Atomkraft ja bitte? Eine neues unheiliges Zusammenspiel aus Lobbygruppen, Medien und Politik oder sinnvoll für die Dekarbonisierung?

Und preislich komplett konkurrenzunfähig. Klassische AKWs machen Sinn, wenn man den großen Energiekonzernen massive öffentliche Subventionen zuschanzen möchte oder als Atommacht ein gewisses Kompetenzfeld der Wirtschaft erhalten möchte. Das war’s dann aber auch.

Ich fände das ursprüngliche Thema, wieso das grade wieder aufgekocht wird, obwohl doch eigentlich zweimal (!) eine Mehrheit unterschiedlicher Parteien das Thema sehr abgeräumt hatte, wesentlich spannender, als das inhaltliche Für und Wieder der Technik zu diskutieren.

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Einmal was ped schrieb:

Und wie manche anderen schrieben: politischer Opportunismus.
Diverse Akteure versprechen sich aus dem Pushen der Atomkraft entweder geldwerte Vorteile für sich selbst oder Stimmen bei einer Wahl.

Eine interessante Frage: Glauben die Akteure eigentlich selbst inhaltlich daran, was sie sagen, oder machen sich manche Leute einfach nur zu useful fools der Lobby?

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Laut Werbebroschüre kann man in ~10 Jahren auf kommerzielle Kraftwerke hoffen:

Ich bin mir sicher, das wird sich bestimmt nicht verzögern.

Diese Meinung kann man durchaus vertreten, dann solltest du aber auch die Nachteile dieser „alternativen“ Technik beleuchten.

Und genau diese Probleme mit dem Abfall sind z.B. bei den (vermeintlich) sicheren Thorium-Flüssigsalz-Reaktoren viel größer, weil das entstehende Material stärker im Gamma-Bereich strahlt und entsprechend stärkere Ummantelungen nötig macht.

Und wir kommen ja heutzutage noch nicht mal mit dem schwach radioaktiven Material aus den jetzigen Reaktoren klar:

Über solche Themen wird natürlich nicht so gerne gesprochen.

Eigentlich müsste man der FDP und der CDU nur ihren eigenen Text vorhalten. Eine Technologieoffenheit bedeutet auch, dass eine bewährte Technologie nicht mehr gefördert werden muss.

Würde man dies auf die Atomkraft anwenden, würde es bedeuten dass eine eigenständige Versicherung durch die Betreiber gezahlt werden muss. Ebenso müssen die Kosten für Entsorgung, Endlagerung dauerhaft selbst getragen werden.

Wenn die FDP oder die CDU das nächste Mal nach Atomkraft ruft, kann man ganz beruhigt antworten:
„Gerne, Atomkraft ist eine bewährte Technologie. Sie bedarf keinerlei Subventionen, keinerlei garantierten Strompreis in der Abnahme und schon gar keine Versicherungsübernahme für Schäden durch den Staat. Wenn das gewährleistet ist, bitte schön!“

Dann käme etwas heiße Luft und das Thema wäre erledigt.

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Gut, auch hier können wir alles in Frage stellen, aber gewisse rechtsstaatliche Prinzipien sollten schon noch funktionieren in einer Demokratie.

Das Klimaschutzgesetz kann man übrigens jederzeit mit einfacher Mehrheit ändern, weil es nur einen Weg beschreibt und damit keinen Verfassungsrang hat. Das Klimaschutzziel hat jedoch Verfassungsrang.

Nun, wenn Atomkraft damit rechtskräftig in Deutschland beerdigt ist, warum diskutieren CDU, FDP oder AfD noch so vehement AKW als Option?

Nur Wahlkampfgetöse?

Auch eine CDU Regierung unter Merz wird das Thema nicht mehr anpacken? Oder durch die Hintertür?

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Was hat die Atomkraftdebatte mit den Klimaschutzziel zu tun, im Sinne des Verfassungsrangs?
Warum soll die Atomkraft rechtskräftig in Deutschland beerdigt sein? Der Atomausstieg ist ein „normales“ Bundesgesetz und kann jederzeit geändert werden.

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Die AKWs werden abgebaut!
Und jeder, der sie zurück haben will, soll bitte eine Finanzierung, einen Standort und ein Endlager anbieten…
Ich denke, das meinte Mike mit „rechtskräftig“.
Niemand, wirklich niemand, wird das finanzieren oder vor seinem Gartentor dulden.
Das Thema ist einfach ausdiskutiert. Das hatten wir schon so oft.
Hier in Frankreich betreiben sie die Atommeiler, die noch laufen, weiter. Aber jeder konnte verfolgen, was passierte, als sie nicht mehr gekühlt werden konnten…

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Wissing wird nächstes Jahr die gesamte Legislatur das geltende Recht offen gebrochen haben, die Reform widerspricht offensichtlich dem Klimaschutzurteil bzw. Dem Klimaschutzziel, auch wenn das noch nicht abschließend gerichtlich bestätigt wurde.

Darum wird auch dagegen beim Verfassungsgericht geklagt. Urteil offen.

