Anmerkung LdN370: Lösungen zu fehlender Arbeitskraft in Deutschland

Ist dann wieder eher eine Bildungsfrage.

Meine Tochter guckt Netflix nur noch auf Englisch, spricht fließend. Evt ein neuer Lernansatz? :grin:

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Ja, ausgeprägte Dialekte sind ein Problem, das ich in herausfordernden Situationen ( Ärzte, Krankenhäuser allgemein, schwierige gesundheitliche Situationen, hohes Alter der Sprecher ) als sehr kritisch erlebe. Wenn es um gelingende Kommunikation in medizinisch problematischen Situationen geht, müssen die Dialektsprecher sich beherrschen und die Nicht-Muttersprachler soweit mit Hilfe ihrer Kollegen vorbereitet sein, dass man sich mit wenigen Worten gut verstehen kann. Das scheint mir aufgrund der Schilderungen meiner Verwandten in Krankenhäusern nicht immer gegeben zu sein.

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Das macht es ja so absurd, dass über Deutschkenntnisse schwadroniert wird, während halb Süddeutschland nicht im Ansatz zu verstehen ist. Und das ist such in Geschäftsbeziehungen ein Problem.

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Ich bin als Franke in Franken aufgewachsen mit vielen Menschen die fränkischen Dialekt sprechen und habe bei Freunden am Dorf oft Probleme gehabt deren Großeltern zu verstehen die dann nochmal anders gesprochen haben. Und das im Umkreis von 5-10 km. Von anderen Gegenden mit anderem fränkischen Dialekt oder gar von Niederbayern will ich gar nicht erst reden.

Und ein ausländischer Arzt auf C1 Niveau ist mir immernoch lieber als gar kein Artz der mich in diesem Moment behandeln kann.

Das mag global gesehen stimmen, für Europa und gerade die Nachbarländer kann man das aber so nicht sagen. Einerseits gibt es hier auch noch nicht wenige in unseren Nachbarländern oder auch auf dem Balkan, die Deutsch gelernt haben, andererseits ist dort sonst höchstens mit Englisch weiterzukommen. Spanisch oder Mandarin spielt da keine Rolle.

Und diese Länder sind für vieles ja erstmal relevanter als z.B. Südamerika.

Dass aber noch immer viele hier kein oder nur schlechtes Englisch sprechen, selbst nach Abitur ist tatsächlich ein Problem. Da sind uns die Leute aus Ländern mit deren Muttersprache man noch weniger weit kommt mittlerweile weit voraus. Zumindest erlebe ich das mit Tschechien, wo Englisch vor wenigen Jahrzehnten noch kaum eine Rolle gespielt hat und die in den 90ern geborenen aber mittlerweile besser sprechen als Deutsche mit vergleichbarer Schulbildung.

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Es ist erschütternd, wie schlecht viele Deutsche englisch sprechen und verstehen. Das wird hier in der Schule ab der 3. Klasse, früher ab der 5. Klasse unterrichtet. Man kam auch nicht drum herum, selbst wenn man mit Französisch anfing, spätestens die 2. Fremdsprache musste englisch sein. Aber da uns im Fernsehen, im Kino und in Büchern immer alles bequem auf Deutsch serviert wird, haben viele keine Motivation, mehr englisch zu lernen, als sie unbedingt müssen. Im Gegenteil, ich kenne Leute, die in die USA oder nach Australien ausgewandert sind und dann irritiert waren, dass die Menschen dort nur englisch sprechen. Im Fernsehen sei das doch anders gewesen…
Okay, wer bis zum Mauerfall in der DDR lebte und Jahrgang 1971 ist oder älter, hat es wirklich nicht in der Schule gelernt. Und von diesen Leuten sind alle älter als Jahrgang 1959 schon in Rente, also als Kolleg’innen z.B. in Schiffbauunternehmen nicht relevant.
Alle anderen sollten englisch in Grundzügen beherrschen.
Also anstatt von Migrant’innen zu verlangen, dass sie fließend deutsch sprechen und verstehen, sollte man lieber von den deutschen Mitarbeiter’innen verlangen, dass sie ihr Englisch aufpolieren (kann man ja in der Firma Kurse einrichten). Dann kann man auch den Arbeitskräftemangel beheben.

