Die Gründe, warum die AfD gewählt wird: Und bin so schlau als wie zuvor

Mein Teenager Sohn war vorhin der Meinung, dass die Leute, die die AfD wählen, halt dumm sind.

Zum Glück habe ich heute schon auf dem Arbeitsweg den relevanten Teil aus dem heutigen Podcast gehört. Damit konnte ich meinem Sohn ausdifferenzieren, dass es nicht so einfach ist, und halt mehrere Gründe die Leute AfD wählen lassen.

Dass Rechtsextreme (Nativisten) halt Rechtsextrem wählen, war gut zu zu vermitteln.

Aber bei der Sache mit der Status-Angst gingen dann schon die Fragen los: Verstehe, Abstiegsangst ist ein reales Problem, aber warum dann ausgerechnet AfD, und nicht die Linken? Oder wenigstens BSW? Die AfD hat ja nichtmal unglaubwürdige Versprechen, die Leute vor dem wirtschaftlichen Niedergang zu bewahren.

Die gleiche Frage mit der Repräsentation. Dass es ein Repräsentationsproblem besonders für Leute in Ostdeutschland gibt, haben unsere Hosts ja gut ausgearbeitet. Aber wieder: Warum dann AfD? Was versprechen sich die Wähler von der AfD an dieser Stelle?

Also, so richtig konnte ich jetzt meinen Sohn nicht von seiner Meinung abbringen. Er denkt jetzt, die AfD Wähler seien halt dumm, oder eben rechtsextrem.

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Vielleicht sollte man den Menschen auch mehr Verantwortung und Schuld zutrauen.

Vielleicht sind sie nicht Rechts, weil sie Verlierer sind sonder weil sie böse Menschen sind, die anderen pauschal misstrauen, nichts gönnen und lieber ein „reines Deutsches Volk“ möchten.

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Vielleicht hat dein Sohn auch einfach recht.

„Schreibe nicht der Böswilligkeit zu, was durch Dummheit hinreichend zu erklären ist“ (Hanlon’s razor)

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Das Versprechen ist das des Faschismus: Alle Vorteile des Staatswesens für „uns“, alle Nachteile des Staatswesens für „die“, die wir hassen. „There must be in-groups whom the law protects but does not bind, alongside out-groups whom the law binds but does not protect.“

Für Leute, die glauben, dass sie immer zu kurz gekommen sind und jetzt auch mal einen Platz an den Fleichtöpfen verdient haben, ist das ein attraktives Angebot.

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Hallo,

ein Punkt fehlte m.E. bei Eurer Darstellung im Podcast: Ich nenn es mal die Nachwendeenttäuschung. Genauer gesagt, die gefühlte Enttäuschung nach der Wende.

Viele Ostdeutsche hatten große Erwartungen an den „goldenen Weste“. Nachder Wende wurden diese Erwartungen enttäuscht. Zumindest empfinden es viele Ostdeutsche so. Dabei sei nur das Stichwort Treuhand erwähnt. Viele waren enttäuscht, dass ihre Fabriken und Betriebe nach de Wende von der Treuhand „verramscht“ wurden. Natürlich ignorieren dabei die Ostdeutschen, dass ihre Betriebe einfach nicht konkurrenzfähig oder marktfähig waren. Es wird gern vergessen, dass nach 40 Jahren DDR eine Arbeitsmoral vorherrschte, die mit einem westdeutschen Betrieb nicht ansatzweise mithalten konnte. Und natürlich waren die Betriebe auch technisch total veraltet. Aber - wie gesagt - all das wird aus der Erinnerung der Ostdeutschen ausgeblendet. Was bleibt, ist, dass die Betriebe „dicht“ gemacht oder verkauft wurden - für wenig Geld. Und die Erwerber haben den betrieb auch nicht modernisiert, sondern nur noch das verwertet, was da war- Ich will das hier auch weder kommentieren noch bewerten. Was daraus aber folgt, ist die kollektive Vorstellung der Ostdeutschen, der Westen habe sie „veräppelt“. Das erklärt auch, warum nach der Wende die PDS im Osten hohe Wahlergebnisse einfahren konnte, obwohl das letztlich die Fortsetzung der SED war („Wählt Eure Wärter“). In diesen Wahlergebnissen zeigte sich damals schon der Protest der Ostdeutschen. Und weil die PDS bzw. Linkspartei dann auch nicht liefern konnte, ist die AFD in diese Lücke gesprungen. Sie hat es geschafft, in den Köpfen vieler Ostdeutscher die Rolle der Protestpartei einzunehmen, weil „die Ossis“ kollektiv „dem Westen“ zeigen wollen: „Nicht mit uns“. Und weil die Ostdeutschen den Westdeutschen nicht unmittelbar die Schuld geben können, müssen die Ausländer als Stellvertreter herhalten (weil es ja auch einfach ist, auf eine Gruppe einzuschlagen, die sich nicht wehrt bzw. kaum eine Lobby hat).

