Zum Glück sind deine Anforderungen nicht ausschlaggebend
„Auto : durch einen Motor angetriebenes Straßenfahrzeug mit gummibereiften Rädern und offener oder geschlossener Karosserie zum Transport von Personen oder Gütern; Kraftwagen, Kraftfahrzeug, Automobil“
Ja, gehe ich mit. Auch deine folgenden Einschränkungen teile ich. Wo fängt die Einschränkung/Kosten anderer an? Ständige Luftverschmutzung an einer dicht befahrenen Strasse? Eine alleinstehende ältere Dame fühlt sich in einem ruhigen Wohngebiet durch das Starten eines Motors schon massiv gestört und beeinträchtigt? Die Grenzen sind fließend, die Spanne breit.
„Je kürzer die Wege zu allem Lebensnotwendigen, desto besser für den einzelnen , ist, glaube ich, auch für die meisten Menschen richtig.“
Bin ich voll bei Dir. Spiegelt aber zum einen die faktische Realität nicht immer wieder.
Wie ich an anderer Stelle schon erwähnte, zwei Beispiele. In unserem kleinen 2000 Einwohner- Dorf mit vielen älteren Leuten gibt es zwar einen Laden und einen Hausarzt, aber keine Bank oder Geldautomat, keine Apotheke mehr, um nur einige Beispiele zu nennen. Also muss man 5 km (und 150 Meter Höhenunterschied) in den Nachbarort zurücklegen. Geht mit Fahrrad, aber nicht mit 73. Busse fahren drei am Tag, maximal. Also behalten viele Ältere ihr Auto, weil es flexibler und unabhängiger macht.
Beispiel 2: Ich fahre täglich je 45km hin und zurück zur Arbeit, verplempere also 90-120 Minuten Lebenszeit pro Tag im Auto. Alternative ÖPNV dauert mind. 2-2,5 h (wenn ich alle knapp getakteten Verbindungen erwische), und ich komme zu spät zur Arbeit und strande abends um 20 Uhr 5km vor meiner Haustür, weil kein Bus mehr fährt.
Umziehen in die Stadt? Bedeutet doppelt so hohe qm-Preise für Miete, also maximal eine halb so große Wohnung. Also Verzicht auf Lebensqualität (subjektiv) nur für die Arbeit?
Arbeiten an meinem jetzigen Wohnort? Bedeutet etwa Halbierung meines Gehaltes (in meinem Beruf), so das ich mir selbst auf dem Land kaum noch eine Wohnung leisten kann. Da lohnt sich quasi das Arbeiten nicht mehr, oder meine gesamte Ausbildung, Studium und Berufserfahrung ist für die Tonne. Also Arbeitslosigkeit dem Klima zuliebe?
Stimme Dir da also soweit zu, das es schwierig ist. Auch Bequemlichkeit spielt eine Rolle, nehme mich da nicht aus. Könnte auch mehr aufs Auto verzichten, bin da aber z.B. wie grad bei strömenden Regen zu bequem zum Radfahren.
Wenn du das machst und auch viele andere auch, wäre doch mal interessant herauszufinden woran das liegt, dass es für eine weitere Gruppe nicht passt. Würde vermuten das hängt insbesondere mit extrem hohen Mieten wie in München, Berlin oder Hamburg zusammen.
Ja und nein. Klar sind die Mieten teurer, allerdings gibt mensch als Autobesitzer ja angeblich ca. 200€ pro Monat für ein Auto aus, solch ein Unterschied wäre also vielleicht verkraftbar.
Ein anderes Problem ist, dass pro Mensch 50qm Wohnraum in Deutschland der Durchschnitt sind. Wir haben als Familie zur Zeit ca. 23qm pro Person. Ich kenne genug Menschen, denen das nicht reichen würde, mein Vater konnte sich nicht vorstellen, mit so wenig Platz auszukommen (ich halte das eigentlich sogar für halbwegs viel).
