Wie umgehen mit der AFD

Ist das eine Forderung oder nur eine Prophezeiung?
Auf jeden Fall ist das eine sehr spezifische Aussage. Es wird schon deshalb die Ausnahme bleiben, weil junge Männer, die in Afrika noch nicht mal eine Schule besucht haben, in der Regel nicht hierher kommen.
Aber das Bild, dass Du in den verschachtelten Nebensätzen malst, erweckt schon den Eindruck von Voreingenommenheit über das gruppenspezifische Bildungspotential, bei dem ich mich frage, woher es kommt. Belege würden da helfen.

Mal ganz aktuell: Ich hatte letzte Woche an einer Bildungsmesse eines Jobcenters als Vertreter eines Bildungsträgers für Berufliche Bildung teilgenomnen. Zielgruppe waren JobCenterkunden, also auch Migranten, viele Ukrainer oder Syrer dabei.
Darunter IT’ler aus der Ukraine, eine Englischlehrerin mit 35 Jahren Berufserfahrung oder zwei Maschinenbautechniker aus Syrien. Fachlich sicher gute Leute.
Kernproblem: Die deutsche Sprache. viele hatten das Niveau A2, sehr holprig, aber in der Kürze der Zeit die sie in Deutschland waren, beeindruckend. Für einen Kammerabschluss in Deutschland braucht man mindestens B2, sonst wird das nix, da es meist um Fachsprache geht, und eine IHK auch so formulieren kann, das selbst Deutsche Schwierigkeiten haben.
Ich hatte durchgehend Gespräche mit Migranten, die gerne eine Ausbildung machen wollten, zur Podologin, IT oder Elektro und Metall. Haupthürde war die Sprache. Und für Gastronomie oder Hilfstätigkeiten waren die fast alle überqualifiziert.
Aber: Es kamen zahreiche Vetreter von JobCenter und Arbeitsagentur und fragten nach Deutschkursen, die wissen nicht wo sie die Menschen hinschicken sollen. Wir versuchen uns grade schlau zu machen und etwas auf die Beine zu stellen. Aber die Messlatte für 400-500h Deutschkurs nach den Vorgaben BAMF ist schon hoch (also A1-C1), daher wird es eher was Richtung fachspezifisches Deutsch mit 300h. Aber dazu braucht man geeignetes Lehrpersonal, das wir grad suchen.
Ist alles nicht so einfach wie man es gerne hätte…

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Allerdings vielleicht dazu noch ein Aspekt: Wenn schon deutsche Arbeitskräfte nicht für wenig Geld hart abends und an Wochenenden arbeiten wollen, warum sollte es die Lehrerin aus Syrien oder der Elektroniker aus der Ukraine wollen?
Hat ja auch eine Komponente von Wertschätzung vorhandener Berufserfahrungen und Qualifikationen…

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Doch. Einstellung als Hilfsarbeiter. Kollegen organisieren sich selbst. Ein oder zwei werden 5 Stunden pro Woche freigestellt oder bekommen bezahlte Überstunden…und das Team organisiert sich selbst. Sprache lernt man durch sprechen.
Das klappt ab A2.

6 Monate tun dann Wunder. Korrekt ist, dass Schriftdeutsch dabei nicht im Mittelpunkt steht. Fachsprache geht aber unglaublich schnell. Und Bard gibt es auch noch.

Also: Sprachcafes organisieren . Geht auch prima per Zoom. Manchmal helfen auch die Kinder der Kollegen, die dann eben nicht mehr Zeitungen austragen, um Geld zu verdienen sondern einfach nur Sprachkurse geben: nicht als Frontalunterricht sondern per Sprechen lassen und wieder und wieder korrigieren, mit Worten helfen, die man in den Chat stellt.

wer organisiert das?

Und wenn man einen formalen A2 Sprachabschluss von telc oder so braucht?
ist viel Hofnung dabei. der Alltag zeigt es leider oft anders.
ist sicher ein guter Ansatz, der auch in Einzelfällen so klappt. aber so lösen wir die nötige Sprachförderung in Masse nicht. da braucht es organisierte qualitativ gute und kompakte Angebote.

