In bestimmten Subsektoren werden aufgrund der notwendigen Transformation, meinethalben auch aufgrund des unabwendbaren Strukturwandels in der Industrie, ohnehin Arbeitsplätze verloren gehen. Z. B. werden Zulieferer in der Automobilindustrie, die Komponenten für Verbrennertechnologie hergestellt haben, nicht ‚überleben‘, wenn sie keine anderen Geschäftsmodelle entwickeln. Auch werden Kapazitäten in der Autoindustrie insgesamt frei werden.
Das ist aber auch gar nicht schlimm. Denn in anderen Bereichen, z. B. im Handwerk, mangelt es jetzt schon an Arbeitskräften.
Wandel bedeutet Veränderung. Ohne Umstrukturierung bewegt sich aber nichts.
Niemand wird am Status quo festhalten können.
Nur so können langfristig Fortschritte erzielt werden.
Der Ochse im Raum ist die AfD, die den Leuten einzureden versucht, es könnte alles beim Alten bleiben.
Dem ist nicht so.
Friktionen werden sich in einer in Teilen sich an den Status quo klammernden Gesellschaft nicht vermeiden lassen.
Wenn - wie das Kaninchen auf die Schlange - immer nur auf die kurzfristige Entwicklung ökonomischer Indikatoren geschaut wird, wird das zu Blockaden führen. Dabei müssten jetzt die Bremsen für einen nachhaltigen Fortschritt gelöst werden.
Du vergisst den wichtigsten Player in Bezug auf „Zukunftsängste“:
Personen, die die AfD wählen, sind laut der Studie deutlich unzufriedener mit ihrer persönlichen und finanziellen Situation als die Wähler:innen anderer Parteien.
Bei neuen Wähler:innen der in Teilen rechtsextremen Partei ist dieser Zusammenhang besonders stark ausgeprägt. Optimistisch sind die Studienautor:innen, was die Laune der an die AfD verlorenen Wähler:innen angeht, trotzdem. Denn laut Studienergebnissen steigt die persönliche Zufriedenheit, sobald man sich wieder von der Partei abwendet. So einfach kann der Weg zum Glück sein.
Die - nicht bloß „in Teilen“ - rechtsextreme Partei hat ja auch ihre eigenen Ausspielkanäle, um Zukunftsängste zu schüren, einschließlich diversen Netzwerken so genannter ‚Alternativmedien‘.
Verbrennerfahrzeuge sind ganz sicher keine Produkte, die „keiner mehr braucht“. Das absolute Gegenteil ist der Fall. Die Nachfrage nach Verbrennern übersteigt die Nachfrage nach Elektroautos um ein Vielfaches. Der Fehler von VW war es, im grünen Transformationswahn unter Vernachlässigung des Verbrenners voll auf die Elektromobilität zu bauen. Der Markt hat sich allerdings nicht entwickelt wie erhofft. Und dann ist auch noch ganz plötzlich der Umweltbonus weggefallen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Konzerne wie VW oder Mercedes-Benz ihren überambitionierten Fokus auf Elektromobilität anpassen und wieder mehr auf Verbrenner setzen. BMW hat hingegen von Anfang an auf Technologieoffenheit gesetzt, getreu dem Motto, „der Köder muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler“. Diese Strategie hat sich als besonders erfolgreich erwiesen – auch im Bereich der Elektromobilität läuft das Geschäft sehr gut.
ICh stimme auch dafür, das Thema mal im Podcast zu beleuchten. Ich glaube, wir müssen uns darauf einstellen, dass es unseren Unternehmen gut geht, aber energieintensive Arbeiten verlagert werden. Damit ist das Ziel der Grünen erreicht, unseren Energiebedarf zu senken. Am ende wirds der Umwelt nicht helfen, wenn bspw die BASF ihr Hauptwerk zurückfährt und im Ausland produziert. Unser Lohnnebenkosten sind eben hoch (womit die Gehälter hoch sein müssen), wenn nun auch hohe Energiekosten dazukommen, dann produziert hier niemand mehr. Das ganze ist ein schleichender Prozess, viele Unternehmen stellen einfach nicht mehr in DE ein (was durch Renteneintritt ein Rückgang ist), und schauen nach günstigeren Produktionsstandorten, die eine ausreichende Qualität liefern.