Diese Arbeit ist ja da und muss erledigt werden. Und im Gegensatz zu Müll, der auf der Straße liegt und den man ignorieren kann geht es hier ja immer um Menschen, die einem am Herzen liegen: die eigenen Kinder, die eigenen Eltern/Schwiegereltern, der/die eigene Partner’in.
Als meine alleinstehende Schwester letztes Jahr überraschend eine schlimme Diagnose bekam und schnell operiert werden musste, danach max. 5kg tragen konnte, aber sich nicht bücken, nichts von Boden aufheben oder absetzen, nicht autofahren, die Krankenkasse aber ewig gebraucht hat für die Bewilligung von Haushaltshilfe, Physio etc., musste ich ihr helfen. Sie wäre sonst schlichtweg verhungert oder im eigenen Dreck erstickt. Zu Nachsorgeterminen bei Ärzten wäre sie nicht hingekommen. Sie lebt auf dem Land, wo alle zwei Stunden mal ein Bus fährt. Schon als Beifahrerin war es für sie extrem anstrengend und schmerzhaft, das Ein- und Aussteigen, jede Erschütterung beim Fahren,…
Ich bin ihre einzige lebende Verwandte im Umkreis von 300km.
Da hätte ich also einfach sagen sollen: „Carearbeit lohnt sich nicht!“ oder wie?

Ich begreife auch nicht, warum die Schulen nicht so organisiert und finanziert werden, dass Kinder dort von 8 bis 18 Uhr gut untergebracht sind und von Sport über Garten-AG, Handarbeiten, Handwerken, kochen, backen oder auch einfach nur spielen, lesen, schlafen, Hausarbeiten erledigen, Nachhilfe, Umweltgruppe usw. ihre Zeit verbringen können. Dann könnten Eltern in Ruhe arbeiten und müssten nicht jeder einzeln nach Sportvereinen, Nachhilfe etc. suchen, organisieren und die Kinder durch die Gegend kutschieren.
Die Schulgebäude stehen zwei Drittel des Tages leer, die könnte man doch sinnvoll nutzen.

Ab 2026 gibt es den bundesweiten Anspruch auf Ganztagsbetreuung von 8 bis 16 Uhr an allen Grundschulen (schrittweise Einführung über vier Jahre ab der ersten Klasse), auch in den Ferien (je nach Bundesland mit u.U. 4 Wochen Pause über das Jahr verteilt). War hier gerade Thema im Schulträgerausschuss. Kommt also, wenn auch nicht bis 18 Uhr (was ich persönlich auch ein wenig heftig finde, aber da hat sicher jede:r eigene Rahmenbedingungen).

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Danke für die Info!

Solange es keine Pflicht ist, sondern die Kinder sich aussuchen können, ob sie lieber in der Schule bleiben wollen und es dort auch genug Rückzugsmöglichkeiten gibt, fände ich es okay. Besser wäre natürlich, wenn die Eltern nicht so viel arbeiten müssten, aber das steht ja zurzeit nicht zur Debatte. Und für Kinder aus problematischen Familien wäre es sicher die bessere Lösung…

Das entspricht leider nicht meiner Erfahrung aus den „neuen Bundesländern“. Sogar an manchen wissenschaftlichen Instituten mit vielen Akademiker’innen sprechen eher wenige halbwegs gut englisch.

Wie sicher einige Andere bestätigen können hilft der Anspruch allein aktuell nicht.
Seit längerer Zeit besteht zumindest in Bayern ein Anspruch auf Kindergartenplatz ab 3 Jahren.
Diese können nicht gewährleistet werden. Personalmangel, Krankheit, schlechte Bezahlung etc.
Tatsächlich ist die Aussage zu Eltern: „Dann klagen Sie doch.“ Und das wird vermehrt gemacht aber ist nicht Lösung des Problems!
Selbes wird für Ganztagsbetreuung gelten. Zudem muss eine Verbindung zwischen diesen Einrichtungen und den Vereinen etc. erst einmal erlernt werden. Da hat jeder seine eigene Struktur und will sich nicht hineinregieren lassen.
Die Betreuung muss zudem weit vor und weit nach der Grundschule gedacht werden.

Ich würde sagen, wir sind hier auf dem richtigen Weg. Der Rechtsanspruch für unter Dreijährige besteht jetzt seit gut 10 Jahren, jetzt kommt der Rechtsanspruch für Grundschulkinder, das Angebot an Ganztagsbetreuung an weiterführenden Schulen wird in den meisten Bundesländern recht stetig ausgebaut.

