Die Kernkraftdebatte ist neu eröffent

Quelle, ansonsten schlicht dreiste Lüge. Übrigens wurde nichts do heftig subventioniert wie Atomkraft.

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Gibt es irgendwo auf der Welt ein AKW, dessen Geschäftsmodell privatwirtschaftlich auf eigenen Füßen steht? Das ohne staatliche Gelder gebaut und betrieben wird, wo der Betreiber selbst die Risiken inkl GAU versichern konnte und Geld für Entsorgung und Rückbau zurückgelegt hat?

Wenn nein, wieso nicht?

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Nur zur Aufklärung:
Das gilt auch für Kohle-Kraftwerke. Kohlekraftwerke sind ebenfalls nur möglich, wenn der Großteil der Erstellung (Infrastruktur und Kraftwerk) und des Rückbaus (Kraftwerk) mit öffentlichen Geldern gefördert wird(Da ist der Abbau der Kohle nicht inkludiert).
Nur Erdgas-, Biogas- und Erdölkraftwerke können wirtschaftlich betrieben werden, aber auch nur wenn man die Pipelines nicht mitrechnet. (Ausnahme, der Weltmarktpreis für Erdöl oder Erdgas steigt extrem, wie wir erlebt haben).
Bei EE ist der Break Even überwunden und diese können komplett selbstständig wirtschaftlich betrieben werden und sind die günstigsten Stromerzeuger die wir kennen.

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Mir ist auch nicht bekannt, dass die Betreiber von Kohlekraftwerken für die Schäden durch Luftverschmutzung (1000 vorzeitige Todesfälle pro Jahr) aufkommen müssten.

Aber wenn es so wäre, dass ein AKW ohne massive Hilfe des Staates für den Betreiberkonzern niemals bilanzpositiv werden kann, warum ist dann ausgerechnet vor allem die FDP dafür?

Die FDP hat absolut kein Problem mit Subventionen, wenn diese die Bilanzen von Privatunternehmen aufbessern, ganz im Gegenteil.

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Ganz ohne Ironie - der Fokus der FDP auf AKWs bleibt mir völlig unverständlich.

Bei der CDU/CSU kann ich ja verstehen, wenn man gerne auf eine zentralisierte defizitäre … (ein Wort gel. Mod) Technologie on Life Support setzt, für die man staatliche Gelder an Großkonzerne mit Bimbes (= Geld, Anm. Mod.) und gut funktionierender Drehtür sendet.

Aber was hat die FDP gegen erneuerbare Energien, wo diese doch individuell und dezentral, unabhängig von einem dirigistischem Staat, preisgünstig und sogar gut für die nationale Sicherheit sind? Wo gerade eine spannende Innovation nach der anderen aufpoppt? Wo es Marktpotential für neue Technologie Made in Germany gibt?

Mir will nicht in den Kopf, dass man sich bei FDP wider jeden Sachverstand und wider unsere nationalen volkswirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Interessen positioniert, um gegen die Grünen „das eigene Profil zu schärfen“.

Eigentlich bin ich mittendrin in der Wählerzielgruppe der FDP, desto mehr muss ich hier den Kopf schütteln. Ich hatte ernsthafte Hoffnungen, dass eine Ampel-Koalition gerade beim Thema Energiewende das beste aus allen drei Parteien hervorholen würde. Visionäre Grüne mit sozialdemokratischem Sachverstand und liberaler Finanzpolitik beim Abschneiden alter fossiler Zöpfe.

Stattdessen macht die FDP Opposition von der Regierungsbank unter Anführung eines pöbelnden Irrlichts wie Kubicki, gibt das „hinter vorgehaltener Hand“ auch genau so zu und startet „technologieoffene“ Verzögerungsdiskussionen wie hier mit AKWs, wenn man sich als Regierender auch mal für etwas konkret entscheiden müsste.

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Es gibt im Bereich erneuerbarer Energien schlicht kein liberales Gegen-Narrativ, das nicht schon ausreichend und überzeugend durch die Grünen besetzt ist. Allerdings fordern viele konservative und liberale Wähler eben einen erkennbaren Gegenpol zu den Grünen / der SPD. Da ist das Thema Atomkraft dankbar. Denn hier gibt es an der grünen Basis eine Ablehnung, die nicht in allen Punkten rein rational ist. Auch das Thema Kohle vs. Atomkraft ist praktisch, weil ein noch früherer Kohlausstieg eine SPD möglicherweise Wählerstimmen kosten würde.

Die Forderung Atomstrom statt Kohlestrom ist also eine Forderung, die aus einer CO2-Vermeidungsperspektive durchaus nachvollziehbar ist, auf der anderen Seite aber bei den „linken“ Parteien auf Ablehnung treffen wird.

Dass ein Betrieb mit 100% EE aus Wind und Sonne aktuell möglich wäre - selbst wenn wir schneller ausbauen würden - ist leider ein Märchen. Ich persönlich fände 100% EE auch optimal, aus vielen Gesichtspunkten.

