Die Gründe, warum die AfD gewählt wird: Und bin so schlau als wie zuvor

Nicht Rechtsextremismus, aber eine sehr unreflektierte Zustimmung zu einer Rechtsextremen Partei.

Wir Deutschen neigen dazu, wenn wir unglücklich sind, massiv daran zu arbeiten, das andere auch möglichst unglücklich sind . Geteiltes Leid ist halbes Leid. :wink:

Wir gönnen halt anderen nicht das sie glücklicher sind wie man selbst…

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Trotz intensiver Onlinesuche habe ich die Information aus einer Studie bzw. Befragung, nach der AfD-Wählende im Sozialleistungsbezug häufig für eine Kürzung von Leistungen wie dem Bürgergeld seien, wenn es kinderreichen Familien mit Migrationsgeschichte danach noch schlechter geht als ihnen, leider nicht wieder auffinden können. Aber das würde deine These zumindest bezogen auf AfD-Wählende bestätigen.

Aber eine Verallgemeinerbarkeit auf uns Deutsche lässt sich daraus meines Erachtens keineswegs ableiten.

Vielmehr zeigen alle möglichen Studien, dass sich AfD-Wählende doch in zentralen Einstellungen ganz erheblich von denjenigen, die demokratische Parteien wählen, unterscheiden.

Ein Beispiel sei hier angeführt:

Laut der Datenanalyse befürworten vor allem Wähler der Alternative für Deutschland (AfD) Gewalt gegen politische Gegner. Knapp ein Viertel der AfD-Wähler (23 %) ist der Ansicht, dass politische Gewalt zu billigen ist. Zudem hält über die Hälfte der AfD-Wähler (51,5 %) politische Gewalt für eine Grauzone und akzeptierte deren Anwendung zumindest. Die Autoren erklären, dass die Ergebnisse auf eine gefährliche Radikalisierung bei den Anhängern der Partei hindeuten.

Bei den Wählern der anderen Parteien ist der Anteil, der politische Gewalt billigt, deutlich geringer.

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Ist tatsächlich eher eine Alltagserfahrung, aber gibt auch reichlich positive Gegenbeispiele.

Aber diese Tendenz zum Negativen lässt sich nicht ganz verleugnen.

Die Gründe für eine AfD Wahl finde ich relativ plausibel (zumindest im Osten)

  • man hat SED/PDS/Linke gewählt → keine Verbesserung
  • man hat CDU gewählt → keine Verbesserung
  • man hat SPD gewählt → keine Verbesserung
    jetzt kommt halt die nächste „Alternative“ auf dem Wahlzettel dran.

So funktioniert Demokratie:
Auswahl aus mehreren Möglichkeiten & Ändern der Wahlentscheidung bei Unzufriedenheit.

Wenn es nie besser wird, egal wenn man wählt, liegt es vielleicht an einem selber. Aber das zuzugehen fällt schwer. Solche Menschen sind dann für die Demokratie verloren und es bleibt nur, dafür zu sorgen, dass die bei der nächsten Wahl daheim bleiben, z.B. indem man die AFD verbietet.

Verbesserung in welcher Hinsicht?

Verfassungsfeindliche Rechtsextremisten wählen, weil man von anderen enttäuscht ist? Geht’s noch?

Wenn die Leute bei Wahlen dann daheim bleiben, kommen sie vielleicht irgendwann wenn keine Wahlen sind und was machst du dann? Wasserwerfer? Und wir reden hier in Teilen Deutschlands von 30%…also jeder Dritte. Diesen Menschen Ihre Meinung und Probleme, die für sie ja Real und logisch sind, abzusprechen, komplett abzuhängen und zu sagen ihr dürft hier leben aber eigentlich seid ihr egal finde ich doch für eine Demokratie… schwierig.

Die wenigsten wählen die AFD weil sie tief im Herzen davon überzeugt sind. Hier werden Ängste ausgenutzt von sozialem Abstieg, Vereinsamung und Sicherheit. Diese werden geschürt und dann auf einen vermeintlich einfachen Nenner gebracht. Und unsere Regierung tut nichts dagegen diese Ängste ernst zunehmen und diese Menschen wieder abzuholen. Und je länger das dauert desto besser können sich Gedanken festsetzen. Ich denke vielleicht 10-15% sind derzeit in manchen Bereichen einfach aktuell schwer zurück zu holen aber der Rest will eigentlich nur das Sie gehört und ernst genommen werden. Ich denke das merken auch Politiker wenn sie in die Regionen fahren.

Das würde ich nicht unterschreiben, da wir leider ein sehr eingeschränktes Parteienspektrum haben auf Grund der 5% Hürde und sich viele Parteien leider doch sehr ähneln. Am Ende müssen sich die etablierten Parteien fragen ob sie wirklich immer Politik im Sinne des Ostens gebracht haben.

Hättest du das 1932/33 auch über die Anhänger/-innen der NSDAP geschrieben? Bei der Reichstagswahl im November 1932 wählte das von dir angeführte Drittel die Hitler-Bande. Der Anteil der Menschen, die solchen Parteien ihre Stimmen geben, kann also kein Argument sein.