Diese jahrelange gefühlte Enttäuschung (ich betone „gefühlte“) schlägt dann irgendwann in Hass um, der der perfekte Nährboden für die Reden der AFD darstellt.

Das kam in Eurem Beitrag m.E. nicht wirklich zum Ausdruck, ist aber genau das, was ich von einigen (nicht allen) Ostdeutschen höre. Und diese gefühlte Enttäuschung wird auch nicht nur von den Älteren empfunden, sondern wird durch die Homogenität auf die Jüngeren übertragen, weil man ja auch kaum Kontakt zu „anderen“ hat. Und nein, die Dönerbude oder die italienische Eisdiele zählen da nicht. Es fehlen ausländische Arbeitskollegen, mit denen man auch mal abends am Gartenzaun ein Bier trinkt und dabei feststellt, dass die ja auch nicht so anders sind. Diese Homogenität hattet Ihr gut herausgearbeitet. Daher fand ich Euren Beitrag auch sehr treffend.
Vielen Dank.

Thomas

P.S. Als 1980 in der DDR geborener und jetzt im Westen lebender Mensch glaube ich, das gut einschätzen zu können.

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Die Frage ist jetzt, wie man sich dem gegenüber verhält.

Muss man offenem Hass und Menschenfeindlichkeit immer noch versuchen zu verstehen oder geht es jetzt auch mal langsam darum, dass die demokratische Mehrheit gefährliche Tendenzen des Hasses und der Menschenfeindlichkeit in Ostdeutschland den Kampf ansagt.

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Zumindest bei den Leuten die Angst vor einer Abwanderung der Wirtschaft haben ist es schon nahelegend nicht links zu wählen.

Dass aber die Wirtschaft durch einen Dexit ebenso massiv belastet würde sehen die dann schon nicht mehr.

Aber vielleicht auch weil das mit dem „dumm“ eben doch gar nicht so falsch ist. Zumindest wenn man dumm und uninformiert in bestimmten Themen gleichsetzt.

[B]ei der Sache mit der Status-Angst gingen dann schon die Fragen los: Verstehe, Abstiegsangst ist ein reales Problem, aber warum dann ausgerechnet AfD, und nicht die Linken? Oder wenigstens BSW? Die AfD hat ja nichtmal unglaubwürdige Versprechen, die Leute vor dem wirtschaftlichen Niedergang zu bewahren.

Auch aus meiner Sicht steht die Hypothese von Manow et al. auf äußerst tönernen Füßen.

Werde im Folgenden versuchen, das zu begründen.

Zunächst will ich an den Gemeinplatz, dass Korrelation ja noch lange keinen Ursache-Wirkungs-Zusammenhang bedeuten muss, erinnern. Denn sonst würden ja in Sachsen zwei Drittel AfD wählen (vgl. Ausführungen dazu im Podcast).

Sozialwissenschaftliche Korrelationsstudien, die nicht auch auf psychologische Variablen testen (soll heißen durch empirisch psychologische Grundeinsichten fundiert sind), sind m. E. stets kritisch zu betrachten.

Induzierte Angstzustände erhöhen jedenfalls noch nicht die Bereitschaft, rechts zu wählen („conservative shift hypothesis“), wie Forscher der Universität Mannheim herausfanden:

Daraus lässt sich zumindest schon mal ableiten, dass sich z. B. rechtsextreme Einstellungen nicht so einfach durch unspezifische Angstinduktion ‚triggern‘ lassen.

Dies spricht jedoch sehr stark dafür, dass möglicherweise die zugrundeliegenden Prädispositionen unterschiedlich sind.
Hierfür spricht zum einen ein neurobiologisches Korrelat:

https://www.cell.com/current-biology/fulltext/S0960-9822(11)00289-2

Und dafür spricht zum anderen die Bedeutsamkeit der dispositionellen Ängstlichkeit im Hinblick auf politische Einstellungen, wie in folgender vielzitierter Studie nachzulesen ist:

Trotz etwas irreführendem Titel wird das hier ganz gut zusammengefasst:

„Demzufolge neigen ängliche [sic!] Menschen eher dazu, konservative und traditionelle Meinungsbilder zu erhalten. […] Aber nicht alle Menschen sind gleich anfällig für eine Angstmacherei, wie die Wissenschaftlerin unterstreicht. „Ängstliche Menschen überlegen lieber dreimal, ob sie sich auf etwas Neues einlassen“, bestätigt Psychologe Frank Baumgärtel […] im pressetext-Gespräch.“

Ausgangspunkt, sozusagen, wäre dann eben nicht eine Angst vor Statusverlust o. Ä., sondern ein prädisponiertes höheres Ängstlichkeitsniveau, das für ‚Verlustangst‘ und Xenophobie gleichursächlich wäre.

