Die Kernkraftdebatte ist neu eröffent

Hallo Lage Team,

ich habe in den letzten Wochen vermehrt in Statements und Diskussionen von Union und FDP Politikern vernommen, dass Deutschland die Kernkraft schnell wieder einführen sollte. „… das Strom Angebot verbreitern, um den Preis zu senken…“; „… Kernkraft ist CO2 neutraler als Kohle- und Gas…“
Danach brechen die Statements ab und wirklich kein Moderator oder Journalist fragt nach, über welche AKWs hier gesprochen wird; neue oder alte wieder hochfahren. Die letzten Drei vom Netz gegangenen befinden sich schon im Rückbau und die Betriebsgenehmigungen sind ausgelaufen.
Neue AKWs würden eine Bauzeit von mehr als 10 Jahren haben.

Darum fehlt mir grade die Verbindung zwischen diesen Statements und der Realität, außer Populismus.
Steckt dort also mehr hinter oder ist es wirklich nur Populismus?

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Da man auch auf wiederholte Nachfrage nie eine Antwort darauf bekommt, wie unflexible Kernkraft zukünftig technisch in ein Stromnetz mit erneuerbaren Energien passt, ist es für mich populistisch.

Neue Kernkraftwerke würden dann zum Zeitpunkt der Fertigstellung in 20 Jahren auf ein Energiesystem treffen, das bereits umgebaut wurde. Wer nimmt dann den teuren Strom ab? Solar, Wind, Batterie, Wasserstoff sind zu schnell in Ausbau und der Entwicklung.

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Was schon sehr optimistisch geschätzt ist. In Finnland wurde nun nach 12 Jahren Bau der letzte Ausbau Olkiluoto 3 fertig gestellt. Und wir haben die letzten Jahre in Deutschland ja gesehen, dass solche Großprojekte hier länger als geplant brauchen.

Dazu die erwartbaren Proteste, die Standortsuche, die abnehmenden Wasserstände und Wassertemperatur der Flüsse für die Kühlung, die Abhängigkeiten von Ländern, in denen Uran befördert wird, ganz zu schweigen von der Lagerung der Abfallprodukte. Dazu kommt von Dir beschrieben der Energiemix in 15+ Jahren, der vermutlich weniger Grundlast braucht sondern mehr variable Steuerung.

Allerdings kann ich mir vorstellen, dass eine Regierung aus CDU-CSU-AfD so etwas beschließen könnte.

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So wie ich in verschiedenen Quellen gehört habe (bspw. BTO Podcast) geht es um die 3, die abgeschaltet wurden sowie ggf. weitere 3, die schon etwas länger abgeschaltet sind.

Lt Aussage der entsprechenden Konzern-Vorstände wäre eine Wiederaufnahme des Betriebs technisch möglich, sodass es eine rein politische Debatte ist, aber sicherlich kein Populismus.

Gegenargumente: I. w. Grüne Überzeugungen (manche würden es als Ideologie bezeichnen), Risiko (wobei Habeck wesentlich schlechtere AKWs im Kriegsgebiet ja ok findet; Quelle: Welt) sowie zusätzlicher Atommüll, der im Vergleich zur bereits vorhandenen Menge aber sehr gering ist

Pro-Argumente: Höhere Versorgungssicherheit bei Strom, geringere Strompreise, Unterstützung der sozialen Situation für ärmere Haushalte, deutlich geringerer CO2 Ausstoß durch weniger Braunkohle

Unterm Strich eigentlich ein No-Brainer die Teile ÜBERGANGSWEISE wieder einzuschalten, um dem Klima und dem Standort zu dienen. Eine Grüne Partei, die an der Stelle für die eigene Ideologie - mit Verlaub - aufs Klima scheißt, kann ich auch bei anderen CO2-Fragen dann nicht mehr ernst nehmen.

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:slight_smile: technisch ist die Wiederaufnahme möglich, aber auch nur nach 100te Millionen Investitionen in die Instandhaltung (laut EnBW), weil neue Betriebsgenehmigungen erteilt werden müssten, die dann heutigen, höheren Sicherheitsstandard erfüllen müssten.
Die Personalfrage müsste geklärt werden, denn auch hier ein riesen Fachkräftemangel (Siehe Berichte bei der Abschaltdiskussion).

