Danke für den Ball, @TilRq. Ja genau so meine ich das. Wer sich in der Kommunikation auf seine Wissenschaftsnähe beruft, muss diese auch konsequent durchhalten.
Wissenschaft ist nicht beliebig und man kann nicht plötzlich Study Picking betreiben, nur weil die Ergebnisse nicht in die eigene Weltsicht passen oder Ergebnisse übertreiben wenn es die eigene Position stärkt. Man muss dann mindestens kenntlich machen, dass eine solche Aussage nicht wissenschaftlich gedeckt ist, statt darüber zu diskutieren, dass etwas vielleicht nicht Konsens sei, aber man das ja nicht sicher wissen könne.
Also kein Study Picking, ergo ergibt soch aus dieser Forderung dann wieder: nur was im IPCC steht dürfen die Klimaaktivisten verwenden …
„Mehr als 300.000 Menschen sterben jährlich an den Folgen des Klimawandels.“
Ist von 2009 macht bei gleichbleibend schonmal 4,2 Mio Tote bis heute, allerdings steht im Artikel dann dass man davon ausgeht, dass sich die Zahl innerhalb von 20 Jahren verdoppelt.
„Eine Modellierung der Forschenden zeigt, dass in diesem Fall (3 grad Erwärmung) bis 2070 zwei Milliarden Menschen in Gebieten extremer Hitze – also mit einer jährlichen Durchschnittstemperatur von über 29 Grad Celsius – leben würden.“
Da die bisherigen nur Einzelstudien sind die du ja als Studypicking ablehnst hier mal der IPCC:
„Schon die aktuelle Erwärmung beeinträchtigt das Leben von Milliarden Menschen weltweit und gefährdet die Lebensgrundlagen ganzer Bevölkerungen.“
„Deutlich mehr Menschen als bisher angenommen werden besonders von den Folgen des Klimawandels betroffen sein – ca. 3,3 bis 3,6 Mrd. weltweit.“
Nun schreiben sie nicht direkt, dass die Betroffenen alle gleich sterben, aber bei über 3 Mrd. Betroffenen nach dem wissenschaftlichen Konsens lässt das durchaus den Schluss zu, dass da ein paar von sterben werden.
Und da die Transformation ja dauernd gebremst wird braucht man auch kein großes wissenschaftliches Genie sein um im nächsten Bericht höhere Zahlen zu erwarten.
Aber dass darf man ja schon wieder nicht sagen, weil es kein abgesegneter wissenschaftlicher Konsensfakt ist.
Meine F***, das hat hat schon Züge „Meinungsdiktatur!!“ …
Niemand hat so etwas gesagt.
Sagen darfst Du alles.
Aber Du musst Dir halt Kritik gefallen lassen.
… aber auch das ist für den Durchschnittbürger schwer durchzuhalten. Wer weiß schon im Detail, was der Stand der Wissenschaft ist. Wir Nichtwissenschafter hauen doch ständig irgendwelche „Fakten“ raus, von denen wir glauben, sie so oder so ähnlich in einer zuverlässigen Quelle gelesen oder gehört zu haben, ohne zu prüfen, ob das stimmt.
Geht es hier nicht vielmehr um das Unken schrecklichster Szenarien, um Menschen in Angst und Panik zu versetzen, in der irrigen Meinung, dass man damit das Verhalten ändert?
Ich finde leider merkt man an der Diskussion gerade, wie übel das Niveau hier im Forum insgesamt gefallen ist. Mir geht es schon seit Monaten so, dass hier Meinungen teilweise nieder gemacht werden mit übelsten Mitteln und zu viel Sarkasmus. Ich hoffe sehr es ändert sich wieder oder wird wieder härter angegangen. Ich war ehrlich gesagt schon einige Male kurz davor hier meinen Account einfach zu löschen.
Naja, du und @pitus wollen ja alles als wissenschaftlich bestätigte Fakten serviert bekommen.
Ansonsten „kritisierst“ du es eben als übertrieben, nicht faktenbasiert you name it.