Aktuell braucht man aber noch Grundlast. Das kann aus den aktuellen Möglichkeiten Kohle, AKW oder Gas sein. Wir haben also nie die Debatte AKW oder EE, sondern wie wir EE sinnvoll ergänzen, bis wir genug Speicherkapazität haben.

Als Hintergrund: In diesem Podcast wird die ganze Systematik sehr ausführlich diskutiert. Lohnt sich reinzuhören :slight_smile:

Der im Podcast interviewte André Thess ist laut Wikipedia Mitglied des Vereins Nuklearia.
Ich bezweifle daher die Objektivität.

Ansonsten ist die Frage der Grundlast eher ein Mythos.
https://www.zeit.de/wirtschaft/2011-04/atomausstieg-strom-energiepolitik/seite-2

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Ich würde vermuten, die Wahrheit liegt hier mal wieder in der Mitte. Ein wirkliches Konzept, wie man aktuell sicherstellen will, dass das Stromnetz bei Dunkelflauten nicht kollabiert, habe ich noch nicht gesehen. Der Beitrag den du zitierst bleibt ja vage und sagt etwa, dass Grundlast absehbar weniger relevant wird.
Dass man sehr viel Grundlast fährt und dann die Windräder aus dem Wind dreht, weil AKWs schwer regulierbar sind, ist offensichtlicher Quatsch.
Eine Idee die es gibt: EE am Netz lassen und AKWs in den Spitzen für Wasserstoff nutzen.
Ich meine, so richtig optimal ist angesichts der Lage, dass wir mit dem Ausstieg jetzt Fakten geschaffen haben, alles nicht.

Ich bin auch kein Strommarkt-Experte. Es scheint mir aber unumstritten, dass einzig ein Ausbau von EE Erzeugungskapazitäten das Problem nur auf den ersten Blick zu lösen scheint. Da scheinen einige aber nicht einmal drüber nachdenken zu wollen. Wenn bspw. der BUND zu einer Frage Einwände zum Naturschutz hat, gäbe man sich ja auch nicht mit dem Gegenargument zufrieden, dass die nicht objektiv sind.

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Nein. Das ist eine Wieselformulierung, um einer klaren Haltung zu entgehen. Es mag Gründe für oder gegen AKWs geben, aber von „Wahrheit in der Mitte“ spricht man in so einem Zusammenhang nur, wenn man die eigene Haltung ohne weiteren Widerspruch stehen lassen will.

Als Jugendlicher habe ich andächtig ein regionales Kernkraftwerk besucht. Als Nerd war ich damals Fan der Technologie. Der Herr, der meine Schulklasse herumführte, erklärte, man habe die Technik im Griff, sie sei völlig sicher, zu unseren Lebzeiten würden wir garantiert keinen ernsthaften Störfall erleben!

Inzwischen habe ich schon zwei GAUs miterleben dürfen und besonders alt bin ich noch nicht.

Lag da auch die Wahrheit in der Mitte?

Beide Störfälle fanden nicht in Drittweltstaaten statt. Sondern in Ländern, die zuvor anerkannt große Leistungen im Bereich Technik und Ingenieurswissenschaften vorweisen konnten. Es fällt mir schwer zu glauben, dass wir hierzulande ja so viel bessere Ingenieure, so viel bessere Aufsichtsbehörden und so viel weniger Korruption als in jenen Ländern haben sollen.

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Naja, das aktuelle Konzept heißt Kohlekraftwerke.

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Die SZ hat darüber berichtet.
Demnach wäre ein entsprechend dimensioniertes europäisches Netz, das auf Wind und Sonne setzt, ausreichend.
Dass weder Sonne scheint, noch irgendwo Wind weht, hat es bisher nicht gegeben. Aber Du hast insofern recht, dass das nicht kurzfristig umsetzbar ist. Neue Atomkraftwerke aber auch nicht. Und die alten sind schon in Rückbau. Eine Reaktivierung käme uns Steuerzahler teuer.

Zum Thema dunkle Flaute haben wir hier schon mal ausführlich diskutiert. Aus meiner Sicht ist das allerdings nicht das limitierende Problem, sondern eher der saisonale Lastausgleich.

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Dieses Konzept gibt es.

  1. EE ausbauen über 100% benötigte Leistung hinaus, möglichst europaweit (und Frankreich kann dabei seine Meiler laufen lassen)
  2. Energieeffizienz fördern in Industrie und Haushalt
  3. Ausbau Gaskraftwerke (derzeit ausgeschrieben) und H2 Fernleitungsnetz installieren
  4. H2 Herstellung und Speicherung bei Überschuss sowie Verstromung bei Bedarf

dazwischen
a. Stromnetzausbau innerdeutsch
b. Stromnetzausbau europäisch zum Ausgleich Angebot und Nachfrage
c. Batteriespeicher
d. Kleine Lösungen schaffen

Als Bonus:
In anderen Ländern Ausbau EE unterstützen, Energiepartnerschaften wenn diese Länder selbst zum Großteil mit EE Strom versorgt sind.
Import von Energie bei Bedarf (wird wahrscheinlich sein).

