Windpark in der Nähe mindert französische Immobilienwerte

Wie hier in der FAZ beschrieben hat ein Ehepaar nach Aufstellung von Windparks und anschliessenden subjektiven Gesundheitsschäden von einem französischen Gericht rechtskräftig Recht bekommen dass ihre Immobilie an Wert verlor.
In Deutschland sind die wenigen Klagen bisher an Ladgerichten abgewiesen worden - mit dem massiven Ausbau sollte da aber durchaus ein neues Auge drauf geworfen werden.
Bei 2% zugewiesener Fläche Deutschlands zu Windparks wird ja nicht nur diese Fläche abgewertet, sondern ggf. auch die umliegende - sofern Gerichte auch hierzulande den Argumenten folgen.
Eine Abwertung deutschen Grund und Bodens wäre aber für diverse Rentenfonds katastrophal - und das System käme bei zu viel Abwertung ins Rutschen.
Mich würde interessieren ob die Gerichte die Tragweite mitdenken.

Hä? Über eine potenzielle Abwertung von Immobilien entscheiden doch keine Gerichte. Die Abwertung tritt ein, wenn der Markt der Meinung ist, dass die Immobilie aus welchem Grund auch immer heute weniger wert ist als gestern.

Gerichte müssen daher überhaupt nichts „mitdenken“, was die Folgen einer potenziellen Abwertung angeht. Gerichte müssen höchstens fallindividuell darüber entscheiden, ob den aktuellen Besitzern irgendwer - hier: ein Windparkbetreiber - die Abwertung ersetzen muss, oder ob so ein Wertverlust halt Teil des allgemeinen und selbst zu tragenden Geschäftsrisikos ist, weil’s generell keine Garantie auf ewige Wertsteigerung, ja nicht einmal den Werterhalt von Immobilien gibt (auch wenn erstaunlich viele Leute dem Irrglauben erlegen, dem sei so).

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Wenn Windparkbetreiber in Zukunft damit rechnen müssen dass sie die Abwertung umliegender Immobilien zahlen müssen werden weniger Windräder gebaut oder Windparks werden teurer.
Mit der Schaffung dieser Präzedenz haben französische Gerichte mit einem Schlag französischen Wind-Strom verteuert. Und ich vermute dass das auch in Deutschland Nachahmer findet vonseiten klagender Immobilienbesitzer.

Spannendes Urteil.
Gibt es das Prinzip generell? Also bekommen Anwohner einer neuen Autobahn auch Entschädigungen vom Staat, weil ihr Grundstück aufgrund der Lautstärke Wert verliert?
Inwiefern habe ich insgesamt das Recht, den Wert meines Grundstücks erhalten zu dürfen?
Kann ich auch einen Nachbarn auf Schadensersatz verklagen, wenn die Aussicht von meinem Grundstück schlechter wird (also das Grundstück weniger Wert), wenn er etwas da hineinbaut?

Zur Sicherheit: Das sind ernstgemeinte Fragen, deren Antwort mich interessiert.

Das mag sein, aber das ist doch ein vollkommen anderer Aspekt als…

…?

ah sorry. da hatte ich mich wohl zu verkürzt ausgedrückt.
Ich vermute dass die Windenergie ion Deutschland massiv ausgebaut werden wird - auch wenn dadurch flächendeckend Immobilienpreise zerstört werden. Fonds, die nur in Deutschland investieren dürfen und zumeist massiv in Grund und Boden investiert sind, werden somit weniger wert.
Selbst wenn Deutschlands Bodenwerte nur wenige Prozent abstürzen entsteht somit ein großes Finanzierungsloch, denn meist sind die Bodenwerte mit einem großen Hebel besichert.
Plastisches Beispiel:
Wenn nun ein Quadratmeter statt 10€ nur noch 9€ wert hat, dieser Boden aber durch einen 10fachen Hebel für 100€ Kreditvolumen als Collateral steht, dann wird aufgrund von 10% Eigenkapitalanforderungen der Kreditgeber einen Nachschuss (Margin Call) für einen Euro fordern. Nun muss also der Quadratmeter, der nur noch 9€ Wert ist, vielleicht sogar in Teilen verkauft werden - und wenn zu viele verkaufen müssen sinkt der Wert sogar noch weiter. Das meinte ich mit „ins Rutschen kommen“.
Auch deshalb kann es sich eigentlich kein Land erlauben, dass seine Bodenwerte zu stark sinken - denn der Boden bildet häufig Eigenkapital für Kreditgeschäfte.