Prinzipiell muss ich allerdings sagen, dass mir persönlich und stark grün angehaucht, die Idee AKWs wieder ans Netz zu nehmen, nicht unsympathisch ist, weil ich lieber Kohlekraftwerke runterfahren wollte, als „relativ CO2 neutrale“ AKWs. Neue AKWs zu bauen, wenn nicht grade Flüssigsalzreaktoren, halte ich jedoch für Quatsch, weil bis zur IBN die Kohlekraftwerke ohnehin vom Netz sind.
Hier möchte ich auch betonen, dass die Atomendlager Frage in dieser Diskussion wirklich zu minimalisieren ist, weil der zusätzliche Atommüll wirklich zu vernachlässigen ist, von der Menge her.
Aber auch das Argument der Union und FDP des günstigen AKWstroms ist einfach falsch. AKW Strom liegt bei 48 Cent/kWh und wahrscheinlich höher.
Bleiben also die Argumente Sicherheit vs. CO2 Ausstoß.

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Sehr unvollständig…

Gilt nur bedingt, häufig fallen die Teile genau dann aus, wenn man sie am meisten braucht. So geschehen mit den Reaktoren in Ringhals und Oskarshamn im letzten Winter in Schweden.

Das ist falsch, Atomstrom ist mit der teuerste überhaupt, nur das bei keiner anderen Stromart so dermaßen bei Förderungen umd Vergünstigungen getrickst und verschleiert wurde um das Märchen des billigen Stroms irgendwie aufrecht zu erhalten.

???

Was hat das mit dem Betrieb oder Nichtbetrieb von AKW zu tun?

Das ist das einzige was wirklich was zählbares als Argument auf den Tisch bringt.

Aber die Konservativen haben den Kohleausstieg verzögert wegen der zu erwartenden Volatilität der neuen Energiversorgung und die jetzige Bundesregierung will da nicht wirklich ran und den vorziehen.

Ein Wiedereinschalten der AKW (frühestens in einem Jahr wenn wirklich alles sofort begonnen wird) würde aber auch den Kohlekompromiss wieder in Frage stellen.

Heißt zum einen reichlich Steuermillionen an die AKW Betreiber als Subvention und reichlich Steuermillionen an die Betreiber der Kohlekraftwerke als Entschädigung…

Nix No-Brainer, das glauben nur all diejenigen die glauben man könnte ein AKW mit drücken eines Knopfes ein und ausschalten.

Den musst du jetzt erklären.
Der Atomausstieg war lange beschlossen und neue Brennstäbe wurden nicht mehr bestellt.
Die Konservativen hatten dafür auf Erdgas aus Russland gesetzt.
Das die Grünen jetzt zähneknirschend auf Kohle gesetzt haben war die Wahl zwischen Kohle oder dunkel und kalt im Winter.

Weder die verbliebenen AKW noch das Gas aus Russland waren eine Option.

Was würdest du denn schreiben, wenn die Grünen nicht den Betrieb der Kohle ermöglicht hätten und Gas und Atom wegen Brennstoffmangel augefallen wären?

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Es gibt keine belastbaren Anzeichen dafür, dass auf Bundesebene eine Koalition oder nur eine Tolerierung einer CDU geführten Regierung mit bzw. durch die AfD nach der kommenden Bundestagswahl wahrscheinlich ist. Das ist Phantom Diskussion Nr. 1.

Phantom Diskussion Nr. 2 ist eine tatsächliche Wiederaufnahme von Atommeilern. Das Thema ist in Deutschland politisch zum Glück durch, auch wenn einige Lobbyisten und Fanboys das Thema auch in diesem Forum immer wieder hochholen.

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Erst einmal sind es 3 Parteien im der Regierung. Zweitens darfst du dich bei Angela Merkel bedanken, dass wir zu wenig erneuerbare haben und dass sie die Ukraine 2014 für Blutgas verkauft hat. Drittens ist Atomstrom unzuverlässig, nicht regelbar und - mit Verlaub - scheiße teuer. Jeder Cent in Atomkraft ist vergeudet, dann lieber direkt in erneuerbare stecken.

BTW, wo soll eigentlich das Personal hergezaubert werden für die ungeprüften AKWs?

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Dass wir in Deutschland nicht einmal etwas abschließen können.

