Das ist meiner Meinung nach genau der falsche Ansatz, der inzwischen dazu führt, dass immer mehr Menschen sich überhaupt nicht um die Regeln scheren. Infektionsschutz bedeutet ja gerade nicht, jeglichen Kontakt zu vermeiden, sondern Kontakte zu vermeiden, bei denen Infektionen stattfinden können. Und hier wäre es m. E. sehr viel ratsamer gewesen, Leute aufzuklären und anzuleiten, wie sie genau diese Unterscheidung treffen können, also ganz grob: Abstand gut, kein Abstand schlecht. Draußen gut, drinnen schlecht etc.
Diese Aufklärungsmaßnahmen hätten dann idealerweise auch dazu beitragen können, dass Leute eben nicht bei jedem Kontakt irgendwann in diese „Ach jetzt ist auch egal“-Haltung rutschen, die m. E. entsteht wenn das natürlich vorhandene Bedürfnis nach Kontakt sich Bahn bricht.
Die Frage, welche Kontakte „unnötig“ sind ist ja einfach eine sehr subjektive bzw. gerne auch mal willkürliche. Warum sind volle Bahnen und Großraumbüros „nötig“, aber das Treffen von Freunden anlässlich eines runden Geburtstags „unnötig“? Und wer entscheidet darüber?
Die Inkonsistenz und bröckelnde Akzeptanz der gesetzlichen Regelungen hat ja genau damit zu tun, dass verbotene Formen von Kontakt eben nicht systematisch geführlicher sind als erlaubte (siehe Bahn/Büro oder gleiche Regeln für drinnen und draußen).
Noch etwas zur Ausgangssperre: Ein Argument, dass glaube ich von Lauterbach kommt und derzeit viel wiederholt wird, lautet, es habe kein Land gegeben, dass B117 ohne Ausgangssperren in den Griff gekriegt hätte. Das stimmt m. E. für Dänemark nicht, zumindest konnte ich da keine Hinweise auf Ausgangsbeschränkungen auf nationaler Ebene finden. Im Gegenteil: B117 hat sich dort noch eher durchgesetzt als in Deutschland und Dänemark hat eher und stärker gelockert als viele Bundesländer, inkl. Schulen. Diese Woche öffnen auch Restaurants, Sportvereine etc und die Indizenz liegt recht stabil um die 80.