Ich glaube, das Problem ist wirklich, dass wir etwas anderes meinen, wenn wir von Irreversibilität reden, insofern hat @quba42 vermutlich recht, wenn er von einem sprachlichen Missverständnis ausgeht.
Wenn du davon sprichst, dass der Prozess reversibel sei, sagst du ja auch, dass dazu i.d.R. deutlich mehr Energie und (i.d.R. ein anderes) Ausgangsmaterial erforderlich ist, als für den ursprünglichen Prozess. Dem würde ich auch nicht widersprechen, ich würde es halt nur nicht als Reversibilität bezeichnen.
Als etwas greifbareres Beispiel:
Wenn ich einen Stuhl auseinanderbaue, indem ich die Schrauben löse und alle Bretter und Polster von einander trenne, ist der Prozess reversibel. Ich kann den Stuhl einfach wieder mit den vorhandenen Materialien (und etwas zugeführter Energie) zusammen bauen und damit das „Auseinanderbauen“ umkehren.
Wenn ich den Stuhl mit einem Beil zerhacke, kann ich natürlich auch im Baumarkt Leim und Schrauben kaufen und das ganze irgendwie wiederherstellen - oder gar neues Holz und neue Schrauben kaufen und einen ganz neuen Stuhl daraus basteln, der identisch mit dem Alten ist. Aber das würde ich nicht als „Umkehrung“ des Zerhackens bezeichnen, sondern als genuin neuen Prozess, der einen alten Zustand wiederherstellen soll.
In diesem Sinne sollten wir uns vielleicht nicht so sehr über das Wort der Reversibilität streiten, da wir inhaltlich ja übereinstimmen: Viele Folgen des Klimawandels können - wenn man es wirklich will - mit genug Zeit (auch wenn es 100.000 Jahre bis zur nächsten Eiszeit dauert…), Energie und Technologie irgendwie wiederhergestellt werden, aber die Konsequenzen lassen eine Herstellung entweder nicht zu (siehe Gletscher-Beispiel) oder sind einfach immens (wenn der Meeresspiegel um 10 Meter steigt lässt sich das zwar in der Theorie in ein paar tausend Jahren wieder rückgängig machen, aber die durch den Landverlust vertriebenen Menschen haben davon wenig…).
In diesem Sinne sollte auf die Reversibilität nur abgestellt werden, wenn zwischen Herstellung und Rückgängigmachung der Prozesse wenig Zeit liegt und keine unwiederbringlichen Schäden verursacht wurden. Unter diesen Voraussetzungen sind nahezu keine Folgen des Klimawandels reversibel. Ich würde das als „praktische Reversibilität“ im Gegensatz zu einer „theoretischen Reversibilität“ bezeichnen.