Das scheint mir die deutlich plausiblere Kopplung von Faktoren.

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Rechtsextreme zu wählen und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit sind einfach unentschuldbar, wohingegen man für sozioökonomische Sorgen durchaus Verständnis haben sollte.

Letzteres gilt aber m. E. nur, sofern diese keinen Vorwand für Menschenhass liefern.

‚Aha, du sorgst dich also um zu hohe Mieten, einen möglichen Arbeitsplatzverlust, kommst von deinem Gehalt kaum über die Runden … Vielleicht finden wir gemeinsam (politische) Lösungen für dein Problem.‘

Wenn dann nach unten getreten wird nach dem Motto ‚Aber die Sch***ausländer‘, ist dies ein klares Zeichen, dass das Gegenüber nicht an Lösungen interessiert ist, sondern vorurteilsverblendet.

Dann sollte man m. E. das Gespräch beenden.

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Dein Sohn scheint eine gute Intuition zu haben, denn:

„Lack of openness, and cognitive incapacity predispose one to authoritarianism by reducing one’s willingness and ability, respectively, to deal with complexity. People lacking openness to experience dislike variety, novelty, diversity and complexity, and are averse to the unconventional and unfamiliar. Those with cognitive limitations will naturally likewise prefer simplicity and be ill-equipped for complexity.“

https://hopenothate.org.uk/2020/11/01/authoritarianism/

Um es mal p.c. zu formulieren, mithin auch geistig Überforderte neigen eher zum Autoritarismus.

Die Stimmanteile nach Bildungsniveau widersprechen diesem Forschungsbefund zumindest nicht:

Ich habe das so verstanden, dass im Osten die Abstiegsangst auf eine weiter verbreitete nativistische/rassisischte Grundstimmung und ein weniger entwickeltes Demokratieverständnis trifft und damit die AfD dort von der Programmatik her (bei einem Teil der Bevölkerung) „kompatibler“ ist als im Westen.

Ich glaube, hier muss man sich vom Bild des „rationalen Wählers“ verabschieden. Die AfD baut ihren Erfolg meiner Meinung nach nicht auf eine für gewisse Wähler attraktive Programmatik auf, sondern auf einen „Vibe“, ein Gefühl. Da ist es egal, dass im Wahlprogramm die Abschaffung der Agrarsubventionen gefordert wird, solange sich die Parteikader auf Dorffesten über die „grüne Agrarpolitik der Ampel“ echauffieren. Es ist Wurscht, dass die AfD für eine radikal libertäre Wirtschaftspolitik eintritt, solange die von Abstiegsangst geplagte Mittelschicht das Gefühl hat, dass Höcke den eigenen Arbeitsplatz gegen „die Migranten“ verteidigt.

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Vorab: Neben persönlicher Abstiegsangst konnte man in den letzten Jahrzehnten den Eindruck bekommen, dass sich ganz Deutschland im Abstieg befindet. Eine unvollständige Auswahl wäre zerfallende Infrastruktur, Rückbau des Sozialstaats (wachsender Niedriglohnsektor, Wohnungsnot, ignoriertes Rentenproblem) und ignorierte ökologische Krisen. Jene Parteien, die in den letzten Jahrzehnten substanzielle (Bundes-)Regierungsveranwortung hatten (insbesondere die Union und die SPD), haben regelmäßig gezeigt, dass sie entweder nicht fähig oder willens sind, etwas gegen diese unbestreitbaren Probleme zu unternehmen. Die AfD hat diesen Makel nicht.

Die Links-Partei ist bzw. war im Osten regelmäßig in (Landes-)Regierungsverantwortung, ohne dass sich dadurch die oben genannten Trends umgekehrt haben. Hier wäre meine Einschätzung, dass sie willens war, aber nicht fähig (ihr Einfluss via Bundesrat auf die Bundespolitik war schlichtweg zu schwach).

Ich habe auch den Eindruck, dass das BSW für die aller meisten Wähler eine rationalere Alternative als die AfD ist. Seien wir gespannt, ob das BSW bei den anstehenden Landtagswahlen daraus Profit schlagen wird.

