[quote=„der_Matti, post:118, topic:21024“]
Oder man versucht seine persönliche Sichtweise etwas zurückzunehmen, über den Tellerrand zu blicken, auch die andere Seite zu verstehen und vielleicht sogar sich selbst [/quote]
Das findet beim Thema sexualisierter Gewalt aber leider nicht statt, denn alles was die Vorwürfe entkräften könnte wird entweder ausgeblendet, als „Victim Blaming“ oder Täter Opfer Umkehr dargestellt.
Im zweiten Link von Margarete ist auch ein 6 Minuten Video verlinkt wo eine Musikjournalistin sagt, dass das „Castingsystem“ von Rammstein so oder so ähnlich auch bei anderen Rockbands vorkommt.
Man kann also die gesellschaftliche Debatte jetzt durchaus auch auf die gesamte Szene lenken (was in dem Bericht gemacht wurde) stattdessen scheinen aber viele hier lieber Lindemann hängen zu wollen.
Das ist ja eigentlich nur ein weiterer Beleg, dass das Problem existent ist.
Kann mich auch an einen Bayern-Spieler erinnern, der dann vor Gericht meinte, keiner hätte ihm gesagt, dass die Prostituierte erst 17 war.
In sofern frage ich mich, wieso du hier kritisierst, die Vorwürfe würden nicht entkräftet werden?
Offensichtlich haben wir es mit einem toxischen System zu tun, das sexuelle Gefährdung Minderjähriger fördert.
Ich hatte den Prof doch extra zitiert.
Die blauen Flecke von Shelby Lynn die angeblich Folge des Übergriffs sein sollten hält er für Unfallgeschehen. Andere haben das in weniger schönen Worten beschrieben, dass sie im Vollrausch in’s Absperrgitter geknallt ist.
Geht aber im allgemeinen Aufschrei um die vorgeworfene sexualisierte Gewalt unter.
Und bevor hier wieder was vermengt wird: das entkräftet die Vorwürfe von Shelby Lynn nicht die aller anderen.
Jetzt warst Du fast bei dem Thema, das mir wichtig ist und bist dann doch wieder abgebogen.
Im Fall Mockridge hat Ines A. ,vorsichtig ausgedrückt, nicht die ganze Wahrheit gesagt. Wie z.B. das Sexting, das von ihr ausging nach der angeblichen Fast-Vergewaltigung (welche Frau macht sowas) und der wirkliche Grund für das Ende der Beziehung mit Luke M.: Eifersucht. Inklusiver Drohung nach dem Motto: Dich mache ich fertig!
Sie ist mehrfach an Gerichten gescheitert, bevor sie an die Öffentlichkeit gegangen ist.
Im Fall Lindemann wurde Kayla S. gerichtlich verboten, zu behaupten, sie wäre unter Drogen gesetzt worden.
Ich finde das qualifiziert die beiden ausreichend als Lügnerinnen.
Mir geht es in erster Linie um ein Fundament unseres Rechtsstaates, der Unschuldsvermutung. Wenn diese Grundlage von einem woken Mob mit Heugabeln und Dreschflegeln auf den Scheiterhaufen des Zeitgeistes getrieben wird, haben auch die jungen Frauen, die Dir, die uns, wichtig sind, in Zukunft nichts zu Lachen.
Sie hat nie behauptet, sie selbst sei unter Drogen gesetzt worden. Sie hatte nur von anderen Mädchen und ihren Erfahrungen berichtet. Das wurde ihr wohl verboten, weil es Hörensagen war.
Ihr könnt wirklich jetzt aufhören zu begründen, warum Lindemann ein Supertyp ist, überspitzt formuliert.
Ich sehe ihn nicht als verurteilt schuldig an, solange er nicht verurteilt ist. Ich darf aber gleichzeitig nach Verantwortung fragen. Ich darf das Castingsystdm hinterfragen. Etc.
Ich möchte mich nicht wiederholen, aber Verdachtsberichterstattung ist in so einem Fall erforderlich, um andere zu warnen und grundsätzlich die Frage zu stellen, ob so etwas gesellschaftlich wirklich erwünscht ist.
Es ist sicher möglich, sachlich zu berichten, ohne eine buchstäbliche Hetzjagd loszutreten.
