Naja, also bei theoretischen Berechnungen macht es wohl Sinn, auf die durchschnittliche zu erwartende Nutzungsdauer abzustellen, nicht auf die technisch höchstmögliche Nutzungsdauer.
Gerade wenn wir davon ausgehen, dass die Atomkraft eine überdurchschnittlich risikoreiche Technologie ist, ist denke ich klar, dass die durchschnittliche Nutzungsdauer eher niedriger ausfällt, gerade auch, weil technologischer Fortschritt es i.d.R. sinnvoller machen wird, einen neuen Reaktor zu bauen, als einen alten zu modernisieren (das wird vermutlich oft alleine wegen der Strahlenbelastung im Inneren nicht möglich sein, wenn man sich anschaut, wie komplex der Rückbau dieser Anlagen ist…).
Wenn ich mir die Wikipedia-Liste der Kernkraftwerke anschaue fällt schon auf, dass die meisten stillgelegten (oder planweise bald stillzulegenden) Reaktoren keine 50, oft keine 40 Jahre in Betrieb waren. Südafrika z.B. 40 Jahre, Armenien 13 und 46 Jahre, Japan ohne Fukushima 24, 40, 38, 33, 31, 39, 36, 10, 45, 43, 39, 34 und 41 Jahre, Brasilien 43 und 40 Jahre usw… In den USA werden tatsächlich 60 Jahre anvisiert, aber da reden wir über Planungen bis in die 2030er, bis dahin kann sich noch vieles ändern (also ob die Reaktoren alle so lange durchhalten und nicht vorher wegen Mängeln ausgeschaltet werden müssen stet noch in den Sternen…)
Ob der Durchschnitt höher liegen wird hängt natürlich von zukünftigen Entwicklungen ab. Aktuell liegt das weltweite Durchschnittsalter bei 31 Jahren, wobei die chinesischen Neubauten das Alter nach unten ziehen.
Die Problematik bei AWK ist eben, dass es eine Hochrisikotechnologie ist, daher kann man die AKW im Gegensatz zu fossilen oder erneuerbaren Anlagen nicht laufen lassen, bis sie irgendwann den Geist aufgeben, sondern man muss im Zweifel den Stecker ziehen, sobald die Kosten zur Aufrechterhaltung der (sehr hohen) Sicherheitsstandards zu hoch werden. Das führt dazu, dass es vermutlich eher eine Ausnahme sein wird, wenn ein Kernreaktor seinen 60sten Geburtstag erlebt.