Na ja, sofern die Windkraft tatsächlich auf breiter Front ausgebaut wird und sich das nicht nur auf ein paar wenige Orte begrenzt, ergibt das zwar einen Standortnachteil, aber einen, den ein Großteil aller möglichen Standorte hat. Immobilienpreise sind nun keine absoluten Werte, sondern entstehen vor allem relativ zueinander: wenn also ein Haus neben sich plötzlich ein Windrad stehen hat, sinkt sein Wert relativ zu allen anderen Häusern, die diesen „Makel“ nicht haben; wenn aber (überspitzt gesagt) alle Häuser neben sich ein Windrad vorfinden, passiert genau gar nichts mit deren Wert - potenzielle Käufer können ja gar nicht anders, als Häuser mit Windrädern daneben zu kaufen.

Wenn überhaupt, ist diese Befürchtung daher in meinen Augen eher ein Grund, wirklich voll in die Breite zu gehen, was den Ausbau von Windkraft angeht. Je besser die „Last“ verteilt wird, umso gerechter und weniger folgenschwer für die Immobilienpreise.

Abgesehen davon: ich sehe den Zusammenhang mit der Entscheidungsfreiheit der Gerichte immer noch nicht. Das ist ein sich selbst terminierendes Problem: entweder die Gerichte sprechen den Besitzern großzügig Entschädigung zu, dann mindert das entweder deren Schaden und somit die Gefahr, daran pleite zu gehen, oder es verhindert von vorneherein den Windkraftausbau und somit das finanzielle Problem. Oder sie sprechen ihnen keine Entschädigung zu, dann passiert ebenfalls eines von zwei Dingen: wird Windkraft wirklich breit ausgebaut, haben wie oben beschrieben alle das Problem der Minderung, woraus folgt, das keiner das Problem hat. Oder Windkraft wird nur konzentriert auf wenige Orte ausgebaut, dann haben aber per Definition auch nur ein paar wenige Individuen bzw. Institutionen das Problem und man muss sich nicht in die Hosen machen, was die Stabilität „des Systems“ angeht.

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Ich wundere mich immer wieder, warum sowas

https://img.fotocommunity.com/die-windmuehlen-von-consuegra-136eabfa-9be5-40c6-87ff-6a049af9fcc5.jpg?height=1080

nicht auch zu Wertminderung führt.

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Und was ist die Alternative? Glaubst Du die Immobilienpreise im Ahrtal und weiteren Gegenden steigen, wenn sich das Klima weiter erhitzt und Häuser weg gespült werden oder die Wasserversorgung knapp wird?

Es wurde in Deutschland schon für so viel niedere Gründe Grund enteignet, durch so viele Autobahnen und immer mehr [parkenden] Autos das Landschafts- und Stadtbild ruiniert, aber die paar Windkraftanlagen dürfen jetzt nicht gebaut werden, weil der Wert einiger Immobilien sinken könnte?

Unabhängig davon sind Immobilien die letzten Jahre im Schnitt deutlich im Wert gestiegen, also wäre da selbst eine Korrektur verschmerzbar.

Viele NGOs, wie auch GermanZero schlagen auch vor die Kommunen und Bürger an den Windkraftanlagen zu beteiligen, was indirekt wieder zu einer Wertsteigerung oder mindestens langfristigen Kompensation führen kann.
Das bringt auf jeden Fall mehr als eine Autobahn oder Umgehungsstraße für die Landbevölkerung.

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Du sprichst dich damit also gegen Kapital-gedeckte Altersvorsorge aus?

Ich spreche mich gegen staatlich organisierte Altersvorsorge aus und halte es für ein riesiges Ponzi-Schema.
Aber wenn man schon Kapitaldeckung macht - dann international angelegt, professionell gemanaged und mit der Vorgabe größtmögliche Rendite rauszuholen. Dann würde ohnehin von einem solchen Rentenfond nicht mehr in deutschen Grund und Boden investiert werden.

Also Bitcoin, Tesla und ähnliche Sachen ins Portfolio?

