Wieviel Freiheit bei Arbeit, Wohnen und Leben können wir uns noch erlauben?

Mal ein etwas breiteres Thema vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen wie Klimawandel, Demografie, Fachkräftemangel und Digitalisierung (u.a.):

Grundfrage: Wieviel persönliche Freiheit können wir uns angesichts der aktuellen Entwicklungen noch erlauben? Oder müssen wir unseren Begriff von persönlicher Freiheit neu definieren?

Arbeit:

  • Welche Art von Arbeitstätigkeiten werden durch Digitalisierung und KI substituiert? Nur Niederschwellige Jobs?
  • Fachkräftemangel: Können wir bzw kommende Generationen noch frei wählen, was sie beruflich machen wollen? Muss die Gesellschaft das ggf vorgeben nach Bedarfen?
  • Kann man seinen Arbeitsort künftig noch frei wählen? Muss man nicht aus Klimaschutzgründen seinen Wohnort am Arbeitsort haben? Was ist mit Ehepaaren, die Jobs in verschiedenen Städten haben?
  • Muss Arbeit der Lebensmittelpunkt sein? Können wir uns Freizeit noch leisten?
  • Ist eine 40-60h Woche bei 5-6 Arbeitstagen/Woche noch zeitgemäß?
  • Wo ist Home-Office möglich, welche Alternativen gibt es für präsenzpflichtige Arbeitsplätze?

Wohnen:

  • Sind Einfamilienhäuser oder kleine Wohneinheiten flächenmäßig noch tragbar, besonders in Städten?
  • Wenn ein älteres Paar im eigenfinanzierten Eigenheim mit großer Wohnfläche allein wohnt, ist das gesellschaftlich noch tragbar, wenn Familien mit Kinder keine Wohnung finden?
  • Wohnen in Land und Stadt: Ist Pendeln noch zeitgemäß? Sollte man seinen Arbeitsplatz nicht am Wohnort wählen, auch bei Gehaltseinbußen?

Leben und Freizeit:

  • Sind Urlaubsreisen im Ausland (speziell wenn man fliegen muss) noch klimatechnisch tragbar?
  • Sind „Luxusgegenstände“ wie Wohnmobile, Sportwagen, Oldtimer, PS-Starke Autos, Motorräder, Motorgetriebene Boote und Yachten als „Freizeitobjekte“ aus Klimasicht, aber auch gesellschaftlich noch genehm?
  • Kommt unserer Soziales Leben, das Miteinander, bei unseren aktuellen Lebensbedingungen (Arbeit, stetiges Wachstum) zu kurz?

Mal so als Sammelbecken und Diskussionsgrundlage.

Wenn es zuviel ist von Moderatorenseite, bitte laut winken…

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Wie bekommt man

mit

unter einen Hut. Da wo man wohnt ist man doch sozial verwurzelt. Solche Bande setzt man nicht leichtfertig aufs Spiel.
Letztendlich ist doch die Frage wo und wie setzen wir die Prioritäten.

  • geht es um das größtmögliche persönliche Glück?
  • den größtmöglichen gesellschaftlichen Nutzen?
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Die Frage daraus wäre, hat jeder mit Blick auf die Gesellschaft und deren Bedrohungen noch das Recht auf grösstmögliches persönliches Glück?

Nein.

Ich arbeite für eine Firma wo wir Kundenangepasste Elektrozentralen bauen.

Da ist nur Manpower, geht nicht mit Automatisierung und ist ein Anlernjob (Vorkenntnisse im Bereich Elektrik schaden nicht)

Denke mal in gewissen Bereichen ja.
Muss ja nicht zwingend auf einen Beruf festgelegt werden, aber vielleicht ein Bereich.

Denke mal in gewissen Grenzen ja.

Kommt drauf an wie dicht am Arbeitsort du meinst und wie du das definierst.
Beispiel Arbeitsort Berlin: ich bin jeden Tag ca. 20 km zur Berufsschule gefahren ohne die Stadt zu verlassen. Dieselbe Strecke war von meiner Heimatstadt zur nächsten Kreisstadt mit 3 Dörfern dazwischen.

