Noch ein Beispiel für gelungene Wissenschaftskommunikation:
Interview mit Friederike Otto
Das habe ich genau anders wahrgenommen. Ich erinnere mich an Laschet bei Anne Will, wo er Drosten angegangen hat mit den Worten „Sie können uns nicht immer andere Vorschläge machen, nur weil Sie immer wieder irgendeine neue Erkenntnis haben.“ Laschet wurde damals scharf dafür kritisiert, als wenn er die Wissenschaft nicht verstehen würde, aber in Wahrheit hat er nur das wiedergegeben, was sich schon in der Bevölkerung verbreitet hatte.
Ach die Medien. Auch hier muss man klar sagen, dass diese eher zur Verwirkung neigen, als zu klaren Darstellungen.
Ein Beispiel war Lanz mit dem Sprecher der letzten Generation. Der mehrfach auf den IPCC Bericht verwies und Lanz immer meinte, aber das ist doch nicht „absolut zu sehen“! Worauf der Herr der letzten Generation fragte, ob man sich den bitte darauf einigen könnte, dass der UN Klimaschutzbericht eine seriöse Quelle sei. Lanz „ja, dass steht doch ausser Frage.“
Lanz ist hier nur ein Beispiel. Das habe ich nun so häufig gesehen, dass grundlegende Erkenntnisse von Politik und Medien dermaßen diskreditiert werden.
Anderes Beispiel:
Da behaupten der ehemalige Generalsekretär der CDU, die Bundesforschungsministerin (FDP), mehrere Politiker aus Union, FDP und auch teilweise der SPD, dass die Kernfusion in 10 - 15 Jahren einsatzfähig ist. „Man hat mit den Wissenschaftlern in Greifswald gesprochen und die haben das bestätigt.“ Das wurde erstens Kommentarlos von den Moderatoren Illner, Lanz, Will, der Hart aber Fair Typ und auf Phoenix hingenommen und zweitens niemals revidiere.
Da verlange ich einfach vom ÖR, dass dort ein Wissenschaftlicher Sprecher eingeladen wird, der eindeutet sagt, dass ist Bull Shit was hier erzählt wird.
(Sorry, aber diese verarsche der Leute lässt wirklich meine Puls hochgehen)
Du hast schon mitbekommen, dass dieses Trump zur Präsidentschaft verholfen hat? Stichwort Fake News. Google bitte mal, „Trump beeinflussung der Bürger“
Schönes Beispiel. Lese selber die Taz im Abo. Aber nur weil die so ziemlich die einzige andere Quelle zu dpa ist. Einen Bericht wie den vom IPPC können die aus Zeitgründen schon gar nicht lesen. Kann mich auch nicht richtig erinnern, dass Marotzke das mit den Wahrscheinlichkeiten wirklich erklärt hat. Hat er? Hätte man mit einem Beispiel gut gekonnt. Dass z.b. bei einem Temp.Anstieg von x Grad in DE mit einer Wahrscheinlichkeit von y% mit Hitzesommern zu rechnen ist, was übersetzt bedeuten kann in 9 von 10 Jahren. ( ist nicht ausgedacht, kann jeder nachrechnen) . Statt dessen kam die Botschaft „wir wissen es nich“ vollkommen cool und unaufgeregt. Das zeigt doch wie komplett ungeeignet eine solche Kommunikation selbst für Leute hier im Forum ist.
Kannst Du das bitte vorrechnen, oder eine Quelle angeben, mit der es jeder nachrechnen kann?
Ich schau, dass ich morgen dazu komme
Puh, ich bin gespannt wie du das forengerecht vorrechnest.
Aus meiner Sicht müsste man da in Hypothesentests einsteigen und sagen, was ist die Wahrscheinlichkeit p von weniger als x Hitzesommern in 10 Jahren und das mit dem gewählten Signifikanzniveau vergleichen.
Allein die Erklärung der passenden Verteilung, um den richtigen Test auszuwählen, finde ich da schon anspruchsvoll.
Tut sie dass?