Sehr gut! Ich finde moderne Windräder, die sich majestätisch drehen einfach schön, und der Nutzen den sie haben macht sie noch sympathischer. Das Geblöke mancher Anwohner ist eben das von vormodernen, veränderungsunwilligen Menschen, die das Märchen von schädlichem Infraschall begeistert aufnehmen. Der Infraschall des Verkehrs stört sie nicht. Und es stört sie auch nicht der Anblick von Baumärkten mit ihren Fahnen und viele weitere Sünden des Städte- und Siedlungsbaus.

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Die skandinavischen Rentenfonds holen sich ihr Geld u.a. von den Mietern z.B. in Berlin. Die reichen Gesellschaften können sich dafür entscheiden und suchen sich die Nächstschwächeren aus, denen sie von deren Arbeitsertrag einen Teil wegnehmen, weil der Hebel der Reichen stets länger ist. Das kann doch keine globale Lösung sein, dass alle versuchen, sich auf diese Weise leistungsloses Einkommen von anderen zu holen, die nicht dagegenhalten können. Oder ist dein Standpunkt, dass der Reichtum einer Gesellschaft oder eines Individuums die Leistung 1:1 abbildet und damit der entsprechende „Verdienst“ unzweifelhaft ist? Das führt mMn zu einer beschleunigten Dynamik der Aufspaltung von Weltregionen und Gesellschaften in Arm und Reich. Und das kann nur in Katastrophen enden (Kriege und Völkerwanderung im grossen Stil).

Kurzform meiner Haltung:
Erträge auf Investition sind nicht Leistungslos.
Arme Bürger zahlen immer den Reichen ihre Zeche. So zahlen zB die ärmeren Deutschen den reicheren Spaniern oder Italienern oder sogar den älteren Deutschen ihr Frühstück.
Langfristig geht das nur gut, solang die Geber glauben dass die Nehmer etwas verändern.
Sobald dieser Glauben bröckelt, gibt’s Ärger.
Ärger heißt: keiner will mehr Teil der Eurozone sein. Keiner will mehr auf die USA-Währung angewiesen sein.
Aber Krieg würde ich das nicht nennen- dafür sind die Beteiligten zu betagt.

Langfristig ja- mittelfristig nein.
MADE IN GERMANY war lange ein Qualitätsmerkmal- und da schwang eine gewisse Grandezza mit, die von der Zeit überholt ist.
Ebenso gab es in den USA eine gewisse Begeisterung, die eigentlich mehr Marketing und substanzlos war. Aber Marktschreien können die Amis wie sonst niemand :slight_smile:

Irgendwann kommt dann aber doch der wahre Wert eines jeden Dinges zutage. Egal ob es ein Land, eine Gesellschaft, ein Unternehmen oder ein Asset ist.
Kurzfristig gibt’s Hypes- aber irgendwann kommt der wahre Wert immer zutage. Sei es der Wert von Bitcoin oder der Wert Deutschlands mitsamt seinen Einwohnern.

Ins Portfolio eines Rentenfonds gehört das, was mit akzeptabler Volatilität größtmögliche mittelfristige Rendite abwirft.
Ob da Bitcoin und Tesla dazugehören vermag ich nicht zu entscheiden- in meinem Portfolio sind beide aufgrund oben genannter Kriterien nicht.

Das sagt mir, dass diese Staaten kapitalistischer vorgegangen sind und entsprechend nun in mehr Reichtum leben. Die Gegenreaktion kann doch aber hoffentlich nicht sein, noch mehr Sozialstaat aufzubauen.

Ich sehe aber ein, dass diese Haltung in Deutschland keine Mehrheit findet.

@lib, erst sagst du:

und dann:

Irgendwie wirkt deine Meinung zum Investieren in deutsche Immobilien nicht konsequent.

Der Unterschied liegt darin, dass die skandinavischen Rentenfonds hauptsächlich in Immobilien in Städten investiert sind, da dort in den letzten Dekaden der relative Wertzuwachs gegenüber ländlicheren Immobilien größer war. Dort wird aber auch der Effekt durch aufgestellte Windräder nicht zu merken sein- denn niemand plant Windräder auf dem Tempelhofer Feld.
Deutsche Rentenfonds wären aber in Immobilien in ganz Deutschland investiert- also auch in durch Windräder wertgeminderte Projekte.
Insgesamt würden - wenn die Wertminderung so durchgezogen wird- der deutsche Grund und Boden in seiner Gesamtheit relativ zu Land in einem weniger in Windkraft investierenden Land (zB Schweden oder Schweiz) verlieren.