Wo verschwindet das Geld für die Bundeswehr

Das fragst du besser jemanden der das Teil anwendet/anwenden soll.

Das ist ja gerade das grundlegende Problem, dass irgendein Beamter im Beschaffungsamt das alles vorher und Universal festlegen soll.

Vielleicht gibt’s aber auch gar nichts was all die Anforderungen gleichzeitig erfüllen kann, weil sie zwar so schön rechtssicher und alles beschrieben sind, aber völlig Realitätsfremd.

Oder gehst du in einen Laden und versuchst eine Jacke zu bekommen die dich gleichzeitig vor einiger Kälte, extremer Hitze und Regen schützen kann?

Wie du so schön schreibst, einfach was von der Stange kaufen und eben damit leben, dass du bei einem Einsatz am Polarkreis ein anderes Gewehr in der Hand hast als bei einem Einsatz am Äquator.

Muss ja nicht zwingend beim Ami sein, gibt ja noch ein paar mehr Hersteller.

Hat dann auch gleich den Vorteil dass du die diversen Monopolregeln einhalten kannst, wonach nicht zu viel bei nur einem Hersteller eingekauft werden darf.

Dann würde Deutschland bei deutschen Herstellern einkaufen, Frankreich bei französichen, usw. Das ist nicht gewollt, daher gibt es das Ausschreibungsverfahren. Und ich gehe davon aus, dass das auch im EU-Recht vorgeschrieben ist.

Nö warum?

Es gibt Hersteller in Ländern bei denen eingekauft werden darf, also sagen wir der Einfachheit halber bei allen NATO und allen EU Mitgliedern und bei jedem kauft man erstmal 50 Sturmgewehre die dann in’s Testverfahren gehen.

Es geht ja nur darum nicht irgendwelche Fantasien von Beamten erfüllen zu sollen durch dauernde Neuentwicklung, sondern darum die Beschaffung deutlich zu vereinfachen und eben von der Stange zu kaufen.

Klar Hubschrauber sind da was teurer und man sollte vielleicht nicht 50 Probeexemplare kaufen ^^

Es gibt gute Gründe warum es öffentliche Auschreibungen gibt. Die hier aufzuzählen hatte ich bisher als unnötig betrachtet. Es geht darum die Vergabe solche Aufträge (oft gestaffelt nach Auftragsvolumen) so transparent, nicht diskrimierend und rechtsstaatlich korrekt wie möglich zu machen.

Mir ist völlig unklar wieso man diese Prinzipien in dem Fall von Mitärtechnik aufheben sollte. Könnten Sie das erklrären wieso man gerade bei solchen Auftragsvolumen darauf verzichten soll?

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Ich verstehe schon die Gründe für die Ausschreibungen.

Aber an gewissen Stellen, (vornehmlich Material) wird es halt auch gerne mal unsinnig.

Beispiel als das Auswärtige Amt in Berlin seinen Erweiterungsbau bekommen hat mussten die automatischen Türen ausgeschrieben werden.
Wegen des Auftragsvolumens und der Monopolvermeidung mussten 2 unterschiedliche Hersteller gefunden werden.

Am Ende mussten dann Wände geändert werden, weil die Maße nicht identisch waren und bei der Brandschutzsteuerung musste auch erst eine Zwischenstation gebaut werden, weil die Steuerungen nicht kompatibel waren.

Einer der Gründe warum die Baukosten nie die Planung einhalten.

Ähnlich sehe ich es bei der Militär-Technik.

Lass doch einfach die wählen die das Zeug benutzen sollen. Die haben eine ganz andere Sicht und auch Kompromissbereitschaft als das Beschaffungsamt.

Die werden dann aber im besten Fall das Produkt nehmen, was ihnen persönlich am Besten gefällt, im schlechtesten Fall das wofür sie am meisten Schmiergeld bekommen haben (mir ist klar, so trivial ist es nicht, aber ich will die Extreme darstellen). Es braucht eine Kontrollinstanz, zumindest bei solchen Geldsummen, die bei solchen Deals über den Tisch gehen.

