ich finde die Diskussion prima, weil Schorschi für mich einen großen Teil der Gesellschaft wiederspiegelt. D.h. man muss die richtigen Wege finden um die Menschen mitzunehmen.
Ein Hinweis zum Thema Lebenszeit: wenn man unterirdische Medien verbieten würde, dann ist sicher locker eine h zusätzlich für den ÖPNV drin😁
Damit will ich eigentlich sagen, dass es sehr relativ ist, ob man Zeit „verschwendet“ oder sinnvoll nutzt. Entscheidend ist dabei das emotionale Empfinden.

War das nicht auch der Plan bei der Abwicklung des Kohlebergbaus? Oder wie war das bei der Abwicklung der Betriebe der neuen Bundesländer? Hat bekanntlich alles super geklappt, denn viele können und wollen sich entweder nicht in Bereiche umschulen, die unter Arbeitskräftemangel leiden, oder bekommen nach einer Umschulung aufgrund von Alter und fehlender Berufserfahrung im neuen Bereich keine Chance. Und in Fällen, in denen die Umschulung erfolgreich ist, bedeutet der neue Job oft sozialen Abstieg.

Ich habe bei einer Weiterbildung zum Thema Industrie 4.0 im Jahr 2020 mehrere Führungskräfte (insgesamt 4) aus der Automobilindustrie kennengelernt, die infolge Corona gegangen wOrden sind (bzw. großzügige Abfindungsangebote angenommen haben). Die arbeiten heute als Lehrer, im IT Vertrieb oder als Coach und verdienen gut 1/3 netto weniger. Was meinen Sie, wie happy die über den Umbau der Automobilindustrie in Deutschland sind? Und das obwohl sie die Notwendigkeit grundsätzlich einsehen.

Nur hat eine solche Transformation meines Wissens nie für den Arbeitnehmer funktioniert, sondern ihnen eher geschadet.

Wer sagt denn auch, das das Problemlos oder ohne Verluste geht.

Es ändert doch aber nichts an dem Fakt, dass mit dem Ende des Verbrenners Hunderttausende von Jobs wegfallen werden.

Wenn dann noch die Mobilitätswende Fahrt aufnimmt und immer mehr in Richtung Kreislaufwirtschaft gegangen wird, werden es noch mehr Jobs sein die auf immer verschwinden.

Es gilt halt das irgendwo mitzudenken, schließlich bilden wir ja auch schon lange keine Schwert- oder Rüstungsschmiede mehr aus, weil die nicht mehr gebraucht werden.

Das ist ein wichtiger Hinweis, der manchmal falsch verstanden oder auch, von Gegnern einer Mobilitätswende, böswillig falsch dargestellt wird. Das Auto ist ein hervorragendes Verkehrsmittel. Deswegen gibt es ja auch so viele. Es soll weder abgeschafft noch verboten werden.

Das Auto wird im aktuellen Mobilitätssystem jedoch über Gebühr subventioniert/gefördert. Alleine schon die Zahl der Stellplätze in den Innenstädten - da muss die Frage erlaubt sein, ob dieser auf andere Weise genutzt werden kann und sollte. Durch die Vormachtstellung des Autos in der Verkehrs- und Stadtplanung, ist der Markt für Mobilität stark verzerrt. Andere Verkehrsmittel (Fahrrad, ÖV) haben kaum Möglichkeiten sich gegen diese künstlichen Wettbwerbsvorteile* durchzusetzen. Und das ist es, was geändert werden muss.

Das Ergebnis einer Verkehrswende kann keine vollständige Abschaffung des Automobils sein. Aber eine Schaffung von Gleichrangigkeit und damit eine automatisch einsetzende Verschiebung des Anteils an Wegstrecken, die mit dem Automobil zurückgelegt werden.

*Mal ein Beispiel für künstliche Vorteile des Automobils aus anekdotischer Evidenz: ich wohne im erweiterten Innenstadtbereich einer Großstadt im Ruhrgebiet. In meiner Straße gibt es keine Möglichkeiten, Fahrräder abzustellen oder anzuschließen (zumal auch noch sicher/diebstahlgeschützt). Auch in meinem Wohnhaus gibt es keine Möglichkeiten - weder im Keller noch in meiner kleinen Wohnung. Es ist mir de facto unmöglich ein Fahrrad zu besitzen. Ein Auto könnte ich jedoch jederzeit an der Straße vor dem Haus abstellen.

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Stimmt, aber diese Transformationen waren wesentlich langsamer und politisch nicht so forciert. Ich finde zwar die Mobilitätswende richtig und wichtig, aber wenn Politik die alten Geschäftsmodelle mehr oder weniger verunmöglicht, dann muss sie diesen Mitarbeitern helfen. Und bisher passiert da echt wenig. Im schlimmsten Fall wird das genauso enden wie die Verwerfungen und die soziale Spannung nach der Wende, die noch heute nachwirken.

Da muss ich widersprechen. Wenn ich bedenke wie viel staatliche Gelder in den Bergbau geflossen sind frage ich mich was hätte man noch tun sollen? Auch die Mobilitätswende kommt ja nicht plötzlich und die Menschen haben und hatten schon viel Zeit dich weiterzuentwickeln. Irgendwo müssen dann auch Arbeitgeber und Arbeitnehmer selbst was tun.

Man hätte eben nicht so viel in den Bergbau stecken sollen und dafür aktiv die Menschen weiter entwickeln. Zum Beispiel mit Programmen, die einen Bergarbeiter

  1. bei vollem Gehalt umschulen
  2. Berufserfahrung verschaffen und
  3. bei schlechterem Gehalt durch einen Branchenwechsel über x Jahre diesen Verlust ausgleichen bis durch die gewonnene Erfahrung die Gehaltsverluste weitgehend ausgeglichen sind.

Ist Ihnen ein solches Programm bekannt? Mir nicht.

Anstelle dessen haben selbst die Universitäten und Berufsschulen im Bergbau weiterhin ausgebildet und damit den Wandel konterkariert.

Und zuletzt, neue Arbeitsplätze durch Neuansiedlungen sind in den betroffenen Regionen auch ausgeblieben (zumindest für die Region Dortmund, Leipzig oder Dresden kann ich das sagen) oder erst in den letzten 5 Jahren langsam angelaufen.

Das ist auch ein Unding, dass es keine Abstellmöglichkeit gibt. Du könntest dich mit zwei anderen Radfahrern zusammen tun und einen Parkplatz okkupieren. Das kann auch niemand verbieten. In ganz vielen Städten gibt es Radinitiativen oder verantwortliche Bereiche der Stadt. Nur wenn Menschen aktiv werden ändert sich was

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