Argumentationshilfe AfD: Wieso sollte Deutschland eine Vorreiterrolle gegen Kilmawandel haben?

Da ja die guten Ergebnisse der AfD ein Thema der nächsten Folge sein sollen, fällt mir zu ihrem Erstarken ein Kernargument ein, das ich von AfD Wählern in meinem Umfeld oft höre:
„Kein Land hat so ein extremes Klimaprogramm wie Deutschland. Deutschlands Anteil am CO2 Ausstoß ist aber weniger als 2%. Die Kosten und Probleme der Klimamaßnahmen sind es also nicht Wert, solange China usw. nichts machen, was sie nicht tun“.
Die AfD ist meines Wissens die einzige Partei, die keine Klimamaßnahmen plant, und daher die einzige Partei die diese Position abbildet.
Mich würde interessieren, wie andere Parteien mit dieser Argumentation umgehen, bzw. was die „richtige“ Gegenargumenation wäre.

Das erste Gegenargument ist, dass Deutschland vertragliche Verpflichtungen z.B. gegenüber der EU eingegangen ist, Klimaziele einzuhalten. Allerdings scheinen sich im internationalen Vergleich auch die anderen Länder nicht so genau um diese Ziele zu kümmern. Die bisherigen EU Strafen von „nur“ 300 Millionen Euro lösen auch keinen Aufschrei aus, und sind geradezu Peanuts im großen Kontext des Bundeshaushalts.

Das Standard-Gegenargument hierzu ist ja, dass durch eine schnelle Klimawende Deutschland einen Standortvorteil bei Klimatechnologien bekommt. Allerdings ist die PV Technik schon lange abgewandert, WIndanlagen- Hersteller wandern auch ab, und bei Wärmepumpen sind Asiaten meines Wissens uneinholbar weit vorne. Mir konnte noch niemand erklären, in welchen Feldern Deutschland technisch vorne dabei ist.

Das andere Argument wäre, dass mittels des CO2 Preises die eigene grüne Wirtschaft einen internationalen Wettbewerbsvorteil bekommt. Andere, „dreckige“ Länder wie China, das ja massiv Kohlekraftwerke baut, hätten einen Nachteil und damit einen Anreiz auch umzustellen.
Mir fällt es aber schwer zu glauben, dass China diesen Nachteil einfach so akzeptieren würde.
China würde doch sicherlich eine solche Benachteiligung mit Strafzöllen usw. erwidern, was am Schluss einem Exportland wie Deutschland mehr schadet als es hilft.

Meine Frage wäre also, welche realistische, vermittelbare Begründung man verkaufen kann, um die erheblichen Einschnitte der geplanten Klimamaßnahmen aller demokratischen Parteien auch AfD Wählern zu „verkaufen“

1 „Gefällt mir“

Deutschland ist gemessen am BIP die viert- bzw. fünftgrößte Wirtschaftsmacht der Welt.
Was Deutschland tut hat eine internationale Wirkung. Viele Länder schauen auf uns und sagen sich: Wenn die das nicht schaffen, was sollen wir schon tun?
Wir haben die Power, Innovation durchzusetzen. Wir haben die Möglichkeit, einen Zukunftsmarkt zu besetzen und eine Vorreiterrolle einzunehmen. Wollen wir das tun oder wollen wir lieber für immer den Chinesen 10 Jahre hinterhersein?

Deutschland hat aktuell einen Anteil von 2% an den globalen CO2-Emissionen, historisch hat Deutschland und seine Vorgängerstaaten 4% der menschengemachten CO2-Emissionen in der Atmosphäre verursacht. Wir waren in der glücklichen Lage, die fossilen Rohstoffe zu nutzen, um zu einer Industrienation zu werden. Das bringt uns nun auch in die Verantwortung, eine ökologische Transformation hinzulegen. Wir können jetzt schlecht auf aufstrebende Staaten mit dem Finger zeigen und sagen „nanana, das geht jetzt aber nicht“, nur weil wir früher dran waren.

Deutschland stellt nur ca. 1% der Weltbevölkerung, also ist selbst unser aktueller Anteil relativ gesehen noch doppelt so hoch, wie er sein dürfte, wenn man alle aktuellen Emissionen gleich auf alle Köpfe verteilen würde.

