Beim E-Auto abgehängt, Framing zur Verkehrswende

Wenn ich den Vorschlag richtig verstanden habe, ging es aber nicht um eine „dumme“ Autobahnmaut, sondern ein smartes System, das Door-to-door abrechnet - also alle Fahrten erfasst und dabei auch noch regelbasiert unterschiedliche Kilometerpreise abrechnet.

Mal abgesehen davon, dass dieses System der feuchte Traum jedes totalitären Staates ist, frage ich mich auch, warum wir solche komplexen Lösungen überhaupt benötigen.

Wenn man die Nutzer der Strasseninfrastruktur an den Kosten dieser beteiligen will, kann man das doch plumb über die Energiesteuern machen. Wer viel fährt, hat einen hohen Verbrauch und zahlt entsprechend viel. Es ist doch so einfach.

Weil somit die 500 Meter zum Bäcker billig bleiben, die 10 Kilometer am Land in die Kita, weil man keinen Platz am Dorf bekommen hat aber teuer wären.

Wenn wir gezielt die Kurzstrecke in Städten und die Strecken in denen es guten ÖPNV gibt reduzieren wollen, die Leute aber dort wo MIV alternativlos ist nicht gleichermaßen belasten wollen (ich würde das befürworten), dann könnte ein solches System sehr gezielt lenken.

Muss das so sein? Was spricht dagegen nur die Zone und die Distanz zu speichern? Mehr wäre für eine Abrechnung nicht nötig.

Dort wo diese Daten gespeichert sind müssten zudem nicht die Daten des Nutzers gespeichert werden.

Datenbank A könnte am Ende eines Abrechnungszeitraums einfach den Betrag an die Datenbank übergeben in der die Nutzerzahlen liegen.

Im ÖPNV gibt es z.B. im Großraum Nürnberg mit egon ein Tarifsystem welches grob so funktioniert.

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Wer wohlhabend genug ist fährt also weiter Auto und das „Proletariat“ wird sanft auf Rad oder ÖPNV verwiesen? Freie Fahrt für reiche Bürger!
Finde ich als Ansatz jetzt nicht so prickelnd. Oder wird die Maut dann gehaltsabhängig erhoben?

Ich glaube wir brauchen in diesem Land nicht immer mehr komplexe und bürokratische Lösungen (denn natürlich würde einmal eingeführt jeder zukünftigen Partei einfallen, wie man das System noch weiter zu Gunsten der eigenen Wählerschaft optimieren kann), sondern einfache und pragmatische.

Die Frage Stadt/ Land ist doch ohnehin eine Entscheidung bei der es verschiedene Dinge abzuwägen gibt. Die etwas höheren Mobilitätskosten kann der Landbewohner ja über die Wohnkosten bzw. evtl. auch mit der Photovoltaikanlage auf dem eigenen Dach kompensieren. Dann bekommt er den Strom umsonst und zahlt nur die Steuer.

Wenn im Dorf aber das eine Kind einen Platz in der Kita bekommt, dass andere in die Stadt gefahren werden muss, dann kompensiert man das nicht über die Wohnkosten. Alleine die Zeit ist ja kostbar genug die man dann verfahren muss.
Das auch noch über pragmatische Lösungen zu verschärfen macht es nicht besser.

Und auch bei deiner pragmatischen Lösung über die Energiesteuer bleibt es doch dabei, dass sich gutverdienende das fahren leisten können, andere nicht.
Nur dann eben völlig ungeachtet möglicher Alternativen.

So sorgen die gutverdienenden die statt 3 Stationen u-Bahn lieber z.B. 3 Euro Maut Plus Parkgebühren zahlen wenigsten für zielgerichtete Einnahmen die man anderweitig wieder ausgeben kann, z.B. für kostenfreien ÖPNV.

….und was ist mit Mietern ohne E-Auto Option? :wink:

Schwierig ist immer, über pauschale Klischees irgendwelche allgemeingültigen Lösungen mit möglichst komplexer Umsetzung zu konstruieren.
Da geht doch keiner mit.

Absolut. Darum lehne ich das oben skizzierte System auch ab.

Dann bin ich in deinem Fall doch doppelt gekniffen, weil ich nicht nur die lange Wegstrecken habe, sondern auch noch den Aufpreis für die City bleche inkl. Parkgebühren bei der Kita. Abgesehen davon, dass ich bei jeder Fahrt einen Tarifdschungel durchblicken muss.

Wenn ich den Verkehr in den Innenstädten reduzieren will, gibt es m.E. doch tausend einfachere und bessere Lösungen.

Wenn du vom Dorf kommst fährst du aber nicht in die Innenstadt einer großen Stadt in die Kita sondern in die Regel in die nächste Kleinstadt oder an den Rand einer größeren Stadt. Und das wäre bei meinem Modell dann keine teure Zone. Zudem könnte man Leuten denen bestimmte Fahrten aufgezwungen werden, z.B. wegen fehlendem Kitaplatz, Jobzwang nach Arbeitslosigkeit, Behandlung chronischer Erkrankung etc. entsprechende Gutschriften geben.

Mit einer modernen App wäre das auch gar nicht kompliziert. Da ist die Bürokratie für Kostenerstattung aktuell in vielen Fällen größer.