Also auf der Erde sind wur momentan irgendwas bei 10 Mrd. Menschen.
Wenn jetzt durch die Klimatischen Veränderungen und deren Folgen (Hunger, Flucht u.s.w) 2-3 Mrd. sterben ist das Szenario der LG bereits erfüllt ohne dass die rund 500 Mio. Europäer davon extrem betroffen sein müssten.
Somit ist zwischen der Aussage der LG und „Doomsday“ noch 'ne Menge Platz für Ungemach.
Was mich irritiert hat, war die Aussage von Herrn Marotzke, er habe vom Anstieg der Meerestemperatur nichts mitbekommen.
https://www.fr.de/panorama/klimawandel-forschung-meerestemperaturen-steigen-stark-besorgniserregend-beunruhigend-wetter-92257056.html
@pitus zeigt hier (und auch in früheren Beiträgen) keinerlei Abwehr [gegen Klimaschutz]. Er legt aber immer Wert darauf, dass man basierend auf den wissenschaftlichen Konsens argumentiert. Auch wenn ich dem zustimme: Das ist für Nicht-Wissenschaftler gar nicht so einfach und manchmal geht da einfach was daneben. Bei einigen gezielt und vermutlich wissend (LG), bei anderen vermutlich unbeabsichtigt.
Ich kann aber nicht erkennen, dass wir als Gesellschaft ein großes Problem damit haben, dass generell die Probleme rund um den Klimaschutz übertrieben dargestellt werden. Wir haben vielmehr das Problem, das Klimaschutz in der öffentlichen Debatte, und schon gar nicht in der praktischen Politik immer noch nicht die Priorität bekommt, um das 1,5° (oder auch nur das 2°) Ziel einigermaßen zu erreichen. Daher kann ich die Sinnhaftigkeit dieser Diskussion nicht wirklich nachvollziehen: Es schadet der Gesellschaft viel mehr, dass die FDP, unterstützt durch die Union und die AfD, die notwendigen Klimaschutzmaßnahmen konterkariert, als wenn LG in ihrer Drohung mit apokalyptischen Szenarien völlig überzieht (auch wenn das dem Klimaschutz nicht hilft).
In welcher Region (oder global)? In welchem Zeitraum? „Allerdings wissen wir es nicht“ zeigt halt: Hier geht es nicht um Fakten, sondern um das gewünschte Narrativ, von dem man hofft, dass es aufrüttelt. Das hat halt mit Wissenschaft nicht zu tun. Ich verstehe @pitus so, dass es ihm genau darum geht.
Das hat hier nach meinem Verständnis auch niemand behauptet, oder?
Dem hat hier auch niemand widersprochen, oder?
Ich habe nicht gesehen, dass dem hier jemand widersprechen würde.
Fortsetzung …
… Fortsetzung:
Ist das ein Plädoyer, wissenschaftliche Fakten zu vertuschen oder sogar zu verdrehen, damit AfD, Union und FDP einem das Wort nicht im Mund umdrehen? Vielmehr ist es die Aufgabe von Politikern, Journalisten und uns allen, alternative Fakten oder Framing als das zu brandmarken, was sie sind: Lügen!
Oh Mann … dann setzen wir gegen die vereinfachenden Lösungen der AfD die vereinfachenden Lösungen der Wissenschaft?
Nein, gute Wissenschaftskommunikation wäre, wenn die Wissenschaft sagt: Das Horrorszenario XY entbehrt einer wissenschaftlichen Fundierung / ist bislang wissenschaftlich nicht belegt. Aber wir „brauchen“ das Horrorszenario XY gar nicht, um zu verstehen, dass wir unsere Gesellschaft einschließlich Wirtschaft bis max. 2030 vollständig dekarbonisieren müssen, um das 1,5° Ziel noch zu erreichen.
Hat er ebenso wenig gemacht wie Prof. Marotzke, oder?
Prepare for the worst, hope for the best!