Wichtig ist aber auch, dass nicht die (mutmaßlichen) Opfer „gehetzt“ werden.
Niemand weiß das. Es wäre also vielleicht gut, es auch nicht als Beweis anzuführen, es sei nichts passiert.
Solange er nicht verurteilt ist, gilt er juristisch als unschuldig. So einfach ist das.
Solche Aussagen zeigen recht gut, wie unglaublich unaufgeklärt ein großer Teil der Gesellschaft ist, wenn es um sexuellen Missbrauch geht. Mal unabhängig vom konkreten Fall: Es ist überhaupt nicht ungewöhnlich, dass Opfer von sexuellem Missbrauch auch nach der Tat bzw. den Taten Kontakt zu ihren Peinigern suchen, teilweise auch weiterhin in (sexuellen) Beziehungen mit ihnen leben. Das kann ganz unterschiedliche Gründe haben. Sexting nach einer mutmaßlichen Tat ist mitnichten ein Beleg dafür, dass diese Tat nicht stattgefunden hat. Leider wird das aber allzu häufig insinuiert - was es u.a. so schwer macht, sexuelle Missbrauchstaten zur Anzeige oder an die Öffentlichkeit zu bringen.
Zu diesem an sich schon seltsamen Argument vielleicht noch kurz: Freilich gibt es auch in Österreich Vorwürfe gegen Lindemann. (In Wien war es überdies ja auch, dass Rammstein-Fans gegenüber Journalisten des ORF gewaltätig geworden sind und sie antisemitisch beleidgt haben.)
Die Frage ist doch, wenn lediglich über das Casting-System berichtet worden wäre und nicht über KO-Tropfen und Vergewaltigung, wäre dann der Aufschlag in den Medien genauso groß gewesen? Hätte es ausgereicht, um Lindemann öffentlich als Monster abzustempeln?
Ich finde übrigens auch, dass T.L. ein ziemliches A… ist, aber ich gehe auch nicht auf seine Konzerte und schon gar nicht auf seine After-Show-Partys.
Dann erklär doch mal wie du beweisen wills, dass nichts passier ist.
Jetzt übertreibst du aber, es geht am Ende gar nicht um Lindemann als Person, sondern um die Darstellung seiner durch den Spiegel (und folgend anderen Medien) die eben nichts mit sachlicher Berichterstattung zur Warnung zu tun hatte.
Dan ändern wir das eben auf deutschsprachig.
Ich hab gerade mal bei NYT nach Lindemann gesucht: 1 Beitrag aus Juni rund um die Vorwürfe, 1 Beitrag aus August dass die Anklage fallen gelassen wurde
Im Guardian gibt es drei Artikel
Bei der BBC sieht es aus wie bei der NYT
Während die drei seiten in meiner Suche nur einmal auf seite 1 auftauchen schafft es die englische DW gleich 2 mal
Suchbegriff einfach nur Lindemann, region nicht Deutschland.
Fehlt nur noch, dass du das jetzt auch noch Lindemann persönlich anhängen willst.
Der Artikel vom ORF ist auch deshalb interessant, weil er eine weitere deiner offensichtlichen Falschbehauptungen widerlegt: Es geht sehr wohl um den Vorwurf, dass Lindemann gewaltätig geworden sei, nachdem er ein „Nein“ zu hören bekam.
Lindemann ist schuldig allem was man ihm vorgeworfen hat, er ist ein böser Mensch und auf die andere Seite brauchst nicht schauen.
Nennt man dass dann objektive Aburteilung oder was?
Immerhin stands ja in der Zeitung und damit muss ja alles richtig sein.
Rechtsstaat ade, verurteilt bei Veröffentlichung und somit sind wir wieder beim Threadtitel und zumindest bei Vorwürfen um sexualisierte Gewalt durch Stars gibt es keine Unschumdsvermutung mehr.
Ps: wo habe ich behauptet er wäre nicht gewaltätig?
Immerhin behauptest du es wäre eine meiner offensichtlichen Falschbehauptungen
Ich bezog mich auch deine Behauptung in diesem Thread, dass es keine Anhaltspunkte dafür gäbe, dass man nicht einfach „Nein“ sagen konnte, weil ein „Nein“ keinerlei Konsequenzen gehabt habe. Dem widerspricht der Artikel. Du kannst ja mal selbst nach der Behauptung suchen.