Da kommt dann eben solch ein Rückschluss, dass man eine solche Aussage die eben nicht als wissenschaftlicher Fakt im IPCC steht nicht sagen braucht/darf.
Ihr beide seid es doch die die Hürde so hoch legen.
Übrigens interessant, dass du dich auf genau diesen einen Satz beziehst und die dargestellten Fakten ignorierst ^^
Die Klimahölle wird in Europa so schnell nicht kommen. Wie wird es aber in anderen Weltgegenden aussehen? Es werden sich die unbewohnbaren Gebiete ausdehnen. Wenn ich mich in eine Person hineindenke, die von dem trockenen Land nicht mehr leben kann (Heimat) und fliehen muss, aber nirgendwo willkommen ist, dieses Schicksal mit Millionen anderer Menschen teilt und deshalb vielleicht eine 0,1%-Chance hat, noch irgendwo ein menschenwürdiges Weiterleben zu finden - ist das nicht eine Art Hölle?
Als wissenschaftliche Aussage geht das nicht durch, aber die LG ist nicht Wissenschaft sondern eine politische Bewegung. Die darf das mM durchaus sagen. Denn für die breite Masse ist z.B. die Aussage von Skea schon Entwarnung, sah ich neulich schon in einer grossen BILD-Überschrift. Und da ist die Drastik der LG glaube ich das noch wirksame Gegenmittel. Marotzke, so klar und sachlich er die Dinge darlegt, wird von den Veränderungsunwilligen liebend gerne falsch verstanden.
Die LG sagt, gar nicht so weit weg von Marotzke, „Klimahölle“, keineswegs Weltuntergang, wie es ihnen so leise untergeschoben wird. Wenn der aufgetaute Permafrost 5% Klimawirkung hat, beziehen wir das gleich wieder auf uns, aber vermutlich müssen die Menschen dort auch ihre Heimat verlassen. Das sehen wir dann in der Tagesschau, und sind erleichtert über die „nur“ 5%.
Wissenschaftskommunikation ist doch die Übersetzung von wissenschaftlichen Erkenntnissen in allgemeinverständliche Sprache. Die muss zwar wahrheitsgemäss sein, aber sie muss nicht emotionslos sein. Das fehlte bei Marotzke schon. Er betonte die Dringlichkeit der Umsteuerung, aber er sagte eben nich warum genau, wenn das Grönlandeis doch erst in 1000 Jahren abgeschmolzen ist usw.
Und übersehen, wie viel 5% sein können.
Zum Vergleich: wären die heutigen 20° hier 5% wärmer, wären es schon 21°. Wer 2.000€ verdient, hat bei 5% Plus 100€ mehr.
Ich denke in der breiten Bevölkerung muss man unterscheiden zwischen „gesagte“ Bedrohung und unmittelbar erfahrbare/erlebbare Bedrohung.
Man kann dem basal informierten Bürger jetzt Studien, wissenschaftlich e Fakten und auch bedrohliche Szenarien in aller Dringlichkeit schildern, erklären und mit TikTok Videos vortanzen, es bleiben erstmal abstrakte Informationen, die der Betreffende in seinem direkten Umfeld so nicht wahrnimmt oder als unmittelbare Bedrohung auffasst. Darum nimmt so jemand Klimakleber der LG eher als Ärgernis im Alltag wahr.
Steht das Wasser aber kniehoch im Wohnzimmer oder der Dachstuhl brennt, es fließt kein Wasser aus dem Hahn oder das WLAN ist tot, das sind unmittelbare Bedrohungen, die zu einer direkten Verhaltensänderung führen.
Daher vermute ich dauern Veränderungen zugunsten des Klimas so lang.
Weil er das alles bereits x fach erklärt hat und es nicht für jeden einzelnen Immer und immer wieder erklären will und muss!
Und es gibt ja wahrlich genug, die Wollen einfach nur alles zerschreiben und gar nicht verstehen!
Wer sich wirklich schlau machen will findet hier nochmal zwei tiefgreifendere Vorträge von ihm.