Wohl die Art Entfernung, die man auch ohne Auto bewältugen kann.

Ich finde dass die eigentliche Frage ist:
Haben wir, und erziehen wir unseren Nachwuchs, mit einer gewissen Empathie die Bedürfnisse der Gesellschaft im Blick zu haben?

Bei den Jägern und Sammlern war das Überlebensnotwendig. Wir haben es mehr und mehr verlernt. Ich befürchte aber, dass, wenn die Lebensbedingungen schwerer werden, wir diese Empathie gegenüber der Gemeinschaft wieder benötigen.

Das würde bedeuten dass wir aus unserer Wohlfühlecke heraus kommen müssen. Dazu sehe ich z.Z. in der breiten Masse keine Bereitschaft.

Um dem Klimawandel effektiv zu begegnen wären letztendlich größere gesellschaftliche Veränderungen notwendig für die es z.Z. keine demokratische Mehrheit gibt.

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Der Gedanke hinter diesem Fragenkatalog ist eher, ob wir unsere bisherige Arbeits- und Lebensweise nicht grundlegend hinterfragen müssen, um als Menscheit zukunftsfähig zu sein?

Sklaverei oder Vorherrschaft von Religionen war ja auch nur vorübergehend…mit Recht

Diese Menge Fragen lässt sich nur lesen als Kapitulation an „Capitalist Realism“.

Man hat dir indoktriniert dass es nicht genug Geld, Raum und Zeit gibt damit Menschen ein gutes Leben leben können. Das stimmt nicht. Es gibt genug von allem. Es muss nur besser verteilt werden.

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Ha, da bin ich bei Dir. Speziell beim Thema Arbeit und Erwerbslosigkeit.
Die Mehrheit hat eine bezahlte Arbeit, viele sogar mehr Arbeit als sie wollen, andere haben zuwenig oder keine bezahlte Arbeit.
Eher ein gesellschaftliches als individuelles Problem, also ein Problem der gerechten Verteilung.

Btw…wäre ich schon indoktriniert, würde ich diese Fragen nicht so offen stellen. :wink:

Wenn man einige der m. E. recht suggestiv formulierten Fragen mal negativ beantwortet (zugegeben etwas polemisch zugespitzt), hört sich da m. E. sehr dystopisch und in vielen Punkten auch ziemlich nach Prä-1989-Staatssozialismus an:

Arbeit:

  • Dank Digitalisierung und KI (unter der Ägide großer Digitalkonzerne) arbeiten Menschen nur noch dort, wo es eine KI nicht besser kann. Trotzdem müssen Menschen weiter von ihrer Lohnarbeit leben.
  • Wegen des Fachkräftemangels entscheiden Behörden nach einem vorher festgestellten Bedarf sowie den ermittelten individuellen Qualifikationen, wer welchen Beruf ergreifen darf.
  • Der Wohnort richtet sich dabei nach dem Arbeitsort, um aus Klimaschutzgründen Pendelverkehr zu vermeiden
  • Aus demselben Grund werden Partner:innenschaften mit getrennten Haushalten stark besteuert, um Anreize für ein Zusammenziehen zu setzen.

Wohnen:

  • Einfamilienhäuser und andere kleine Wohneinheiten sind aus Klimaschutzgründen und aufgrund der aufwendigeren Erschließung nur noch in Ausnahmefällen gestattet.
  • Wohnungen werden je nach aktuellem Bedarf (Alleinstehende, Kinderlose, Familien) verteilt. Wenn die Lebenssituation sich ändert, muss das den Behörden angezeigt werden.
  • Pendeln: siehe unter Arbeit.