Das hingegen habe ich nirgendwo behauptet. Ich habe den Eindruck, dass du schon lange nicht mehr liest und nur noch wild drauflos polterst. Ich bin hier auch mal raus.
Die Unschuldsvermutung ist aus juristischer Perspektive wichtig. Im gesellschaftlichen und medialen Diskurs hat es allerdings noch nie eine Unschuldsvermutung gegeben. das kann man jetzt schlecht finden, aber es ist absurd zu behaupten, der Fall Till Lindemann (oder sexualisierte Gewalt allgemein) würde hier irgendeine Sonderbehandlung erfahren.
Ich möchte den Thread jetzt schließen, da sich die Beiträge im Kreis drehen.
Meine Annahme ist, dass wir alle nicht wollen, dass Journalisten leichtfertig und ungeprüft Vorwürfe veröffentlichen. Das ist der Anspruch an die wichtige Institution der Medien.
Gleichzeitig denkt doch auch sicher niemand, dass Frauen als Lügnerinnen bezeichnet werden sollten, nur weil sie Übergriffe nicht beweisen können.
Es bleibt am Ende die juristische Klärung, die sicher nicht immer allen gerecht werden kann, aber unser rechtsstaatliches Mittel ist, um eine Situation zu bewerten, so gut es geht.
Darauf können wir uns doch einigen und dann warten wir mal ab, was in noch laufenden Verfahren juristisch entschieden wird.
Ich hab tatsächlich dazu noch eine Meinung, die ich auch gerne noch raushauen möchte.
Die beiden genannten Fälle sind grundsätzlich verschieden und kann man nicht gemeinsam abhandeln.
In dem einen ist es ein Rosenkrieg. Klar springt die Burda-Presse etc auf so etwas auf und ich denke, dass ihr das auch keiner verdenken kann. Es ist ihr Geschäftsmodell.
In diesem Fall (und das wird immer häufiger so sein in Zukunft) handelt es sich um Leute, die ihr Privatleben sowieso in sozialen Netzwerken breit treten.
Selbst wenn niemand darüber berichten würde, es wäre öffentlich und wäre auch von der Öffentlichkeit diskutiert und seziert worden.
Für Journalisten ist es da eine Abwägung, wie sehr man da mitschwimmen und berichten möchte und sollte.
Ich sehe es jedenfalls nicht für grundsätzlich verwerflich an. Es sind Personen des öffentlichen Lebens und wenn der Journalist ihm vorliegendes für glaubhaft hält, kann er das in einem Artikel verarbeiten. Ein guter Journalist macht das entsprechend formuliert, dass offensichtlich wird, dass es Verdachtsmomente sind. Natürlich besteht die Gefahr, dass das beim Leser anders ankommt oder beim zitieren das Framing - vielleicht sogar absichtlich - anders rüberkommt.
Im Fall Lindemann ist es hingegen ein einzelner Hinweis.
Der Journalist wird wohl versuchen, das zu verifizieren, stößt bei der Band und dem Umfeld auf Schweigen, weiß auch nicht, wie er an weitere Betroffene kommen soll.
Er muss also abwägen: ist die Geschichte glaubhaft?
Er wird das Label und die Band konfrontieren und nach einer Frist die Geschichte öffentlich machen.
Nur so kann er andere Betroffene animieren, sich bei ihm zu melden. Wenn das passiert, wird die Geschichte zur Story, ansonsten versandet sie und wird höchstens noch ein Statement der Band abgedruckt, die ihre Sicht darstellt.
Ich sehe in zweitem Fall eine Berichterstattung also für dringend geboten.
Entscheidend ist, wie der Prominente damit umgeht.
Schweigen und Abstreiten ist hier halt die denkbar schlechteste Variante. Statt dessen muss man sich fragen: Was haben sie, was könnte noch rauskommen und dann reinen Tisch machen.
Dann gibt es ein reumütiges Geständnis, an besten noch Konsequenzen, die man daraus gezogen hat, einen Artikel, einen Aufschrei - und die Sache ist durch.