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Danke für den Hinweis. Die Unterscheidung zwischen Korrelation und Kausalität fehlte mir bei der Vorstellung der drei Studien auch. Dennoch sind Nativismus, Statusangst und das Gefühl mangelnder Repräsentation aus meiner Sicht drei plausible Erklärungen für Dispositionen, also dafür dass solche Einstellungen bzw. Wahrnehmungen eine solche Wahlentscheidung wahrscheinlicher machen.

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Ich denke, das ist die klare Einsicht, der sich die meisten demokratischen Erwachsenen lieber verschließen. Ist so ähnlich, wie beim Ukraine-Krieg: Man lernt und erfährt so oft, dass die Dinge nicht schwarz und weiß sind, dass man nicht mehr sehen kann oder will, wenn sie es doch sind. Die Folgen, wenn man einmal akzeptiert, dass AfDlinge eben nur entweder dumm, böse oder beides sind, sind halt unschön. Dann kommt man mit Reden und Empathie nämlich nicht weiter.

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Vielleicht bin ich selbst „Status-Angst-Zerfressen“, aber ich finde in der aktuellen Folge wurden diese Ängste viel zu einfach weggewischt und als irrational diffamiert.

Ich erlebe selbst seit 2018, wie unsere Konzernleitung in unserer Produktion vor Ort bis 2025 2.500 Stellen abgebaut haben wird und wie zeitgleich im Ungarischen Werk eine neue Linie nach der anderen in Betrieb geht.

Jetzt kann man natürlich den Leuten am Band sagen, sie sollen sich nicht so anstellen, das geschieht ja schließlich alles schön langsam und sozialverträglich und ohne Kündigungen, aber ob sie das wirklich so empfinden?

Und wo sollen denn deren Kinder einen sicheren Job als Facharbeiter finden?

Rein demokratietheoretisch finde ich es von den Leuten gar nicht dumm, wenn sie eine Partei wählen würden, die die europäische Union abschaffen will…

Wir erleben seit Jahrzehnten, dass es jedes Jahr Stück für Stück Bergab geht. Keine der Parteien SPD,Union, FDP oder Grüne werden dafür sorgen, dass sich Menschen mit normalem durchschnittlichen Gehalt ein kleines Häuschen finanzieren werden können.

Wen soll dann ein von „Status-Angst“ Betroffener wählen?

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Das wird auch keine Partei für die Zukunft ändern können - und eine Partei, die das verspricht, nutzt populistische Lügen. Wir haben doch letztlich das gleiche Problem, das damals bei der „Generation X“ schon konstatiert wurde: Die vorherige Generation („Babyboomer“) ist in einer Zeit des beispiellosen wirtschaftlichen Aufstiegs groß geworden und deren Kinder (Gen X), die erstmals seit langen wieder in einer Zeit groß wurden, in der sie weniger finanziellen Wohlstand hatten als ihre Eltern, waren frustriert und von der Politik enttäuscht - der Vater als Fabrikarbeiter bei Ford konnte sich noch ein eigenes Haus mit zwei Autos leisten, der Sohn als ähnlich qualifizierter Arbeiter eben nicht mehr…

Das gleiche haben wir jetzt wieder. Der technologische Vorteil des Westens schmilzt wegen der stärkeren Vernetzung der Welt immer weiter dahin - und das ist an und für sich auch gut so, führt aber eben dazu, dass die Schere zwischen „armen“ und „reichen“ Ländern sich ein Stück weit schließt. Länder wie China und Indien sind durch Technologietransfers im Aufstieg, die westlichen Industrienationen hingegen haben ihren größten Trumpf verloren. Unser extremer Wohlstand basierte auf kolonialen und post-kolonialen „Errungenschaften“ - und wir müssen damit klar kommen, dass diese Vorteile sich dem Ende zuneigen.

