Atomkraft ja bitte? Eine neues unheiliges Zusammenspiel aus Lobbygruppen, Medien und Politik oder sinnvoll für die Dekarbonisierung?

Ergänzen sollte man noch, dass weltweit derzeit weniger als 4% des Primärenergiebedarfs durch Atomkraft gedeckt werden. In der EU sind es weniger als 10%. Tendenz in beiden Fällen fallend.

In der EU sinkt der Primärenergiebedarf leicht von Jahr zu Jahr und gleichzeitig wachsen die Erneuerbaren exponentiell. Sicherlich hilft es nicht beim Erreichen der Klimaziele, wenn man AKW abschaltet und man kann aus Klimasicht sogar für die Verlängerung von Laufzeiten argumentieren (wobei man dann die daraus entstehenden Gewinne weitgehend zur Finanzierung der Energiewende abschöpfen sollte). Aber jeder Euro neue Investitionen ist in EE und Speichern deutlich besser angelegt als in AKW.

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Ja, das stimmt. Mein Argument war bezieht sich jedoch auf den möglichen politischen Willen, wieder in die Kernkraft zu gehen. Dieser ist in mehreren Ländern vorhanden, wird jedoch im Moment noch nicht umgesetzt.

Atomkraft ist auch einfach nicht klimaneutral. Das ist ein Märchen, was nur den Betrieb betrachtet ohne vor- und nachgelagerte Prozesse.
AKW 78-178g CO2/kWh
Fragen und Antworten zur Atomkraft (gruene-bundestag.de)

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Ja, die ganzen Argumente, die hier eingebracht werden, hatten wir hier im Forum schon

  • CO2-Billanz mit viel zu kurzen Lagerzeiten und Lagerkosten
  • Sterblichkeit ohne Langzeitfolgen

usw. usf.

Aber generell mache ich mir aktuell nicht so viele Sorgen. Die Standortfrage dürfte den Bau neuer AKW in Deutschland für die nächsten Jahre erledigen. Und das FAZ und andere konservative Medien den Atomausstieg behandeln und „tolle“, neue Kraftwerke ins Gespräch bringen, das kommt mir eher wie ein sehr durchschaubarer Versuch vor, um Grünen-Bashing intellektuell irgendwie zu unterfüttern.

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Stimmt vollkommen. Sorry dass ich mich da zu einem Post über die Kernenergie im allgemeinen hinreissen liess.

Aber ich denke die fehlende technische Spezifikation der aktuellen AKW Fürsprecher sagt eben auch vieles aus. Keiner von ihnen sagt, dass der Typ xy die Lösung ist weil da alles stimmt. Weil so ein Argument wäre einfach zu widerlegen. Es geht darum Zweifel zu sähen. Zweifel das die EE die beste Lösung sind die wir haben. Zweifel reichen ja schon, die heute unangenehmen Maßnahmen noch weiter hinauszögern.

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Sowas mag ich hier im Forum. Kann man für solches Eingehen auf andere vielleicht auch ein Achievement vergeben?

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Einmal die Argumente der reaktionären Parteien durch einen Abgleich Our World in Data Org laufen lassen… Dann braucht man eigentlich nicht mehr viel dazu sagen. Warum die Kernenergie so ein Rohrkrepierer ist lässt sich natürlich detailreich erklären; aber man kann auch ganz simpel einen Strich drunter ziehen: Schweineteuer, völlig unwirtschaftlich.

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Schon der Umstieg von einer KWH aus Kohle auf eine KWH aus Photovoltaik im Netz senkt den Energiebedarf enorm. Einen ähnlich großen Einsparungsfaktor gibt es mW nicht.

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Mich würde speziell bei der FDP auch interessieren, ob und wie die erklären, dass sie sich für die Energietechnologie so begeistern, die weit mehr, als alle anderen auf staatliche Subventionen und die Übernahme externer Kosten und Risiken durch den Staat angewiesen ist und notwendigerweise wenige große Marktakteure, statt vieler kleiner produziert. Von Privat wurde meines Wissens noch nirgends ein AKW gebaut.