Wir können nicht den Atomausstieg zum zweiten Mal wieder rückgängig machen, den Konzernen noch mehr Milliarden hinterherzuschieben und dann behaupten, der Strom wäre der günstigste den wir jemals beziehen könnten.

Diese Milliarden könnten wir gut für die Transformation verwenden. Dazu zählen u.a. mehr dezentrale Speicher, H2 Erzeugung, Speicherung und Energieerzeugung.
Die Diskussion um die Atomkraft ist ausschließlich ein Ablenkungsmanöver, um einfach wieder eine populistische (und da widerspreche ich gerne den vorhergehenden Beitrag) Debatte vom Zaun zu brechen, die nichts, aber auch wirklich gar nichts bringt.

Die Konzernlenker kommen doch gar nicht mehr aus dem Schenkelklopfen heraus:
einmal bezahlt für den Ausstieg
einmal bezahlt für den Wiedereinstieg
und noch einmal bezahlt für den Ausstieg
und noch einmal bezahlt für den Wiedereinstieg?
Noch mal bezahlt für den dann stattfindenden Ausstieg?

Und um Atommüll müssen sie sich auch nicht mehr kümmern. Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, läppische 23 Milliarden für die Ewigkeitskosten sowie noch zusätzliches Geld für den Rückbau der Atomkraftwerke.

Wie leichtfertig die Verteidiger unserer Steuerzahlungen in dieser Situation mit den Steuerzahlermilliarden umgehen, einfach faszinieren.:scream:

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Aber kein Cent zu viel ausgeben wollen für sozialen Ausgleich, sagt viel über diese Menschen und deren charakterlichen Präferenzen.

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Der aktuelle, inhaltlich falsche Lieblingsspruch der FDP „Erst muss erwirtschaftet werden, was verteilt werden soll“ scheint plötzlich nicht zu gelten, wenn es um Projekte der FDP geht.
Ich verstehe die Diskussion um Atomkraft nicht. Der Bau dauert ewig. Bis sie laufen, wird sich vieles geändert haben. Wäre völlig unverantwortlich, teuer, unflexibel und mit ungelösten Folgeproblemen.

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Es ist nur Populismus. AKWs sind vertraut, erneuerbare Energien sind neu, das Neue macht Angst. AKWs wurden von „den Grünen“ bekämpft, also müssen die selbsternannten politischen Gegner der Grünen AKWs jetzt gut finden.

AKWs werden heutzutage immer nur dann in der öffentlichen Diskussion herangezogen, wenn man eine konkrete Entscheidung für den weiteren Ausbau erneuerbarer Energien verzögern will. Es ist das gleiche Prinzip wie bei „E-Fuel“, das magische Zauberwort, um eine konkrete Entscheidung für Elektromobilität zu verzögern. „Technologieoffenheit“ ist in der Politik das Synonym für Prokrastination.

AKWs sind nur dann „preisgünstig“, wenn ihr Betrieb staatlicherseits garantiert und ihre Folgekosten (Brennstoffproduktion, Endlagerung, Unversicherbarkeit, Risiko von Unglücken) auf die Allgemeinheit vergesellschaftet werden. Mit anderen Worten, AKWs kann man nur betreiben, wenn der Staat sie massiv subventioniert. Und nur Großunternehmen können AKWs betreiben. Großunternehmen, die ganz gerne Subventionen erhalten.

Mangels Alternativen waren wir in den letzten Jahrzehnten bereit, dies zu tun.

Erneuerbare Energien sind aber inzwischen so spuckebillig, dass ein Neubau von AKWs gegenüber dem Neubau von EEs keinen wirtschaftlichen Sinn mehr ergibt - außer, man will aus irgendwelchen Gründen weiterhin Großunternehmen staatlich massiv subventionieren.

Es ist immer wieder auffällig, wie oft die FDP lautstark Dinge fordert, bei denen am Ende Großunternehmen staatliche Subventionen kriegen müssen, damit sie nicht an der wirtschaftlichen Realität scheitern.

Wäre die FDP wirklich Partei des kleinen Staates und der unsichtbaren Hand des Marktes, würde sie die Subventionen streichen und dann lachend zusehen, wie unwirtschaftliche Altkraftwerke demontiert werden, während erneuerbare Energien und ein innovativer Umbau des Stromnetzes sie ersetzen.