Wer das nun zum Anlass nimmt, AfD zu wählen, weil die AfD verspricht, mit einer „Deutschland First“-Politik zurück zum alten Ruhm zu kommen, hat einfach nicht verstanden, warum die Situation so ist, wie sie ist. Das gleiche gilt für Menschen, die in den USA Trump wählen und ernsthaft meinen, eine „America First“-Politik könnte den Wohlstand vergangener Jahrzehnte zurückbringen…

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Hier empfehle ich den Fernseh Pocast, worin Stefan Schultz etwas sehr interessanten zu genau diesem Thema sagt.
„Die Ost- Deutschen Städte, ausser Leipzig, Magdeburg, Dresden, Jena, haben ein riesiges Demografie Problem. Die jungen Menschen sind zu großen Teilen in den Westen gezogen und dieser Strom hält noch an. Darum verfällt neben der allgemeinen Infrasturktur (Ärzte, Supermarkt, ÖPNV, Schulen usw.)auch der Soziale zusammenhalt. Der Abstieg ist dementsprechend sichtbar und wirkt sich schon aus. Die AFD setzt sich dort im Ort ein und bekommt auch Landräte und Bürgermeister. Diese haben aber keine Möglichkeit etwas zu ändern.“ Eigene Wiedergabe.
Seine Lösung war etwas brutal, aber wahrscheinlich wird es so Enden. „Es lohnt sich Volkswirtschaftlich und Sozialwissenschaftlich nicht in diese Städte zu investieren. Diese Städte werden einfach aussterben in den nächsten 5-10 Jahren und damit die AFD Wähler.“ Eigene Wiedergabe.

Die Aussagen und Schlussfolgerungen sind zwar brutal und vermitteln auch eine Art Arroganz, aber im Kern liegt da schon die Wahrheit. Ich bin selber einmal durch Brandenburg Richtung Polen über die Dörfer gefahren. Darum kann ich die Aussagen schon nachvollziehen.
Die einzige Sache ist nun, dass die jungen Abwanderer diese Erfahrung mit nehmen und dann machen die Aussagen im LdN Podcast auch Sinn.

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Demnach haben in Ostdeutschland ca. 30 % dumme, böse oder von beidem betroffene Menschen gewählt, in Westdeutschland nur etwa 13 %.
Das dahinter stehende Menschenbild ist mir zu pessimistisch. Vielleicht hilft ja das Konzept der Posttraumatischen Verbitterungsstörung von Michael Linden? Menschen mit dieser Diagnose erscheinen tatsächlich in ihrem Misstrauen und in ihrer Feindseligkeit oft „böse“. Zur Pathogenese (sorry, kann ad hoc keine exakte wissenschaftliche Quelle angeben) gehört eine strenge, normative Werteerziehung („Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“, beschreibt dies eine Einführung, die sich auf der Website des Deutschlandfunk findet). Menschen mit dieser Haltung wirken sicher zumindest engstirnig, und auf viele wohl einfach dumm. Selbst wenn die Prävalenz nur bei 2-5% der Bevölkerung liegt, wie auf der Website der Charité zu lesen ist, kann es doch subklinisch auf wesentlich höhere Bevölkerungsanteile zutreffen. Das ändert nichts daran, dass Betroffene schwer wieder zurück zu Offenheit, Zuversicht, Empathie und allgemein psychischer Gesundheit finden (wollen), aber es macht das Phänomen ein wenig verstehbarer (nicht entschuldbar).

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Ist es denkbar, dass die Wahlergebnisse die Antwort von einem Fünftel der Bevölkerung auf eine inzwischen fast 35-jährige Arroganz des Westens sind? Und ist es denkbar, dass Sie das nicht sehen wollen oder können? Sie werden mir wahrscheinlich nicht antworten, weil ich Ostdeutscher bin, aber eine Gut-und-böse-Einteilung wird diese Entwicklung wohl nicht aufhalten. Wie sieht Ihr Lösungsansatz für den denkbaren Fall aus, dass noch mehr Menschen ihr Kreuz bei blau machen, weil sie das Gefühl haben, sowieso nur verunglimpft zu werden? Und die AfD hat ja auch in Ihrem Umfeld Aufwind…

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Wenn sich keine demokratische Partei etwas besseres ausdenken kann als: “Pech gehabt, die Party ist vorbei!“. Dann wars das, dann können wir einpacken.

Das kommt bestimmt gut an auf einem Wahlplakat :grimacing:

Das Lage-Buch hat ja alle Problemfelder gut zusammengefasst, nur leider haben alle Lösungen (mit Ausnahme der Bundesrat-Geschichte) immer immens viel Geld gebraucht.
Mit sehr viel Geld kann man jedes wirtschaftliche Problem lösen, aber Schulden machen wollen die Parteien nicht und Steuern erhöhen gleich dreimal nicht. Was könnten denn die klassischen Parteien bieten, was wirklich einen spürbaren Impact hätte?

Wenn man jetzt an die Theorien der alten AfD (unter Lucke) denkt, also vor allem Wiedereinführung der DM und Ausstieg aus der Zollunion?
Wie könnten wir das gestalten und zu einer neuen Schweiz werden und nicht zu einem neuen Großbritannien?

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