Dann fehlt vielen das Grün in der Stadt und da nehmen mir als Stadtmensch die Autos einfach viel zuviel Platz weg.
Manchmal laufe ich durch die Stadt und überlege, wie es wohl sein würde, wären alle Auto-Stellplätze durch Bäume ersetzt.
Ich denke ein zentrales gesellschaftliches Problem im Hinblick auf das Auto ist tatsächlich, dass die anfallenden Kosten maßgeblich verschleiert werden.
Wer ein ÖPNV-Monatsticket für 110 Euro im Monat oder ein ICE-Ticket für 29 Euro kauft weiß, was er zahlt.
Beim Auto hingegen fallen die Kosten extrem azyklisch an. Der größte Batzen ist der Kaufpreis, der dann, wenn das Auto erstmal angeschafft ist, gar nicht mehr gesehen wird. Dann Reparaturen, TÜV, jährliche KFZ-Steuer, unregelmäßiges Tanken, KFZ-Versicherung. Diese ganzen Einzelkosten addieren sich in einem Weg, in dem nur den wenigsten Autofahrern bewusst ist, wie viel die einzelne Fahrt jetzt tatsächlich gekostet hat - oder welche monatlichen Kosten sie tatsächlich für die Autonutzung zahlen.
Noch schlimmer ist das beim Dienstwagen - kaum ein Dienstwagenfahrer versteht, wie sich der Dienstwagen exakt auf den Lohn und die Besteuerung auswirkt, also dass der monatliche Nettolohn durch den Dienstwagen dann 150 bis 500 Euro niedriger ist (je nach Entfernung zum Arbeitsort). Und wenn man denkt, der Dienstwagen sei ja quasi kostenlos, ist natürlich alles andere keine Option.
Meine These ist daher, dass die komplexen und oft verdeckten Kosten des Privat-KFZ dazu führen, dass das Auto als günstiger wahr genommen wird, als es tatsächlich ist. Und die Alternativen hingegen sehr transparente Kostenstrukturen haben und dadurch im Vergleich teurer wirken.
Das ist sicher so. Obwohl ich die Tarifstrukturen im ÖPNV nicht immer als unbedingt transparent empfinde, online bekommt man teils gar keine Preise genannt wenn unterschiedliche Verkehrsbetriebe im Spiel sind.
Allerdings ist es, wie schon beschrieben, nicht ausschliesslich eine Kostenfrage, sondern schlicht ein Mangel an tragfähigen Alternativen.
Ich meine Ökobilanz, nicht CO2 Emission! Die Suche nach Ökobilanz E-Autos vs Verbrenner gibt ein nicht so eindeutiges Bild. Selbst die Lebenszyklus-CO2 Bilanz ist nach dieser Berechnung
nicht so grossartig. Wenn die Batterie bis 800.000 km hält (was bei einem Tesla beobachtet wurde, vermutlich eher Ausnahme bei behutsamster Fahrweise) kommst du (in der Verlängerung der Grafen) vielleicht auf 60% CO2-Vorteil. (Nebenbei, der Tesla eines Freundes braucht jetzt bei 250.000 km den dritten Motor, also die Lebensdauer ist nicht so traumhaft wie oft gemeint).
Wenn ich die Ergebnisse meiner Recherche, (wohlgemerkt Ökobilanz!) überblicke, würde ich die recht unterschiedlichen Urteile als nicht so eindeutig zusammenfassen, klar pro E-Autos, aber eben nicht so eindeutig. Ich würde meine geschätzten 20% Öko-Vorteil nicht revidieren. Es ist ja wirklich unübersichtlich und natürlich alles im Fluss. Die Batterien werden besser werden, das Recycling auch.
Was ich jetzt ja nicht zum ersten Mal gesagt habe: Ich bin für E-Autos, wo sie einfach notwendig sind und die gefahrenen km eben auch notwendig sind. Ich kritisiere die naive Idealisierung, als wäre mit dem Antriebstausch ein Problem gelöst. Das Problem wird (ich bleibe bei meiner Zahl) nur um 20% kleiner. Würden wir die Zahl der Autos halbieren (alles E), wären wir bei 60% verringertes Problem, usw.