Da würde ich dir zustimmen. Das kommt mir häufig auch zu kurz und habe ich in dem Thread hier ja auch schon kritisiert.
Naja… Da könnte man auch sagen, dass sich hier im Forum auffällig viele mit der AfD darüber einig sind, dass bestimmte Parteien unwählbar sind: Bei denen sind’s die linksgrünen „Altparteien“ und hier halt die AfD. Es macht eben schon einen Unterschied, ob man ARD und ZDF kritisiert weil man „gegen die da Oben ist“ oder die Springerpresse, weil die in vielen Themen eben wirklich falsch berichtet, hetzt und aufstachelt. So zum Beispiel beim GEG (Seite 17 bis 20), bei den Palästina-Protesten in Berlin oder eben kürzlich nach dem Attentat in Solingen. Christian Stöcker hat mit „Männer, die die Welt verbrennen“ sogar ein ganzes Buch darüber geschrieben, wie beispielsweise die Springerpresse in Deutschland den Klimaschutz torpediert.
Das ist alles schon fast ein Thema für sich, ich will nur sagen, dass an Medienkritik nach meiner Meinung per se erstmal nichts auszusetzen ist, solange sie sachlich und fundiert ist.
Das ist wirklich so ein Unwort, das ausschließlich der maximalen Emotionalisierung dient, aber rein gar nichts zu einem Verständnis der tatsächlichen Entwicklungen beiträgt. Selbst wenn VW und BASF im selben Jahr pleite gehen würden (was sie natürlich nicht tun werden), wäre Deutschland nicht „deindustrialisiert“.
Der Begriff passt perfekt, wenn man wie die AfD Horrorszenarien an die Wand malen will, um Angst zu verbreiten und Menschen in „Gefühlsgemeinschaften“ an sich zu binden (wie hier beschrieben Landtagswahlergebnisse Sachsen und Thüringen - #156 von Flixbus)
Alle anderen sollten aus meiner Sicht auf die Verwendung dieses Begriffs verzichten.
Stimme dir zu, dass Medienkritik möglich bleiben muss und ein wichtiges Instrument ist um die Qualität hochzuhalten oder auch der Verrohung Einhalt zu gebieten.
Die Verantwortlichkeit für politische Ohnmacht auf die Medien abzuwälzen verstärkt das die Probleme nur weiter.
Deindustrialisierung beschreibt nicht der Zustand „keine Industrie mehr“, sondern die Abnahme industrieller Produktion im Land. Dieser Zustand hält seit Jahren an. Das ist bedauernswert, weil unser industrieller Unterbau uns von anderen entwickelten Nationen unterschieden hat und ein Garant für Wohlstand war. Lies mal „The Unwinding“, was Deindustrialisierung in den USA angerichtet hat.
Wenn wir diese Entwicklung nicht aufhalten, werden wir perspektivisch 30% AfD im Bund haben und nicht mehr nur noch in Thüringen.
Wenn du den Begriff so verstehst - also als Strukturwandel oder als Abnahme der Bedeutung von Industrie im Verhältnis zu anderen Wirtschaftszweigen (vor allem Dienstleistungen), so handelt es sich allerdings um eine Entwicklung, die sich bereits seit mehreren Jahrzehnten vollzieht. Dazu wäre dann zu fragen, ob es a) wirklich grundsätzlich nur negativ ist, wenn eine Ökonomie weniger auf Industrieproduktion und mehr auf Dienstleistungen basiert und b) ob es strukturell wirklich um einen Rückgang von Industrie geht, wenn bestimmte Zweige der Industrie schrumpfen, dafür andere aber wachsen. Keine dieser Dimensionen erfasst der Begriff ausreichend. Stattdessen wird er bewusst auf kurzfristige Entwicklungen bezogen, bei denen zum Teil Entwicklungen in einzelnen Branchen generalisiert werden. Damit überwiegt im aktuellen Diskurs die Funktion als politischer Kampfbegriff.
