Atomkraft ja bitte? Eine neues unheiliges Zusammenspiel aus Lobbygruppen, Medien und Politik oder sinnvoll für die Dekarbonisierung?

Doch, doch es wird weniger.

Gerade heute in der NZZ: "Es ist paradox: In der Schweiz werden Ölheizungen durch Wärmepumpen ersetzt, der Verkehr wird kontinuierlich elektrifiziert, die Bevölkerung wächst, mit ihr die Wirtschaft – und dennoch sinkt der Gesamtenergieverbrauch, und der Strombedarf bleibt stabil, er stagniert auf dem Niveau von 2004. "

Es ist nämlich kaum zu glauben wir ineffizient mit Strom immer noch umgegangen wird. Auch heute noch haben viele Industrie-Elektromotoren einen Wirkungsgrad um die 80%. Und das wo doch heute 98% erreichbar wären.

Warmwasser direkt aus Gas (oder Strom) zu erzeugen, anstatt über ein Blockheizkraftwerk und Wärmepumpen ist einfach vernichtete Energie.

Pneumatische Werkzeuge, die über Luftdruck funktionieren gehören zum ineffizientesten, das man haben kann. Dieselben Werkzeuge in einer elektrifizierten Variante haben einen deutlich geringeren Energieverbrauch.

Dass der Stromverbrauch in der CH seit 2004 konstant ist, hat damit zu tun, dass viele Firmen Ihre Hausaufgaben gemacht haben.

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Dazu vielleicht:

Ich würde das für den Versuch eines Feigenblatts halten. Google und andere Tech-Konzerne stehen derzeit vor einem enormen PR-Problem. Alle haben öffentlich versprochen, innerhalb weniger Jahre CO2-Neutral zu werden – einschließlich der Rechenzentren. Jetzt taucht aber mit AI ein extrem energieintensives neues Betätigungsfeld auf, dessen praktischer Nutzen zwar größtenteils unklar ist, wo die Investoren aber den Gewinn erheblicher Marktanteile und Wachstum sehen wollen.

Um ihre CO2-Reduktionsversprechen zu halten müssten die Konzerne jetzt enorme Summen in Erneuerbare Energien investieren, während sie ja gleichzeitig schon enorme Summen in neue Rechenzentren und Chips investieren. Das würde zu niedrigeren Gewinnen und damit niedrigeren Aktienkursen führen, was Investoren auch doof finden.

Die Lösung ist einfach: Man unterschreibt öffentlichkeitswirksam einen Liefervertrag für „CO2-freien Atomstrom“, wodurch rechnerisch die Einhaltung der CO2-Versprechen möglich wird. Wenn sich dann 2030 rausstellt, dass es diese sagenumworbenen Atomkraftwerke gar nicht geben wird (aktuell existiert noch nicht mal ein Demonstrationsreaktor), dann hat sich bis dahin entweder rausgestellt, dass AI eine absolute Blase war und nicht mehr relevant ist, oder man hat viele Milliarden Dollar Gewinn gemacht und hofft, dass das CO2-Problem von irgendjemand anderem gelöst worden ist.

Das ist der Grund, warum wir bei Umweltthemen nicht auf „Versprechen“ der Wirtschaft setzen können, sondern nur auf knallharte Regulierung. „Versprechen“ sind das Papier nicht wert, auf dem sie veröffentlicht werden.

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Wenn man sich mal bei dem Partner von Google etwas durch die Details liest, klingt das, was die vorhaben auch einigermaßen ambitioniert. Sie wollen einen Mini-Flüssigsalz-Reaktor mit einem relativ neuartigen TRISO-Treibstoff (gekappselte Uran-Kiesel) betreiben, der eigentlich für andere Reaktorarten entwickelt wurde.
Klingt für mich erst mal nicht so, als ob sie da in den nächsten Jahren erfolgreich sein werden. Das mit dem „small“ darf man auch nicht zu wörtlich nehmen, die Dinger sind immer noch ziemlich groß.

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Das scheint mir relativ klar zu sein. Die FDP anhänger wollen sich daran beteiligen.

Um AKW zu erstellen werden Milliardenaufträge an diverseste Unternehmer vergeben. Und wer da dann die richtigen Verbindungen in die Ministerien spielen lässt kann da locker mal 1% Provision für sich rausholen. Und für 1% von 20 MRD kann man auch mal ein paar Lobbyisten und Anwälte finanzieren.

Bei der Solareinergie geht das halt nicht: Da kauft sich der kleine Eigentümer, eine kleine Anlage beim Handwerker um die Ecke. Da ist nirgends eine Gelegenheit drin, mall ein paar Millionen abzuzweigen, einfach weil man die richtigen Leute kennt und die passenden Druckmittel hat.

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Dazu passend ein Webinar:

Atomkraft und künstliche Intelligenz - Was Tech-Konzerne und die Atomindustrie planen // Webinar ‘Nuclear Power and Artificial Intelligence

mit Alexandra Gees und Jutta Paulus (Grüne) und Dr. Heidy Khlaaf, Chief AI Scientist at The AI Now Institute

Findet morgen, 18. Oktober um 18 Uhr statt,

Die offenbar sorglos verwendete KI frisst sehr viel Energie. Erhoffe mir da auch mehr Aufschluss!

Das ist ja das ironische bei der FDP.

Wenn es um die Sozialgemeinschaft geht, hält sie liberale Werte hoch: Individualität, der Staat soll sich raushalten, Sozialleistungs-, Subventions- und Bürokratieabbau, Arbeit muss sich wieder lohnen, jeder ist seines Glückes Schmied, die anderen da drüben liegen mir auf der Tasche, Steuern sind Diebstahl.

Wenn es um Energiepolitik geht, steht sie stattdessen für Lösungen, die diesen liberalen Werten völlig widersprechen. Atomkraft ist zentralistisch und in den Händen einer konzentrierten Großindustrie (auch für die vermeintlich kleinen AKWs). Sie verlangt einen massiven Eingriff des Staates in den Markt und funktioniert nur durch staatliche Subventionen, für die der Staat entsprechende Steuern einnehmen muss. Der Staat muss für Atomkraft die Freiheit der Bürger einschränken. Atomkraft ist unversicherbar, der Staat muss den Betreibern das Kostenrisiko von Unfällen und Endlagerung zusichern und die finanziellen und weiteren Risiken werden auf uns alle umgelegt, ob wir wollen oder nicht. Regelmäßig setzt der Staat Gewalt gegen Bürger ein, um den Betrieb der Atomkraft durchzusetzen.

Erneuerbare Energien entsprächen viel eher liberalen Werten. Die FDP müsste sich eigentlich mit Verve auf die Energiewende stürzen und sich diese zu eigen machen.

Macht sie aber nicht.

Zu Beginn der Ampel war ich noch überzeugt, dass Grüne und FDP das richtige Team sind, um die Energiewende jetzt wirklich voran zu bringen, und hatte mich auf deren Zusammenarbeit gefreut. Stattdessen war die FDP für mich eine einzige Enttäuschung, während die Grünen in der Ampel energiepolitisch geliefert haben.

Man könnte beinahe glauben, dass die liberalen Werte innerhalb der FDP kein wirklich konsistentes Gedankengebäude ergeben.

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Ich würde sagen, wir schließen das Atomkraftthema jetzt zum tausendsten Mal ab.

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