Lt. Forschungsgruppe Wahlen stimmen 70 % der AfD-Wählenden entsprechend ihrer Selbstauskunft mit den Forderungen der Partei überein (vgl. Befragung anlässlich der Europawahl).

Und weil man Angst hat vor sozialem Abstieg usw., wählt man eine Partei, die noch viel neoliberaler ist als die FDP. Dass das unsinnig ist, sollte klar sein.

Auf welche empirischen Daten stützt du dich?

Offen gestanden halte ich es für eine Lebenslüge vieler Linker, dass sie immer glauben, der Mehrheit der Menschen würde es vorrangig um soziale Verbesserungen gehen. Die Empirie über AfD-Wählende weist hier in eine ganz andere Richtung.

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Mal wieder blutdrucksenkend eingreifend…:wink:

Wenn wir nun so zwischen 15-30% AfD Wählerpotential haben (ich unterscheide da durchaus noch zwischen Umfrage und realen Wahlergebnis), gemessen auch an Stichprobe einer Umfrage oder an der realen Wahlbeteiligung:

Was machen wir jetzt mit dieser doch recht großen Anzahl an Wahlberechtigten in Ost und West, die zumindest laut eigenen Aussagen entweder konkret rechtes Gedankengut vertreten oder mindestens unserer Demokratie und ihren Werten kritisch gegenüber stehen?

Irgendwie müssen wir doch mit diesen Menschen umgehen.

Mal etwas überspitzt:

  • Grenzen wir die aus?

  • sperren wir die ein?

  • diskutieren wir mit denen?

  • ignorieren wir die?

Ich weiß da tatsächlich grad nicht, wie man im Sinne einer wehrhaften Demokratie, aber maßgeblich einer Demokratie damit umgeht.

Diese Leute mit menschenfeindlichen und autoritären Einstellungen gibt es ja nun schon lange - für die letzten ungefähr zwei Dekaden ist das mindestens belegt. Meine aber, dass es da auch noch ältere Studien bzw. Erhebungen gibt, die das auch belegen.

Zu deinen Fragen habe ich eine Haltung, die ich im Folgenden kurz erläutern möchte.

Vorausgeschickt sei, dass, wer andere ausgrenzt, sich selber ausgrenzt. Menschen mit gruppenbezogen menschenfeindlichen Einstellungen grenzen somit sich selber aus, weil sie ganze Bevölkerungsteile als nicht dazugehörend ausgrenzen. Diesen Leuten würde ich daher sagen, dass sie, weil sie andere nicht als Teil dieser Gesellschaft akzeptieren, selbst gewählt haben, dass sie für sich bleiben. Sie wollen es ja schließlich so.

Man muss niemanden ausgrenzen, kann sich aber von menschenfeindlichen Einstellungen abgrenzen. Das ist ein gravierender Unterschied.

Man kann beispielsweise sagen: „Du entscheidest selbst, ob du ein Teil dieser Gesellschaft sein möchtest.“

Wenn das dann jemand verneint, hat er seine Wahl selbstbestimmt getroffen.

Was erkennbar/logischerweise nicht funktionieren kann, ist, Menschen zwangszuintegrieren, um den Preis, infolgedessen andere (z. B. Migrierte) ausgrenzen zu müssen.

Wenn eine Bereitschaft da ist, zu diskutieren, kann man es ja machen. Aber nicht, ohne die Grundwerte unserer Verfassung zu verraten (z. B. die Artikel 1 und 3 des Grundgesetzes). Wer nicht bereit ist, sich auf dieses gemeinsame Wertefundament, den Minimalkonsens unseres Zusammenlebens hier in Deutschland, einzulassen, mit dem/r ist eine Diskussion letztlich aus meiner Sicht irgendwann müßig.

Im letztgenannten Fall bleibt schließlich nur noch das Ignorieren.

Und wenn ein Drittel Faschisten/-innen durch Wahl zur Macht verhelfen geneigt ist, bleibt nur, vorher vom in der Verfassung stehenden Parteienverbot Gebrauch zu machen.

In diesem Sinne muss eine Demokratie tatsächlich wehrhaft sein.

Das Vereinsverbot gegen Compact war mal ein sinnvoller Anfang.

Nein, das sagt die im Artikel verlinkte Studie nicht aus. Schlampiger Journalismus von der taz.

„The biggest caveat when interpreting our results is that we cannot exclude a causal link from discontent to AfD support. As the literature has shown [44, 45, 54–60], discontent with the political system is an important driver of support for right-wing populist movements, in Germany and elsewhere. So, voters who experience discontent may select themselves into the group of AfD supporters.“

Das von dir Zitierte ist ja lediglich eine Relativierung, dass etwas eben nicht auszuschließen sei. Die Evidenz der Studie selbst weist in die entgegengesetzte Richtung. Insofern berichtet die Taz korrekt.

Was auch keine der angeführten Studien widerlegt, ist, dass es auch einfach so sein könnte, dass Menschen mit generell höherem Unzufriedenheitslevel oder einstellungsbedingt höherer Unzufriedenheit eher zum Wählen rechtsextremer Parteien neigen.