Doch, siehe Post #1
Doch, aus meiner Sicht schon. Zumindest in dem von diesem Thread getrennten Ursprungsthread „Interview Jochem Marotzke“.
Viele zitieren ausgiebig alles, was bisher nicht belegbar ist, nicht aber all das, was an negativen Folgen erwiesen ist.
Ich zitiere mal als Beispiel einen Satz:
„Warum wir bei dem wissenschaftlichen Stand in DE unsere Politik vollkommen dem Umweltschutz unterordnen müssen, sogar mit schrumpfender Wirtschaft, ist mir nicht klar.“
Ich habe kritisiert, dass generalisiert von Klimaaktivisten gesprochen wird. Nicht alle Aktivisten sind gleich. Auch Greta Thunberg ist Klimaaktivistin.
Zunächst mal: vermutlich ist es so, dass die Verharmlosung des Klimawandels aktuell ein größeres Problem ist als dessen Übertreibung. Deshalb ist die Diskussion über letzteres ja aber nicht sinnlos, denn es ist ja kein entweder oder. Mit einer realistischen Darstellung vermeidet man die Probleme beider Extreme. Und das erste Extrem wird ja im Forum bereits zu Recht zu Genüge behandelt.
Jetzt zum Phänomen der Übertreibung. Das wird ganz gut in diesem SZ Artikel [1] anhand des Beispiels „Die unbewohnbare Erde“ von Wallace-Wells erläutert. Zu dieser Endzeit-Darstellung hatten sich viele Klimawissenschaftler und Medienvertreter (darunter auch Jochem Marotzke) sehr kritisch geäußert. Michael Mann formuliert es recht treffend: „Die Beweise, dass der Klimawandel eine ernsthafte Herausforderung ist, sind sehr klar. Es ist nicht nötig zu übertreiben, besonders wenn das eine lähmende Geschichte von Verderben und Hoffnungslosigkeit nährt.“
Genau diese lähmende Hoffnungslosigkeit ist keine Theorie, sondern längst in der Bevölkerung präsent. Ich merke das selbst im eigenen Umfeld mit einigem Erschrecken – und zwar bei Menschen, die ich immer als Kämpfer für Klimaschutz auf dem Schirm hatte, die aber leider emotional sehr anfällig für solche Szenarien sind.
Bei den Aussagen der letzten Generation kommt neben der „Übertreibung“ noch ein weiterer, Aspekt hinzu, nämlich der Teil, dass unsere Regierung die letzte sei, die den Kurs auf die Klimahölle noch verhindern könne. Dazu habe ich ja schon alles gesagt.
[1]
In meinem Umfeld stelle ich fest, dass diese Hoffnungslosigkeit weniger von der Dringlichkeit genährt wird, sondern eher von der Resistenz von Politik und großen Teilen der Bevölkerung.
Nicht Berichte über schmelzende Polkappen sondern Berichte über Klimaleugner sind also das Problem (wobei ich damit nicht suggerieren möchte, dass man über die nicht mehr berichten sollte).
Gerade Klimaleugner nutzen dann aber gerne den Bias man könne ja eh nichts mehr tun. Und die werden lauter je leiser die andere Seite wird.
Es ist aber trotzdem richtig: Weltuntergangsszenarien alleine schaden mehr als sie nutzen. Der Mensch braucht immer ein Ziel, das er ansteuern kann.
Mit anderen Worten so lange nicht Todeszeitpunkt und -ort für jeden Betroffenen exakt durch die Wissenschaft vorhergesagt wird, darf man nicht vor den tödlichen Folgen des Klimawandels warnen.
Gut zu wissen.
Ich möchte allen empfehlen, diesen ca. halbstündigen Vortrag von Stefan Rahmstorf - ebenfalls IPPC-Leitautor - in unaufgeregtem sachlichen Ton aufmerksam anzuhören.
In diesem Vortrag wird der Ernst der Lage und die sofortige Handlungsnotwendigkeit deutlicher.