Und tatsächlich in jeder gesichteten Studie oder Artikel die frohe Botschaft, dass mit 100% EE alles gut wäre. Aber für die heutige Fahrleistung von Autos bräuchten wir so viel mehr Windräder und PV, was ja auch in die Ökobilanz eingeht und die Rohstoffe dafür erst mal aus der Erde geholt werden müssen, bevor sie irgendwann vielleicht zu 80% recycelt oder down-gecycelt werden.
Und alle Beiträge betonen, dass der Vorteil von E-Autos mit jedem weiteren km grösser wird. Stimmt. Aber wer fährt sein Auto schon 400 000 km? Bis dahin ist das Fahrwerk meistens hin. Und soll man extra viel fahren, um diesen Vorteil zu realisieren? Wir sollen doch so wenig fahren wie möglich. Das ist schon ein Dilemma. Da wäre das selbstfahrende E-Ruftaxi die ideale Lösung. Das führe seine maximalen km in der denkbar sinnvollsten Weise.
Ich denke auch, dass die Fokussierung auf E-Autos nicht weiter führt. Ein Kollege von mir (ca. 30 Jahre), der ca. 30km vom Büro entfernt wohnt, denkt über ein Pedelec nach… Er verspricht sich davon auch mehr Fitness für sich. Das ist wesentlich bessere Elektro-Mobilität.
Ich bin im car-Sharing, da hat mensch sehr viel Transparenz über die Kosten. Die 84€ Jahresbeitrag rechne ich allerdings nicht um. 6 Tage Urlaubsfahrt und ca. 1200km hin und zurück mit einem Golf kommen dann z.B. auf 380€ (die Fahrt mit dem Zug zu viert hätte dagegen knapp 980€ gekostet, wäre halt entspannter gewesen).
Das hat der Porsche-Chef Christian Lindner auch letztens erklärt. Ob die Botschaft in der FDP nochmal ankommt, ist ungewiss, aber die Wirtschaft wird hier Fakten schaffen, denke ich.
Interessant ist, dass er dies ja alles unhinterfragt als gegeben hinzustellen scheint und nicht zu sehen scheint, dass es genau seine Aufgabe wäre, hier einzugreifen, um die Emissionsziele zu erreichen. Als wäre er Beobachter und nicht Minister.
Traurig.
Die Aufgabe der Politik ist nicht, jeden Wunsch um jeden Preis zu erfüllen. Die Dominanz des motorisierten Individualverkehrs ist eine Gefahr für das Überleben der Menschheit. Diese Gefahr durch eine Umstellung auf Elektroautos zu neutralisieren, scheint mir - zumindest global- eine Illusion.
Wer behauptet denn so etwas, dass nur die Umstellung auf E-Mobilität ausreichend wäre.
Eine glaube ich unbestrittene These ist doch, dass wir Energie sparen müssen. Wer am Verbrenner festhält weil er sich dem Offensichtlichen verschließt oder weil er Elon Musk nicht leiden kann, der sollte sich den Konsequenzen bewusst sein.
Edit Klarstellung Einangsthese
Natürlich nicht, aber wir leben zum Glück in Ländern, in dem sich jeder selber definieren darf, was er für ein passendes Auto hält.
Spekulation, hab keine Statistik bei Hand. SUVs haben meines wissen zwei Zielgruppen, alte Menschen und Familien:
Die Bevölkerung wird älter und ältere Menschen bevorzugen den hohen Einstieg. Mein Vater zum Beispiel konnte sich in meinen tiefer gelegten Dreier gerade so reinsetzen und ist alleine nicht wieder herausgekommen.
Familien brauchen Platz. Das sinnvollere Konzept sind natürlich Minivans, aber die sterben leider aus. Die letzten deutschen Vertreter dieser Gattung sind meines Wissens der VW Touran und der BMW 2er Grand Tourer. Beide schon in die Jahre gekommen und bedauerlicherweise ohne angekündigten Nachfolger.