Zumal Nationen z.B. in der EU gerade was das Wirtschaftswachstum anbelangt besser dastehen, die eben nicht mehr so viel Industrie und mehr Dienstleistung haben, weil sie nicht so von der Kauflaune z.B. aus China abhängig sind. Deutschland hat durch Agenda 2010 die Personalkosten im Vergleich zu anderen Staaten in der EU niedrig gehalten und so Industrie noch lange halten können. Frankreich, Großbritannien und Italien haben schon lange den Wandel zu mehr Dienstleistung hinter sich. Die Frage ist immer, wie gut kann der Staat diesen Wandel begleiten und Alternativen schaffen und wie schnell geht der Wandel. Eine hin her Politik ist hier wie so oft fatal, Aufschieben bis es knallt
Ich sehe die gleiche Gefahr die @WayneS beschreibt, die Industrieproduktion fällt ja global gesehen sie nicht, sie zieht nur woanders hin und damit unsere Einflussnahme und unser Wohlstand. Zurück bleiben Perspektivlosigkeit und je nach Region eben Trump oder AfD Wähler…
Wenn man Wirtschaftspolitik so versteht, dass es in Deutschland zwingend Chemiefabriken und Kohleabbau geben muss, ja. Nach dieser Logik war aber spätestens der Niedergang der Textilindustrie in Deutschland der Anfang vom Ende.
Da bin ich bei dir. Aber ich Frage mich wie „Grüner Stahl“ in Deutschland jemals konkurrenzfähig sein soll, wenn anderswo mehr Sonne, mehr Wind oder ggf. MehrAtomstrom verfügbar ist. Die Vision davon, damit den Wirtschaftsstandort Deutschland fit zu machen für die Zukunft greift bei mir nicht. Genauso wenig, das Binnennachfrage nach Dienstleistungen den nachlassenden Industrie Export kompensieren soll.
Mir fehlt eine eine griffige Vision der Zukunft, die besser ist als unsere Vergangenheit. Eine hinter der sich Menschen versammeln können. Nur aus Branchen auszusteigen lässt sich politisch und gesellschaftlich aus meiner Sicht nicht umsetzen. Je länger man davor die Augen verschließt wird die AfD umso selbstverständlicher zur Partei der Arbeiter.
Das geht mir genau so und zwar nicht nur im Bereich der Wirtschaft. Momentan reichen die Angebote von „wir schotten uns ab und machen’s wie früher“ über „wenn wir uns ganz doll anstrengen, wird es vielleicht nicht ganz so schlimm“ zu „es geht alles den Bach runter, aber wir retten euch“. Wirklich attraktiv ist das alles nicht.
Ich sehe keinen einzigen deutschen Hersteller, der aktuell schon voll auf Elektro setzt. Der erste könnte in 2…3 Jahren Opel sein.
Wenn ich auf die VW Website schau, sehe ich 29 Modelle, davon:
14 Diesel
15 Benziner
6 E-Fzg.
Es ist ja eher so eine Mischung aus “der Stand der Technik den wir jetzt haben, reicht doch vollkommen aus” und “der Technik (meist Software / Elektronik) kann man doch eh nicht vertrauen”.
Irgendwie müssen wir es schaffen, diese v.a. Digitalisierungsangst zu überwinden. Aber das könnte tatsächlich noch Jahrzehnte dauern.
Warum sollte ein deutscher Hersteller wie VW, BMW oder Mercedes-Benz „voll auf Elektro setz[en]“, wenn sie weltweit führend bei Verbrennerfahrzeugen sind und die Mehrheit ihrer Kunden nach wie vor Verbrenner will und eben keine Elektrofahrzeuge? Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn.