Wie wirken die Sanktionen der EU gegen Russland?

Die Gaspreisbremse der EU führt dazu, dass die Gasterminverträge nun ausserhalb der EU in London verhandelt werden. So wurde es auch vom Niederländischen Wirtschaftsministerium erwartet - und nun kommt es auch so.
Das ganze ist für die EU mal wieder der Beleg, ein „zahnloser Tiger“ zu sein. Zudem hat man sich die Wertpapiergeschäfte für künftige Gaslieferungen aus der EU wegsanktioniert. Und das sogar, ohne Russland zu schaden, da die in London gehandelten Verträge nicht dem EU-Gaspreisdeckel unterliegen.
Verlierer dieser Geschichte sind die Niederlanden und die EU, da sie auf die Geschäfte sowie damit verbundenen Steuereinnahmen verzichten müssen.
Gewinner sind die europäischen Kunden und die Amerikaner/Briten, die eine Umgehung des Gaspreisdeckels gefunden haben. Ebenso ein Gewinner ist Russland, die weiter ohne die Gefahr eines Gaspreisdeckels Gas an EUropäische Kunden verkaufen können.

Könntest du bitte dazu Berichte und oder Analysen verlinken? Ich finde das Thema spannend, halte es aber für zu weitreichend als dass man ohne Quellen darüber diskutiert.

s. dazu auch

Hier eine Analyse mit Quellen, die sagt, dass die Sanktionen wenig Effekt haben:

In 2023 the imf even predicts that Russia will grow by 0.3%—a superior performance than Britain and Germany, and only marginally worse than the eu.

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Diese sind im ersten Satz des Ausgangsposts verlinkt.

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Also ich persönlich vermute ja, dass es sich bei den Statistiken die da von Russland veröffentlicht werden zum Teil um Berechnungstricks und Propaganda handelt. Einfach um besser auszusehen als es wirklich ist und wie hart man wirklich getroffen wurde.

Hatte mal einen Report im schwedischen Fernsehen gesehen, wo zwar auch vorsichtig aber etwas ehrlicher die Situation für die einfachen Menschen dargestellt wurde. Da scheint deutlich mehr im Argen zu liegen als Russland offen zugeben will/kann.

Man sollte also die russischen Zahlen dur Haus mit Vorsicht genießen und nicht bedenkenlos übernehmen weil sie so schön in’s eigene Weltbild passen.

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Im Ausgangspost sind keinerlei aus Russland stammende Informationen drin.
Der Gaspreisdeckel führt dazu, dass über russisches Gas für EUropäische Kunden nun in London verhandelt wird - weil dort kein Gaspreisdeckel gilt.
Dass die Russen sagen, dass sie lieber ohne Gaspreisdeckel in die EU verkaufen, ist nun doch wohl keine Propaganda, sondern logisch. Die Idee hinter dem Gaspreisdeckel war doch, die Russen zu ärgern.

Dann ist das Gas aber immer noch in Großbritannien und nicht in der EU. Ich sehe nicht wieso dieses Gas nicht auch direkt unter den Deckel fällt. So viele Lieferanten gibt es da nicht. Und Russland schießt sich da eh nur noch ins Knie, da wir dabei sind unsere Abhängigkeit los zu werden, was sowieso gut ist.

Ich glaube wirklich nicht, dass es Sinn macht, da mit @lib zu diskutieren. Er wirft einfach eine irreführende Behauptung nach der anderen. Zu dem neuen Gashandelspreis kannst du dir ja mal den Artikel ansehen:

Da wird dann auch erklärt, dass der neue Handelsplatz aktuell keine Auswirkungen hat:

Der Preis für europäisches Erdgas war zuletzt unter 50 Euro je Megawattstunde gefallen und lag damit deutlich niedriger als die beim Korrekturmechanismus festgelegte Grenze von 180 Euro.

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Es geht nur um die Verträge. Diese werden außerhalb der EU verhandelt, solange die EU einen Gaspreisdeckel für in der EU abgeschlossene Verträge für Lieferungen als Teil der Sanktionen beibehält. Die physische Lieferung ist davon unbenommen.

Das ist richtig bezüglich des Endergebnisses für die Vertragspartner.
Nicht richtig ist es für die Transaktionen.
Es macht für die EU sehr wohl einen Unterschied, ob ein Kontrakt an der Amsterdamer Börse oder an der Londoner Börse zustande kommt. Börsenplätze verdienen an den Kontrakten mit - und dieser Umsatz mit den Gaslieferverträgen wird nun außerhalb der EU gemacht. Das sind natürlich nur ein paar zig Millionen, die der EU nun flöten gehen- aber sie sind weg. Und Russland wurde nicht geschadet, denn der Gaspreisdeckel wird faktisch umgangen. Also ist diese Sanktion ausschliesslich gegen die EU gerichtet.

Und ob die Gaspreise jemals wieder in Richtung des Gaspreisdeckels wandern ist fraglich - aber wenn, dann wollen sowohl Kunde als auch Lieferant auch darüber verhandeln können.

Erinnert sich noch jemand an den Abzug von IKEA aus Russland. Nun ja …

IKEA ist wieder da. Es heißt jetzt „Swed House“ und verkauft exakt (!) die gleichen Produkte wie IKEA. zT. wurde nicht mal das Logo geändert. Ähnliches gilt für Lego.