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Seit wann ist denn bitte die FDP für Subventionen? Wollen SPD und Grüne oder FDP und CDU einen 30 Mrd. Industriestrompreis?

Wichtig sind gute und faire wirtschaftliche Rahmenbedingungen, nicht eine bürokratische Subventionspolitik (mit sinnvollen Ausnahmen), in der Beamte nach Gutsherrenart Gelder verteilen.

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Du hast natürlich insofern Recht, als dass die Kosten mittlerweile nach 5-maligem „rein in die Kartoffel, raus aus der Kartoffel“ deutlich teurer wäre, als wenn man direkt nach Ausbruch des Kriegs eine realpolitisch rationale Entscheidung getroffen hätte.

Bei Versorgungssicherheit als Argument 2 AKWs in Schweden zu nennen, ist ja kein Argument. Wie oft sind die Deutschen denn ausgefallen?

Ohne hier mal über die Preise auf Ebene der Nachkommastelle zu streiten, senken AKWs zunächst die Preise (s. Grafik). Wenn wir über bestehende AKWs reden, müssen wir natürlich die Grenzkosten betrachten - mittlerweile natürlich aus Volkswirtschaftlicher Sicht zzgl. Kosten für eventuelle Wiederaufnahme des Betriebs etc.

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Für ihre Klientel schon.

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Atomenergie ist nicht billig. Bau, Unterhalt, Sicherheit, Atommüll… sind nicht billig.
Erneuerbare sind billig. Diese fehlen in deiner Grafik.

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Nein, denn falls es dir entgangen sein sollte, sind sowohl Brennstäbe, Revision, Personal und Betriebsgenehmigung von dem dauernden „Kampf“ der Atomboys völlig unberührt.

Die Kosten eines Wiedereinstiegs dürften sich nur minimal nach obrn vetschoben haben.

Jetzt vermengst du aber Versorgungssicherheit des Netzes mit Ausfall einzelner Reaktoren …

Das Netz ist in Schweden am Ende auch nicht ausgefallen, nur der Strom wurde teurer da die Blöcke aisgefallen sind.

Und weiter geht die Märchenstunde der Atomlobby …

Zumal du nichtmal angibst wo du die Grafik hergezaubert hast.

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I don’t get it. Lies oben nochmal nach, du zitierst meinen Satz zur Versorgungssicherheit und gehst darauf mit den 2 AKWs ein. Aber schön, wenn es dir selbst auffällt, dass da etwas vermengt wurde.

Für den Strompreis (Verbraucherpreis) sind die GRENZkosten entscheidend, nicht die Vollkosten. D. h. bei im Betrieb befindlichen AKWs (I know, aktuell keines), geht es um die variablen Kosten der zusätzlich produzierten Einheiten - keine Baukosten etc.

Die Grenzkosten sind bei Erneuerbaren ebenfalls sehr gering, weshalb diese auch ausgebaut werden sollten! Und das schneller als aktuell.

Dass 100% Grünstrom funktioniert ist mangels Speicher jedoch aktuell ohnehin noch eher unwahrscheinlich. Daher geht es ja darum, ob wir als Ergänzung AKWs haben oder dreckigen Strom aus Braunkohle und Gas.

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Du setzt hier aber unterschiedliche Kraftwerksarten unreflektiert gleich. Um ggf. Ausfälle aus erneuerbaren Energien zu umgehen braucht es regelbare Kraftwerke und das sind AKWs nicht. Also völlig ungeeignet und zu teuer. Den. Man muss auch die Kosten der Endlagerung. Reaktivierung etc. einrechnen, was Konservative bewusst nicht tun. Es ist und bleibt eine Nebelkerze im von echten Problemen abzulenken.

BTW: wo soll das Steuergeld herkommen? Da stehen nämlich vor AKWs viele Sozialprojekte mit Vorrang die wirklich Ärmeren helfen.

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Die senken den Preis nicht, die Betreiber verdienen sich nur eine goldene Nase daran (siehe Grafik). Den Preis setzt nämlich das letzte Kraftwerk, die Differenz kassiert der Betreiber.

Vielleicht staatliche AKW mit staatlicher Betreibergesellschaft, dann bleibt das Geld wenigstens in der Staatskasse.

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