Niemand (außer vielleicht die letzte Generation) möchte Panik oder Angst und Hoffnungsaufgabe schüren. Dennoch muss allen klar werden, dass wir keine Zeit mehr haben für Zögerlichkeit.
Die Ausreden (siehe Buch Climate Action von Lea Dohm u.a. Seite 92), die dazu führen, mutige Entscheidungen im Sinne des Klimaschutzes nicht oder nicht schnell genug zu treffen, sind aus meiner Sicht in Gesellschaft, Politik und Medien allgegenwärtig.
Dass der Bundeskanzler gesagt hat, man müsse Entscheidungen so treffen, dass sie eine Volksabstimmung gewinnen würden, ist falsch und fatal. Wir haben aus gutem Grund keine direkte Demokratie. (Scholz, Merkel, Schröder: Was die Kanzler gemeinsam haben)
Ich fürchte, nach der nächsten Bundestagswahl wird das Fenster für notwendige Schritte noch kleiner. Wann handeln, wenn nicht jetzt?
Persönlich nehme ich in meinem Umfeld weniger Resignation als Ignoranz wahr. Die meisten engagieren sich nicht politisch, essen weiter Fleisch und fliegen weiter in Urlaub. (Möchte niemanden verurteilen. Diese Beispiele sollen exemplarisch für menschliche Verdrängung stehen, auch meine eigene).
Wir haben kein Problem mit Übertreibungen. Wir haben ein Problem mit Verharmlosung und Ignoranz und mächtigen Wirtschaftsinteressen.
Mann, @Olaf.K , der Ton hier ist aber gereizt.
Ich habe das mit keinem Ton so gesagt oder impliziert. Wer hier mitliest, sollte wissen, dass ich der letzte bin der, der sich nicht ganz erhebliche Sorgen um die Klimakrise machen (deshalb verwende ich auch das Framing Klima"wandel" gar nicht mehr). Ich bin es ganz sicher nicht, der die Folgen herunterspielt. Aber das Malen von „Milliarden von Klimatoten“ ohne jeden Bezugspunkt ist wirklich nicht hilfreich! Ich glaube, genau darum ging es @Pitus, oder nicht?
Können wir bitte alle mal auf den Teppich zurückkommen?
Ich habe den Eindruck, dass wir alle uns in diesem Punkt einig sind.
Die meisten hier sind frustriert, wie langsam und mühsam wir vorankommen und werden von Prof. Marotzke in ihrem Gefühl bestätigt: „Das mit dem Ziel 1,5° werden wir so nicht erreichen!“
Oder möchte hier jemand ernsthaft widersprechen?
Die Frage, um die es hier geht: Wie hilfreich im Sinne des Mitziehens der Gesellschaft sind Angst, Panik, Hoffnungslosigkeit, die durch wissenschaftlich durch nichts fundierte maßlose Übertreibungen geschürt werden.
Gesagt nicht, aber impliziert.
Ich hatte gerade dargestellt wie schnell man Milliarden Klimatote zusammen bekommt, aber dann war ja wieder die Rede dass jede Aussage vin Klimaaktivisten auf wissenschaftlichen Fakten beruhen sollen/müssen.
Das ist die Kerbe in die du und @pitus hier hauen.
Und die Frage ist ja auch, wie möchtet ihr das rechnen?
Braucht es erst eine wissenschaftliche Bestätigung (per Konsens) zu einem bestimmten Extremwetterereignis damit die Toten dann als Klimatote gelten dürfen?
Nehmen wir z.B. die Waldbrände jetzt auf Rhodos und die beiden Piloten die bei der Bekämpfung dieser Feuer umgekommen sind.
Klimatote ja oder nein?
Je nachdem wie die Antwort ausfällt kommt man schneller zu Klimatoten oder eben nicht.
Und nein ich behaupte nicht dass du die Katastrophe verharmlost, aber man kann nicht nur mit harten wissenschaftlichen Fakten argumentieren, dann brauchen wir nämlich noch länger, wenn die Aktivisten ausschließlich das benutzen dürfen, was vom IPCC genehmigt und veröffentlicht wurde.