Wie das geht? IKEA lässt die meisten Produkte in China produzieren. Die chinesischen Lieferanten verkaufen die Produkte einfach an den neuen belarussischen Eigentümer.

Das Video ist pro-russisch, aber zeigt am Ende ganz gut wie oft einfach nur der Name bekannter Marken leicht abgeändert wurde, aber immer noch die selben Produkte verkauft werden.

Ihres hat alle Kaufhäuser verkauft. Wenn die Ware aus China kommt, wird es sich um typische chinesische Raubkopien handeln. Ähnliches vermute ich bei Lego.

Eine Liste, welche Unternehmen noch in welcher Weise in Russland aktiv sind, gibt es hier:

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Hier beschreibt der Ökonom Astrov vom Wiener Institut für Wirtschaftsvergleiche warum die Sanktionen des Westens aus seiner Sicht Russlands Wirtschaft kaum bis gar nicht schaden.

Zusammengefasst, Russland

  • hatte viele Barreserven, die wohl erst 2025 aufgebraucht sein werden
  • hat eine unglaublich geringe Staatsverschuldung, um sich Geld zu leihen wenn die Barreserven aufgebraucht sind
  • hat rechtzeitig ein alternatives Zahlungssystem abseits von Swift aufgebaut
  • hat ein großes Wirtschaftswachstum, vor allem durch die Rüstungsindustrie und damit verbundene Industrien, wodurch ein Arbeitskräftemangel eingesetzt hat. Dieser führt zu deutlichen Gehaltssteigerungen, von denen vor allem untere Einkommensgruppen profitieren.
  • hat Erdöl, dass sie nicht mehr in den Westen verkaufen können, nach Asien mit Preisabschlag umgeleitet. Die Gasproduktion kann nicht gänzlich umgeleitet werden. Verluste im Öl- noch Gasgeschäft würden durch das gestiegene Wirtschaftswachstum und daraus resultierende Steuereinnahmen ausgeglichen
  • lässt westliche Waren und kleine westliche Hochtechnologie von China liefern (schmuggeln)

Insgesamt sieht Astrov die Sanktionen als gescheitert, wenn man sich davon erhoffte Russland zum Frieden zu sanktionieren. Die Sanktionen würden erst in einem Zeithorizont von 10-15 Jahren dieses Ziel erreichen.

Andere Experten hingegen sehen massive langfristige Schäden bereits jetzt. Ja, so lange der Krieg läuft, wird Russland vermutlich die Sanktionseffekte wegstecken können, aber die langfristigen Schäden für die russische Wirtschaft werden wohl immens sein, bereits jetzt schon.

Und das ist auch wichtig - selbst wenn Russland den Ukraine-Krieg mit Landgewinnen beenden kann (was bereits eine Katastrophe wäre) wäre es wichtig, über Sanktionen weiter dafür zu sorgen, dass die russische Wirtschaft sich nicht erholt und das Land daran zerbricht - wie bereits im Kalten Krieg geschehen. Denn würde Russland sich erholen ist es nur eine Frage bis zum nächsten Krieg. Ich sehe daher so schnell kein Ende der Sanktionen.

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Interessant zu diesem Thema:

Die Sekundärsanktion der USA wirken häufig stärker als die Primärsanktionen. Für die meisten chinesischen Unternehmen (einschließlich der Banken) ist das Geschäft mit den USA eben doch deutlich wichtiger als das Geschäft mit Russland.

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Barreserven braucht man nur, wenn man im Ausland Dinge kaufen will oder sich im Ausland Geld leihen oder kein neues Geld drucken möchte oder? Russland kann bei Bedarf seine eigene Währung drucken. Dies würde aber zu einer weiteren Überhitzung der Wirtschaft und Inflation führen. Was jetzt schon passiert. Daher wurden die Steuern für Besserverdienendere angehoben, um die Nachfrageseite einzubremsen. Es fehlt an Arbeitskraft, weil diese zu Beginn geflohen oder an die Front geschickt wird. Die Wirtschaft konkurriert ums Personal. Zeigt sich auch in den immer weiter steigenden Prämien, die Russland für freiwillige Soldaten zahlt. Wenn jetzt der neu große Wirtschaftszweig die Rüstung, der mittlerweile > 30% der Staatsausgaben ausmacht, wegbrechen würde, bricht die Wirtschaft zusammen. Langfristig verliert Russland zudem mit Öl und Gas seine mit Abstand wichtigsten Produkte, weil die Welt auf Klimaneutralität umstellt, auch wenn das zugegebenermaßen noch dauert. Wegen Elektroautos wird z.B. davon ausgegangen, dass China nächstes Jahr seinen Höchststand beim Verbrauch von Öl im Verkehr erreichen wird.

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Russland braucht aber für seinen Krieg massiv Güter aus dem Ausland, eben weil Russland viele der High-Tech-Komponenten nicht selbst fertigen kann, vor allem nicht in der benötigten Anzahl. Gerade deshalb ist der Handel mit China auch so wichtig für Russland. Ohne Komponenten „made in China“ werden Russland sehr schnell die Bauteile für Präzisionswaffen ausgehen und auch die Wartung der eigenen Fahrzeuge zu Land und vor allem in der Luft ist schon jetzt ein großes Problem.

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