Das dir das so vorkommt, kann ich ein Stück weit sogar verstehen. Als Erstes:
Meine Aussage bezog sich ganz konkret auf den Vorschlag eines Windrades auf dem Tempelhofer Feld nicht im Bundesland Berlin generell.
Das Tempelhofer-Feld ist ja nicht einfach einen brach liegende Grünfläche sondern als „Park“ eine kostenlose und damit soziale Freizeitmöglichkeit. Dazu mal diese Zahl (Quelle):
Die Berlinerinnen wissen es zu schätzen - im September 2020 kamen durchschnittlich 28.000 Besucherinnen pro Tag aufs Feld.
Im Jahr wird das Tempelhofer-Feld also ziemlich sicher Millionen-fach genutzt. Und das Tempelhofer Feld ist nun mal nicht, wie die anderen Windparkflächen „auf dem Land“ von noch mehr Natur umgeben, auf die man zur Erholung ausweichen kann.
Und, nur um das noch mal ins Gedächtnis zu rufen:
Eigentlich sagt es schon fast Alles über den Erholungs- und Grünflächen-Bedarf in Berlin aus, dass wir hier um eine ehemaligen Start- und Landebahn „feilschen“:
Und selbst dort gibt es Schutz-bedürftige Natur (Quelle):
Die Feldlerche (Alauda arvensis) gehört zu den gefährdeten Vogelarten in Deutschland. […] Deshalb werden von März/April bis August zwischen den beiden Start- und Landebahnen Schutzzonen für die Feldlerche eingerichtet.
Und auf all diese Belange wird, in dem von dir als Beispiel aufgeführten Reinhardswald, auch Rücksicht genommen (Quelle):
Laut Betreiber ist für das Projekt eine Fläche von rund sieben Kilometern zwischen dem „Farrenplatz“ und dem „Langenberg“ im nördlichen Reinhardswald vorgesehen. Dadurch sei ausreichend Abstand zu den „touristisch wertvollen Bereichen um den Urwald oder den Tierpark Sababurg“ gewahrt.
Ein Windrad auf dem Tempelhofer Feld würde darüber hinaus ja auch nur 1 anderes Windrad, z.B. im Reinhardswald ersetzen. Der Rest des dortigen Windparks wäre immer noch da.
Aus diesen Gründen halte ich ein Windrad auf dem Tempelhofer Feld für offenkundig unverhältnismäßig. Und ich bin sicher, dass jeder, der auch nur eine ungefähre Vorstellung von der Grünflächen-Situation in deutschen Großstädten hat, das nachvollziehen kann.
Wer dann aber trotzdem an solchen Plätzen Windräder fordert, der will, in meinen Augen, einfach nur einen gefühlten Verlust von Natur sinnlos (da nur 1 Windrad) und überproportional (da sehr viele Menschen beeinträchtigt) auf andere Menschen übertragen.
Mag sein das „whataboutism“ dafür das falsche Wort ist und ich ziehe den Ausdruck auch gerne zurück, wenn jemand da unbedingt auf sprachliche Richtigkeit pocht. Aber an den Fakten ändert das trotzdem nichts. Und ich persönlich, halte an dieser Stelle konstruktiven Ausgleich für förderlicher, daher auch mein Vorschlag von oben.