Leben und Freizeit:

  • Urlaubsreisen sind aus Klimaschutzgründen im Ausland (speziell wenn man fliegen muss) noch klimatechnisch tragbar?
  • Luxusgegenstände wie Wohnmobile, Sportwagen, Oldtimer, PS-Starke Autos, Motorräder, motorgetriebene Boote und Yachten werden aus Klimaschutzgründen sehr stark besteuert. Sprich: wer richtig viel Geld hat, kann es sich leisten, alle anderen nicht.
  • Das soziale Leben und die Freizeit können innerhalb der gesellschaft notwendigen Rahmenbedingungen (siehe Punkte Arbeit, Wohnen und Leben) vollkommen frei gestaltet werden. es sei denn dem stehen Klimaschutzinteressen oder andere gesamtgesellschaftliche Interessen entgegen. Das Nähere regelt ein Bundesgesetz.

Vielleicht sind ja auch einfach die Fragen falsch?

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Möglich, daher waren die Fragen auch provokant gestellt.

Wie müssten die „korrekten“ Fragen lauten?

Bin kein Kapitalismus-Gegner, falls der Eindruck entsteht. Denke nur das auch der Kapitalismus einer Entwicklung unterliegt und es grade m. E. wieder Zeit für einen Entwicklungsschritt sein könnte

Eine sehr wichtige Frage ist aus meiner Sicht: Was macht eigentlich ein gutes Leben aus und was braucht es dafür (sowohl auf individueller Ebene, als auch auf gesellschaftlicher).
Eine zweite Frage wäre dann, wie kompatibel das ist mit einem Wirtschaftssystem ist, dass notwendig auf beständiges Wachstum, die Ausbeutung menschlicher und natürlicher Ressourcen sowie die Erzielung privater Profite angewiesen ist.

Ich hätte es ggf subtiler formuliert, aber: ja, sehr relevante Frage.

Dann bin ich mal gespannt, wie Du diese Frage als „kein Kapitalismus-Gegner“ beantwortest :wink:

Und ich erst.

Aber bei den vielen Diskussionen hier im Forum, speziell zu den notwendigen Veränderungen beim Thema Klimawandel, stellen sich all diese Fragen mehr oder weniger deutlich.

Aber ich denke schon, das die Form des Kapitalismus, oder netter freie Marktwirtschaft, die wir aktuell praktizieren, so ihre Halbwertzeit erreicht hat.
Ich habe zumindest starke Zweifel, das die Ausrichtung auf stetigem Wachstum, steigendem Wohlstand und ungebremste Nutzung von natürlichen Ressourcen keine Grenzen hat, und das reine Vertrauen auf die „technologieoffene“ technische Entwicklung sehr optimistisch ist bzw möglicherweise nicht Schritt hält.

Auf einen Kapitalismus, der ohne die genannten Merkmale auskommt, bin ich ebenfalls sehr gespannt. Ich bin zwar kein Marxist im engeren Sinne, aber denke schon, dass die diesbezügliche Analyse von olle Karl immer noch seine Gültigkeit hat und z. B. das mit dem Wachstum nicht nur so eine Idee ist, die man genauso gut auch bleiben lassen kann.

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Wenn wir da alles mal auf drei Blickrichtungen fokussieren:

  • die Konservative Sicht:

Unsere Form der Marktwirtschaft/Kapitalismus ist schon nah am Ideal. Klimaschutz ist dann nur möglich, wenn es dem Prinzip vom stetigem Wachstum, Maximierung des Wohlstandes/Umsatzes und der ungebremsten (?) Nutzung natürlicher Ressourcen nicht im Wege steht. Dann sind wir nah an dem, was die FDP, auch CDU, als richtig erachtet, ggf auch Teile der SPD. Also im Grunde weitermachen.

  • Die restriktive und Veränderungsaffine Sichtweise:

Wir,müssen unseren Lebensstil radikal wandeln, ggf auf Wohlstand und Wachstum verzichten, dieses ggf mit Verboten und höheren Kosten für Unerwünschtes durchsetzen. Also alles umfassend und zeitnah ändern. Sehe da eher die Grünen und sicher die Klimaaktivisten. Im Grunde also alles anders.