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Du unterstellst aber dann implizit, dass die Beschaffungsinstanz (wer auch immer das dann ist) die Kaufentscheidung dann allein von Testergebnissen und Anwender*innen-Meinung abhängig macht. Damit blendest du aus, dass es immer auch ein Potenzial für Korruption gibt. Der Hinweis, dass dann aus bestimmten (vielleicht auch politischen…) Gründen auch „einfach so“ die Waffe eines deutschen Herstellers gekauft werden könnte, obwohl es international vielleicht überlegene Waffensysteme zu günstigerem Preis gäbe, ist durchaus berechtigt.
Ich bin völlig deiner Meinung, dass das Beschaffungswesen der Bundeswehr deutlich gestrafft und vereinfacht werden muss - auch der Ansatz im Zweifel eben nicht mehr „one fits all“ beschaffen zu wollen, was dann in überkomplizierten Ausschreibungsverfahren gipfelt, unterstütze ich voll. Ich finde es jedoch nicht sinnvoll davon auszugehen, dass die Beschaffung automatisch optimal laufen würde, wenn die Bundeswehr „einfach so“ einkaufen könnte.

Keine Frage, es ist ja auch nicht so, dass das Beschaffungsamt verschwinden soll.
Es geht ja in erster Linie darum Ausschreibungen zu vereinfachen und halt lieferfähige Systeme zu beschaffen, statt anhand der Wunschliste dauernd Neuentwicklungen auszuschreiben.

Denn mal ehrlich, wenn die BW ein Anforderungsprofil schreibt, was das Gewehr können sollen und dann die vorhandenen Gewehre nach diesem Profil getestet werden, ist das mit der Korruption schon schwierig, da Profil und Testergebnis transparent gemacht werden können.
Und während der Testphase kann man auch festhalten welche Abweichung vom Anforderungsprofil am ehesten akzeptiert werden kann.

Ja und nein. In erster Linie sollte es natürlich so sein, dass die Anwender das letzte Wort haben sollten, aber ich denke es wäre schon ein riesen Fortschritt, wenn sie überhaupt in den Prozess eingebunden werden.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass eine kostspielige Stilblüten verschwinden würden wenn man den Endanwender mal zu Wort kommen lässt.

Wie denn?
Der Endanwender (BW) soll ein Anforderungsprofil erstellen, was das zu beschaffende Gerät können soll.
Das Beschaffungsamt zieht bei den Lieferanten los und besorgt Testmaterial was nach Herstellerangaben zu besagtem Profil passen könnte.
Die BW testet dann inwieweit dass zum Profil passt und beschließt (und dokumentiert) bei welchen Teilen des Profils man einen Kompromiss eingehen kann.
Mit dem Ergebnis in der Hand wird dann das Beschaffungsamt beauftragt die Lieferung von Menge X zu veranlassen.

Das ist dasselbe Verfahren was wir bei unserem Hauskauf verwendet haben: eine Wunschliste, anhand dieser Wunschliste festlegen wo man einen Kompromiss möglich hält und was zwingend sein muss und dann sind wir auf die Suche gegangen.

Man kann sogar eine Kostensperre einsetzen und sagen: darf nicht mehr als X Euro kosten

Hatten wir ja auch, das Maximum was wir finanzieren konnten.

Wer sagt denn dass die BW „einfach so“ einkaufen können soll?

Ein echt empfehlenswerter und richtig toll geschriebener Text:

Also an den Vergaberichtlinien liegt es definitiv nicht alleine.

Und hier die Zusammenfassung:

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Ich wüsste ja mal gern, wie man sich in eine so schlechte Position bringen kann, dass man ein bei Auslieferung nicht einsatzbereits Flugzeug abnimmt und bezahlt.
Ich bin sicher, hier haben sich die Anforderungen an „einsatzbereit“ zwischen Auftragsvergabe und Lieferung so stark verschoben, dass es plötzlich nicht mehr passte.

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Das bestätigt mich nur in meiner Annahme, dass jeder Cent mehr für die Bundeswehr einfach versickern wird. Die Bundeswehr ist einfach extrem schlecht qualifiziert in der Verwaltung und der Beschaffung. Dort muss vorhandenes Personal durch vernünftig ausgebildetes kaufmännisches Personal ersetzt werden. Wenn dann die sehr großen vorhandenen Mittel sinnvoll genutzt werden darf vielleicht über zusätzliches Geld gesprochen werden.

Es macht - wie beschrieben- auch Sinn, die Anforderungen zu definieren und zu prüfen. Dazu kommt, dass es ja auch um Preise, Lieferzeiten sowie Ersatzteile und Garantien geht. Dann ist auch die Ausschreibung eines Gewehres ziemlich komplex - und dort bewegt sehr große Summen über viele Jahre.
Das macht ein geordnetes Verfahren schon großen Sinn, selbst, wenn man nur Standard-Produkte kauft. Man muss es aber eben auch professionell durchführen…

s.auch

Es wird zum Teil daran liegen, dass in DE grössere Beschaffungen im Parlament abgestimmt werden müssen, während z.B. in Frankreich das ganze ohne Parlament von einer autorisierten Stelle zackig entschieden wird.

Unsere deutschen Politiker neigen dazu, Regelungen, die zwar gut gemeint, aber in gewissen Situationen schlicht unpassend sind, stur durch zu ziehen, anstatt die entsprechenden Regel anzupassen.

Ein Beispiel hierzu ist der Schützenpanzer Puma:

Gegensätzlich ist der Schutz von Schwangeren bei der Bundeswehr geregelt. Dort müssen bis zum Greifen der Mutterschaftsregeln auch hochschwangere Soldatinnen in einem Schützenpanzer im Gefechtseinsatz Dienst tun. Natürlich gilt in Deutschland auch im Innenraum eines Schützenpanzers die Arbeitsstättenverordnung. Danach müssen die Klimabedingungen im Innenraum so beschaffen sein, dass eine „Fruchtwasserbeschädigung durch Schussgasbelastung“ (Beschaffungsamt Koblenz) ausgeschlossen ist. Diese Vorgabe erhöhte die Kosten des Puma-Panzer um einen Millionenbetrag. Hier käme es den Staatshaushalt billiger und der Gesundheit zugute, wenn der Mutterschutz erweitert würde.

Die Gesetzgebung hat aber eine solche Komplexität erreicht, dass vernunftbasiertes Handeln kaum noch möglich ist. Sie führt sich selbst ad absurdum und verliert ihre praktische Anwendbarkeit.

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Klischees und Allgemeinplätze über „unsere deutschen Politiker“ sind Ballast für jede echte Diskussion. Lasst es bitte einfach bleiben.

Die Regelung überrascht mich.
Für eine Bäckerei und eine Gaststätte haben wir jeweils eine Gefahreneinschätzung erstellt und an das Gewerbeaufsichtsamt weitergeleitet.
Vom ersten Tag an als die Schwangerschaft bekannt war wurde Mutterschaftsgeld gezahlt, da der Arbeitsplatz nachweislich der Schwangeren nicht zumutbar war.
Selbiges wäre auch für die Bundeswehr mehr als angemessen.

Edit: Sind deutsche Panzer-Vorschriften wirklich so absurd? Welt.de

Auch die Behauptung, die Schussgasbelastung im Kampfraum des Puma müsse so niedrig sein, dass eine Fruchtwasserschädigung ausgeschlossen ist, treffe nicht zu. „Der Schützenpanzer Puma ist nicht für die Beförderung von Schwangeren ausgelegt“, heißt es in der Stellungnahme.

Ich glaube es wurde hinreichend festgestellt, dass die Bürokratie das Problem ist.

Aber wie Entbürokratisiert man die Bundeswehr?

Das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung abschaffen und das Geld dem jeweils Verantwortlichen direkt geben?

Im Extremfall, jeder Soldat kauft sich seine (bevorzugte) Ausrüstung selbst, jeder General seine Panzer, jeder Admiral seine Schiffe?

Das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung mit kompetenten und qualifizierten Kaufleuten besetzen. Zur Zeit sind da Soldaten mit kleinen Lehrgängen, die man unterbringen musste und ein paar Zivile. Da müssen einfach Leute hin, die wissen wie man kaufmännisch arbeitet. Von der Leyen meinte mal, die Bundeswehr sei wie ein DAX Unternehmen. Leider wird es aber nicht annähernd so geführt.

Interessanterweise hat das Pentagon ganz ähnliche Probleme wie die Bundeswehr bzw. das Verteidigungsministerium. Dort fällt es nur vermutlich nicht so auf, weil schlichtweg mehr Geld investiert wird: „A large amount of the money it spends is frittered away on contract overheads and acquisition programs that take so long that weapons can be nearly obsolete by the time they are fielded.“