Eigentlich einfach - machen ist das Geheimnis.

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Absolut. Die Konzepte habe ich ja auch immer wieder selbst hier präsentiert (Fraunhofer Studie). Sind halt alles mittel / langfristige Konzepte. Man kann daher sagen für AKWs gibt es maximal ein Potential als Überbrückung und Ersatz für Kohlekraft. Und auch nur unter der Voraussetzung, dass Geld eine untergeordnete Rolle spielt. Dabei würden die 6 noch nicht rückgebauten AKWs ca. 12% des (aktuellen) Strombedarfs decken.

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I don’t get it. Diese Aussage bezieht sich offensichtlich auf die Frage der Notwendigkeit von Grundlast, die Gegenstand der Diskussion war. Hier sehe ich in Debatten häufig die beiden Positionen 1) 100% EE wäre auch aktuell überhaupt kein Problem für eine sichere Stromversorgung und Grundlast sei ein Mythos sowie 2) EE seien so volatil, dass sie weniger fokussiert werden müssten. Da würde ich auch dabei bleiben, dass die Wahrheit vermutlich in der Mitte liegt.

Mit der Frage, ob AKWs da eine gute Lösung sind, wie hoch deren Risiko ist und welche allen bekannten GAUs du miterlebt hast, hat das an der Stelle allerdings zunächst nichts zu tun :wink:

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Das sind viele Beiträge, seit ich das letzte mal nachgesehen habe.
Grundlast: Natürlich gibt es einen Grundbedarf an Strom (wir schalten die Kühlschränke nicht aus, sondern die laufen 24/7). Dementsprechend gibt es eine Grundlast. Man kann sogar diese Grundlast in 3 Teile spalten. Jahres- und Tageszeiten unabhängiger Grundbedarf (Kühlschrank), Jahreszeiten abhängiger Grundbedarf (WP, Klimaanlagen), Tageszeiten abhängiger Grundbedarf (Beleuchtung). Der letzte Bedarf kann auch als variabler aber gut vorhersehbarer Bedarf gesehen werden.
Diese Grundbedarfe sind immer vorhanden und statistisch sehr gut planbar.
Dazu kommen die Spitzenbedarfe (E-Herd, laden des PKW).
Dieser Grundbedarf muss immer gedeckt werden. Dazu benutzt man idR Grundlast Kraftwerke (schlecht Regelbar, hohe Betriebsstabilität). Da wir auf langesicht aus diesen Kraftwerken aussteigen wollen (Kohle, AKW), muss die Grundlast anders abgedeckt werden. Da wir auf EE dabei setzen wollen, diese aber volatil sind, muss es Backup Systeme geben (Power to Gas, Batterie usw.).
In Kurz, wir werden aus der statischen Grundbedarf/ Grundlast Zeit in eine Grundbedarf/ Wechsellast Zeit eintreten. Das ist nicht so eben gemacht. Wie sehr gut beschrieben von @Christoph müssen viele Dinge erst umgesetzt werden.

Die Frage die @MarkusS dankenswerter Weise nochmals gut gestellt hat ist, was machen wir während des Umsetzens? Wahrscheinliche Zeitachse 17 Jahre.
Kohle und damit CO2 oder AKW mit Sicherheitsbedenken weiter betreiben?

Noch kurz ein Wort zur FDP: Das ist wahrscheinlich wirklich nur Populismus und das abgrenzen zu den Grünen, weil auch immer wieder völlig falsch Argumentiert wird (Angebot vergrößern, um Preis zu senken; Forschung in neue AKW Technologien; Netzstabilität usw.) CO2 Ausstoss wird so gut wie nie erwähnt als Hauptargument und auch nicht welche Kosten entstehen.
Da ist die Union (in Teilen) nicht viel, aber etwas besser in der Argumentation.

Schlussbemerkung: Um dem Argument, „der Staat füllt dem Betreiber die Geldsäcke auf bei weiter betrieb“ zu begegnen, könnte man die AKW einfach verstaatlichen. Der Staat müsste ohnehin die Versicherungsprämien bezahlen und die Brennstäbe kaufen. Dann kann man die Kraftwerke auch gleich übertragen.

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Angenommen die Bundesregierung schafft ihre Ausbauziele, dann dürfte es die Kohle ab 2030 schwer haben, sich im Markt durchzusetzen. Das wäre in 7 Jahren. Dieses Zeitfenster - minus die Zeit bis die Kraftwerke tatsächlich einsatzfähig sind - würde ich daher realistisch auch noch für die AKWs sehen.