Wie sich das in der Realität auswirkt, ist regional extrem unterschiedlich. Bei uns in der (westdeutschen ländlichen) Gemeinde gibt es beispielsweise insgesamt zu wenige Kita Plätze und deutlichen Personalmangel, wir haben aber vor drei Jahren problemlos einen (halbtägigen) Betreuungsplatz für unseren damals zweijährigen Sohn bekommen. Die Grundschulen in der Gemeinde bieten teils schon seit über 10 Jahren Ganztagsbetreuung an, die auch 3/4 der Schüler in Anspruch nehmen. Die Umstellung auf den neuen gesetzlichen Anspruch ab 2016 wird also herausfordernd, das aber vor allem wegen der Ferienbetreuung.

Für die weiterführende Schulen gibt es hier mehrere Gesamtschulen, die Ganztagsbetreuung anbieten. Wer das will, findet also in der Regel eine Schule mit dem entsprechenden Angebot.

Aber wie gesagt, da gibt es extreme Unterschiede. Auch wegen der unterschiedlichen finanziellen Ausstattung der Kommunen.

Warum nicht Kindererziehung 5 von 7 Tagen in die Hände von Profis legen? Das Prinzip Internat hat viele Vorteile, Erziehung durch Profis und Eltern, die sich Werktags wirklich auf den Job konzentrieren können.

Kommt halt immer auf die Individuen an. Kinder, die hochsensibel, introvertiert oder autistisch sind, leiden im Internat eher. Auf freiwilliger Basis finde ich Internate gut. Aber nicht als Lösung für alle.

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Auch eine sehr arbeitszentrierte Sichtweise.
Aber dann wäreces doch im Sinne der Erwerbstätigkeit besser, gar keine Kinder zu bekommen

Ich habe ein paar Monate ein Internat besuchen und habe diverse Bekannte, die dies für längere Zeit gemacht haben und würde vor der Annahme, dass dort immer „Profis“ am Werk sind warnen. Kann aber natürlich trotzdem gut laufen.

Außerdem bin ich mir nicht sicher, ob das wirklich eine „Lösung“ wäre. Die Einschränkung des Arbeitslebens ist bei Kindern vor allem in den ersten Lebensjahren relevant. Spätestens mit der weiterführenden Schule steht ein Kind einer vollständigen Berufstätigkeit eigentlich nicht mehr entgegen. Gerade bis zu diesem Zeitpunkt ist ein Internat aber selten ein geeigneter Ort für die Erziehung und Aufbringung.

Ich denke mit dem Angebot einer kostengünstigen, qualitativ hochwertigen und flexiblen Kinderbetreuung ab dem Kleinkindalter während der typischen Arbeitszeiten wäre den meisten Menschen deutlich mehr bei der Aufrechterhaltung ihrer Leistungsfähigkeit geholfen.

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Dem würde ich unumwunden zustimmen.

Stellt sich durchaus auch die Frage, welche Funktion Kinder in unserer Gesellschaft eigentlich haben sollen?
Vom sicherlich unbestrittenen Faktor des emotionalen Wertes (oder wäre das schon diskussionswürdig ?) primär natürlich spätere Fachkräfte heranzubilden welche den gesamtgesellschaftlichen Wohlstand samt Renten gewährleisten.
Klingt arg technisch, aber wäre doch so angedacht?

Ich finde es nicht fair, Care Arbeit und die Abfallentsorgung gegeneinander auszuspielen.
Letzteres ist nämlich ebenso ein extrem wichtiger Beitrag zur Gesellschaft, dessen Wert kaum überschätzt werden kann.
PflegerInnen und ÄrztInnen streiken häufiger mal und werden kaum gehört.
Würden die Mitarbeitenden der Abfallentsorgung einen Vollstreik über mehrere Wochen organisieren würde bei uns bald gar nichts mehr gehen.
Die meisten stellen sich garnicht vor, wie viel Müll wir produzieren und wie schnell sich das auftürmen würde.

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Ich wollte damit die Abfallentsorgung nicht abwerten. Aber es ist schon ein Unterschied, ob der eigene Streik dazu führt, dass der Müll sich auftürmt oder dazu dass die eigenen Kinder verhungern.

Das ist eine Entscheidung, vor der viele Frauen stehen: Kind oder Karriere.

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