Die Diskussion wie man die Dringlichkeit des Handelns kommuniziert, um möglichst viele in die richtige Richtung zu bringen, ist wichtig.
Auch wie man Fakten oder Themen mit hoher Wahrscheinlichkeit bzw. hohen Risiko gut und zielgruppengerecht kommunizieren kann. Hier im Forum sind viele gebildet genug und nehmen sich die Zeit für das Lesen / Hören solcher Beiträge in Wort / Bild / Ton. Es braucht aber auch richtige Kommunikation auf sehr einfachem Niveau.
In meiner subjektiven Wahrnehmung ist vielen schon bewusst, dass der Klimawandel real und vom Menschen gemacht ist. Aber aus meiner Sicht folgende drei Gründe, die Menschen abhalten sich / ihr Verhalten zu ändern:
a) Das ist wie mit dem Rauchen. Klar kann man Krebs oder so bekommen, aber habe ich noch nicht, fühle mich kerngesund. Viele fangen erst an umzudenken, wenn sie selbst direkt betroffen sind oder zumindest ganz real unmittelbar in Nähe jemand.
b) In den Medien gibt es gefühlt 95% Berichterstattung wie mies alles ist, wie zerstritten, wie unterschiedlich Experten es sehen… alles negativ und nur auf Zuschauerzahlen getrimmt. Es gibt viel zu wenig Berichte über gute Beispiele / positiv umgesetzte Maßnahmen zum Ausbau PV, Ausbau Windenergie, Transformation von Unternehmen etc. pp. Aufzeigen wie es geht, das es geht und was es positives bewirkt!
c) Es ist schwierig Menschen zu Verzicht zu motivieren. Insbesondere, wenn das auf das sie verzichten sollen, woanders weiter besteht oder ausgebaut wird. Ich höre immer wieder das Argument, dass wenn wir das und das nicht tun (Kohle verbrennen, Öl verbrennen etc) es andere tun werden und es für das Klima ja auf das Gleiche rauskommt. Andere dann billige Energie haben und wir nicht.
Die Ziele verschieben nicht „wir“ (bezogen auf diese Diskussion), sondern die Fakten der Gegenwart verschieben die Grenzen.
In etwa zur Zeit, als der fünfte Sachstandsbericht des IPCC veröffentlich wurde, erinnere ich mich an Statements aus der Wissenschaft, lt. denen das 1,5° nur noch unter extremer Anstrengung bei sofortigem Handeln erreichbar sei. Da ich hierfür auf die schnelle kein Zitat finde, verweise ich auf den IPCC-Sonderbericht zum Erreichen des 1,5-Grad-Ziels (Oct 2018, also ca. 3 Jahre später).
Zitat: Die Begrenzung des durch den Klimawandel bedingten durchschnittlichen Temperaturanstieges auf 1,5° gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter ist nur noch dann zu erreichen, wenn weltweit schnell umfassende Maßnahmen eingeleitet werden, die beinahe alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens umfassen.
Seitdem sind 5 Jahre vergangen und alles bewegt sich sich in zu erwartenden Geschwindigkeiten, wir machen Fortschritte, aber nicht im notwendigen Maß und schon gar nicht weltwelt. Wir sind irgendwo (hier streiten sich die Gelehrten) auf einem Pfad zwischen 2° - 2,5°.
Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass sich die Transformationsgeschwindigkeit signifikant erhöht. Und wenn sie es täte, dann wäre der Preis, den die Industrieländer hinsichtlich Wohlstand und gesellschaftlicher Stabilität mutmaßlich zahlen müssten, so hoch, dass wir (die Industriestaaten weltweit) den Preis in eigenem Interesse lieber auslagern werden.
Somit ist es nur sinnvoll, das Ziel den gegenwärtigen Randbedingungen anzupassen.
Hier mal dargestellt, dass es doch nicht so schwierig ist auch mit Wahrscheinlichkeit vernünftige Aussagen zu treffen. Die Grafik stammt aus dem Summary for Policymaker 2021.