Und Hilfsarbeiter…hatte mal eine syrische Assistenzärztin zur Beratung. Sie sprach mindestens so gut Deutsch wie viele osteuropäische Assistenzärzte, die in deutschen Kliniken arbeiten.
Da ihre Zeugnisse noch nicht anerkannt waren, meinte das zuständige Jobcenter, sie könne doch als Reinigungskraft oder als Verkaufshilfe arbeiten.
Sie ist dann weiter nach skandinavien, wo sie wohl recht schnell als Ärztin arbeiten konnte. Da wir sie in Deutschland offenbar nicht brau hen konnten.
Sind zumindest Einzelfälle, über die man noch mal nachdenken sollte

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Das ist nur zum Teil richtig. Die Unternehmen haben erst einmal die grundlegende Ausbildung mit dem Staat vereinbart, sprich den schulischen Teil. HIer zahlen sie ggfs über Steuergelder ein, sind aber ansonsten raus aus der Verantwortung.
Dann haben wir, fast einmalig in der Welt, ein duales Ausbildungssystem für Fachberufe. Hier gibt es in etwa eine 50/50 Aufteilung der Verantwortung. Die Hälfte tragen die Unternehmen, die andere der Staat durch Berufsschulen. Außerdem gibt es noch das berufsbegletendes Studium.

Alles was darüber hinaus passiert gibt es nur wieder privat oder staatlich finanziert (Studium, Abitur in der Abendschule, etc).

Sprich: So stark sind die Arbeitgeber in die eigentlich Ausbildung nicht eingebunden. Kann man natürlich ändern, wenn man denn wollte.

Da hakt es dann aber leider wieder an der Sprache, wie so oft. Und die lernt man eben nicht in wenigen Monaten auf einem Niveau, um in der Gastronomie zu arbeiten. Hinzu kommt, dass es auch genügend sehr qualifizierte Menschen gibt, die z.B. in diesen „kundennahen“ Bereichen nicht gut klar kommen.

Aber zurück zur Sprache: Hier sehe ich bei der Integration den allergrössten Ansatzpunkt. Wenn diese nicht zumindest für den Alltagsbereich ausreichend erlernt wird, wird es eben schwierig mit dem Zusammenleben und der Integration. Also müsste man eigentlich ab Tag 1, an dem hier Flüchtlinge eine UNterkunft bekommen, sie sofort an Sprachkursen teilnehmen lassen. Nur greift hier wieder der Lehrermangel. Wer soll das tun? Vielleicht doch noch einmal pensionierte Lehrer reaktivieren, nur für solche Projekte?

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Das Unternehmen, die Mitarbeiter, die Teams.
Natürlich klappt das.
Und aus dem Hilfsarbeiter wird in Turbogeschwindigkeit die Fachkraft. Eigeninitiative gehört dazu. Wie man deutsch lernen kann, steht in Büchern. Man lernt und fragt Kollegen, ob die Antworten im Grammatikübungsbogen stimmen.
Dann muss man wirklich nur noch die Prüfung ablegen.
Dann wird aus dem Hilfsarbeiter die Fachkraft und eine Teamparty gibt es obendrauf.

Leute, Deutsch zu lernen ist kein Zauberwerk. Ich bin selbst Deutschlehrerin.
Vorschlag:

  • Diese Klassen für Erwachsene könnte man zur Not tatsächlich größer machen.
  • Es gibt auch Sprachlernsoftware (zur weiteren Unterstützung) und Youtube
  • Auch Distanzunterricht ist besser als kein Unterricht und ein Handy haben die meisten.
  • Viele können Englisch.
  • Sinnvoll wäre auch ein Tutorensystem.
  • Englisch- oder Französischlehrer an deutschen Schulen einsetzen, damit die deutschen Lehrkräfte für ihr zweites Fach frei werden.

Ich gehe davon aus, dass Flüchtlinge in Deutschland mehr Motivation, praktische Übungsgelegenheit und Zeit mitbringen als meine Schüler:innen hier in Frankreich. Das kann doch nicht so schwer sein.

Und fachspezifische Sprache, @Mike, kann man doch dann sehr gut parallel in der Praxis lernen.

Manchmal frage ich mich, ob ich zu einfach denke.

Aber eins steht fest: Wer Probleme sehen möchte, sieht Probleme. Wer Chancen sehen möchte, sieht Chancen.

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Wenn es so einfach wäre, dann ist natürlich die Frage wieso es nicht bzw schlecht umgesetzt wird.