  • Eine eher moderate, mittelfristige Sicht:

Mehrheiten zuliebe sind radikale Änderungen nicht möglich, aber Veränderungen nötig, sei es im Arbeitsleben, Klimaschutz oder gesellschaftlichem Miteinander, und man findet gemeinsam Lösungen und setzt diese mehrheitlich getragen um. Also eher ein demokratisches Prinzip. Aber haben wir die Zeit und auch den Willen für diesen aktuell praktizierten Modus?

Sieht jemand noch andere mögliche Sichtweisen?

Ein netter Artikel dazu, durchau lesenswert:

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Das ist noch nicht abzusehen, leider

Ja und nein!

Ja, sicher.

Nein.

Ja.

Es wird, denke ich, auf eine 4 Tage Woche hinauslaufen.

Ja, sicher!

Auch: ja, sicher. Will man enteignen? Leute!

Ja, nein.

Schwierig, aber ich denke ja. Aber mit CO2-Bepreisung!
Bei Kreuzfahrten wäre ich skeptisch, es sei denn unter Segeln.

Ja, mit genügend hoher CO2-Steuer.

Aber der @Veche hat es passender formuliert: dreh mal die Fragen um. Das hat dann nichts mehr mit Freiheit zu tun und in einer solchen Welt möchte ich nicht leben.

Fehlt eigentlich nur noch: jeder muss dasselbe Gehalt bekommen.

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Man kann Menschen nicht ihr Haus „wegnehmen“, aber vielleicht gibt es andere Möglichkeiten und Ideen, mit solchen Situationen umzugehen. Kreativität ist gefordert.
Projekte der Gemeinde, Häuser so umzubauen, dass Familien aufgenommen werden könnten. Förderungen dafür. Kredite vom Staat für die ggf. notwendige Wärmepumpe (Kredit erbt dann der Erbe mit). Kennenlern-Initiativen, Hilfsbereitschaft fördern. Ich kann das jetzt nicht ausformulieren, aber was ich meine: Oft sind ältere Menschen in ihren großen Häusern und manchmal auch in ihrer Einsamkeit überfordert. Wichtig wäre, dass man soziale Netzwerke schafft, die es möglich machen, dass sich Gemeinschaften oder Einzelpersonen um solche Menschen kümmern. Vielleicht kommen so auch Tauschprojekte zustande oder die Aufnahme von anderen Menschen ins eigene Haus wird möglich.
Klingt nach Illusion? Vielleicht, oder auch nur kreative Vision.
Aus meiner Sicht steht eines fest: Es geht nicht so weiter wie bisher. Es geht vielen Menschen nicht gut. Die Folgerung, die sich für mich daraus ergibt, ist: Es muss sich etwas ändern.

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Ich erlebe gerade beides. Die eine Oma wohnt allein im dreistöckigen Haus und nutzt davon nur noch Wohn- und Schlafzimmer. Die Nachbarin kauft für sie ein, das Kochen ist eher rudimentär, das Geschirr ist dreckig, das Haus verfällt. Nur der Garten wird weiterhin liebevoll gepflegt. Zweimal im Monat trifft sie sich mit ihren Freundinnen, ein Fahrdienst fährt sie Sonntags zur Kirche. Altenheim wäre nicht in der Innenstadt, die Sozialkontakte könnten vielleicht nicht gehalten werden, kein Garten mehr. Die Demenz beginnt langsam, was den Widerstand erhöht, das Haus doch noch zu verlassen.
Die andere zog mit ihrem Mann in ein betreutes Wohnen im Ort ihres Sohnes (der einkauft und regelmäßig vorbeischaut), zwei Zimmer, Essen auf Rädern, einmal wöchentlich Spielenachmittag mit Betreuung. Opa hat es nicht mehr lange genießen dürfen. Die Freunde, die anfangs noch vorbei kamen sind auch älter geworden, wollen den Weg nicht mehr auf sich nehmen, da bleibt nur das Telefon. Die Gartenarbeit geht ihr schon ab. Aber objektiv hat sie die bessere Entscheidung getroffen.