Da kann man schon rauslesen, dass bei mehr als 4 Grad Erwärmung Hitzewellen (man nehme 2003) sehr wahrscheinlich (very likely) in 10 Jahren 9,4 mal auftreten. Starkniederschläge (Ahrtal) sogar mit hoher Wahrscheinlichkeit. D.h. also jedes Jahr. Da muss man nicht sagen: wir wissen gar nichts
Im letzten Bericht werden ja Scenarien dargestellt. Woher kommen denn die 2 Grad die wir einhalten werden?
Aber natürlich tut sie das. Nicht nur in DE hat man nach 20 Jahre Verzögerung Tempo aufgenommen. Die Industrie ist im Transformationsmodus.
Energie sparen oder Effizienz verbessern ist ein positiver Business Case. Renewables genauso. Welche Indikation hast du zu behaupten da Wohlstand verloren gehe? Vielleicht bei BP und Esso.
Zur Zeit wird in Bayern (bei uns ist gerade Wahlkampf) gerne darauf verwiesen, dass der einzige Bürgerwindpark gute Gewinne abwirft. Er ist in Berg am Starnberger See. Profitieren tut also ausgerechnet eine Gegend, die zu den Reichsten in Bayern gehört. Ironie des Verweigerns.
Man muss allerdings auch wirklich etwas tun und sich nicht darauf ausruhen. Der Grund, warum ich persönlich auf den 1,5 °C beharre ist meine Vermutung eines psychologischen Effekts ähnlich der shifting baselines. Wenn wir uns an 2°C gewöhnen, verschiebt das ungewollt und unbewusst die Diskussion. Meinetwegen müssen wir gar nicht über diese Werte sprechen. Der einzige Grund, warum ich insistiere auf einer realistischen Wahrnehmung der Situation und mich hier auch immer mal wieder dafür attackieren lasse, ist mein Eindruck, dass einfach nicht genug passiert, dass wir alle zu träge sind, uns und unsere Welt wirklich zu verändern. Lasst uns ehrlich mit uns selbst sein. Ändert etwas. Sofort. Wir alle. Dann können wir aufhören, darüber zu diskutieren, wie ernst die Lage wirklich ist.
Da hast du vollkommen recht. Grundsätzlich ist das für den Normalo nicht möglich. Ich erwarte aber auch nicht, dass er immer wissenschaftlich akkurat argumentiert. Was ich allerdings erwarte ist, dass diese Menschen, so sie auf Fehler oder massive Übertreibungen hingewiesen werden, ihren Fehler einräumen. Oder zumindest sollten sie nicht versuchen Wissenschaft in Zweifel zu ziehen („man kann die Zukunft ja gar nicht genau vorhersagen, es könnte ja doch sein, dass…“), um ihre fehlerhafte Behauptung doch noch rechtfertigen.
Meinst du das wäre für den Durchschnittsbürger und vielleicht auch das Forum ein Ansatz?
Bei Organisationen wie der LG, FFF oder anderen, die keine losen Personengruppen mehr sind, sondern professionelle Strukturen besitzen und wegen ihrer Strahlkraft über Medienexperten, die sie coachen, verfügen, erwarte ich aber auch fachliche Expertise bevor ins Mikrofon gesprochen wird.
Ist ein Punkt. Meine Frage wäre eher, wie motiviere ich Leute zur Veränderung? Horrorszenarien treiben eher in die Resignation oder in Extreme.
Positive Verstärkung ist aber beim Thema Klimawandel schon eine Herausforderung, vor allem wenn man ehrlich bleiben will.
Da liest man worauf ich ständig hinweise, nämlich dass man endlich das soziale viel intensiver mit den Maßnahmen verbinden muss. Es darf einfach nicht mehr sein, dass die Vermögenden und Einkommenstarken noch reicher aus Krisen hervor gehen, während die unteren und mittleren Einkommen fallen gelassen werden. Das Klimageld wurde eben zweckentfremdet um Firmen und anderen Vermögenden die steuersparenden E-Autos zu zahlen. Da haben wahrscheinlich viele wenig Verständnis für, da es völlig grundlos ist.