Würden alle Staaten, die aktuell einen Anteil der Emissionen von 2% oder weniger, nichts tun, würden insgesamt 40% der Gesamtemissionen unbeachtet.
Betrachtet man die EU nicht als ganzes, müsste kein Land in Europa (außer Russland) etwas tun.
Dass das nicht funktionieren kann sollte einleuchtend sein.
https://edgar.jrc.ec.europa.eu/report_2021

Dem Vertrag von Paris nach muss jedes Land klimaneutral werden, egal ob China oder der hinterletzte Inselstaat.
Ich bin kein Chinese, also kann ich wenn überhaupt nur mittelbar durch meinen Konsum etwas an den chinesischen Emissionen machen.
An den deutschen Emissionen hingegen kann ich direkt arbeiten.

Jedes System muss da seine eigene Lösung finden.
Autokratische Systeme wie China können (und tun) da viel rigoroser vorgehen als demokratische Staaten.
Wir müssen langfristiger denken.

3 „Gefällt mir“

Das ist glattweg Scheuklappen.

Einfach mal die Klimaprogramme und den Umstellungsfortschritt anderer Länder ergoogeln, sammeln und schon hat man was in der Hand.

Der Zug ist schon abgefahren, auch hier sind andere Länder schon in manchen Bereichen vorraus.

Wenn ich das recht verstanden habe, vertritt die AfD den Standpunkt das es kein Klimaproblem gibt, also keinen plausiblen Grund, irgendwas an unserem bisherigem Verhalten zu ändern.
Was will man da argumentativ diskutieren?
Da fehlt wohl eher die gemeinsame Basis

1 „Gefällt mir“

Meinst du? Welche Technologien sollen das sein? Wenn wir PV und Wind mal weglassen?
Ich kenne Energieeffizienz Lösungen in 50 Fabriken und allen möglichen Ländern der Erde. Da gibt es nur wenig zu importieren.

Speichertechnik.
Mobilität.
Energieerzeugung.
Digitalisierung.

Keine Ahnung, in dem Bereich bin ich absolut uninformiert.

Wind und PV hab ich ja schon ausgenommen, wobei es da um die Herstellkosten geht, nicht um die Technik. Bei BEV gibt es Tesla und dann? Man liest von BYD. Hat den schon einer gesehen?
Sonstige Mobilität: selbst in Italien gibt es nichtmal Bürgersteige.
Li Speicher kommen aus Asien. Ok. Sonstige Speichertechnik?
Bei der Digitalisierung kann ich dir folgen. Sowohl bei Technologie als auch Umsetzung.
Aber sonst sehe ich eher ein Umsetzungsproblem.

Muss man?

Die deutschen Hersteller produzieren in Asien Ladenhüter. Sofern man den letzten Berichten und Kommentaren von der Shanghai Motorshow glaubt.

Nur weil die Marken es noch nicht bis Europa geschafft haben heißt das doch nicht dass die deutschen BEV besser/innovativer sind.

Mag sein. Deswegen können wir in Deutschland jetzt auch verzichten?
Kannst ja auch mal auf die Fahrradinfrastruktur in den Niederlanden oder Großstädte in Dänemark schauen (und neidisch werden)

Hatte ein paar Forschungsnachrichten aus Uppsala was den Ersatz von Lithium angeht.
Northvolt baut eine riesige Fabrik in Nordschweden.
Im Speicherthread hatte ich ein Projekt aus der Schweiz verlinkt, die auf potentielle Energie als Speicherform setzen (im Prinzip Kräne) statt auf Batterien.

Anekdotisches Hörensagen: da sollen teilweise afrikanische Flüchtlinge erstaunt sein wie weit hinterher die Europäer sind.

Das globale Wettrennen um die Zukunftstechnologien ist im vollen Gange, ob die Deutschen das Wollen oder nicht.
Wenn die AfD die Augen davor verschließt und auf die alten Technologien setzt, werden sie es irgendwann schwer haben deren Niedergang den Grünen in die Schuhe zu schieben.

Alles andere an deren Argumentation ist reine Vogel Strauss Politik.

Mal aus Spaß an der Freude: Der geneigte AfDler würde dem vllt entgegnen, dass die AfD sozusagen 0% der notwendigen Klimaschutzmaßnahmen plant, die Ampel dagegen … wieviele? 5%? 10%? Wenig jedenfalls. Und damit darauf verweisen, dass trotz unterschiedlicher Bekenntnisse die Parteien auf Handlungsebene einander gar nicht so unähnlich sind. Weshalb dementsprechend eine gemeinsame Basis - in dieser Hinsicht jedenfalls - durchaus da sein müsste.