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Bis jetzt hat sich doch kein Interessent für den Bau neuer AKWs gemeldet und die Versicherungsfrage ist ungeklärt. Ähnlich wie bei dem schönen Fantasiewort Technologieoffenheit handelt sich eher um den politischen Versuch, gemeinsam mit der FDP, vor allem die Grünen bloßzustellen. Nach der Wahl wird man feststellen, dass sich kein Betreiber findet . Wie soll es auch bis 2045 hinhauen ? Technologieförderung sollte bessere Chips, bessere Batterien etc.

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Ich unterstelle Mal, dass es bei der FAZ nicht bewusst geschieht, sondern eher aus Unwissen. Ja, auch bei der FAZ passieren eklatante journalistische Fehler. Erst kürzlich wieder, als eine langjährige Wirtschaftskorrespondentin in der Überschrift Ihres Artikels eine Umfrage (XX% der Befragten sagten YY) als Fakt wiedergab (YY passiert). Deshalb ist es so wichtig immer und immer wieder auf solche journalistischen Fehler hinzuweisen und Korrekturen anzuregen. Es gibt nichts peinlicheres für Journalisten, als solche handwerklichen Fehler zu machen. Die Lage hat sich über die Jahre auch einige Schnitzer geleistet, geht aber da meiner Meinung nach meist transparent mit um.

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Hier ist auch wieder ein Beispiel für mediales Versagen.

Aus dem Spiegel:

Laut einer viel beachteten Studie hätte Deutschland immense Summen sparen können, wenn es weiter auf Kernkraft statt auf erneuerbare Energien gesetzt hätte. Doch nun wird dem Autor ein grundlegender Fehler vorgeworfen.

Der „grundlegende Fehler“ ist hart untertrieben.

Die Welt hat es noch verdrehter dargestellt:

Wäre Deutschland bei der Atomenergie geblieben, statt auf erneuerbare Energien zu setzen, hätte es 600 Milliarden Euro gespart und würde mehr CO₂-freien Strom produzieren, zeigt eine Analyse. Sogar eine komplett CO₂-freie Stromversorgung wäre möglich gewesen.

https://archive.is/iGw97

Der Volksverpetzer dazu:

Letzte Woche konnten wir in der WELT die absolute Gaga-Behauptung lesen, eine 75%-Atomkraft-Strategie ab dem Jahr 2002 hätte uns 600 Milliarden Euro gespart. Grundlage ist eine Gefälligkeitsstudie, dessen katastrophale Methodik zu so falschen Zahlen führt, dass echte Experten auf dieser Grundlage nicht mal eine Detailanalyse für zielführend hielten!
[…]
Die Forschungsgruppe der Fraunhofer-Institute ISI, IEG und ISE ist ebenfalls sichtlich irritiert angesichts dieser absurden Methodik bei der Atomkraft-Rechnung:
„Um die Grundsätzlichkeit dieses Fehlers anhand eines einfachen Beispiels zu illustrieren: Nehmen wir an, ein Student kauft sich ein Auto und zahlt dafür monatliche Raten in Höhe von 300 Euro. Die Eltern unterstützen den Autokauf des Studenten mit 200 Euro im Monat. Emblemsvågs Logik folgend kostet das Auto nun monatlich 500 Euro.“
[…]
Es spielt für diese Geschichte vermutlich eine Rolle, dass Emblemsvåg besagte Atomkraft-Studie in einem Journal veröffentlicht hat, zu dessen Editorial Board er selbst gehört, wo sie es wie durch Wunderhand trotz der hanebüchenen methodischen Fehler durch den Peer-Review geschafft hat.

Kleiner Kommentar von mir noch: die „angesehenen Fachzeitschrift“ (Welt) in welcher die „viel beachtete Studie“ erschienen ist hat einen Impact Factor von 2,0. Der Impact Factor ist ein (auch nicht kritikfreies) Maß zur Messung der Bedeutung von Fachjournalen in der akademischen Welt. 2 wäre hier ca. durchschnittlich.

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Welt gehört zu Springer. Springer wird größtenteils von fossilem Kapital gehalten.