Mir fallen mehrere Möglichkeiten ein:

  • Nicht ausreichend Lehrpersonal
  • Keine vernünftige zentrale Organisation (Blidung braucht Räume, Bücher, Lehrpläne, etc).
  • Zu wenig politischer Wille Flüchtlinge zu integrieren
  • Nicht genügend Geld
  • Rechtliche Gründe (ich kann mich z.B. erinnern, dass Flüchtlinge sehr lange Zeit nach Ankunft keine Jobs annehmen durften)

Ich bin aber ansonsten bei Dir: Wer Flüchtlinge als Chancen für Deutschland erkennt und akzeptiert, der wird Lösungen finden.

Multiplikatoren ausbilden. Also Migranten selbst zu Deutschlehrern weiterer Migranten schulen.

Mangelnde Organisation: stimmt
Fehlende Bücher: Das geht zur Not auch ohne Bücher. Wir leben im digitalen Zeitalter, oder nicht?

Ganz genau. Sieht man ja bei Frau Meloni sehr gut. Sie produziert die Lampedusa-Bilder dadurch, dass die Migranten nicht schnell auf das Festland geholt werden.

Also bitte: Echt jetzt? Migranten kein Deutsch beizubringen, dürfte ein Vielfaches teurer werden.

Das kann die Regierung + Bundestag bzw. die Länderregierungen + -parlamente doch ändern.

Könnte es sein, dass so mancher Ministerpräsident oder so manche Innenministerin etc. aktuell gar kein Interesse an der Problemlösung haben, weil man mit dem Problem so prima Wahlkampf machen kann? Sorry, ich weiß, dass klingt jetzt zynisch und unfair, aber manchmal frage ich mich das wirklich. Und wo ist der Kanzler mit dem Bildungswumms und Integrationswumms? Bei der „Zeitenwende“ in Sachen Bundeswehr hat er auch nicht lang gefackelt.

Außerdem frage ich mich, ob mancher Politiker gar nicht daran interessiert ist, den Immigranten schnell Deutsch beizubringen, denn Sprache bedeutet Integration, Abbau von Fremdenhass, Näherkommen.

Ich sehe die Herausforderung, aber es fällt mir wirklich schwer zu glauben, dass es am Deutsch scheitern muss. Das ist sicher kein unüberwindbares Problem.

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Bin ich absolut bei Dir. Möglich ist vieles wenn man es nur macht. Gibt genug positive Beispiele.

Nur, so zumindest nehme ich das wahr, gibt es da noch keine flächendeckende Lösung.
Wir haben motivierte Migranten, engagierte Berater in den Jobcentern und Arbeitsagenturen, hochflexible Bildungsträger, bereitwilige Arbeitgeber mit Fachkräftebedarf.
Also müsste es doch grade perfekt laufen mit der Integration, oder?
wo hakt es?

Kleine Anekdote:
Der gesprochene Dialekt sollte nicht zu deutlich hörbar sein :joy::stuck_out_tongue:

Sonst geht es schnell in B2 Fränkisch aber nicht in B2 Deutsch.

Ansonsten eine vernünftige Idee.

Ich weiß, wie Bildung hierzulande organisiert ist. Das ist eine sehr deutsche Sicht auf die Dinge. In anderen Ländern ist das - insbesondere die berufliche Bildung, auf die es hier zumindest kurzfristig ankommt - auf andere Art organisiert und auch hierzulande ist das ja nicht in Stein gemeißelt.

Genau darum geht es mir: Wenn ich als Unternehmer realisiere (und das wissen wir schon seit Jahren!), dass die Gewinnung von qualifizierten und seit einigen Jahren auch unqualifiziertem Personal sich zu dem strategischen Flaschenhals entwickelt, kann ich entweder nach dem Staat schreien oder selbst aktiv werden.

Unter selbst aktiv werden verstehe ich: Potenzielle Mitarbeiter in anderen Ländern suchen, finden und gewinnen und dann alles tun, damit die hier schnellstmöglich produktiv werden. Wenn der Staat hier seine Aufgaben schlicht verpennt, dann muss ich das selbst organisieren - z.B. im Verbund mit anderen Unternehmen (Wirtschaftsverbänden, IHK, …).

Es geht um: Deutschkurse, Ausbildung, Qualifizierung (Angleich des Ausbildungsstands an meine eigenen Anforderungen). Im nächsten Schritt um Schulbildung für Kinder und Jugendliche (was dann Sache des Staates wäre).