Wenn jemand bereits rechtsextreme Einstellungspatterns hat, ist der-/diejenige naturgemäß immer schon unzufriedener mit einer von demokratischen und verfassungskonformen Parteien dominierten Politik.

Wenn jemand Persönlichkeitseigenschaften hat, die ihn/sie grundsätzlich unzufriedener machen, ist es auch wahrscheinlicher, dass er/sie sich eine Partei sucht, die diesem allgemeinen Unzufriedenheitsgefühl Ausdruck gibt.

Davon unbenommen bleibt das Studienergebnis, dass AfD-Wählen noch unzufriedener macht.

Ein weiterer Aspekt ist die fehlende Bedeutung von Gewerkschaften insbesondere im Osten Deutschlands.
Ich empfehle an dieser Stelle das Buch „Machtübernahme“ von Arne Semsrott (FragDenStaat:

Gut, ich gebe zu, ich war vielleicht etwas harsch. Bei dir ist ja offenbar beim Lesen hängengeblieben, dass die Kausalität „andersherum“ sei. Mir ging das ähnlich. Tatsächlich steht diese Studie aber nicht im Widerspruch zu dem, was @Mike gepostet hatte, sie ergänzt eher.

Kann sein. Aber auch dann wäre die eigentlich interessante -und nach wie vor offene- Frage mMn nach: wieso sind es ausgerechnet in so großem Maße rechtsextreme Ideen, hinter denen die sich versammeln? Aus Unzufriedenheit an sich folgt ja erst mal gar nichts zwangsläufig.

Und genau darum ging’s mir ursprünglich.

Unzufriedenheit ist da sicher keine treibende Motivation an sich.

Es hängt auch davon ab, ob Unzufriedenheit an Gründen liegt, die in meinem Kontrollbereich liegen, also die ich selbst direkt ändern kann/könnte.
Oder ob es Ursachen sind, die außerhalb meines direkten Einflusses liegen.

Bei letzterem kann ich mir zumindest vorstellen, das man sich da eher nach Gruppen/Parteien orientiert, denen ich die Fähigkeit zuschreibe, diese für mich negativen Umstände (die meine Unzufriedenheit verursachen), in meinem Sinne zu ändern.

Wenn also zum Beispiel Migration ein solches Thema wäre, könnte ein Effekt sein, das man sich an Parteien orientiert , die hier am konsequentesten Abhilfe versprechen, und blendet ggf andere Programmpunkte dieser Partei weitgehend aus oder nimmt sie billigend in Kauf.

Ist jetzt aber Küchentisch-Psychologie ohne Beleg….:wink:

Wenn „Migration ein solches Thema“ ist, handelt es sich um Rassisten/-innen.

Und für solche sollte niemand Verständnis haben.

Es mag ja „Gründe“ im Sinne von Ursachen, wie es dazu kommt, geben, wenn jemand eine rechtsextreme Partei wählt.

Eine Rechtfertigung gibt es nie.

Und das vermisse ich an der gesamten Diskussion. Es gibt ja den Spruch: „Wer AfD wählt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.“

Das ist meines Erachtens ungenau und gibt zu Missverständnissen Anlass. Mir erscheint zutreffender: „Wer eine rechtsextreme Partei wie die AfD wählt, weigert sich, Verantwortung (fürs eigene Leben) zu übernehmen.“

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Kann es auch sein, das man Probleme, die auf eigenen Unvermögen/Unwillen beruhen, gerne dann auf andere projiziert werden, weil man sich tatsächlich so leicht von der eigenen Verantwortung frei macht? Die „Schuld“ dann anderen zuschreiben kann, also ein Ziel für seine Unzufriedenheit hat, und sich selbst nicht mehr verändern/bewegen muss?

Das können Migranten/Ausländer sein (da spielt dann sicher Rassismus eine wichtige Rolle), aber auch politische Parteien, Klimakleber, Unternehmen, Milliardäre, Autofahrer, „die da oben“.

Also hängt immer davon ab, wem ich meine Unzufriedenheit oder „schlechte Laune“ am glaubwürdigsten (für mich) in die Schuhe schieben kann.

Also das nur mit Rassismus abzuhaken wäre mir zu einfach gedacht.
Meine These mal breit gedacht, könnte sich damit auch der Zulauf zum BSW etwas erklären.

Womit ich wieder bei meine laienhaften These wäre, das man einfach nur ein Feindbild braucht, um sich nicht mit eigenem Versagen oder Unzulänglichkeiten befassen zu müssen.

Und es gibt grad genug Gruppen/Parteien/Medien, die uns sehr bereitwillig und vereinfacht passende Feindbilder bieten.

Küchenpsychologie 2.0 :wink:

Projektion halte ich ebenfalls für plausibel.

Allerdings richtet die sich ja nicht gegen irgendwelche random dudes.

Dass die Tendenz zur Outgroup-Abwertung von vielen Gruppen, Parteien und Medien geschürt wird, halte ich ebenfalls für schlüssig und gut belegbar.

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