Wenn man an E-Autos denkt, dann kommt noch der Platz für die Batterie im Unterboden hinzu. Anders ist ein E-Auto kaum zu realisieren. Das Tesla Model 3 zum Beispiel hat zwar Limousinenform, aber hinten so wenig Beinfreiheit bzgl. Sitzhöhe, dass es sich nicht als dauerhafter 5-Sitzer eignet
Falls jetzt wieder der Schrei nach Verboten kommt, siehe oben. Zum Glück leben wir in Ländern, in dem sich jeder selber definieren darf, was er für ein passendes Auto hält.
Besser als Verbote wäre eine Kfz-Steuer, die sich an Gewicht und Stirnfläche des Kfz orientiert.
Autos sind ein gutes Beispiel für das Problem der „Tragedy of the commons“ (Wenn es eine geteilte Rescource gibt kann der Egoismus der einzelnen zum Nachteil aller werden).
Das Auto hat viele gesellschaftliche Nachteile:
Es ist laut
Es verbraucht viele Rescourcen
Es braucht viel Energie zur Herstellung
Es verbraucht viel Platz
Es ist gefährlich
Es erzeugt Feinstaub
Es ist im Transport sehr ineffizient, da man 2T bewegen muss, um 100kg von A nach B zu bewegen
Es zerstört den Planeten
…
Aber auf der anderen Seite aus Sicht des Individuums ist ein Auto in vielen Fällen deutlich bequemer als die Alternativen. Das heißt aus indiviueller Sicht, ist es häufig attraktiv sich ein Auto zu holen. Deswegen machen es auch so viele.
Würde man jetzt dieses Problem auflösen wollen, müsste man mehr Leute dazu bringen auf Alternativen umzusteigen. Das kann natürlich einerseits gehen, indem man die Alternativen attraktiver macht. Das wird aber nur bis zu einem Gewissen grad funktionieren, weil das Auto weiterhin häufig bequemer bleiben wird. Die Sache ist nämlich, dass das Auto nicht so attraktiv ist trotz seiner negativen Eigenschaften für die Gesellschaft, sondern wegen seiner negativen Eigenschaften für die Gesellschaft. Denn das Auto bekommt diese Bequemlichkeit, dadurch, dass es so viele negative Sachen externalisiert. Und würde man nun einen ÖPNV haben wollen, der genau so bequem ist, hätte dieser auch wieder genau so negative Eigenschaften, wie das Auto. Will man also das Problem Lösen, müsste man das Autofahren unattraktiver machen. Klar ist das aufs Individuum betrachtet dann blöder, aber Gesamtgesellschaftlich ergäbe sich ein Vorteil daraus.
Und da die Vernunft leider selten gewinnt muss es staatlich zwingend reguliert werden. Es braucht übrigens keinen SUV für erhöhten Einstieg, wo kommt eigentlich dieses blöde Märchen her? Schau dir da bitte den Honda Jazz an. Und natürlich gibt es noch Vans, zum Beispiel den Renault Espace. SUV sind wie ich finde sogar hochgradig familienunfreundlich, da der Kofferraum oft für die Größe echt miese Maße hat. Da ist mir mein mein Renault Megane Kombi alle mal lieber und das bessere Familienauto.
Das ist völlig korrekt, aber nur wegen dem Wort „passendes“, wenn jeder anfängt für sich selbst zu definieren was ein Wort bedeutet enden wir sonst an einer Stelle wo man aneinander vorbei redet, weil niemand mehr weiß was der andere gerade sich unter dem Wort vorstellt.
Das sowieso. Aber wir werden - zumindest im globalen Maßstab- auch Probleme bekommen, wenn wir alle Mobilität mit eAutos abdecken. Ich müsste dazu nochmal recherchieren, aber es wird m.W. im Zweifel einfach nicht funktionieren wegen Rohstoffmangels…