Für Jobs, die keine hohe Qualifikation erfordern (und auch hier sucht die Wirtschaft händeringend nach Personal) könnte man das relativ kurzfristig auf die Beine stellen. Die Modernisierung der beruflichen Bildung (die unabhängig von der Migration drigend notwendig ist) wie auf die Ergänzung der beruflichen Bildung um die Qualifizierung von „anders Qualifizierten“ ist schon ein etwas dickeres Brett).

[/SarkasmusEin]
Oder ich lege mich auf den Rücken wie ein Käfer, strampele hilflos mit meinen Beinchen und heule, weil Papa Staat mich ganz allein lässt.
[/SarkasmusAus].
… z.B. weil auch Unternehmer „Ressentiments“ gegen Immigranten haben …

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Ja, das sehe ich auch so. Die Entscheidung, seine Heimat aufzugeben und das große Risiko der Migrations einzugehen, führt zu einer massiven Selbstselektion: Selbstständigkeit, Entscheidungsfreude, Risikobereitschaft … das sind doch die Schlagworte, von denen jeder Arbeitgeber feuchte Träume bekommen sollte,

Soooooo!

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Ich höre jede Folge. Den Fachkräftemangel spüre ich am eigenen Leib. Wir haben bei uns in der Behörde viel zu wenige Jurist:innen und Verwaltungsfachangestellte. Es braucht mehr Zuwanderung, aber Geflüchtete lösen das Problem des Fachkräftemangels nicht. Es gibt auch kein anderes europäisches Land, das unsere Geflüchteten abwirbt. Wenn die Geflüchteten wirklich den Fachkräftemangel lösen würden, dann würden die Länder um die Geflüchteten konkurrieren.

Ein Problem sind auch die fehlenden Plätze für Kinder von Geflüchteten an Schulen. Vielleicht müsste man Privatschulen und Internate verpflichten gegen finanzielle Entschädigung Geflüchtete zu unterrichten. Gerade bei Kindern wären bei guter Bildung die Zukunftsaussichten viel besser.

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Das ist doch genau das Problem, denn wenn man CDU und die Grünen auch in einen Topf wirft, sind alle Parteien in einem Topf.

Da fehlt mir die Unterscheidung der demokratischen Parteien. Es ist richtig, dass aktuell keine Mehrheit aus demokratiefreundlichen Parteien möglich ist (das ist auch schon eine Aussage für sich). Mit Demokratie schädigenden Parteien gibt es jedoch immer noch Möglichkeiten.
Ich finde auch, das es klar bekannt werden sollte, was CDU/CSU und FDP machen. Wer diese Parteien wählt, wählt Parteien die die Demokratie schädigenden.

Ist das eigentliche Problem nicht, dass „die Presse“ hier versagt? Eigentlich wäre es die Aufgabe der Presse solche Dinge nicht einfach nur wiederzugeben, sondern diese auch einzuordnen und klar als das zu benennen, was es ist.

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Ich bin fasziniert.
Genauso lehnen sich Arbeitgeber dann zurück und verlassen sich auf den Verband, dass er schon genug Druck bei der Politik macht, damit die die Fachkräfte von Himmel regnen lässt. Und wenn sie das nicht macht, wähle ich eben zur Strafe AFD.
Unternehmer waren mal Leute, die die Ärmel hochgekrempelt haben und etwas auf die Beine gestellt haben und wenn es Probleme gab, wurden die, mal mehr, mal weniger legal, aus dem Weg geräumt.
Jetzt traut sich der Arbeitgeber nicht mal, Angestellten Deutschkurse zu finanzieren, weil er Angst hat, dem Staat in die Bildung reinzupfuschen.
Also meine Firma zahlt Deutschkurse, sie zahlt sich Nachhilfe, wenn ein Lehrling in der Schule schwächelt.

Das Immigration kurzfristig den Fachkräftemangel lößt, hat auch keiner behauptet.
Aber langfristig eben schon: Wir bekommen junge Menschen und Kinder, die in einem guten Bildungssystem zu Fachkräften werden können.

Wie soll es denn anders gehen? Rentner länger arbeiten lassen und Frauen aus der Teilzeit holen lösst das Problem ebensowenig!

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Ja, nicht das eigentliche Problem, aber auch ein Problem!