Genau das war ja meine Frage: Wie sehr ist der Atomausstieg in Stein gemeißelt? Oder gibt es ein Revival nach der nächsten Wahl und wir fördern mit viel Steuergeld den Neubau/Wiederinbetriebnahme von AkW‘S…?

:wink:

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Das einzige was mir dazu einfällt ist, dass das Thema Atomkraft in Deutschland eine Aufmerksamkeitsgarantie hat. Wenn ein Politiker Retreat dazu sagt, kann er sich sicher sein damit Schlagzeilen zu machen. Inhaltlich macht es keinen Sinn.

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Mit der Aussage wäre ich zurückhaltend. GB und mehrere EU Staaten finanzieren neue AKWs auch ohne Endlager. Dazu darf man nicht vergessen, dass Marcon neue AKWs in den GreenDeal mit reingehandelt hat. Die finnischen und niederländischen Grünen befürworten neue AKWs, um schneller aus Erdgas und Kohle auszusteigen.

Ich will sagen, wenn es irgendwann hart auf hart kommt, bin ich mir nicht sicher, ob der Staat nicht die Finanzierung trägt.

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Warum sollte man damit zurückhaltend sein? Es war eine Antwort auf deine Pro-Atomkraft-Argumentation.
Wenn das so toll ist, dann möge man den Vorschlag bis zum Ende denken.

Die Zeiten von „Nach mir die Sintflut“ sollten doch irgendwann mal vorbei sein.

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Nur solange man die Statistik in dem Bereich hält wo man sicher die Art des Todes mit der Quelle der Energieerzeugung verbinden kann und alles andere weg lässt:

Hier ein Bericht wie schwer es ist, sowas sicher nachzuweisen, weswegen es man bei deiner Statistik außen vor lässt:
https://www.aerzteblatt.de/archiv/58265/Kernkraft-Studie-Haeufung-der-Leukaemiefaelle-ist-entweder-zufaellig-oder-hat-andere-Ursachen

Und hier nochmal etwas allgemeiner um Gesundheitsschäden durch Strahlung

Es ist also nach wievor relativ unklar wieviele Tote durch KKW wirklich verursacht wurden, zumal man weiß, dass die SU in den Statistiken zu Tchernobyl nicht so ganz korrekt gearbeitet haben.

„Dort gibt es verschiedene Zahlen, die die Toten nach dem Reaktorunglück von Tschernobyl im Jahr 1986 beziffern. 31 Tote ist zum Beispiel eine offizielle Zahl. Aber im Abspann heißt es auch, dass die Schätzungen zu Todeszahlen zwischen 4.000 und 93.000 Opfern schwanken würden.“

Sollte die Zahl eher beinder oberen Grenze liegen dürfte sich deine Statistik erheblich verändern.

Das sind aber eher symbolische Standpunkte. Hier mal die Reaktoren, die tatsächlich im Bau sind:

Finnland hat 18 Jahre an einem (!) Reaktor gebaut und derzeit keinen weiteren in Planung.

Frankreich hat einen (!) Reaktor im Bau, der vielleicht dieses Jahr fertig gestellt wird und dann 17 Jahre im Bau war.

In der Slowakei ist 2023 ein neuer Reaktor nach 37 Jahren (mit Baupausen) ans Netz gegangen, ein weiterer mit gleichem Baustart soll wohl dieses oder nächstes Jahr folgen.

Im UK werden zwei Reaktoren gebaut (seit 2018), deren Fertigstellung derzeit für Anfang der 2030er Jahre geplant ist, die aber schon mehrfach ihr Budget und ihren Zeitplan gerissen haben. Wenn alles planmäßig läuft, dann haben die auch mindestens 14 Jahre Bauzeit.

In der Summe wird in den nächsten Jahren in der EU wohl mehr AKW-Leistung aus Altersgründen vom Netz gehen, als neu zugebaut wird.

Das einzige (!) Land, dass eine ernstzunehmende Nuklear-Strategie hat, die den systematischen Ausbau der AKW-Flotte umfasst ist China. Aber auch dort wird sich der Anteil der Stromproduktion aus Kernkraft in den nächsten 20 Jahren nicht erhöhen, höchstens stabil bleiben. Der Mehrbedarf durch die Energiewende und die Substitution fossiler Energien wird auch dort fast ausschließlich aus Erneuerbaren Energien erfolgen, die dort exponentiell zugebaut werden.

In Europa ist das Thema mausetot, die Zahlen lassen sich nicht wegdiskutieren. Das höchste der Gefühle für die Atomkraft ist, dass man alte Meiler länger am Netz lässt. Über den Sinn und die Gefahren, die damit einhergehen kann man sich streiten.

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GB und Frankreich haben als Atommächte natürlich ein besonderes Interesse an Atommeilern. Bei uns ist die Lage da etwas anders.

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Falls sich übrigens jemand gefragt hat, wer mal wieder an allem Schuld sein soll

Die Grünen haben dem Land mit dem Atomausstieg geschadet.

https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/atomkraft-cdu-und-csu-bereiten-die-rueckkehr-der-kernkraft-vor/100077664.html

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