Wenn du natürlich andere zielgerichtete Lösungsansätze hast interessiert mich das auch. Aktuell ist ja das Problem, dass Leute die ohnehin ein Auto haben, z.B. aus beruflichen Gründen, in der Regel mit dem Auto auch innerorts günstiger unterwegs sind als mit dem ÖPNV. Das in Innenstädten abzustellen, z.B. durch entsprechende Gebühren fürs Parken wäre schon ein Anfang. Meine Befürchtung wäre aber, dass dann oftmals die Fahrten sogar verdoppelt werden, also statt in die Stadt und dort parken lässt man sich dann lieber fahren und wieder abholen, falls das parken für einen Abend dann statt heute 10 dann 30 Euro kostet.

Wie wäre es statt Auto teurer, Öpnv billiger/kostenlos. Dann fahren viele bestimmt gerne mit dem Bus in die Stadt.

Gute Idee.

Aber scheitet bei vielen dann am mengelden ÖPNV und an der Finanzierbarkeit

Die Erfahrung sagt wohl eher nein. In Estland hatte man meines Wissens eher die Erfahrung gemacht, dass Wege die sonst mit Rad oder zu Fuß zurückgelegt wurden dann per ÖPNV zurückgelegt worden sind, sich die Zahl der Autofahrer aber nicht reduziert hat.

Daher wäre ich zumindest in Innenstädten für beides. ÖPNV kostenlos und Auto teurer.

Außerhalb der Städte wo es oft keinen ÖPNV gibt nützt aber auch ein kostenloser ÖPNV nicht viel.

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Das Beispiel spricht dann ja aber auch gegen einen kostenlosen ÖPNV, da damit offensichtlich ebenfalls falsche Anreize gesetzt werden. Die Priorisierung müsste doch lauten: Fuß > Fahrrad > ÖPNV > Auto (vor dem Hintergrund, dass Bewegungsmangel massive Kosten für die Gesellschaft verursacht).

Denke man müsste besser verstehen, warum die Menschen selbst bei kostenlosen ÖPNV weiterhin auf das Auto setzen. Nur plump an der Preisschraube zu drehen, scheint mir da auch nicht sonderlich zielführend. Liegt es an der Verfügbarkeit (Streckennetz, Frequenz), Sicherheitsgefühl (insbesondere in den Abendstunden), Praktikabilität (Transport schwerer Güter)…? Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass die meisten ihr Auto nutzen um 500m zum Bäcker zu fahren - das ist doch viel zu unpraktisch!

Man kann auch einfach Parkflächen am Stadtrand schaffen. Wer dann doch in die Stadt reinfährt löst ein Billet und wer rausfährt, zahlt für die Zeit in der Stadt. Sofort reduziert sich die Zahl der Autos drastisch.

Meine Erfahrung hierzu ist, dass es dort, wo es einen funktionierenden ÖNPV gibt, der Kostenvorteil heute schon auf Seiten des ÖNPV liegt, wenn man sauber rechnet. Also nur am Rechnen liegt’s wohl nicht.

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Wenn man sich die Frage stellt ob man mit einer Zeitkarte für den ÖPNV oder einem eigenen Auto günstiger fährt ja.

Wenn man aber ohnehin ein Auto besitzt und in der Stadt mit dem Partner essen gehen will und dann noch weiter ins Kino, dann sieht es für diese Fahrt schon anders aus. Wenn man z.B. drei Fahrten pro Person braucht, dann ist man am Ende 18 Euro los. Durch Kinotarif im Parkhaus und Restaurants außerhalb des Zentrums mit günstigen bis kostenfreien Parkmöglichkeiten kommt man bei uns auf Parkgebühren von 3 bis maximal 10 Euro (je nach wann und wo) und die 15 Kilometer insgesamt wären bei 40 Cent pro km auch gerade mal 6 Euro.

Gerade Einzelfahrten für zwei oder mehr Personen sind da einfach ziemlich unattraktiv.

Trotzdem ist es natürlich so, dass viele Fahrten auch ungeachtet der Kosten mit dem Auto gemacht werden. Da ist oft die Gewohnheit der Antrieb und auch Alternativen wie das Fahrrad haben noch Potential.

Wenn man eh ein Auto hat ist das Auto meist günstiger als Öpnv. Nur Öpnv ist Natürlich billiger.

OK. Aber das sind die einzelnen Gelegenheiten. Mein Kumpel könnte mit einmal umsteigen innerhalb von 40 Minuten Bahn und insgesamt vielleicht 15 min. zu Fuß zur Arbeit kommen. Stattdessen fährt er seit Jahr und Tag 40km einfach zur Arbeit. Dafür braucht er fast genauso lang. Da wäre der ÖPNV immer schon billiger gewesen. Spätestens mit dem 49€ Ticket sowieso. Keine Chance. Der wird nie umsteigen.

Ich finde nicht, dass wir ÖPNV verschenken sollten. Das ist eine Dienstleistung und die sollte uns auch was wert sein.

Dazu aktuell:

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Mobilitätswende durch Anreize in Marburg (Quelle). Bin sehr gespannt auf die Auswertung.

Spannend, gilt aber nach meinem Verständnis nur für Marburger - also keine Pendler aus der Umgebung. Ich persönlich bin ein großer Freund von der Hamburger Alternative: Parken auf öffentlichen Grund ist für E-Fahrzeuge günstiger als für Verbrenner; und ich hoffe für Verbrenner wird dieses Angebot zeitnah komplett eingestellt - sprich nur noch E-Fahrzeuge dürfen auf öffentlichen Grund parken.