Auch die neuen Ansätze zu kleineren Reaktoren SMR, die dann in Serie vorgefertigt werden könnten um über Skalierungseffekte Kosten zu sparen (das große Problem der AKW Kosten) ist nach Mrd. Kosten eingestellt worden. AKWs sind einfach tot, es sei denn man braucht das Know How militärisch.
Es ist wie so oft eine Ablenkungsdebatte einer Gruppe, die mit Fehlinfos die Grünen/Teile der Regierung schlechte Presse anheften möchte. Ganz vorne dabei unser Fail-Gesundheitsminister Jens Spahn, der jetzt Energieexperte der Union ist und davon genau so wenig Ahnung hat. Das der sich überhaupt noch in die Politik traut ist ein Wunder/Medien/Moral- und Gesellschaftsversagen, aber anderes Thema.

Mini-Atomkraftwerk wird nicht gebaut (fr.de)
USA: Aus für SMR-Vorzeigeprojekt (atommuellreport.de)

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Danke das du das aufgreifst und vor allem den Artikel vom Volksverpetzer zitierst. :slight_smile:
Ich bin auch über die Studie gestoßen und habe beim Querlesen auch einige komische Stellen gefunden, mich aber nicht so intensiv dazu beschäftigt, dass ich etwas dazu hätte schreiben wollen. Schön zu sehen, dass es andere Leute gibt, die sich damit genauer auseinandersetzen.

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Das traurige ist doch, diese Artikel bleiben stehen. Egal wie absurd die Studie oder deren Zusammenfassung durch das Journalisty auch sind.

Bei den Wahlen im nächsten Jahr werden diese Artikel überall verlinkt werden. Diese Links werden nicht auf die Richtigstellungen oder gar die Kritiken gehen. Nein, diejenigen die diesen Links folgen, werden nur auf eine „journalistische Zusammenfassung“ einer „fundierten Wissenschaftlichen Arbeit“ stossen. Da braucht es dann schon extrem viel Misstrauen, um dahinter zu kommen, dass das alles ganz anders ist.

Eigentlich müssten die Verlage dazu verpflichtet werde offensichtlich unrichtige Artikel mit einer Warnung zu Kennzeichnen. Aber so eine Richtigstellung kann ja nur ein „direkt geschädigter“ verlangen. Und wer sollte das sein?

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Jetzt kommt auch noch google mit SM-Reaktoren an:

Eine gute Gelegenheit, mal über eine alternative Suchseite im eigenen Browser nachzudenken… :wink:

Die Frage die sich auch stellt: da wir offenbar einen steigenden Energiebedarf haben, durch IT, Mobilität, Automatisierung, wie decken wir diesen langfristig?
Es wird ja offenbar nicht mehr weniger

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Erneuerbare. Wäre an sich ein guter zeitpunkt den Techfirmen zu sagen: Dann helft uns bessere Erneuerbaren zu bauen. Stattdessen eben Atomkraft, bei der niemand, aber wirklich niemend, den Müll in seiner Nähe haben will. Und für den es keine Lösung gibt außer irgendwo verbuddeln.

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Stimmt (Quelle):

Politisch sind alle US-Bundesstaaten – mit Ausnahme von Nevada – für ein Endlager in Yucca Mountain.

Aber dafür kümmern sich da auch echte Profis um das Zeug :wink: :

Zur Stabilisierung von Nitrat-Abfällen, die nicht austrocknen sollen, werden die Fässer üblicherweise mit anorganischer Katzenstreu aufgefüllt, um zu verhindern, dass die radioaktiven Inhaltsstoffe zu stark erhitzen. Offenbar wurde in mindestens einem Fall jedoch organische Katzenstreu verwendet, woraufhin es zu einer exothermen chemischen Reaktion in einem der Fässer kam und die Reaktionsgase den Fassdeckel von innen aufdrückten.

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Gibt es wirklich genug Studien zu. Auch das BMWK hat den steigenden Strombedarf bei seinen Ausbaupfaden berücksichtigt. Ein Zusammenspiel aus Erneuerbaren, Speichern, Netzausbau, Flexibilisierung von Verbrauchern, Importen/Exporten von Strom direkt und Import von anderen Energieträgern (aber deutlich weniger als heute). Am Ende ist es sogar deutlich weniger Energie, nur eben mehr Strom.

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