1 „Gefällt mir“

Rund um das Thema Lithium gibt es diese super informative Podcastfolge.

In der kompletten Kette von Lithiumgewinnung, Verarbeitung bis zum Endprodukt der (in den meisten Fällen) Batterien ist Deutschland und Europa komplett abhängig. Hier gibt es definitiv sehr großen Aufholbedarf.

Exakt das ist das Problem.
Mit diesen Leuten zu diskutieren ist komplett sinnlos.
Siehe auch ihr neues Feindbild seit gestern: Lindner und die FDP. Mit dem ,Umfallen, und Beschluss des GEG ist für viele der Verneiner sämtlicher Klimaschutzmaßnahmen die FDP jetzt unwählbar geworden.

Es zeigt aber auch: weder CDU noch FDP können beim Klimaschutz so stark auf der Bremse stehen, um diese Wählerschicht zu gewinnen. Dafür müsste man sich wohl öffentlich vom Ziel Klimaneutral 2045 verabschieden. Solange das nicht passiert sind für diese Klimawandelleugner alle ,Links grün,.

Ich fürchte wir müssen uns schlicht mit AFD bundesweit
zwischen 15 bis 20% für die kommenden Jahre abfinden.

Nur weil die Autos hier in DE noch nicht angekommen sind, heißt es nicht, dass die irrelevant auf der Welt sind. Aber in Sachen Auto sind wir in DE sowieso der Meinung, dass wir der Nabel der Welt sind.

BYD wird für uns richtig gefährlich, einfach weil sie alle wichtigen Komponenten im Elektroauto kontrollieren, Batterie als wichtigster Teil.

Also ja, sollte man dringend von gehört haben.

Deshalb setzt die Forschung in Schweden auch auf Batterien die kein Lithium mehr enthalten.

Das Lithium selbst ist nicht das Problem, davon ist, zumindest weltweit, genug in der Erde.
Es geht darum wo auf der Welt gefördert wird, wo verarbeitet wird, und wo die finalen Produkte entstehen.

Bei der Förderung steht Europa noch quasi blank da, die Verarbeitung passiert in Asien und Südamerika, und nur bei Thema Batterieherstellung aus bereits veredelten Materialen hat Europa inzwischen eine eigene Industrie, siehe die in den letzen Jahren entstandenen Batteriewerke.

Es wird davon gesprochen, dass rund 40% des Lithiumbedarfs in Zukunft direkte in Europa aus dem Boden und Liquiden gefördert werden könnte.

1 „Gefällt mir“

Glaube du hast mich missverstanden.
Ich meinte, dass ich im Ausland wenig sehe was weiter ist als das was wir kennen. Speicher ohne Lithium werden auch in DE gebaut.

WP die aus Asien kommen sind Luft/Luft bzw Klimaanlagen. Ist halt heute keine Konkurrenz in DE, auch wenn die funktionieren.

Ja mei, weil die halt nicht verstehen, dass man nicht alles mit dem Handy machen kann in DE.

a) sag ich doch gar nicht.
b) BTW, mein jüngster Sohn (Fachexperte für umweltgerechte Mobilität) war dieser Tage in Kopenhagen. Hat ihm vieles gefallen, aber gescheit Rad fahren könne man dort auch nicht. Davon abgesehen, dass deren Fahrräder in DE alle auf dem Schrott landen würden.

Brauchen wir nicht drüber reden, fahre selber ein Model 3.
Bei aller China Euphorie würde ich es trotzdem nicht überbewerten. Die Verbrenner haben es bei uns auch nicht auf den Markt geschafft. Fände es für die E-Mobilität ja bereichernd, wenn mal günstigere Autos auftauchen. Im Moment glaube ich da noch am ehesten ans Model 2, vielleicht 2026

Ich kenne ja jobbedingt schon viele Modelle, auch anderer Hersteller, die auch hier bald in den Markt kommen (und wo anders auf der Welt eben schon fahren). Wir müssen da echt aufpassen, dass uns die Massenmodelle nicht abhanden kommen.

2 „Gefällt mir“

Sehr schön, ich liebe verkehrsberuhigte Zonen, in den Niederlanden ist das Konzept Shared Space – Wikipedia wohl sehr verbreitet. Meinethalben könnten 95% der Stadtstrassen so sein.

Da verwechselt du gerade was.
Ich meinte Tempo 50 mit Schwerlastverkehr und 6 m Strassenbreite innerorts. So üblich in der Toskana